Ermittlungen wegen sexuellen Missbrauchs: Trumps geplanter Justizminister Matt Gaetz erklärte am Donnerstag seine Rückzug. Aber auch andere Nominierungen haben es in sich. Was man über die bisher bekannten Personalien weiß.
Am Ende ging alles ganz schnell. Nachdem sich mehr als eine Woche lang von Donald Trump und Elon Musk abwärts alle relevanten Republikaner demonstrativ hinter Matt Gaetz gestellt hatten, begann die Front der Unterstützer spätestens am Mittwoch dieser Woche zu bröckeln. Und nach einem Gespräch mit dem designierten Vizepräsidenten J. D. Vance am Donnerstag verkündete Trumps Wunschkandidat für den Posten des Justizministers kurzerhand auf X seinen Rückzug.
Gefahr einer Blamage Damit war Matt Gaetz möglicherweise einer Blamage zuvorgekommen, denn der ehemalige Kongressabgeordnete aus Florida galt als am schwierigsten durchzubringender Minister-Kandidat Trumps. Und es wurde immer wahrscheinlicher, dass sich auch der eine oder andere Republikaner im Senat gegen den eigenen Mann gewendet und damit den neuen Präsidenten vor aller Welt brüskiert hätte. So sind alle noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen – bis auf Matt Gaetz selbst.
Rechter als Rechts Politisch lässt der 42-Jährige Gaetz nicht viel Platz nach rechts. Er zählte zu den Hardlinern der Republikaner im Repräsentantenhaus, ist gegen Abtreibungen, gegen die gleichgeschlechtliche Ehe, gegen Hilfen für die Ukraine. Für den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 macht er nicht Trump-Fans verantwortlich, sondern die "Antifa". Belege dafür blieb er schuldig.
Gaetz hatte vor allem eine Mission: Trump reinwaschen. Gegen den Ex-Präsidenten laufen nach wie vor zwei Anklagen auf Bundesebene, erhoben von einem Sonderermittler. Den hätte ein Justizminister Gaetz abziehen lassen können.
Vorwurf: Sexueller Missbrauch einer Minderjährigen Bei allem Konservativismus gestand sich der Baptist selbst größere Freiheiten zu. Das Justizministerium, das er hätte leiten sollen, ermittelte jahrelang gegen ihn, der Vorwurf "Menschenhandel zum Zwecke sexuellen Missbrauchs" stand im Raum. Zu einer Verurteilung kam es nicht. Und der Ethikauschuss des Repräsentantenhauses ermittelte wegen des Vorwurfs, eine Minderjährige sexuell missbraucht und Drogen konsumiert zu haben. Der Bericht dazu ist fertig.
Der Anfang vom Ende Mittwoch dieser Woche debattierte der Ethikausschuss, was mit dem Bericht über Gaetz' angebliche Verfehlungen passieren solle. Es gab auch unter Republikanern Stimmen, die meinten, der Bericht solle zumindest dem Senat vorgelegt werden, da dieser ja über die Nominierungen der Minister zu entscheiden habe. Doch der Ausschuss kam zu keinem Ergebnis. Danach soll sich Gaetz mit republikanischen Senatoren besprochen haben.
"Keine Zeit für Streit" Tags darauf erfolgte das Gespräch mit J. D. Vance und anderen republikanischen Funktionären und schließlich der Rücktritt. "Wir haben keine Zeit für einen unnötigen langen Streit in Washington", erklärte der rechte Republikaner auf X. Deshalb ziehe er sich zurück und stehe für dieses Amt nicht mehr zur Verfügung. Seinen Job als Abgeordneter im US-Repräsentantenhaus ist Gaetz gleichermaßen los, es wird sich zeigen, ob ihn die Partei nochmals in die vorderen Reihen stellen wird.
Aber auch ohne Rechtsrechtsaußen Matt Gaetz präsentiert sich das bisher bekannte Kabinett von Donald Trump alles andere als "woke". Seine Personal-Entscheidungen sind ein deutlicher Fingerzeig: Donald Trump will das Land umkrempeln, radikal. Biden raus, "Make America Great Again" rein, und das im Eiltempo. Wer aber sind die Menschen, die in den nächsten vier Jahren das Sagen haben werden?
