Monika Rosen

"Amazon & Co stecken heuer 199 Milliarden Dollar in KI"

US-Tech-Aktien: Alles KI … oder doch nicht? Auch bei der "Künstlichen Intelligenz" wird jetzt ganz natürlich aufs Geld geschaut. Börsen-Profi Monika Rosen analysiert.

Monika Rosen war über 20 Jahre lang Chefanalystin im Private Banking einer österreichischen Großbank. Sie ist auch Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft
Monika Rosen war über 20 Jahre lang Chefanalystin im Private Banking einer österreichischen Großbank. Sie ist auch Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft
Helmut Graf
Monika Rosen
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Das Zauberwort "Künstliche Intelligenz" hat im Vorjahr die Kurse der großen US-Tech-Aktien nach oben getrieben. Heuer wird genauer hingeschaut. Ist KI für die Unternehmen zunächst nur ein Milliardengrab, oder können einige von ihnen damit schon jetzt etwas verdienen?

Bei den Tech-Aktien ist es derzeit wie im richtigen Leben: nach einer wilden Party macht sich da und dort etwas Ernüchterung breit. Die Worte "Künstliche Intelligenz" allein reichen nicht mehr aus, um die Anleger in Begeisterung zu versetzen. Im Gegensatz zum Vorjahr werden jetzt Dinge hinterfragt.

Der Einsatz von KI erfordert zunächst einmal einen riesigen Kapitaleinsatz. Die Anleger wollen daher wissen, ob sich das lohnt, nicht irgendwann, sondern wenn möglich schon heuer. Und falls die Antworten der Unternehmen nicht ganz entsprechen, bekommen die Aktien das gnadenlos zu spüren. Aber bei welchen Tech-Werten ist KI derzeit Trumpf ist und wer macht damit keinen Stich?

Bei den jüngsten Quartalszahlen von Meta (Facebook), Alphabet (Google) und Microsoft ging es sehr stark um KI. Im Gegensatz zu den beiden anderen ist Meta abgestürzt. Warum?
Im Unterschied zu den beiden anderen konnte Meta die Anleger nicht davon überzeugen, dass ihre großen Investitionen in die KI schon jetzt etwas bringen. Für das laufende Jahr hat man vor allem die Prognose bezüglich Umsatz gesenkt, die für die Kosten aber erhöht. Das hat den Anlegern nicht behagt, die Aktie verlor allein nach der Ansage über zehn Prozent. Dennoch ist das Papier seit Jahresbeginn immer noch mit über 20 Prozent im Plus.

Amazon-Chef Jeff Bezos und seine Lebensgefährtin Lauren Sanchez beim Staatsdinner für Japans Premierminister Fumio Kishida im Weißen Haus
Amazon-Chef Jeff Bezos und seine Lebensgefährtin Lauren Sanchez beim Staatsdinner für Japans Premierminister Fumio Kishida im Weißen Haus
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Und was machen dann Alphabet (Google) und Microsoft besser?
Auch bei diesen beiden Unternehmen waren und sind die Anfangsinvestitionen in KI enorm, aber sie liefern schon jetzt messbare Ergebnisse, und zwar vor allem im Cloud-Bereich. Microsoft beispielsweise erwartet, dass die Cloud-Plattform "Azure" (durch KI unterstützt) auch in den nächsten Quartalen jeweils mit mindestens 30 Prozent wachsen kann.

Um das einmal ein bisschen zu konkretisieren: was genau bedeutet "enorme Investitionen"?
Amazon, Meta, Microsoft, Alphabet und Oracle werden heuer zusammen rund 199 Milliarden Dollar in die KI investieren, das ist ein Anstieg von 28 Prozent gegenüber 2023.

Und wie groß ist der Kuchen, bzw. wie groß könnte er werden?
Schätzungen gehen davon aus, dass der Umsatz mit KI in den nächsten zehn Jahren auf eine Billion Dollar (das sind 1.000 Milliarden) steigen wird. Also große Kosten, aber auch eine riesige Chance!

Diese Woche werden Amazon und Apple berichten … was ist hier zu erwarten?
Natürlich werden auch bei diesen beiden Aktien die Initiativen rund um KI im Fokus stehen. Apple hat man ja vorgeworfen, den Start von KI etwas verschlafen zu haben. Außerdem soll der Absatz von iPhones in China um rund 19 Prozent eingebrochen sein. Insofern ist die Aktie seit Jahresbeginn auch 14 Prozent im Minus. Amazon gilt als einer der Marktführer bei KI, die Aktie hat heuer auch schon 18 Prozent zugelegt. Amazon Web Services hat im Vorjahr eine Wachstumsrate von 24 Prozent vorgelegt, das gilt es zumindest zu halten.

Meta-Chef Mark Zuckerberg mit seiner Ehefrau Priscilla Chan auf der Vorhochzeitsfeier von Milliardär Mukesh Ambani
Meta-Chef Mark Zuckerberg mit seiner Ehefrau Priscilla Chan auf der Vorhochzeitsfeier von Milliardär Mukesh Ambani
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Kann Europa hier irgendwie mitmischen, oder stehen wir auf verlorenem Posten?
Die bekanntesten KI-Aktien in Europa sind ASML aus den Niederlanden, ein Zulieferer der Halbleiter-Industrie, und Arm Holding, ein britischer Chipdesigner, der aber mehrheitlich zur japanischen Softbank gehört. Laut Daten der EU verwenden nur acht Prozent der europäischen Unternehmen KI. Wir haben also wieder einmal Aufholbedarf.

Und welche Aktienstrategie ist nun bei Tech-Werten sinnvoll?
Dann gebe ich die obligate Antwort: Wählen Sie eine Gesamtstrategie für Ihr Portfolio. Wenn Aktien darin Platz finden dürfen, dann sollten die USA schon vertreten sein, denn auf sie entfällt mehr als die Hälfte des Welt-Aktien-Index. Im Rahmen eines US Aktien-Engagements wird Technologie wahrscheinlich vorkommen.

Ganz grundsätzlich gilt: bei Tech-Aktien sind sowohl Risiko als auch Chancen überdurchschnittlich groß. Langfristig gesehen (über die letzten 25 Jahre zum Beispiel) haben sich aber gerade US-Tech-Werte als sehr erfolgreich und letztlich auch krisenresistent gezeigt.

Monika Rosen war mehr als 20 Jahre bei einer heimischen Großbank tätig, ist Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft und gefragte Spezialistin rund um alle Geldthemen

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