Alexander Wrabetz

Rapid-Eklat: "Wir nehmen die Challenge an!"

Offener Brief nach den schwulenfeindlichen und frauenfeindlichen Schmähgesängen: Hier sagt Rapid-Präsident Alexander Wrabetz an, wie er die Rapid-Krise lösen will.

Alexander Wrabetz war von 2007 bis 2021 Generaldirektor des ORF. Seit November 2022 ist der studierte Jurist Präsident des SK Rapid
Alexander Wrabetz war von 2007 bis 2021 Generaldirektor des ORF. Seit November 2022 ist der studierte Jurist Präsident des SK Rapid
Helmut Graf
Alexander Wrabetz
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Der 25. Februar 2024: Ein historischer Tag. Ein Tag mit sportlichem Erfolg. Zwei Stunden später durch Fehlverhalten bei einer  Siegesfeier eine der bedrohlichsten Situationen in der 125-jährigen Geschichte des Vereins.

Der ewige Stadtrivale erstmals seit zehn Jahren im eigenen Stadion mit 3:0 niedergerungen, ein Riesenschritt in Richtung Meistergruppe. Ein "emotionaler Ausnahmezustand" für Spieler, Trainerteam, Fans, für alle Bereiche, ob VIP, Familientribüne oder Block West.

Für Menschen, die den Fußball in unserer Stadt nicht kennen oder kennen wollen, unvorstellbar. Noch eineinhalb Stunden nach Spielende feiern im Innenbereich unter der Block West-Tribüne einige hundert Rapidler und Rapidlerinnen der aktiven Fanszene. Einige Spieler und ein Co-Trainer stoßen spontan dazu, werden minutenlang euphorisch besungen und gefeiert.

Rapid ist nicht irgendein, sondern DER österreichische Fußballverein
Alexander Wrabetz, Rapid-Präsident

Und dann der Wendepunkt dieses Feiertages. Kurz wird auch ein schwulenfeindlicher und ein frauenfeindlicher Schmähgesang gegen die längst nicht mehr im Stadion anwesenden Austrianer angestimmt. Spieler singen mit. 24 Stunden später sind die Videos im Netz. Verheerende Bilder, die mit den Werten des SK Rapid nicht vereinbar sind.

Binnen Stunden reagieren wir mit einer öffentlichen Entschuldigung und Distanzierung der betroffenen Spieler, der Geschäftsführung, des Präsidiums gegenüber der Austria und der Öffentlichkeit.

Rapid ist mit ca. 1,4 Millionen Fans in ganz Österreich, seinen 20.000 Mitgliedern, den meisten Stadionbesuchen, TV-Zusehern und seiner 125-jährigen Geschichte nicht irgendein, sondern DER österreichische Fußballverein, der die allergrößte mediale Aufmerksamkeit hat,  weit über die Fußballwelt hinaus. Verein, Spieler und Funktionäre haben hier ihrer Vorbildwirkung jederzeit nachzukommen.

Rapid hat als einer der ersten großen europäischen Fußballklubs unter meinem großen Vorgänger Rudi Edlinger, gemeinsam mit der aktiven Fans-Szene, rechtsextreme, antisemitische, rassistische und fremdenfeindliche Aktivitäten und Parolen verbannt.

Rapid-Goalgetter Guido Burgstaller beim Derby gegen die Wiener Austria am 25. Februar 2024
Rapid-Goalgetter Guido Burgstaller beim Derby gegen die Wiener Austria am 25. Februar 2024
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Ähnlich wollen wir nun das Thema der in vielen Stadien leider nach wie vor verbreiteten homophoben und sexistischen Schmähgesänge angehen und mit der Strahlkraft von Rapid einen Veränderungsprozess für Sport und Gesellschaft einleiten.

Wir haben am Tag nach Bekanntwerden der Videos mit der Ausarbeitung eines Maßnahmenprogramms begonnen, dann die zehn Punkte dem Strafsenat der Bundesliga und darauf folgend den Mitgliedern und der Öffentlichkeit präsentiert.

Auch in unserer Szene hat die Diskussion begonnen. Das ist wichtig und positiv zu sehen, denn die besten Fans der Welt werden uns bei diesem Prozess der Veränderung unterstützen.

Die Fans sammeln jede Woche für ihre eigene Aktion zur Unterstützung bedürftiger Menschen, unterstützen unser Special-Needs-Team und feiern unser dieses Jahr gestartetes Frauenteam. Offenheit, Diversität und Inklusion werden in vielen Bereichen vorbildlich gelebt, daher bin ich sicher, dass in einem partizipativen Prozess, der vom gesamten Verein getragen wird, auch dieses Thema durch Bewusstseinsentwicklung gelöst wird.

Rapid ist immer am besten, wenn die Herausforderung groß ist
Alexander Wrabetz, Rapid-Präsident

Wenig hilfreich war die Politisierung der Ereignisse durch den Sportminister, der in seiner ersten Stellungnahme, ohne Kenntnis unserer Maßnahmen, Sponsoren verunsichert hat: Mittlerweile hat er unsere Maßnahmen ausdrücklich gewürdigt. Die Sponsoren haben wir informiert und permanenten Dialog und Zusammenarbeit mit deren Diversity-Abteilungen vereinbart.

Wir stehen vor großen sportlichen Herausforderungen. In der letzten Runde des Grunddurchgangs müssen wir zumindest einen Punkt in Klagenfurt holen, um die Meistergruppe zu schaffen. Durch die im internationalen Vergleich harten Sperren unserer verlässlichsten Sturmspitzen, des Tormanns und weiterer Schlüsselspieler sind Trainer und Mannschaft besonders gefordert.

Mit  dem sprichwörtlichen Kampfgeist und der Unterstützung der Fans werden wir unser Ziel erreichen. RAPID ist immer am besten, wenn die Herausforderungen groß sind.

Wir nehmen die Challenge an!

Alexander Wrabetz war von 2007 bis 2021 Generaldirektor des ORF. Seit November 2022 ist der studierte Jurist Präsident des SK Rapid.

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