sidekick als superstar
Keine Ente! So wird Donald zum 90. Geburtstag vergoldet
Er begann als Nebenfigur in einem Zeichentrickfilm und ist längst der größte Star im Disney-Imperium. Zum 90. Geburtstag von Donald Duck erscheinen gleich mehrere Jubiläumsausgaben. Der Überblick.
Wer ist Donald Duck? Diese Frage stellt sich eigentlich nicht. Denn in seiner mittlerweile 90-jährigen Geschichte wurde der Enterich aus der Werkstatt von Walt Disney vom Zeichentrickfilm-Nebendarsteller zur bekanntesten Comic-Figur der Welt. Und es gibt kaum eine Weltregion, in der man ihn nicht kennt. Von China, wo er Táng Lăo Yā heißt (Táng = Dynastie, Yā = Ente), und Japan (Donarudo) über den arabischen Raum (Battout, batta = Ente) und die Türkei (vakvak amca) bis Russland (Donald Dak) und Südamerika (El Pato Donald).
90 Jahre Donald Duck Zum 90. Geburtstag feiert der Egmont Verlag, der bereits seit 1951 (!) die publizistische Heimat von Donald und allen anderen Disney-Figuren in Deutschland ist, seinen wichtigsten Botschafter gleich mit mehreren Sonder-Publikationen. Was man über die berühmteste Comic-Ente der Welt und die Jubiläums-Ausgaben wissen muss:
Wann wurde Donald erfunden?
Der Enterich schlüpfte 1934 aus den Federn von Al Taliaferro und Ted Osborne (beide als Trickfilmzeichner bzw. -texter bei Walt Disney tätig) als Nebendarsteller im Film "The Wise Little Hen". Damals noch deutlich dünner und mit Flügeln statt Händen ausgestattet, änderte er rasch seine Gestalt. Ab 1935 trat er in Mickey-Mouse-Tageszeitungs-Strips auf, ab 1938 hatte er seinen eigenen Comic Strip.
Wann kamen die ersten langen Donald-Comics?
1942 erschien mit "Donald Duck Finds Pirate Gold" die erste lange Donald-Duck-Comic-Geschichte, geschaffen von Carl Barks (1901 bis 2000), der in den folgenden Jahren zum prägenden Künstler für alle Duck-Comics aus dem Hause Disney werden sollte. Barks gilt Fans wie Kollegen gleichermaßen als einer der bedeutendsten Comic-Künstler des 20. Jahrhunderts, dessen Ruhm bis heute anhält und dessen stilbildenden Geschichten immer wieder neu aufgelegt werden.
Was macht die Donald-Comics von Barks so außergewöhnlich?
Einerseits sein Erfindungsreichtum – Barks verdanken wir Figuren wie Onkel Dagobert, Daniel Düsentrieb, den Glückspilz Gustav Gans oder die Panzerknacker. Zum anderen seine Art zu erzählen. Barks setzte nicht auf oberflächliche Gags, sondern schuf ausschweifende Abenteuer, in denen er die Vielschichtigkeit der menschlichen Natur (die er auf die Welt der Enten umlegte) thematisierte. Viele seiner Geschichten gehören heute zum Kanon der Comic-Literatur.
Gibt es Unterschiede zwischen Donald auf Englisch und auf Deutsch?
Oh ja, und wie! Und dieser Unterschied hieß Dr. Erika Fuchs. Die studierte Kunsthistorikerin lebte von 1906 bis 2005 und war von 1951 an Chefredakteurin der deutschen "Micky Maus" und Übersetzerin aller Comics. Sie prägte den Erfolg der Geschichten um Micky und Donald in der deutschen Sprache entscheidend mit. Sprachlich ausgefeilt, wortwitzig und gespickt mit Zitaten, legte sie damit einen wichtigen Grundstein für Bildung via Comics. Die Redewendung "Dem Ingenör ist nichts zu schwör" stammt von ihr …
Wie viele Donald-Duck-Comics gibt es mittlerweile?
Unüberschaubar viele. Da Disney schon früh damit begann, Lizenzen für seine Figuren zu vergeben, haben sich über die Jahrzehnte in vielen Teilen der Welt eigene "Zeichenschulen" etabliert. So gibt es, neben den USA, einen bedeutenden Output an Duck-Comics in Italien, Skandinavien, den Niederlanden, Brasilien und Deutschland. Und bei weitem nicht alles wird überall auf der Welt veröffentlicht.
Spielt Donald auch als Zeichentrickfilmfigur noch eine Rolle?
Seit den 1950er-Jahren kaum noch. Damals begann Disney damit, seine abendfüllenden Trickfilme nach Klassikern der Literatur und Märchen zu gestalten ("Cinderella", "Alice im Wunderland", "Peter Pan" …), Figuren wie Donald oder Micky rückten in den Hintergrund.
