Aufruf

"Österreich muss bei der KI endlich in die Gänge kommen!"

Entweder wird denken jetzt groß oder die nächste Zeitwende findet ohne uns statt.

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Nach der Internet-Revolution und der damit möglichen Plattformwelt dominieren die USA und China auch die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. Von den Sprachmodellen bis zu den Chips. Wenn Europa auch die Schlacht um diese Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts verliert, ist der wirtschaftliche Abstieg vorprogrammiert.

Andere starten, wir diskutieren Trotz vieler hervorragender Leistungen  in der Grundlagenforschung und unternehmerischer Einzelerfolge, ist Europa im Wettlauf um die Zukunft noch nicht in die Gänge gekommen. Während andere schon fast uneinholbar voran sind, diskutiert Europa noch am Start, ob und nach welchen Regeln man überhaupt am Rennen teilnehmen will.

Alexander Wrabetz war von 2007 bis 2021 Generaldirektor des ORF. Seit November 2022 ist der studierte Jurist Präsident des SK Rapid
Alexander Wrabetz war von 2007 bis 2021 Generaldirektor des ORF. Seit November 2022 ist der studierte Jurist Präsident des SK Rapid
Helmut Graf

Superchip, aber nicht von uns Sinnbildlich dafür: In derselben Woche, in der Nvidia-Ikone Jensen Huang mit dem "Blackwell 200" den neuen Superchip für die AI-Welt präsentiert, klopft man sich in Brüssel für den letztlich vom Parlament beschlossenen AI-Act auf die Schulter. Die EU, Weltmeister der Regulierung.

Wir spielen keine Rolle mehr Die Zeiten, als Europas Regeln für andere Player zum Vorbild wurden, sind vorbei. Daher wird der AI-Act auch keine größere Bedeutung für die globale Entwicklung der Zukunftstechnologie haben. Aber: Er bietet genügend Spielraum für Entwicklung und Anwendung der Künstlichen Intelligenz. Es muss nur allen Entscheidern klar sein, dass mit dem AI-Act das Jahrhundertthema nicht abgehakt werden darf.

Von der neuen EU-Spitze über die Mitgliedsstaaten bis zu den Unternehmen, den Sozialpartnern und Forschungseinrichtungen ist Initiative notwendig.

Wir brauchen einen KI-Europaplan  J. F. Kennedys Moonshot-Projekt "Apollo" oder das europäische Airbus-Projekt zeigen, wie Kontinente in kurzer Zeit den Rückstand in Schlüsselindustrien in Marktführerschaft verwandeln können. Ein KI-Europaplan muss in Wirtschaft, Verwaltung, Gesundheit, Bildung, Verteidigung, Sicherheit, Medien, Cyber Security und vielen anderen Bereichen die Herausforderungen annehmen und die Chancen nützen.

Sepp Hochreiter, Leiter des "Instituts für Machine Learning" an der Johannes Kepler Universität Linz
Sepp Hochreiter, Leiter des "Instituts für Machine Learning" an der Johannes Kepler Universität Linz
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Halten wir die klugen Köpfe hier! Das erfordert das Umlenken öffentlicher und kommerzieller Finanzströme in einem dramatischen Ausmaß. In diesem Jahrzehnt besteht bereits ein Investitionsrückstand der EU gegenüber den USA und China von bis zu 300 Milliarden US-Dollar. Noch intensiver muss der Wettbewerb um die AI-Forscher und Entwicklerinnen geführt werden. Derzeit arbeiten bereits über 60 Prozent der führenden AI-Köpfe in den USA. Der Brain Drain Richtung Silicon Valley darf nicht weitergehen.

Nehmen wir die Herausforderung an! Die Anwendung Künstlicher Intelligenz ist enorm energieintensiv. Eine kostengünstige Allokation von großen Energiemengen wird die an Problemen leidende Energiewirtschaft neuerlich fordern. Gänzlich neue Modelle für Public-Private-Partnerships sind zu entwickeln und Rahmenbedingungen, vom Vergaberecht bis zum Kartell-und Wettbewerbsrecht, müssen definiert werden, um die Kraftanstrengungen nicht im Klein-Klein der Detailregulierung versanden zu lassen.

Kein Minimalismus mehr Österreich muss zuerst einmal den Rückstand gegenüber den europäischen Vergleichsländern wie Schweden oder Estland aufholen. Förderminimalismus wie um die Projekte von Sepp Hochreiter, der geniale Ideen hat, aber viel zu wenig Geld bekommt, muss ein Ende haben.

Politik sollte sich ihrer Rolle bewusst werden Und die Politik muss hochrangig Verantwortung für dieses Jahrhundertprojekt übernehmen. Nachdem der bisher zuständige Staatssekretär sich in die Innsbrucker Stadtpolitik zurückgezogen hat, ist die Kompetenz mehr zufällig als geplant bei der für Jugend und Zivildienst zuständigen Staatssekretärin gelandet. In den bisher bekannten Zukunftsprogrammen der Parteien werden der Materie maximal einige Sätze gewidmet.

In der medialen Debatte überwiegen, einer österreichischen Tradition entsprechend, die Angst-Themen und der Ruf nach noch engerer Regulierung.

Eine weitere "Zeitenwende" ist notwendig. Wohlstand, Wirtschaftsstandort, Sicherheit und Zukunft können in Österreich und Europa nur mit intelligentem Einsatz Künstlicher Intelligenz gesichert werden.

Alexander Wrabetz war von 2007 bis 2021 Generaldirektor des ORF. Seit November 2022 ist der studierte Jurist Präsident des SK Rapid.

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