Geld-Profi Monika Rosen

Was ein Hochwasser wirklich kostet. Und warum!

Der Klimawandel wird teuer: Naturkatastrophen kosteten im Vorjahr weltweit bereits 380 Milliarden Dollar. Nach den Wirbelstürmen haben Hochwasser-Ereignisse den zweithöchsten Preis. Monika Rosen analysiert.

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Dass der Klimawandel kein abstraktes Konzept ist, musste Österreich im heurigen September einmal mehr leidvoll erfahren. Mehrtägiger Dauerregen sorgte für eine nahezu biblische Flut, von einem Jahrhundertereignis war die Rede.

Naturkatastrophen, die mit der globalen Erwärmung häufiger werden, haben aber nicht nur einen enormen menschlichen, sondern auch einen ökonomischen Preis. Sie belasten die öffentlichen Haushalte, weil die Betroffenen naturgemäß sofort Hilfe brauchen. Sie erweisen sich aber auch für Konsumenten und Unternehmen als folgenschwer. In letzter Konsequenz werden all diese Auswirkungen auch an der Börse abgebildet. Was sie dazu wissen müssen:

Was genau versteht man in wirtschaftlicher Hinsicht unter Naturkatastrophen?
Die Versicherungsbranche definiert Naturkatastrophen als außergewöhnliche Ereignisse, die nur sehr selten vorkommen. Dazu zählen Erdbeben, Lawinen, Hochwasser und auch Waldbrände.

Monika Rosen war über 20 Jahre lang Chefanalystin im Private Banking einer österreichischen Großbank. Sie ist auch Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft
Monika Rosen war über 20 Jahre lang Chefanalystin im Private Banking einer österreichischen Großbank. Sie ist auch Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft
Helmut Graf

Kann man diese Schäden auch beziffern?
Ja, kann man. Schätzungen der Versicherungsbranche gehen davon aus, dass sich die Schäden durch Naturkatastrophen im Vorjahr weltweit auf 380 Milliarden Dollar belaufen haben. Davon war nicht einmal ein Drittel, nämlich rund 117 Milliarden Dollar, versichert (mehr dazu finden Sie hier).

Gibt es auch Unterschiede, sprich sind manche Katastrophen "teurer" als andere?
Die Versicherer haben eine kumulierte Schätzung aufgestellt. Diese bezieht sich auf die Jahre 2000 bis 2023 und sagt aus, dass Wirbelstürme am teuersten sind. An zweiter Stelle kommt dann schon das Hochwasser, gefolgt von Erdbeben.

Sind sich die Unternehmen dieses Risikos in ausreichendem Maße bewusst?
Das muss leider bezweifelt werden. Bei einer Umfrage unter 3.000 Vorständen und Risikomanagern weltweit wurde der Punkt "Klima" nur auf Platz 10 unter den Risikofaktoren gereiht. Hier muss wohl ein Umdenken stattfinden.

Sieht lustig aus, ist aber hochgefährlich: Paddler im Wiener Hochwasser
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Wie genau wirken sich diese Katastrophen in wirtschaftlicher Hinsicht aus?
Es gibt einen direkten Impact, dazu zählen Schäden an der Infrastruktur und an Gebäuden. Außerdem können Naturkatastrophen die Lieferketten stören. Das herausragende Beispiel in dieser Hinsicht wahr wohl die Covid-Pandemie, die letztlich auch eine Naturkatastrophe darstellte. Last, but not least führen derartige Ereignisse zu steigenden Versicherungsprämien. Diese wiederum belasten die Budgets von Unternehmen und Verbrauchern noch lange nachdem die unmittelbaren Folgen des Ereignisses beseitigt sind.

Und was sind die indirekten Kosten dieser Ereignisse?
Dazu zählen vor allem die Ausgaben der öffentlichen Hand, wie zum Beispiel Soforthilfen und meist auch Steuererleichterungen. Das kurbelt kurzfristig zwar das Wachstum an, führt auf längere Sicht aber zu einer höheren Staatsverschuldung und oft auch zu steigender Inflation. Ein klassisches Beispiel wären hier auch die Energiepreise. Wenn ein Wirbelsturm die Ölförderung im Golf von Mexiko unterbricht, lässt das den Ölpreis steigen, was wiederum die Teuerung anschiebt.

Helfer retten in Rudawa, Südpolen, einen Hund aus den Fluten
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Zum Abschluss: Wie setzt die Börse das Thema um?
Wenn Anleger ihr Portfolio klimafit machen wollen, landen sie wahrscheinlich schnell beim Kürzel ESG. ESG steht für Environmental, Social, Governance, also Umweltschutz, Soziales und gute Unternehmensführung. Die Abkürzung ist ein Synonym für nachhaltiges Investieren. Das Thema ist sehr weitläufig, einen guten ersten Überblick bietet die Homepage der Wiener Börse hier.

Monika Rosen war mehr als 20 Jahre bei einer heimischen Großbank tätig, ist Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft und gefragte Spezialistin rund um alle Geldthemen

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