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"The Regime": Schloss Schönbrunn auf Steroiden

In der neuen HBO-Miniserie gibt Oscar-Gewinnerin Kate Winslet die durchgeknallte, autoritäre Kanzlerin eines fiktiven europäischen Kleinstaats. Gedreht wurde dafür auch in Wien - was man aber oft erst auf den zweiten Blick erkennt. Start ist am Montag.

Das Schloss Schönbrunn wurde für die Streaming-Serie am Computer aufgepeppt zeigt schon der Trailer
Das Schloss Schönbrunn wurde für die Streaming-Serie am Computer aufgepeppt zeigt schon der Trailer
HBO Max
Newsflix Redaktion
Akt. Uhr
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Da, wo im wahren Leben Wien-Penzing sanft nach Norden hin ansteigt, erstreckt sich eine Großstadt, eingerahmt von schneebedeckten Berggipfeln, wie man sie eigentlich erst 300 Kilometer weiter westlich findet. Und aus dem altehrwürdigen, dunkelroten Ziegeldach wachsen unförmige Aufbauten in klassischem Schönbrunner Gelb, als hätte man dem Barockschloss Steroide verabreicht. Wiens Beitrag zur neuen, vorab hochgelobten HBO-Produktion "The Regime" ist dank exzessivem Einsatz von Computertechnik selbst für ortskundige Seher nicht immer gleich zu erkennen. Und auch die Geschichte, die in der sechsteiligen Miniserie erzählt wird, wirkt wie ein bizarres, überdrehtes, oft bis zur Absurdität entstelltes Abbild der Realität – was das Ergebnis umso irritierender macht.

Eine Kanzlerin zum Fürchten Oscar-Gewinnerin Kate Winslet (2009 für ihre Rolle in "Der Vorleser") mimt in "The Regime" Elena Vernham, die Kanzlerin eines fiktiven europäischen Kleinstaats, der die Macht in ihrem kleinen Reich zu entgleiten droht, weshalb sie ihr Volk unterdrückt und sich zugleich auf ein Kräftemessen mit den USA einlässt. Unterstützt wird sie dabei von ihrem persönlichen Adjutanten, dem ehemaligen Soldaten Herbert Zubak (dargestellt vom Belgier Matthias Schoenaerts), der zuvor aufständische Bergarbeiter erschossen hat und in der Bevölkerung deshalb "der Schlachter" genannt wird. So weit, so gruselig.

Büro im Palais: Kanzlerin Vernham an ihrem Arbeitsplatz im Palais Liechtenstein
Büro im Palais: Kanzlerin Vernham an ihrem Arbeitsplatz im Palais Liechtenstein
Sky / HBO

Paranoide Politikerin Wirklich skurril wird die Story aber dadurch, dass Winslets Kanzlerin zwar einerseits eine eiskalte, faschistoide Machtpolitikerin, andererseits aber auch eine praktizierende Esoterikerin ist, die Gespräche mit ihrem längst verstorbenen Vater führt, sich Senf zu therapeutischen Zwecken auf die Brust reiben lässt, während Regierungssitzungen Eisbäder nimmt und panische Angst vor Schimmelsporen in ihrem Palast hat, diesen aber dennoch kaum verlässt, um sich nicht den multiplen Gefahren der Außenwelt auszusetzen. Ihr Kind "teilt" sie sich mit ihrer persönlichen Beraterin (Stichwort Co-Parenting), ihr Ehemann muss eine FFP2-Maske tragen, wenn er sie besuchen möchte. Und bei einem Galaabend im Palast gibt die Regierungschefin höchstselbst, wie bei einer Castingshow, im kurzen Glitzerkleidchen einen Popklassiker zum Besten. Da wird wenig ausgelassen.

Ich sagte zu ihnen, gehen wir doch nach Wien, da gibt es viele Paläste
Regisseur Stephen Frears

Lachen oder schreien? So ambivalent wie die Hauptprotagonistin erscheint die ganze Serie, die sich selbst als "Polit-Satire" definiert. Einerseits schrille Parodie auf so ziemlich jede Verrenkung der modernen Welt, andererseits hartes Politstück, das einem das Lachen einfrieren lässt. Verantwortlich für diesen Spagat ist Autor und Produzent Will Tracy. Der Amerikaner hat bereits mit der hochgelobten und vielfach prämierten Medien-Serie "Succession" sowie dem Haute-Cuisine-Schocker "The Menu" (mit Ralph Fiennes als Meisterkoch, der aus dem Ruder läuft) Erfolge eingefahren und gilt vielen als Genie in seinem Metier. Regie bei drei Folgen von "The Regime" führte der 82-jährige britische Kino-Veteran Stephen Frears, der sich auch maßgeblich für Wien als Drehort eingesetzt hat.

Männer ohne Meinung: die Minister-Riege der Kanzlerin
Männer ohne Meinung: die Minister-Riege der Kanzlerin
Sky / HBO

Schönbrunn, Hofburg, Palais Liechtenstein Tatsächlich ist Österreichs Kapitale einer der Stars der Show. Gedreht wurde in und um Schloss Schönbrunn, die Habsburger-Residenz fungiert als Regierungspalast von Kanzlerin Kate, der am Computer kräftig aufgemöbelt wurde. Für die Darstellung der Innenräume ging man ins prachtvolle Gartenpalais Liechtenstein im 9. Bezirk. Hier empfängt die Regierungschefin ihre Gäste oder gibt sich ihren diversen Treatments hin. Eine Rolle spielt zudem noch die Hofburg in der Innenstadt – dort werden Oppositionelle verhaftet und aus den Häusern in Arrestantenwägen geschleift. Im Gefängnis landet auch Hugh Grant, der in einer kleinen, feinen Rolle den Oppositionsführer mimt und von Kate Winslet in politische Geiselhaft genommen wird.

Rolle für Karl Markovics Insgesamt 200 Österreicherinnen und Österreicher waren an der Produktion von "The Regime" beteiligt, hinter und vor der Kamera, über eine Statistenrolle hinaus kam jedoch nur Karl Markovics. Der Schauspieler und Regisseur hat dabei allerdings so viel Eindruck hinterlassen, dass er inzwischen sogar im englischsprachigen Eintrag von "The Regime" auf Wikipedia genannt wird.

Stillgestanden: das Regime bei der Arbeit
Stillgestanden: das Regime bei der Arbeit
Sky / HBO

Große Erwartungen Die sechsteilige Miniserie "The Regime" wurde vom amerikanischen Giganten HBO produziert, wo man seit mehr als 25 Jahren ein Händchen für feinste Serien-Ware hat. Klassiker wie "The Sopranos", "The Wire", "Sex and the City" oder "Game of Thrones" stammen aus dem Hause HBO. Im deutschsprachigen Raum läuft "The Regime" ab 4. März auf Sky, jeden Montag wird eine neue Folge veröffentlicht. Man darf gespannt sein, ob die Serie die großen Erwartungen, die man HBO hat, auch erfüllen kann.

"The Regime", 2024, Mini-Serie, 6 Folgen, ab 4. März auf Sky (jeden Montag eine neue Folge)

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