"Digitale Guillotine", kurz "Digitine", wird der Vorgang inzwischen genannt, dabei hatte alles so schön begonnen. Auf der Met-Gala in New York (Karten ab 30.000 Euro) zeigten Stars auf dem roten Teppich Roben in aller Opulenz. Die Veranstaltung wurde per Lifestream übertragen. Aber: Zu selben Zeit rückte die israelische Armee im Gazastreifen auf die Stadt Rafah vor. Party hier, Krieg dort, auf TikTok baute sich Wut auf. Oder sie wurde dort aufgebaut.
Das hat nun für viele Prominente Konsequenzen. Denn unter dem Slogan "Celebrity Blockout“ wurde auf TikTok eine Aktion gestartet, die immer größere Kreise zieht. Stars, Influencer, Betuchte, die sich nicht ausreichend genug für die Hamas-Unterstützer ausgesprochen oder zumindest ihr Mitgefühl ausgedrückt hatten, sollten in den sozialen Netzwerken blockiert werden, so der Aufruf. Zendaya, die Kardashians, Beyoncé und Taylor Swift gehören zu den Betroffenen. Noch ist ihr Verlust an Nutzerschaft mental bewältigbar.
Es war ein malerisches Bild, aber es hatte einen "Schönheitsfehler": Am vergangenen Samstag lief die "MSC Meraviglia" am Brooklyn Cruise Terminal in New York ein, das Kreuzfahrtschiff kam aus der Karibik. Im Hintergrund war die Freiheitsstatur zu sehen, aber vorne am Bug schob der Ozeanriese einen toten Seiwal vor sich her, 13 Meter lang, 20 Tonnen schwer. Ein Problem wurde sichtbar gemacht. Immer häufiger kommen Meerestiere zu Tode, weil es immer mehr Schiffe gibt.
"MSC Cruises", Eigentümerin des Schiffs, hat inzwischen eine Untersuchung eingeleitet, denn die Fotos des Wals gehen um die Welt und das sind nicht die Art Bilder, die ein Reiseunternehmen gut gebrauchen kann. Man habe in den vergangenen Jahren mit mehr als hundert getöteten Walen zu tun gehabt, sagte ein Wissenschafter der "Atlantic Marine Conservation Society", der eingeschaltet wurde, der "New York Times". Nun wird überprüft, ob ein Tempolimit auf hoher See das Sterben stoppen könnte.
Es sind verstörende Vorwürfe, die in der "Zeit" erhoben werden. Zwei Juroren des mit 35 000 Euro dotierten Berliner Internationalen Literaturpreises erzählten der Wochenzeitung, dass nicht (allein) die Qualität eines Buches für den Gewinn ausschlaggebend sei. Die Entscheidungen würden "klar politisch getroffen", sagen Juliane Liebert und Ronya Othmann und brechen damit ein Tabu auf. Denn über Jurysitzungen wurde bisher inhaltlich nicht geredet.
Es geht um den Sengalesen Mohamed Mbougar Sarr, der 2023 prämiert wurde. Er stand auf der Shortlist, ebenso eine südkoreanische Autorin, eine Russin, eine Weissrussin, eine Mexikanerin, eine Französin. Sie sei schnell aussortiert worden, so die Jurorinnen, "Zu weiß, zu privilegiert", sie war nicht die Einzige. Ein Juror wird mit dem Satz zitiert: "Sorry, ich liebe Literatur, aber Politik ist wichtiger." Opfer ist nicht nur die Literatur, sondern es sind auch die Ausgezeichneten, auf denen nun ein Makel haftet.
Solche Geschichten schreibt nur das Leben. 1963 war Captain Ed Dwight als Astronaut für den Flug mit der "Apollo" auf dem Mond vorgesehen – aller erster Mann mit dunkler Hautfarbe. Dann aber wurde am 22. November in Dallas sein wichtigster Förderer erschossen, US-Präsident John F. Kennedy. Dwight schaffte es nie auf den Mond, er wurde Bildhauer, berichtet der "Spiegel".
Aber: Sag niemals nie! Ed Dwight ist inzwischen 90 Jahre alt und fliegt jetzt an Bord einer Raumkapsel von Amazongründer Jeff Bezos ins All. Schon am Pfingstsonntag soll es soweit sein, "Blue Origin" startet in Texas. Dwight wäre dann der älteste Mensch, der je in der Schwerelosigkeit war. Zwei seiner Kunstwerke waren schneller als er, die flogen schon an Bord von Raumschiffen ins All.
