Acht Monate und zwei Tage war sie in Gefangenschaft, dann befreiten sie israelische Spezialkräfte in einer spektakulären Aktion, zusammen mit drei weiteren Geiseln. Dem israelischen Nachrichtenportal "ynet" schilderte die 26-jährige Noa Argamani nun, wie sie in Haft gehalten wurde. Sie sei immer wieder in andere Wohnungen gebracht worden, zunächst mit zwei weiteren Geiseln, eine starb bei einem israelischen Angriff, die andere wurde von den Kidnappern ermordet. Vier Mal sei sie knapp dem Tod entronnen, einmal wollte sie ein Mob lynchen.
Argamani lernte rasch Arabisch, sie sei dadurch zu einer Art "Botschafterin" für die anderen Gefangenen geworden, erzählte sie. Zuletzt war sie in der Wohnung palästinensischer Zivilisten inhaftiert gewesen, musste kochen, das Geschirr spülen. Zu essen gab es genug, aber nur selten eine Dusche, raus durfte sie nur in arabischer Kleidung. Ihre Kidnapper, ein Arzt und sein Sohn, offiziell Journalist, wurden bei der Befreiung getötet.
Mitte Mai war der slowakische Ministerpräsident Robert Fico bei einem Attentat durch mehrere Schüsse lebensgefährlich verletzt worden. Bei der Europawahl in der Slowakei kam es nun aber nicht zu den erwarteten Zugewinnen seiner linkspopulistischen Partei. Den Sieg holte sich die liberale Partei Progressive Slowakei (PS).
Die Smer-SD von Fico erhielt 24,8 Prozent und somit fünf Sitze im EU-Parlament. Die PS holte mit 27,8 Prozent der Stimmen sechs Mandate. Die rechtsextreme Republika landete mit 12,5 Prozent auf Platz drei und schickt zwei Vertreter ins EU-Parlament.
"Scheinkandidaturen" sind in Italien nicht verpönt. Deshalb war Giorgia Meloni nicht die einzige Parteichefin, die am Sonntag auf Platz 1 der Kandidatenliste stand, ohne Ambitionen auf einen Job in Brüssel zu haben. Die rechte Ministerpräsidentin gewann laut Prognosen mit ihrer Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) trotzdem die Europawahl klar.
Laut ersten Prognose des Fernsehsenders RAI kommt Meloni auf 26 bis 30 Prozent - im Vergleich zur Europawahl 2019 ein Plus von über 20 Prozentpunkten. Auf Platz zwei dürfte es mit 21 bis 25 Prozent das linke Bündnis um die sozialdemokratische Partei PD unter Oppositionsführerin Elly Schlein geschafft haben.
Das war ein deutlicher Fingerzeig, die Folgen sind schwer abschätzbar. Bei der EU-Wahl in Deutschland setzt sich die CDU/CSU mit 30,9 Prozent ganz deutlich an die Spitze. Die SPD schlitterte mit riesigem Rückstand auf Platz 2. Sie kam auf 14,6 Prozent, landete damit aber immerhin noch hauchdünn vor der rechtsextremen und von Skandalen gebeutelten AfD, die laut vorläufigem Ergebnis 14,2 Prozent holte – deutlich unter den Erwartungen.
Für die deutsche Regierungsampel war es ein bitterer Abend. Die Grünen kamen lediglich auf 12,8 Prozent, die FDP überhaupt nur auf 5,4 Prozent. Sehr gut schlug sich das neue Bündnis der Ex-Linken Sahra Wagenknecht. Es kam aus dem Stand auf 5,3 Prozent, Wagenknechts ehemalige Partei nur mehr auf 2,6 Prozent.