Da ist einmal der künftige Vizepräsident J. D. Vance. 40, Senator aus Ohio, verheiratet mit seiner Studenten-Liebe Usha, Tochter von Einwanderern aus Indien. Er war ursprünglich ein harter Trump-Gegner, nannte ihn "US-Hitler". 2016 rührte seine Autobiographie "Hillbilly Elegy" die Welt zu Tränen, die Geschichte über (s)eine "Hinterwäldler-Familie" wurde zum Bestseller.
Vance heute: ein knallharter Republikaner, Trump-Fan, sprachlich radikaler als er. Der künftige Vizepräsident ist gegen weitere Ukrainehilfen, lehnt Abtreibungen ab. Von ihm stammt auch dieser Satz gegen Migranten: "Menschen, die nicht in unser Land gehören" hätten Haustiere "entführt und gegessen". Trump wiederholte ihn, der Vorwurf ist frei erfunden.
Wie werden Ministerinnen und Minister ernannt?
In den USA müssen designierte Minister (Secretaries), die der Präsident für das Kabinett nominiert, durch den Senat bestätigt werden.
Wo ist das geregelt?
In der Verfassung unter Artikel II und in spezifischen Regeln des Senats. Während einer Amtszeit hat ein Präsident rund 4.000 Posten zu besetzen, bei etwa 1.200 davon ist die Zustimmung des Senats erforderlich.
Wie geht das also vor sich?
Der Präsident macht Vorschläge, so wie es in den vergangenen Tagen zu erleben war. Er nennt also Personen, die er für das jeweilige Ministeramt (Secretary of a Department, wie z. B. den Außenminister oder Verteidigungsminister) als am besten geeignet empfindet. Trump holt gern TV-Stars, er schaut viel Fernsehen.
Wie prüft das der Senat dann?
Die Nominierung wird an den zuständigen Ausschuss im Senat weitergeleitet, der für das betreffende Ministerium verantwortlich ist. Beispielsweise ist der Senatsausschuss für auswärtige Beziehungen für die Nominierung des Außenministers zuständig, der Ausschuss für Streitkräfte für die Nominierung des Verteidigungsministers.
Was überprüfen die Ausschüsse?
Die Qualifikationen und den Hintergrund des Nominierten. Der Senat führt Anhörungen durch und stellt Fragen, die sich auf die geplante Arbeit, politische Positionen und mögliche Konflikte beziehen. Dabei werden oft auch frühere Aussagen, Entscheidungen und mögliche Interessenskonflikte analysiert.
Was passiert danach?
Nach der Anhörung gibt der Ausschuss eine Empfehlung ab. Der Ausschuss kann die Nominierung befürworten, ablehnen oder ohne Empfehlung an den gesamten Senat weiterleiten. Die Empfehlung ist jedoch nicht bindend; die Entscheidung trifft der gesamte Senat.
Wie läuft die Entscheidung ab?
Im Senat wird über die Nominierung abgestimmt. Es ist eine einfache Mehrheit erforderlich (50 + 1 Stimmen, wobei der Vizepräsident als Präsident des Senats bei einem Patt die entscheidende Stimme abgibt). Falls die Mehrheit der Senatoren für die Nominierung stimmt, wird der Kandidat offiziell in das Amt berufen.
Und was, wenn nicht?
In seltenen Fällen könnten Senatoren versuchen, eine Nominierung durch endlose Debatten (Filibuster) zu verzögern. Für Nominierungen im Kabinett wurde der Filibuster jedoch 2013 abgeschafft, sodass nur eine einfache Mehrheit erforderlich ist. Nach der erfolgreichen Bestätigung durch den Senat wird der Nominierte offiziell vereidigt und kann sein Amt antreten.
Wann findet der Prozess statt?
Die Anhörungen und Bestätigungen meist im Januar, noch vor oder direkt nach der Amtseinführung des Präsidenten am 20. Januar.
Eine Nominierung mit Ansage: Beim Rennen um die Präsidentschaft wollte Robert F. Kennedy Jr. selbst antreten, zunächst für die Demokraten, später als unabhängiger Kandidat. Für Donald Trump hatte er nur böse Worte übrig, dieser sei ein "schrecklicher Mensch", eine "Schande für die Demokratie" und "wahrscheinlich ein Soziopath".
