GELD-PROFI MONIKA ROSEN

Boom KI: „Reich werden die, die Goldsuchern die Schaufeln verkaufen“

Wie die neue Wunderwaffe Künstliche Intelligenz unser (Geld-)Leben verändert. Börsen-Expertin Monika Rosen klärt auf.

Akt. Uhr
Anhören
Teilen

Künstliche Intelligenz ist das Zauberwort der Stunde. Für die einen eine Wunderwaffe, die alle Branchen bereichern und reich machen wird. Aus Sicht der anderen eine Bedrohung. Erobert KI auch die Welt des Geldes und der Banken? Gibt’s bald keine echten Menschen mehr als Bankberater? Und kann man mit KI an der Börse reich werden? Um diese Fragen geht’s im aktuellen Newsflix-Podcast mit Finanzexpertin Monika Rosen. Hier die wichtigsten Passagen. Monika Rosen über …

Fähigkeiten der KI: Es beginnt bei einem Sprachassistenten im Auto, dem ich sagen kann: "Bitte ruf Herrn Meier an." Aber das, was derzeit Furore macht, ist viel komplexer – wenn Künstliche Intelligenz aus einer riesigen Datenmenge etwas erschafft, was es vorher nicht gab. Etwa ein Fake-Foto von zwei Politikern, die sich umarmen – was sie in der Wirklichkeit nie tun würden.

Pro und Contra bei Banken: Eine große Stärke von KI ist, dass sie sehr gut filtern kann. Zum Beispiel kann sie Anfragen oder Beschwerden von Kunden in verschiedene Kategorien einteilen und gleich einmal richtig zuweisen. Aber die Banken sind teilweise zurückhaltend, was den Einsatz von KI betrifft, weil die Kunden offenbar Vorbehalte haben – sie wollen echte Menschen und keinen Computer als Gegenüber.

Monika Rosen war über 20 Jahre lang Chefanalystin im Private Banking einer österreichischen Großbank. Sie ist auch Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft
Monika Rosen war über 20 Jahre lang Chefanalystin im Private Banking einer österreichischen Großbank. Sie ist auch Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft
Helmut Graf

Konto-Leerräumen via KI: Die Rolle der KI im Betrugsfall ist nicht, dass sie eigenständig Beträge von Bankkonten überweist, sondern die Falle optimiert. Betrüger, die via Massenmails an Geld kommen wollen, können sich Filterqualitäten einer KI zunutze machen. Zum Beispiel gibt es den Fall, dass einige hunderttausend Mail-Adressen angeschrieben werden – mit einer Geldforderung unter Hinweis auf ein angebliches Video aus der vergangenen Nacht. Statistisch ist erwiesen, dass sechs bis acht Prozent der so Angeschriebenen tatsächlich überweisen. Mittels KI lässt sich der Adressen-Pool potenzieller Opfer so filtern, dass die "Erfolgs"-Wahrscheinlichkeit eher Richtung acht Prozent geht.

Aktientipps via KI: Das funktioniert nicht – und Erfahrungen zeigen, dass die KI auf solche Fragen nicht konkret antwortet und auf das Risiko solcher Geschäfte hinweist. Das ist auch gut so, denn ein Gespräch mit einem erfahrenen Menschen ist hier unersetzbar.

KI als Lehrmeisterin: Beim Thema Finanzbildung kann KI eine wichtige Rolle übernehmen. Schnelle und exakte Antworten geben auf Fragen wie "Was ist eine Aktie", "Welche Börsenplätze gibt es", "Was sind Blue Chips" und so weiter. Mittelfristig soll KI ja die herkömmlichen Suchmaschinen ersetzen, heißt es.

Mensch statt KI: Gerade beim Thema Finanzen braucht es immer einen mündigen Konsumenten und denkenden Menschen. Es führt kein Weg daran vorbei, sich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen. Weil nur dann kann ich beurteilen, was mir die KI sagt.

Reich werden mit KI: Für das, was die KI macht –aus riesigen Datenmengen Dinge zu erschaffen, die es bisher nicht gab – braucht es auch eine Hardware, nämlich besonders leistungsfähige Chips. Die Firmen, die diese Hochleistungschips machen, alle voran das US-Unternehmen Nvidia, scheffeln jetzt richtig Geld. Das ist vergleichbar mit dem kalifornischen Goldrausch im 19. Jahrhundert: Damals haben die allerwenigsten Gold gefunden. Wirklich reich wurden diejenigen, die den Goldsuchern die Schaufeln verkauft haben. Das ist jetzt bei Nvidia der Fall: Die machen, unter Anführungszeichen, die Schaufeln, also die Chips, die notwendig sind, um KI zu erzeugen.

Boom der KI-Aktien: Um KI-Unternehmen und ihre Aktien herrscht derzeit ein Hype, die Wachstumszahlen und die Erwartungen sind riesig. Und der Bereich KI ist noch nicht etabliert genug, dass er schon die ersten Enttäuschungen produziert hätte. Deshalb wird hier jetzt das Land noch verteilt, um beim Wilden Westen zu bleiben. Wenn einmal erste Enttäuschungen, erste Wachstumsverlangsamungen hereinkommen, schaut die Sache vielleicht schon anders aus.

Monika Rosen war mehr als 20 Jahre bei einer heimischen Großbank tätig, ist Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft und gefragte Spezialistin rund um alle Geldthemen.

Akt. Uhr
#Expertise
Newsletter
Werden Sie ein BesserWisser!
Wissen, was ist: Der Newsletter von Newsflix mit allen relevanten Themen des Tages und den Hintergründen dazu.