Fertignahrung aus der Luft, frei von Schweinefleisch: Am Samstag lief die Rettungsaktion für die Bevölkerung im Gazastreifen an.
Sie segelten zu Boden, abgeworfen aus "Hercules" C130-Maschinen, und landeten recht punktgenau in Strandnähe. Aufnahmen zeigen, wie Menschen ins Meer stürmen, um die Hilfspakete, die an schwarzen Fallschirmen hängen, aus dem Wasser zu retten. Mehrere Länder, Ägypten, Frankreich, Jordanien, die Vereinigten Arabischen Emirate und nun die USA, beginnen damit, immer mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu bringen. Der Luftweg ist dafür die schnellste Möglichkeit. Die Kapazitäten von LKW-Konvois können damit allerdings nicht erreicht werden.
Kriminelle Banden Allein die USA brachten am Samstag über die "Operation Airdrop" in einem ersten Schritt 66 Hilfspakete mit 38.000 Mahlzeiten in die Region. Mit der Hamas sei die Aktion nicht koordiniert, sagen die USA. Kriminelle Banden hatten zuletzt Hilfslieferungen gekapert und die Waren dann im Gazastreifen zu exorbitanten Preisen verkauft. Die neuen Essenpakete sollen auch dafür sorgen, dass die Preise am Schwarzmarkt sinken und Diebstahl unattraktiver wird.
Noch 130 Geiseln Am 7. Oktober 2023, vor mittlerweile fast fünf Monaten, verübte die Hamas einen grausamen Terroranschlag auf Israel. 1.200 Israelis kamen ums Leben, die meisten der Opfer waren jung, sie feierten auf einem Musikfest. Rund 240 Menschen wurden in den Gazastreifen verschleppt. 130 von ihnen werden mutmaßlich noch heute gefangen gehalten. Die Israelis gehen aber davon aus, dass mehrere von ihnen bereits tot sind.
Stimmung kippt Die Hamas-Führung benutzt die Geiseln als Faustpfand, sie schert sich aber offenbar wenig um die eigene Bevölkerung im Gazastreifen und für diese Menschen wird die Lage immer prekärer. Hunger und Krankheiten breiten sich aus, die Hilfspakete, meist Fertignahrung ohne Schweinefleisch, reichen bei weitem nicht aus. US-Präsident Joe Biden steht vor den Präsidentschaftswahlen am 2. November im eigenen Land unter Druck. Die Bilder, die den Amerikanern jeden Abend in die Haushalte geliefert werden, haben die Stimmung gedreht. Auch deshalb gab er nun grünes Licht für die Hilfsaktion.
Nur mehr Hamas blockiert Waffenpause Hinter den Kulissen finden, unter der Federführung von Katar und Ägypten und unter starker Einbindung der USA, seit Wochen Verhandlungen statt. Eine mögliche Einigung auf eine Freilassung von Geiseln und eine auf sechs Wochen befristete Feuerpause scheint greifbar nah, hängt nach Angaben der US-Regierung aber jetzt allein an der islamistischen Hamas. Die Rahmenbedingungen für eine Vereinbarung würden stehen, die Israelis hätten "mehr oder weniger zugestimmt", sagten hochrangige US-Regierungsvertreter am Samstag in Washington. Jetzt liege "der Ball bei der Hamas".
Waffenruhe zu Ramadan? Am 10. März beginnt für Muslime der Fastenmonat Ramadan. Die Verhandler versuchen, eine Einigung rund um dieses Datum zustande zu bringen. "Die Geiseln müssen freigelassen werden", forderte US-Präsident Joe Biden in einem Interview im TV-Sender NBC. Die Rede ist davon, dass 40 Menschen, die von der Hamas gefangen gehalten werden, freikommen könnten, im Gegenzug könnte die humanitäre Hilfe via LKW angekurbelt werden. Und auch Hunderten Palästinensern, die in israelischen Gefängnissen sitzen, winkt die Entlassung.
Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde in Gaza gab die Zahl der Toten seit Kriegsbeginn am Samstag mit 30.320 an, mehr als 71.500 Menschen seien verletzt worden. Überprüfbar sind diese Zahlen nicht.