Ein paar Gespräche mit Trump später erkannte Kennedy, dass er und Trump "in vielen wichtigen Fragen einer Meinung sind" und zog seine Kandidatur in den meisten Bundesstaaten zurück. Und in der Woche vor der Wahl sagte Trump, Kennedy werde "eine große Rolle im Gesundheitswesen" spielen.
Robert Kennedys Onkel war JFK, John Fitzgerald Kennedy, der legendärste US-Präsident des 20. Jahrhunderts. Der Demokrat galt als großer Erneuerer der US-Politik in den 1960er-Jahren, ehe er am 22. November 1963 in Dallas, Texas, bei einem Schussattentat ermordet wurde. Sein Vater war JFKs Bruder, Robert "Bobby" Kennedy, zunächst Justizminister und 1968, als er sich selbst um das Präsidentenamt bewarb, ebenfalls Opfer eines Attentats.
Kennedy gilt als vehementer Impfskeptiker, der etwa immer wieder die (längst widerlegte) Behauptung aufstellte, Schutzimpfungen würden bei Kindern Autismus verursachen. Er vermutete hinter der Impfung eine Verschwörung von Pharmakonzernen und Bill Gates. Seine Verschwörungstheorien hat er sogar in einem Buch zusammengefasst.
Auf der Plattform X verkündete Trump über seinen neuen Gesundheitsminister blumig: "Herr Kennedy wird diese Behörden zu den Traditionen der wissenschaftlichen Forschung auf Goldstandard und zu Leuchttürmen der Transparenz zurückführen, um die Epidemie der chronischen Krankheiten zu beenden und Amerika wieder großartig und gesund zu machen!"
Mit Hauen, Stechen und Untergriffen kennt sie sich aus wie kaum eine andere: Fast 30 Jahre lang, von 1980 bis 2009, führte Linda McMahon gemeinsam mit ihrem Mann Vince die World Wrestling Federation WWF (die sich 2002 in World Wrestling Entertainment WWE umbenannte), die weltgrößte Liga für professionelles Wrestling – diese Mischung aus Sport und Entertainment hieß früher in Österreich Catchen. Und die McMahons wurden damit zu Milliardären, ihr Vermögen wird auf 2,8 Milliarden Dollar geschätzt.
2009 stieg Linda McMahon aus dem Business aus und widmete sich einer Polit-Karriere, scheiterte aber zwei Mal daran, in den Senat einzuziehen, obwohl sie geschätzte 100 Millionen Dollar aus ihrem eigenen Vermögen in ihre Wahlkämpfe investierte. Da sie und ihr Mann seit mehr als zwei Jahrzehnten mit Donald Trump befreundet sind und zu seinen Großspendern gezählt werden, war Linda McMahon bereits während der ersten Präsidentschaft Trumps in verschiedenen Bereichen politisch tätig.
Nach Trumps Sieg bei der Wahl am 5. November gehörte Linda McMahon zu seinem engsten Beraterteam für die Auswahl passender Kandidaten für diverse Ämter. Nun nominierte der künftige Präsident die Managerin zur neuen Bildungsministerin.
Dass der Unternehmer überhaupt noch lebt, ist nur einem Zufall zu verdanken. Am 11. September 2001 brachte er seinen Sohn Kyle an dessen erstem Tag selbst in den Kindergarten, anstatt gleich in sein Investmentunternehmen Cantor Fitzgerald in den Stockwerken 101 bis 105 im Nordturm des World Trade Centers zu fahren. Als er von den Anschlägen erfuhr, raste er nach Manhattan, um nach seinen Mitarbeitern zu sehen, doch da war der Nordturm bereits eingestürzt. Insgesamt starben an jenem Morgen alle 658 der insgesamt 960 Mitarbeiter des Unternehmens, die frühmorgens bereits im Büro waren, darunter auch Lutnicks Bruder Gary.
Lutnick kam 1983, direkt nach seinem Studium, zu Cantor Fitzgerald und entwickelte rasch eine enge persönliche Beziehung zu Firmengründer Bernard Cantor. 1991 wurde er CEO des Unternehmens, 1996 dessen Vorsitzender (Chairman). Nach den Anschlägen vom 11. September engagierte sich der Unternehmer auch im Wohltätigkeits-Bereich, er gilt zudem als großer Unterstützer Israels.