Okay, den Titel hätte man etwas pfiffiger gestalten können. "Erklärung über die Vertiefung der gemeinsamen strategischen und umfassenden Partnerschaft für eine neue Ära" nennt sich das Dokument, das Russlands Präsident Wladimir Putin und der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping in Peking unterschrieben. Dazu schlossen die beiden Ländern 11 bilaterale Verträge ab. Spätestens da war klar: Hier wollen zwei Staatschef der Welt was zeigen.
Am Donnerstag begann der Besuch von Putin bei Xi. Mit allem Pomp: Ehrengarde, 21 Salutschüsse, jubelnde Kinder, "Moskauer Nächte" als Empfangsmusik, die gesamte chinesische Regierung trabte an. Zwei Weltmächte zeigten der Welt, was sie aneinander haben. Um 26 Prozent ist das Handelsvolumen seit der Ukraine-Invasion angestiegen, China nimmt Russland Öl und Gas ab, China liefert Autos und Elektronik, die wegen der Sanktionen schwer zu bekommen sind. Es ist eine tiefe Zweckbeziehung entstanden und der Zweck heiligt bekanntlich alle Mittel.
Auch ein bisschen ein Kindergarten. Monatelang wurde gefeilscht, ob und wann und in wie vielen TV-Duellen sich US-Präsident Joe Biden und Ex-Präsident Donald Trump gegenüberstehen würden. Nun ist klar: Es wird zwei Konfrontationen geben, eine im Juni, eine im September (die genauen Daten stehen noch nicht fest).
Erst lud Trump auf Social Media den "Crooked Joe" (also krummen Biden) zur Debatte ein (hier zu lesen), nun gab ihm Joe Biden via YouTube (hier anschauen) die Antwort. "Donald hat beide Debatten 2020 gegen mich verloren, seither ist er zu keiner mehr erschienen", sagt Biden. "Well, make my day, pal!" Die beiden Duelle werden mutmaßlich auf CNN stattfinden. Trump hat schon zugesagt. Einfach so.
Sie wollte nur ein bisschen Smalltalk machen, aber das war für die Fische. Claire Ozanne ist Oxford-Absolventin und Insektenspezialistin, trat schon in BBC-Radioprogrammen auf, Nana Sato-Rossberg ist Leiter der Abteilung für Sprachen, Kultur und Linguistik an der London University. Nun fanden sich die beiden Wissenschafterin vor Gericht wieder, weil sich die eine von der anderen beleidigt fühlte, berichtet die "Times". Die hatte nämlich gesagt: "Ich mag Sushi".
Es passierte 2021. Ozanne erzählte Sato-Rossberg von einem Sushi-Restaurant in ihrer Nähe, in das sie gerne mit ihrer Familie gehe. Sato-Rossberg fand das übergriffig. Zu einer Deutschen würde sie ja auch nicht sagen: "Ich mag Wurst". Sie nannte das Vorgehen ihrer Vorgesetzten in einem Mail an die Uni-Leitung "Mobbing" und "Belästigung" und "rassistische Mikroaggression". Die Uni startete eine Untersuchung, stellte sie ein, also klagte Sato-Rossberg und verlor nun. Sie sei wohl etwas übersensibel, befand der Richter.
So eine miese Stimmung gab es bei einem ESC noch nie und sie hält offenbar an. Malmö in Schweden hat die Nase voll. "Sollte Schweden im nächsten Jahr gewinnen und wir wieder gefragt werden, werden wir ablehnen. Wir haben weder die Kraft noch den Willen Gastgeber zu sein, und das für eine lange Zeit,“ sagt die Veranstalterstadt und gibt der EBU die Schuld dafür.
Die Europäische Rundfunkunion, Veranstalter der Show, reicht den Schwarzen Peter an einige Länder-Delegationen weiter. An die Niederlande etwa mit dem übergriffigen Sänger Joost Klei, vor allem aber an die Mobber von Israels Eden Golan. "Traumatisch" nannte es Litauens Silvester Belt hinter Golan auf die Bühne gehen zu müssen, Gåte (Norwegen) hatten überlegt, gar nicht erst zum Finale anzutreten, die Irin Bambie Thug sagte wegen Israel: "Fuck EBU." Wie lautete doch das Motto heuer? Ach ja, "United By Music".