Tierische Festspiele
Reporterhund Messi stellt in Cannes heuer alle in den Schatten
Eröffnung der Filmfestspiele, ein Border Collie ist der neue Star. Messi (benannt nach dem Weltfußballer) führt Interviews, sie werden im TV und auf TikTok übertragen.
Gegen Kinder und Tiere kann man nicht anspielen, lautet eine alte Schauspieler-Weisheit – und die am Dienstag eröffneten 77. Filmfestspiele von Cannes beweisen gleich am ersten Tag, wie richtig dieser Satz ist. Denn der unangefochtene Star der Eröffnungszeremonie war Messi, ein sieben Jahre alter Border Collie Rüde, der das ganze Festival über Prominenten-Interviews auf dem Roten Teppich "führen" soll. Bei seinem ersten Auftritt flogen ihm die Herzen der Zuschauer jedenfalls sofort zu.
Messi ist in Cannes ein "alter Hase" Bekannt wurde Messi letztes Jahr durch seine Rolle in dem Drama "Anatomie eines Falls". Der deutsch-französische Film wurde mit der Goldenen Palme, dem höchsten Preis in Cannes, ausgezeichnet. Messi, der darin einen Blindenhund mimt, wird im Zuge der Handlung vergiftet und das Tier "spielte" seinen Part so überzeugend, dass es zusätzlich mit dem "Palm Dog Award" ausgezeichnet wurde, einer seit 2001 regelmäßig verliehenen Trophäe für den "besten Filmhund".
Vierbeiniger Star der Oscar-Nacht 2024 Da der Film auch in mehreren Kategorien für den Oscar nominiert wurde, fand Messis nächster großer Auftritt bei der diesjährigen Oscar-Nacht Anfang März in Los Angeles statt. Der Hund hatte einen eigenen Sitzplatz im Parkett und war der Star des Abends. Die Schauspieler Ryan Gosling (aktuell mit "The Fall Guy" im Kino) und Bradley Cooper sowie die Sängerin Billie Eilish machten Selfies mit dem Rüden und posteten diese, was Messi riesige Popularität in den sozialen Netzwerken verschaffte.
Und als seine Besitzerin und Trainerin Laura Martin nach der Show demonstrierte, wie perfekt sich Messi tot stellen kann, agierte der Hund so überzeugend, dass Ryan Gosling herbeieilte und besorgt fragte: "Ist der Hund okay, geht's ihm gut?"
Als "Interviewer" zurück auf dem Roten Teppich Nun ist Messi zurück in Cannes – und die Nachricht, dass er dort "Interviews" führen wird, war die mit Abstand größte und meist diskutierte Nachricht im Vorfeld der Festspiele. Assistieren wird dem Rüden dabei der Komiker Raphaël Mezrahi, der in Frankreich für seine unkonventionellen Interviews bekannt ist. Messi wird dabei ein Mikrophon im Maul tragen und eine Kamera umgeschnallt haben. Jeden Tag soll ein Zusammenschnitt der besten Passagen auf mehreren TV-Sendern sowie via TikTok ausgestrahlt werden. "Mit seinem Hundeblick kann Messi wesentlich mehr Fragen stellen, als es Menschen möglich wäre", so die Produktionsfirma des Formats "Messi - Das Festival von Cannes aus der Perspektive eines Hundes gesehen".
Ernster Hintergrund Doch so amüsant die Idee auch klingt, die ganze Aktion hat einen ernsten Hintergrund. In Frankreich (und sicher nicht nur da) haben die zuletzt massiv gestiegenen Lebenshaltungskosten dazu geführt, dass sich immer mehr Menschen ihre Haustiere nicht mehr leisten können und diese deshalb aussetzen. Alleine letzten Sommer seien zumindest 17.000 Tiere verstoßen worden, die schließlich in Tierheimen landeten. Um dem entgegenzuwirken und hier eine Bewusstseinsbildung zu schaffen, wird nach jeder Folge der Hunde-Show ein Aufruf gesendet, der Frankreichs Tierbesitzer auffordert, ihre Haustiere nicht einfach auszusetzen, sondern sich nach möglichen Hilfen zu erkundigen.
Spaßvogel mit großer Tierliebe Messis Stimme während der Filmfestspiele, der französische Komiker Raphaël Mezrahi, ist nicht nur wegen seiner witzigen und oft schrägen Interviewführung auserkoren worden, er gilt auch als einer der bekanntesten Tierfreunde des Landes. So ist bekannt, dass Mezrahi bei sich daheim insgesamt 17 Streunerkatzen aufgenommen hat, pflegt und durchfüttert, er ist also so etwas wie eine französische Ausgabe von Manfred Deix. Und er hat erklärt, sämtliche Einnahmen, die er aus dem Interview-Format bezieht, an Tierschutzorganisationen zu spenden.
"Messi liebt es" Bleibt die, vor allem von Tierschützern häufig gestellte Frage, ob der kluge Border Collie – er heißt übrigens wirklich nach dem weltberühmten argentinischen Fußballer – nicht überfordert sein wird mit seiner Rolle. Besitzerin Laura Martin bestreitet das vehement: "Er liebt die Menschen und er liebt es, zu spielen. er wird es genießen, hier unterwegs zu sein."