Lutnick, dessen Vermögen auf mindestens 1,5 Milliarden Dollar geschätzt wird, war angeblich vor allem an der Position des Finanzministers interessiert, wurde nun allerdings von Donald Trump als Handelsminister nominiert. In diesem Amt wird er sich auch mit den vehementen Einfuhrzoll-Plänen des designierten Präsidenten beschäftigen.
Acht Jahre lang, von 2011 bis 2019, saß der ehemalige Staatsanwalt, Reality-TV-Star und Sportmoderator Sean Duffy für seinen Heimatstaat Wisconsin im US-Repräsentantenhaus, seit 2022 moderiert er auf Donald Trumps Leibsender Fox die Wirtschaftssendung "The Bottom Line".
Der designierte Verkehrsminister, der laut Trump "eine goldene Ära des Reisens" einläuten soll, stammt aus einer kinderreichen Familie - er hat 10 Geschwister – und hat selbst mit seiner Frau Rachel Campos-Duffy, die er bei einer seiner reality-TV-Shows kennen gelernt hatte, 9 Kinder. Die jüngste Tochter, Valentina, wurde im Oktober 2019 geboren und, bei ihr wurde das Down-Syndrom diagnostiziert.
Über sein Privatleben ist so gut wie nichts bekannt. Punkto Business ist der designierte Energieminister allerdings seit Jahren auf der Erfolgsspur unterwegs. Mit Fracking, also der Schiefergasgewinnung durch das hydraulische Aufbrechen von festem Gestein, wurde Chris Wright zum Multimillionär. Sein 2010 gegründetes Unternehmen Liberty Energy notiert an der New Yorker Börse und wird heute auf einen Wert von 3 Milliarden Dollar geschätzt.
Wright gehört zu den Hardcore-Leugnern der Klimakrise und er sieht auch keine Energiewende. Vielmehr lobt er die aktuelle Klimaerwärmung, weil dadurch kältebedingte Todesfälle verringert und Millionen Menschenleben gerettet worden seien. Um zu beweisen, wie ungefährlich die – häufig als umweltgefährdend eingeschätzte – Fracking-Technologie sei, trank er 2019 sogar publikumswirksam Fracking-Flüssigkeit. Der Energieminister in spe hat versprochen, die Energieausgaben der USA zu senken und entspricht damit einer häufig wiederholten Wahlkampf-Ankündigung Donald Trumps.
Eine klassische Trump-Besetzung: Hegseth gefiel ihm im Fernsehen. Er moderiert beim Trump-Leibsender Fox. Der 44Jährige hat keine politische Erfahrung (scheiterte einmal als Senator in Minnesota), nun leitet er ein Ressort mit einem Etat von 800 Milliarden Dollar, fast das Siebenfache der österreichischen Staatsausgaben.
Hegseth ist Militär, diente in Afghanistan, im Irak und auf Kuba am Stützpunkt Guantanamo Bay, verließ die Armee aber 2021, weil ihm viele im Pentagon zu "woke" seien. Die NATO hält er für gestrig.
Der streng Konservative ist ein Trump-Fan. Im Pentagon soll die Nominierung laut CNN für Entsetzen sorgen. Säuberungen werden an der Armeespitze befürchtet. "Alle sind einfach schockiert", zitiert der Sender eine anonyme Quelle.
Marco Rubio ist kein Trump-Fan der ersten Stunde. Er trat bei den Vorwahlen der Republikaner 2016 gegen ihn an und verlor. Trump verhöhnte ihn als "Leichtgewicht", Rubio sprach ihm alle Fähigkeiten als Unternehmer ab. Ohne seinen reichen Vater würde Trump "in Manhattan Uhren verkaufen". Die Annäherung passierte schleichend, nun ist Rubio ein glühender Trump-Unterstützer.
Rubio stimmte im April gegen ein vom Kongress verabschiedetes milliardenschweres Militärhilfe-Paket für die Ukraine. Er ist für eine militärische Unterstützung Israels, einen Waffenstillstand mit der Terrormiliz Hamas lehnt er ab. Er ist wie Trump für eine rasche Beendigung des Ukrainekrieges. Für den neuen, alten Präsidenten ist er wichtig, weil Rubio die wachsende Zahl an Latinos repräsentiert.
