Geld-Profi Monika Rosen

Öl, Aktien, Gold: Warum Märkte auf Iran-Attacke cool reagierten

An den Finanzmärkten blieb das befürchtete Erdbeben bis jetzt weitgehend aus. Warum? Börsen-Expertin Monika Rosen analysiert.

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Am Wochenende ist die Welt, so scheint es, wieder ein Stück weit gefährlicher geworden. Der direkte Angriff des Iran auf Israel wird wohl nicht unbeantwortet bleiben, auch wenn die internationale Gemeinschaft alles unternimmt, um eine weitere Eskalation im Mittleren Osten zu verhindern.

An den Finanzmärkten wurde mit einer klassischen Reaktion in Richtung Risiko-Reduktion gerechnet. Die kam an sich auch, das Ausmaß fiel aber wesentlich geringer aus, als man hätte erwarten können. Unterschätzen die Märkte die Gefahr? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Zunächst eine grundsätzliche Frage: Wie reagieren die Finanzmärkte im Allgemeinen auf eine geopolitische Bedrohung?
Der klassische Reflex in einer solchen Situation ist es, Risiko aus den Portfolios herauszunehmen. Das heißt, Aktienkurse fallen, weil die Anleger Positionen tendenziell eher verkaufen. Man flieht in den sicheren Hafen von Staatsanleihen und auch Gold. Das Edelmetall galt schon immer als Krisenprofiteur.

Monika Rosen war über 20 Jahre lang Chefanalystin im Private Banking einer österreichischen Großbank. Sie ist auch Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft
Monika Rosen war über 20 Jahre lang Chefanalystin im Private Banking einer österreichischen Großbank. Sie ist auch Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft
Helmut Graf

Bei den Währungen geht der Zug eher in Richtung Dollar und auch Schweizer Franken. Etwas komplexer ist die Lage beim Ölpreis. Die jüngsten geopolitischen Krisen betreffen Länder bzw. Regionen, die große Ölexporteure sind (Russland und Mittlerer Osten). In einer solchen Gemengelage neigt Rohöl eher dazu, im Preis zuzulegen.

Und lief das in diesem Fall auch so ab?
Im Prinzip schon, allerdings fielen die Kursbewegungen deutlich schaumgebremst aus. Man hatte am Wochenende sicherlich eine viel heftigere Marktreaktion erwartet, so nach dem Motto "Raus aus dem Risiko und auf Nummer Sicher gehen". Für den Moment scheinen die Anleger aber davon auszugehen, dass die Situation beherrschbar bleibt.

Sprechen wir nochmals über den Ölpreis. Er gilt ja als wichtigstes "Fieberthermometer" für Krisen im Mittleren Osten …
Das trifft auf alle Fälle zu. Der Ölpreis reagiert auf jede Art der Unruhe in Förderregionen, und nirgendwo trifft das unmittelbarer zu als im Mittleren Osten. Wenn eine Destabilisierung in einer für die Ölförderung wichtigen Region droht, steigt der Ölpreis, da die "normale" Produktion unter Umständen in Gefahr geraten könnte. Das ist aber ein wichtiger Punkt: die Spirale der Gewalt ist menschlich überaus tragisch. Unmittelbar wurde bis jetzt aber keine Ölförderanlage getroffen. Auch das hat dazu beigetragen, dass die Lage an den Ölmärkten vergleichsweise ruhig blieb.

Israels Abwehrsystem Iron Dome fängt Drohnen aus dem Gazastreifen ab (Archivaufnahme)
Israels Abwehrsystem Iron Dome fängt Drohnen aus dem Gazastreifen ab (Archivaufnahme)
Reuters

Kann es sein, dass die Märkte die Gefahr schlicht unterschätzen?
Das ist natürlich möglich. Die Region ähnelt ja zunehmend einem Pulverfass, insofern kann man selbstverständlich nichts ausschließen. Dazu kommt die Tatsache, dass gerade die Aktienmärkte in den letzten Monaten sehr stark gestiegen sind. Sollte es also zu einer Verschärfung der Bedrohungslage kommen, wäre genug Platz für Gewinnmitnahmen vorhanden.

Soll man in einer derartigen Lage eher kaufen oder verkaufen?
Man sollte jede Investment-Entscheidung gut überlegen und sich nicht unbedingt von kurzfristigen Schlagzeilen leiten lassen. Eine langfristige, wohl durchdachte Strategie ist wichtig, ebenso die Disziplin, diese einzuhalten. Und selbstverständlich sollte diese Strategie im Einklang mit der eigenen Risikobereitschaft und dem gewünschten Zeithorizont stehen.

Davon abgesehen sind Kursrückschläge, die auf äußeren Ereignissen und nicht auf negativen Unternehmenszahlen beruhen, sicher eher eine Gelegenheit für einen Zukauf.

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