Neue Studie

Warum jeder vierte Labrador immer Hunger hat

Eine Genmutation sorgt dafür, dass 23 Prozent der Hunde kein Sättigungsgefühl haben, fand eine Forscherin der Cambridge Veterinary School heraus. Die Folgen.

Nach dem Futter ist vor dem Futter: Eine Genmutation ist bei vielen Labradoren für diese Sichtweise verantwortlich
Nach dem Futter ist vor dem Futter: Eine Genmutation ist bei vielen Labradoren für diese Sichtweise verantwortlich
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Newsflix Redaktion
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Leo ist kein einfacher Charakter, sagen wir einmal so. Daheim im Garten muss er von den Gemüsebeeten ferngehalten werden, denn er würde sonst die Karotten ausgraben. Leo hat nämlich fast Immer Appetit. Sein Herrl ließ ihn nun an einer wissenschaftlichen Studie teilnehmen, die feststellen sollte, warum manche Labradore dauernd fressen wollen. Bei Leo mussten die Versuche abgebrochen werden, zu seinem eigenen Schutz, sonst wäre er vielleicht geplatzt. Wie gesagt, er ist kein einfacher Charakter. Aber er kann nichts dafür.

Für die Studie wollte Dr. Eleanor Raffan von der Cambridge Veterinary School feststellen, wann der Zustand "satt" bei Leo eintritt. Offenbar nie. Schuld daran ist eine einzige Genmutation, die fast einem Viertel aller Labradore innewohnt, wie die Forscherin feststellte. Die Mutation betrifft ein Gen namens POMC und es arbeitet auf zweierlei Weise. POMC unterdrückt einerseits das Sättigungsgefühl der Hunde, gleichzeitig verbrennen sie deutlich weniger Kalorien, während sie sich ausruhen. Es sendet also permanent das Signal an das Hunde-Gehirn, das Tier sei nahezu am Verhungern.

"Wurst in der Box" Dr. Eleanor Raffan veröffentlichte ihre Ergebnisse im Fachmagazin "Science Advances", die Londoner "Times" berichtete darüber. An der Studie nahmen 87 erwachsene Labrador-Hunde teil, alle waren normalgewichtig oder mäßig übergewichtig. Mit den Tieren wurden Tests durchgeführt, darunter der "Wurst in einer Box"-Test. Am Morgen gab es dabei normales Hundefrühstück, drei Stunden später wurde den Tieren eine Wurst in einer Kiste angeboten und ihr Verhalten wurde aufgezeichnet. Die Schachtel bestand nämlich aus durchsichtigem Kunststoff und verfügte über einen perforierten Deckel. Die Wurst war also zu sehen und zu riechen – aber eben nicht zu erreichen.

Es passierte das Erwartbare: Hunde mit der POMC-Mutation versuchten deutlich intensiver, die Wurst aus der Box zu bekommen, was zur Interpretation führte: Sie haben einfach den größeren Hunger.

Labradore haben einen ziemlichen Appetit aufs Leben – aber nicht nur
Labradore haben einen ziemlichen Appetit aufs Leben – aber nicht nur
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Das ging ja wie im Schlaf Die Labradore schliefen in einer speziellen Kammer, die alle Gase maß, die sie ausatmeten. Dies ergab, dass Hunde mit der POMC-Mutation etwa 25 Prozent weniger Kalorien verbrauchen, während sie sich ausruhen, als Hunde ohne Genmutation.

Gut möglich, dass die Mutation einst vorteilhaft war POMC sende "ein Verhungersignal" aus, das den Antrieb, sich Nahrung zu verschaffen, erhöhe und gleichzeitig den Energieverbrauch reduziere, sagte Dr. Raffan der "Times". Bei den Hunden der Gegenwart führe das häufig zu ungesunder Fettleibigkeit. "Aber die Vorfahren sowohl von Labrador als auch von Flat-Coated Retriever waren 'St. John's Wasserhunde', eine Art, die von Fischern ab den 1600er Jahren verwendet wurde, um ihre Netze in den eisigen Gewässern vor Neufundland aus dem Wasser zu holen. Sie hatten ein hartes Leben, so dass die Bereitschaft, alle Essensreste zu essen, die sie finden konnten, ihnen geholfen haben könnte, Fettreserven aufzubauen, um ihre Arbeit zu tun und ihren Körper zu isolieren, während sie im eisigen Meer schwammen, um die Fischernetze zu holen.“

Was können Betroffene tun? Das mag alles stimmen, aber: Wie sollen nun Besitzer von Labradoren mit dieser POMC-Mutation mit der Situationen umgehen? Herrln und Frauerln von Hunden mit einer gewissen Korpulenz werden in der Öffentlichkeit nämlich zuweilen von anderen Menschen – Hundebesitzern, aber nicht nur – blöd angeredet, wenn man das so offen sagen darf. Dr. Eleanor Raffan empfiehlt, die Dauerfresserei der Tiere mit ein paar Tricks in den Griff zu bekommen. Die tägliche Nahrungsmittelration etwa im Garten zu verstecken, damit die Suche danach etwas dauert. Wichtig sei jedenfalls, den Hund viel zu bewegen. Der Tag versaut sich schließlich nicht von selbst.

Besitzer von Hunden anderer Rassen können hingegen aufatmen, diese spezielle Mutation betrifft nur Labradore. Wenn ihr Hund also Bauchansatz zeigt, dann muss das andere Gründe haben.

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