Auf Instagram zeigt sie sich ganz selbstverständlich (was es in den USA auch ist) mit einem Gewehr in der Hand, sie schießt auf Vögel. Ein Hund stoppte ihren möglichen Sprung bis fast ganz nach oben, Kristi Noem war als Vizepräsidentin im Gespräch.
In ihrer zweiten Autobiographie "No Going Back", die 2024 erschien, erzählte sie, mehrere Tiere in ihrem Umfeld erschossen zu haben. Eine Ziege, die ihren Kindern häufig hinterhergejagt sei, sowie ihre 14 Monate alte Deutsch Drahthaarhündin, weil diese während einer Fasanenjagd nicht mehr unter Kontrolle zu bringen war. Wegen abwertender Äußerungen über Ureinwohner wurde Noem von allen indigenen Reservaten in South Dakota zur unerwünschten Person erklärt.
Nun soll die Gouverneurin von South Dakota für Trump die Grenzen sichern. Als Ministerin obliegt der 52-Jährigen die Aufsicht über die Einwanderungs- und Grenzschutzbehörde (ICE) sowie die Arbeit der Sicherheitsbehörden an den Grenzen zu Kanada und Mexiko. Heißt: Noem nimmt in den Trump-Plänen zur Massendeportation eine Schlüsselrolle ein.
Als ihn Barack Obama mit dem "Presidential Rank Award" auszeichnete, schrieb die "Washington Post": "Tom Homan schiebt Menschen ab. Und er ist richtig gut darin." Darauf setzt auch Donald Trump. Dessen oberstes Wahlversprechen waren Massenabschiebungen. Der "Boarder Czar", "Grenzzar", wie Trump ihn nannte, soll das nun richten.
Der ehemalige Leiter der US-Grenzschutzbehörde ICE gilt als harter Knochen. Er hält die Trennung von Kindern von ihren Eltern für eine gute Abschreckungsmaßnahme, will wieder Razzien zur Festnahme von illegal eingewanderten Arbeitskräften einführen. Beim Nominierungsparteitag der Republikaner im Sommer sagte er mit Blick auf irregulär eingereiste Menschen: "Ihr solltet lieber jetzt schon packen."
Homan ist Mitglied der ultrakonservativen Heritage Foundation. Deren Project 2025 hatte im Wahlkampf für großes Aufsehen gesorgt. Es handelt sich um einen Plan für den Umbau der USA nach radikal-konservativem und libertärem Muster.
Seine Ziele waren eigentlich andere. 2023 bewarb sich Doug Burgum, 68-jähriger Gouverneur von North Dakota (so groß wie Österreich und Ungarn zusammen, knapp 800.000 Einwohner) als republikanischer Präsidentschaftskandidat. Dafür investierte er 12 Millionen Dollar seines eigenen Vermögens, gab aber seine Pläne bereits im Dezember 2023 mangels Erfolgsaussichten wieder auf. Danach war er als Vizepräsident im Gespräch, nun nominierte ihn Trump im Rahmen einer Gala auf seinem Anwesen Mar-A-Lago als Innenminister.
Die Aufgaben des Innenministers sind in den USA vollkommen anders definiert als in den meisten Ländern Europas. Das Innenministerium ist hier vor allem für die Verwaltung und den Schutz des bundeseigenen Landes verantwortlich. Dazu gehören auch die zahlreichen Nationalparks des Landes sowie alle Angelegenheiten, die Native Americans betreffen. Sämtliche Aufgaben der Inneren Sicherheit liegen beim Heimatschutzministerium und beim Justizministerium.
Burgum setzte sich als Gouverneur für Steuersenkungen, den Abbau von Regulierungen und eine datenbasierte Regierungsführung ein. Innerhalb der Republikaner gilt er als verhältnismäßig liberal.
Loyalität geht für Donald Trump über alles. Und während des ersten Amtsenthebungsverfahrens gegen Trump im Jahr 2020 etablierte sich der aus Georgia stammende Doug Collins als einer seiner loyalsten Unterstützer im Kongress. Nun erntete der Rechtsanwalt und Baptistenprediger den Lohn für seine Treue: Trump benannte ihn als neuen Kriegsveteranenminister.