Welche Geburtstags-Comics zum 90er gibt es?
Da wäre zunächst mal die "Sonderedition Lustiges Taschenbuch (LTB) 90 Jahre Donald Duck", eine Box mit vier Bänden und insgesamt 1.216 Seiten um 40,50 Euro. Jeder Band legt einen Schwerpunkt auf Donalds wichtigste Mitstreiter und Gegenspieler und enthält mindestens vier Deutsche Erstveröffentlichungen. Band 1 beinhaltet 14 Stories rund um Tick, Trick und Track, Band 2 bietet 12 Geschichten um Onkel Dagobert, die Panzerknacker und Phantomias, Donald Ducks sehr erfolgreiches Superhelden-Alter Ego.
Wie hält es Donald mit der Liebe?
Diese Frage beantwortet der 3. Band der Jubiläumsbox. Donald liebt Daisy Duck - seit quasi immer. Seiner Angebeteten und ihrer komplizierten Beziehung miteinander ist diese Sammlung gewidmet. Hier finden sich Erwachsene, oft mit Augenzwinkern, wieder. Eine Besonderheit bietet die Story "Ein verrückter Tag" aus dem Jahr 2014, bei der die Leser selbst entscheiden können, wie die Geschichte weitergehen soll und so ein Ende aussuchen.
Wo bleibt Gustav Gans, der unsympathische Glücksvogel?
Mit ihm, der ständig in Konkurrenz zu Donald steht und immer wieder auch um Daisy buhlt, befasst sich der 4. Band der Box. Ebenso wie mit dem absolut chaotischen Dussel, dessen Schnapsideen meistens andere ausbaden müssen. Außerdem wird Donald von der O.M.A einberufen, der Organisation zum Kampf gegen Monster aller Art, und er triumphiert in der letzten Story endlich mal über Gustav.
Und sind auch Geschichten von Carl Barks in der Box?
Leider nein, das ist der Wermutstropfen an dieser Ausgabe. Denn eigentlich ist eine Donald-Anthologie ohne Barks nicht komplett. Wer sich genauer mit dem Werk von Barks auseinandersetzen möchte, hat allerdings anderweitig genügend Gelegenheit. In den letzten Jahrzehnten sind mehrere komplette Ausgaben seines Werks auf Deutsch erschienen. Welche Bände aus der Feder von Barks aktuell erhältlich sind, zeigt dieser Überblick.
Und sonst?
Für alle, die nicht genug Ente bekommen können, gibt es außerdem den überformatigen Prachtband "Der dicke Donald", fast 2 Kilo schwer, 368 Seiten stark und 61,50 Euro teuer. Die Ausgabe versammelt Donald-Comics aus allen Phasen seiner "Karriere". Von einer Adaption des ersten Zeichentrickfilms "The Wise Little Hen" über Arbeiten aus den 40er- und 50er-Jahren von Zeichner-Größen wie Carl Barks und Walt Kelly (sein hier abgedruckter Donald-Comic ist übrigens eine deutsche Erstveröffentlichung) bis zu den großen Zeichnern der der Gegenwart wie Giorgio Cavazzano, William van Horn, Don Rosa oder Marco Rota.
Wie wurde aus einer Nebenfigur eigentlich ein Superstar?
Das ebenfalls für Donalds 90er gestaltete Magazin "Aus dem Leben eines Superstars" (98 Seiten für 8,90 Euro) gibt darauf jede Menge Antworten und verlockt, tiefer in die Materie Duck einzutauchen. Das Heft beinhaltet Fakten zu allen relevanten Enten, Comic-Beispiele aus Donalds Anfängen und Infos zu deren Gestaltern, sowie ein Porträt des legendären Carl Barks. Außerdem bietet das Magazin Erläuterungen, wie ein Comic entsteht, sowie Interviews und O-Töne aktueller Schreiber und Zeichner aus dem Donald-Universum.
Wieso kommt gerade Donald bei Millionen Menschen so gut an?
Weil er gerade in all seiner Unvollkommenheit so menschlich ist. Er ist tollpatschig, faul, scheitert laufend, steht aber jedes Mal wieder auf. Seine Wut lässt er cholerisch raus, doch Minuten später ist wieder großherzig und fürsorglich. Donald ist eine Ente wie du und ich.
Wem schenkt man jetzt am besten was?
Die Jubiläumsbox (für Kinder ab 6) macht Neueinsteiger neugierig und kann auch die Eltern zum Wiederschmökern verleiten. Das Magazin (ab 10) wird Kenner und Liebhaber jeden Alters erfreuen. Und der Prachtband macht in jeder Bücherwand etwas her und bietet den besten Querschnitt durch 90 Jahre Donald. Es ist also für jeden etwas dabei!