Der Sonntag brachte Ursula von der Leyen ihrem Traum ein kleines Stück näher. Die deutsche EU-Kommissionspräsidentin würde gerne fünf weitere Jahre im Amt bleiben und die Würfel fielen für sie günstig. Die Europäische Volkspartei (EVP) hat laut Prognose ihren ersten Platz im Europaparlament ausgebaut. "Es kann keine Mehrheit ohne die EVP gebildet werden", sagte sie.
Im neuen EU-Parlament mit 720 Sitzen wird die EVP, bei der auch die ÖVP Mitglied ist, mit 191 Mandataren die stärkste Fraktion sein. Dahinter folgen die Sozialdemokraten mit 135 Abgeordneten. Die liberalen Fraktion Renew verlor deutlich, blieb aber mit 83 Sitzen Dritter. Rot, Türkis und Pink verfügen knapp über eine absolute Mehrheit. Und das trotz eines deutlichen Zugewinns der rechten Fraktionen.
Das nennt sich wohl Erdrutsch. In Frankreich holte der "Rassemblement National" der Rechtsaußen-Politikerin Marine Le Pen laut Hochrechnungen am Sonntag zwischen 31,5 und 33,3 Prozent der Stimmen. Das Bündnis von Präsident Emmanuel Macron schaffte dagegen nur magere 15 Prozent. Macron verkündete daraufhin die Auflösung des Pariser Parlaments.
"Ich habe Ihre Botschaft und Ihre Bedenken gehört und werde sie nicht unbeantwortet lassen", sagte Frankreichs umtriebiger Europalenker in Richtung Wählerschaft. Er setzt nun alles auf eine Karte. Die Parlamentswahlen sollen am 30. Juni und 7. Juli stattfinden. Le Pen war zuletzt erfolgreich in die Mitte gerückt. "Wir sind bereit, die Macht zu übernehmen", sagte sie am Sonntag.
Die EU hat es vor Kurzem beschlossen, Deutschland hat es schon und genau da liegt das Problem. Das Lieferkettengesetz soll für einen weltweit fairen Handel sorgen, aber wenn es zwei davon gibt, wird es kompliziert. Deswegen hat der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck vorgeschlagen, das Lieferkettengesetz in Deutschland für zwei Jahre auszusetzen, damit die beiden Gesetze harmonisiert werden könnten.
"Das wäre das Beste. Das halte ich für absolut vertretbar", sagte Habeck beim Tag der Familienunternehmen im Berliner Nobelhotel Adlon. "Das könnte ein Befreiungsschlag sein." In der Ampelregierung stößt das nur teilweise auf Wohlwollen. FDP-Wirtschaftsminister Christian Lindner ist begeistert, die SPÖ von Kanzler Olaf Scholz weniger. »Will hier ernsthaft ein Spitzenpolitiker der Grünen die Menschenrechte opfern, um sich bei den Familienunternehmern anzubiedern?", fragte der arbeitsmarktpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Martin Rosemann.
Geraldine Rauch ist Präsidentin der Technischen Universität Berlin, aber ihr Stuhl wackelt gehörig. Der Akademische Senat der Uni hat ihr mit 13 zu 12 Stimmen das Misstrauen ausgesprochen, eine herbe Niederlage, obwohl eine Zweidrittel-Mehrheit für die Abwahl nötig gewesen wäre. Trotzdem entschied sich Rauch dafür, im Amt zu bleiben. Aber sie ist ja auch Mitglied im Zukunftsrat des Bundeskanzlers, da aber nicht mehr lange. Bei der nächsten turnusmäßigen Neubesetzung wird Rauch gestrichen, legte Olaf Scholz (SPD) fest.
Die Präsidentin hatte auf X drei antisemitische Posts mit "Gefällt mir" markiert. Einer der Post zeigt Fotos von Demonstranten, die ein Bild des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu mit einem aufgemalten Hakenkreuz hochhalten. Es soll es sich um türkische Demonstranten handeln, die einen Waffenstillstand im Gazastreifen fordern. Rauch entschuldigte sich. "Ich werde an meinen Fehlern arbeiten".