Damit wird der 58-Jährige für die Interessen von mehr als 16 Millionen Veteranen verantwortlich sein – von Bildungsbeihilfen über Wohnungsbaudarlehen und Gesundheitsversorgung bis hin zu Invaliditätsentschädigungen.
Politisch gilt Collins als rechter Hardliner: Er ist gegen Abtreibung, lehnt den wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel ab und ist ein strikter Gegner der gleichgeschlechtlichen Ehe.
Geht billiger regieren? Donald Trump will das probieren und holte originellerweise Elon Musk dafür zu Hilfe. Gemeinsam mit dem Manager Vivek Ganapathy Ramaswamy soll er die US-Verwaltung effizienter machen. Das "Department of Government Efficiency" soll außerhalb des Weißen Hauses angesiedelt werden.
Musk will die Ausgaben des Staates um zwei Billionen Dollar pro Jahr senken, um ein Drittel also. Experten halten das für schwierig, vor allem wird es dann Kernklientel der Republikaner treffen. Aber es ist noch Zeit. Musk und Ramaswamy – der mit durchaus dubiosen Mitteln zu seinem Vermögen kam – wollen ihre Pläne am 4. Juli 2026 vorstellen – zum 250-jährigen Jubiläum der Unabhängigkeitserklärung der USA.
Es war die erste Personalentscheidung von Donald Trump nach dem Wahlsieg. Er machte Susie Wiles zur Stabschefin im Weißen Haus, sie ist die erste Frau in diesem Job. Trump vertraut ihr fast blind, sie gehört zu seinem engsten Zirkel.
Wiles ist ein "political animal". Sie stieg bei Ronald Reagan 1980 ins Wahlkampf-Management ein. 2018 managte sie den erzkonservativen Republikaner Ron DeSantis bei der Gouverneurswahl in Florida. Das Internetportal Politico bezeichnete sie im April als "meistgefürchtete und am wenigsten bekannte politische Funktionärin in Amerika".
Der Job des Stabchefs ist ein wackeliger Posten. Während der ersten Amtszeit verbrauchte Trump vier Männer in vier Jahren. Vielleicht hält sich eine Frau nun länger.
Seine Eltern stammten aus der türkischen Stadt Konya in Zentralanatolien und wanderten 1955 in die USA aus. Sein eigentlicher Geburtsname lautet Mehmet Cengiz Öz, aber der Umlaut kam in den USA rasch abhanden. Der Mediziner arbeitete zunächst als Herzspezialist an einer Klinik, die damals zur Columbia Universität gehörte, und gründete später mit Kollegen eine eigene medizinische Einrichtung, in der er auch an Herztransplantationen durchführte.
Parallel zu seiner medizinischen Tätigkeit, trag Mehmet Oz immer häufiger auch als Medizinexperte im TV auf. Von 2003 bis 2008 war er Gesundheitsexperte bei der höchst erfolgreichen "Oprah Winfrey Show", ab 2009 hatte er eine eigene TV-Show: "die Dr. Oz-Show". Im Rahmen seines ersten Präsidentschaftswahlkampfes 2016 trat auch Donald Trump in der "Dr. Oz-Show" auf und ließ den Arzt seine Gesundheitsunterlagen bewerten.
Oz machte immer wieder auch mit fragwürdigen Behauptungen von sich reden. So plädierte er etwa während der Corona-Pandemie für die Verabreichung des Malaria-Medikamentes Hydroxychloroquin. Später wurde bekannt, dass er Aktien an Unternehmen besaß, die das Medikament herstellten. 2022 kandidierte Oz für den US-Senat, unterlag aber seinem demokratischen Mitbewerber John Fetterman. Als Leiter der Gesundheitseinrichtungen Medicare und Medicaid wird Oz für die gesundheitliche Versorgung von mehr als 100 Millionen Amerikanern verantwortlich sein.
Wenn Donald Trump große Reden schwingt, ist er nicht weit. Stephen Miller soll stellvertretender Stabschef und Heimatschutz-Berater werden, er war einer der Ideengeber für die Migrationspläne des künftigen Präsidenten.
