Der "ZDF Magazin Royale"-Macher legte sich mit einem Bienenzüchter an. Der fuhr seinen Stachel aus, der Rest ist Realsatire.
"Natürlich geht es nicht darum, irgendeinem fucking Imker sein Handwerk zu legen", sagt Jan Böhmermann, aber im Moment schaut es ohnehin nach dem Gegenteil aus. So als würde der "fucking Imker" dem TV-Moderator ins Handwerk pfuschen, und das ordentlich. Der Grund dafür liegt rund vier Monate zurück und hat mit der Show von Böhmermann zu tun. Der "fucking Imker" war nämlich in "ZDF Magazin Royale" zu sehen, und das gerade einmal acht Sekunden lang. Es reichte, um eine Sommerloch-Debatte auszulösen. Im Winter.
Wie bei "Maschendrahtzaun" Böhmermann spricht nun in der neuesten Ausgabe seines Podcasts "Fest & Flauschig" über die Affäre, die Deutschland seit Wochen erstaunt und amüsiert. Sie erinnert an den skurrilen Streit um den "Maschendrahtzaun" vor fast 25 Jahren. Stefan Raab hatte sich damals in seiner Sendung "TV Total" über eine Landbewohnerin aus Sachsen lustig gemacht, die in einen Nachbarschaftsstreit geraten war, es ging – erwartbar – um einen Maschendrahtzaun. Zwist gab es keinen. Raab produzierte ein Lied, "Maschendrahtzaun" stieg im November 1999 in die deutschen Charts ein und blieb dort sechs Wochen kleben. Der Titel wurde eine Million Mal verkauft.
Wieder Sachsen Diesmal scheint ein friedliches Ende der Auseinandersetzung weniger greifbar. Worum geht's? Im November hatte sich Böhmermann in seiner Sendung dem Thema "Image-Kampagnen im Tierreich" gewidmet. Er warf Bienenzüchtern "Beewashing" vor, also Gaukelei. Man zeige süße Tiere, grüne Wiesen, heile Welt und allerlei trallala, in Wahrheit verberge sich dahinter aber ein knallhartes Geschäft. Bioimker Rico Heinzig aus Meißen kam vor, acht Sekunden eben, aber daraus wurden seine "acht Sekunden of Fame".
"Berufsstand diskreditiert" Heinzig drehte die Waben nämlich um. Er besitzt 200 Bienenvölker, ist mit seiner Firma "MyHoney" recht umtriebig, bietet für Schulen und Firmen Bienenpatenschaften an. Im Vorgehen durch Böhmermann sah er "einen ganzen Berufsstand und tausende Hobbyimker diskreditiert. Er impliziert ja mit seinem Nutztiervergleich, dass Bienen durch den Imker ausgebeutet werden würden."
150 Honiggläser Der gute Mann hat offenbar auch Geschäftssinn. Er ließ vier Plakate drucken und baute in einem "Edeka"-Markt in Dresden einen Stand mit 150 Honiggläsern auf. Auf dem Plakat nannte er Böhmermann witzelnd einen "führenden Bienen- und Käferexperten" und ließ ihn einen "Beewashing Honey" empfehlen. Auf jedem Glas klebte ein QR-Code. Er führte zu einem extra eingerichteten "YouTube"-Kanal, auf dem Heinzig seine Sicht der Dinge darstellt.
Böhmermann erfuhr davon und forderte Heinzig auf, die Werbeaktion zu stoppen.
Plakat ist Satire Wer nun denkt, die Geschichte endet hier, täuscht sich. Rico Heinzig zog nicht den Rüssel ein, er bezeichnete sein Plakat als "Satire" und warb weiter damit. Böhmermann klagte, das Landgericht Dresden gab aber in erster Instanz am 8. Februar dem Imker recht. Begründung: Das satirische Vorgehen des Bienenzüchters in Reaktion auf eine Sendung des "ZDF Magazins Royale", die Böhmermann moderiert, verletze nicht die Persönlichkeitsrechte des Fernsehmoderators.
Also Berufung Es ist unklar, wann der Prozess am Oberlandesgericht Dresden seine Fortsetzung finden wird, aber für Rico Heinzig wurde die Sache zunehmend brenzlig. Der ursprüngliche Streitwert von 15.000 Euro verdoppelte sich, seine Auslagen für Gerichts- und Anwaltskosten stiegen, der lustige Streit um den Honigtopf drohte existenzgefährdend zu werden. Also rief er eine Spendenaktion ins Leben, und die verleiht ihm nun Flügel, dafür reicht offenbar auch Honig.
Spende an Naturschutz Nach aktuellem Stand hat der Imker aus Sachen schon 62.000 Euro eingesammelt. Das gesamte Geld wird er vor Gericht wohl nicht brauchen, deshalb will er alles, was übrig bleibt, für den Naturschutz spenden.
Das noble Vorgehen anerkennt auch Jan Böhmermann in seinem Podcast mit Sänger Olli Schulz. Im Gegenzug bezeichnet er Heinzig als einen "erfahrenen PR-Unternehmer", der die Bekanntheit des TV-Stars für den Verkauf seines Honigs ausnutzen würde. "Das hat nichts mit Satire zu tun oder mit sonst irgendwas, das geht einfach nicht."
Schaut nicht danach aus, als würden bald Milch und Honig fließen.