Miller gilt als strammer Rechter. In Zeitungskolumnen schreibt er gegen Wokeness und Political Correctness an. Er ist gegen Abtreibungen, die Ausgabe von Kondomen an Minderjährige, stellte sich gegen die Zulassung eines Clubs für Homosexuelle. Schon in der ersten Amtszeit von Trump galt er als graue Eminenz im Weißen Haus.
Auch das ist ein Symbol von Trumps zweiter Amtszeit: Er holt alte Weggefährten zurück. John Ratcliffe wird Chef des Auslandsgeheimdiensts CIA. Bis Jänner 2021 war er Nationaler Geheimdienstkoordinator, also der ranghöchste Spion der USA. Wenn alles klappt. 2019 wollte Trump ihn schon einmal für den Job, zog aber zurück, weil er nicht glaubte, dass er die Anhörung im Kongress übersteht.
Diesmal scheint es besser zu laufen, die Reaktionen auf seine Bestellungen sind annehmbar. "Es hätte schlimmer kommen können. Im Vergleich zu anderen gehandelten Namen sorgt das für Erleichterung", schreibt CNN. Und laut "New York Times" befürworten mehrere Abgeordnete Ratcliffes Nominierung.
Ratcliffe gilt vor allem als schonungsloser China-Kritiker. 2020 bezeichnete erdas Land in einem Gastbeitrag für das "Wall Street Journal" als "Bedrohung Nummer eins" für die nationale Sicherheit.
Ein Buch macht klar, wohin er seine Augen richtet. Im Oktober erschien "Hard Truths: Think and Lead Like a Green Beret" und Mike Waltz schreibt darin: "Die USA befinden sich in einem existenziellen Kampf mit der Kommunistischen Partei Chinas."
Der altgediente Militär hat es aber auch nicht mit Russland, trotzdem lehnt er weitere Militärhilfe für die Ukraine ab. Das sei "im Moment die Definition von Wahnsinn", sagte er kürzlich.
Selten wurde ein Parteiaustritt so zelebriert. Im Oktober 2024 stand Tulsi Gabbard auf einer Wahlkampf-Veranstaltung neben Donald Trump und gab ihren Eintritt in die Republikanische Partei bekannt. Politisch startete Gabbard bei den Demokraten durch. Schon mit 21 war sie das jüngste Mitglied des Repräsentantenhauses von Hawaii.
Nun soll die 43-Jährige Geheimdienst-Koordinatorin werden, also die "Intelligence Community" leiten. Ein machtvoller Job, sie wird dann die 18 US-amerikanischen Nachrichtendienste koordinieren – wenn Gabbard die Anhörung im Kongress überlebt.
Bei ihrer ersten Wahl im Jahr 2014 war Elise mit 30 die bis dahin jüngste Frau, die jemals in der Geschichte der Vereinigten Staaten in den Kongress gewählt wurde. Inzwischen wurde sie zum fünften Mal wiedergewählt, in der Zeit wandte sich die ehemals Moderate immer näher Donald Trump zu.
Stefanik gilt als enge Verbündete Israels und als UN-Skeptikerin. Sie unterstützt die Forderung Israels nach Abschaffung des Palästinenserhilfswerks der Vereinten Nationen UNRWA. International bekannt wurde sie im Vorjahr bei der Kongress-Anhörung mehrerer Universitäts-Präsidentinnen nach anti-israelischen Protesten an den Unis. Die Präsidentin von Harvard, Claudine Gay, musste danach zurücktreten.
Er saß an der Seite von Donald Trump, als es das erste Mal eng wurde. Lee Zeldin gehörte zum Anwaltsteam, das den damaligen Präsidenten 2019 bei den Anhörungen zum Amtsenthebungsverfahren betreute. Nun nominierte ihn Trump zum Administrator of the Environmental Protection Agency.
Als künftiger Chef der US-Umweltbehörde EPA soll Zeldin rasch für "Deregulierungen" sorgen. Gemeint ist: er soll den Weg für die Förderung klimaschädlicher Energieträger wie Öl und Gas freimachen. Besondere Expertise im Bereich Umweltschutz besitzt der 44-Jährige nicht.