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Wieso Ex-Neos-Chef bei Milliardär Branson reif für die Insel war

Matthias Strolz, früher Politiker und nun Unternehmer, über seine fünf Tage auf der Insel des "Virgin"-Gründers.

Tennis mit dem Milliardär: Matthias Strolz (schwarzes Shirt, Dritter neben Branson) mit Unternehmer-Legende Sir Richard Branson (Mitte) und seinen Teilnehmer-Kollegen
Tennis mit dem Milliardär: Matthias Strolz (schwarzes Shirt, Dritter neben Branson) mit Unternehmer-Legende Sir Richard Branson (Mitte) und seinen Teilnehmer-Kollegen
Matthias Strolz
Newsflix Redaktion
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Eine Tennispartie mit "Virgin-Gründer und Unternehmerlegende Sir Richard Branson (73), wer würde da nicht zum Schläger greifen? Ex-Neos-Chef und Unternehmer Matthias Strolz ließ sich jedenfalls nicht lange bitten. Er nahm an einer Workshop-Woche auf Bransons Karibikinsel Necker Island teil, gemeinsam mit 40 anderen Menschen aus der halben Welt – Unternehmer, Startup-Gründer, Aktivisten.

Gewinn mit Sinn Veranstaltet wurde der fünftägige Workshop vom in London ansässigen Unternehmen "Forming Impact", das seit zehn Jahren Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen im Rahmen von Workshops zusammenbringt. "Ziel von 'Forming Impact' ist es, positive Veränderungen herbeizuführen", ist auf der Homepage des Unternehmens zu lesen. Und: "Wir sind eine Gemeinschaft von Unternehmern, Investoren und Kreativen, die sich dafür einsetzen, durch sinnvolle Beziehungen und Zusammenarbeit einen positiven Einfluss auf die Welt zu nehmen."

Karibische Kulisse Als Tagungsorte werden einige der schönsten Destinationen der Erde angesteuert, auch das zu Richard Bransons "Virgin"-Imperium gehörende Karibik-Paradies Necker Island. Fünf Tage weilte die gut 40-köpfige Gruppe auf der Mini-Insel vor Antigua, um miteinander zu arbeiten und auch zu entspannen. Die österreichische Abordnung war dabei überraschend groß. Neben Matthias Strolz waren auch der ehemalige Präsident der Vorarlberger Industriellenvereinigung, Martin Ohneberg, der Geschäftsführer des Fruchtsaftherstellers "Rauch", Daniel Wüstner, sowie mehrere heimische Startup-Gründer mit Wirtschaftsuni-Wien-Vergangenheit bei Sir Richard zu Gast.

Hart am Netz: Matthias Strolz während einer Tennis-Session mit dem britischen Selfmade-Milliardär, der sich mit nacktem Oberkörper eher im Hintergrund hielt
Hart am Netz: Matthias Strolz während einer Tennis-Session mit dem britischen Selfmade-Milliardär, der sich mit nacktem Oberkörper eher im Hintergrund hielt
Matthias Strolz

Strolz über sein "Once in a Lifetime"-Erlebnis Der Vorarlberger Ex-Politiker hat seit jeher einen Hang zu Selbstfindungsthemen und -veranstaltungen, der Trip in die Karibik war aber auch für ihn eine einzigartige Erfahrung. Mit Newsflix sprach Matthias Strolz über seine Erfahrungen, seine Eindrücke von Sir Richard Branson und was er von dem Workshop letztlich mitgenommen hat.

Wie kam es zum Trip nach Necker Island?
"Ich kenne die Veranstalterin, Fiona Macintyre von "Forming Impact", wir haben gemeinsame Freunde in der Startup-Szene, wo ich ja fünf Jahre lang aktiv gewesen bin, und so hat sich der Kontakt und die Einladung ergeben. Es waren insgesamt 40 Menschen aus der ganzen Welt, so eine Gruppe wird einmal im Jahr zusammengestellt. Viele kommen aus der weltweiten Startup-Szene, aber es können auch 'Capacity Builder' (Menschen, die an Struktur- und Kompetenzverbesserungen arbeiten, Anm.) sein, oder Aktivisten, Manager:innen, Führungskräfte, querbeet."

Sind das die einzigen Veranstaltungen,  bei denen Richard Branson persönlich anwesend ist?
"Mittlerweile gibt es auch einen deutschen Anbieter, der etwas bei ihm macht, die Insel ist ja grundsätzlich offen. Ich kenne aber die anderen Formate nicht, ich kenne nur dieses und das ist sehr speziell. Es existiert bereits seit zehn Jahren und hat eine ganz spezifische Leadership- und Impact-Ausrichtung. Es geht um gesellschaftliche Gestaltung, und das liegt mir natürlich sehr."

Was passiert da?
"Es geht sehr viel um Begegnung und Gespräche, um Lebensgeschichten. Dort wo man die Möglichkeit hat, mit Richard Branson direkt zusammen zu sein, geht es auch darum, von ihm zu lernen. Der Kerl hat ja eine einmalige Lebensgeschichte, was er kombiniert an Abenteuerlust, Unternehmergeist, aber auch seine politische Wachheit, die mich fasziniert, dass er sich über all die Jahrzehnte immer wieder einbringt, egal ob er gegen den Brexit kämpft oder gegen Monopole. Mit Nelson Mandela hat er einen Ältestenrat gegründet, gemeinsam wollten sie den Irakkrieg noch verhindern, was jedoch gescheitert ist, er hat natürlich auch viele Niederlagen erlitten, von denen er berichten kann. Und er steht immer wieder auf. Dieser Mann ist ein Naturwunder an Kraft und Energie, das ist beeindruckend."

Er sieht auch blendend aus …
"Ja, wild, einmal ist er mit uns Radfahren gegangen, wir sind um Viertel nach sechs Uhr früh auf und mit dem Boot auf die Nachbarinsel, haben Fahrräder ausgeborgt und los ging’s. Wir waren nur zu zwölft, ich wollte unbedingt dabei sein. Am Ende war ich dann der Einzige, der sein Rad schieben musste. Kurzum, er ist körperlich wirklich ziemlich gut beinander mit seinen 73 Jahren."

Branson ist mit uns Radfahren gegangen, wir waren zu zwölft. Am Ende war ich der Einzige, der sein Rad schieben musste
Strolz über die Fitness des 73-jährigen Richard Branson

Und er ist jeden Tag präsent, oder schaut er nur einmal kurz vorbei?
"Ich höre, dass er in den vergangenen Jahren jeden Tag da war, diesmal ist ihm etwas dazwischengekommen, er hat ja weit über 200 Firmen mit gegründet, da gibt es immer irgendwo eine Krise und da musste er dann irgendwann abdüsen."

Was haben Sie aus dieser Woche mitgenommen?
"Es hat fünf Tage gedauert. Was mich sehr berührt hat war, dass ich im 'Elders Temple' gewohnt habe, das ist jener Ort, wo Nelson Mandela mit Desmond Tutu und anderen den weltweiten Ältestenrat 'The Elders' aus der Taufe gehoben hat. Derzeit hat die ehemalige irische Präsidentin Mary Robinson da den Vorsitz. Diese Gruppe engagiert sich hinter den Kulissen in Friedensfragen."

Richard Bransons Anwesen auf seiner eigenen Karibik-Insel Necker Island: Hier fand der fünftägige Workshop statt
Richard Bransons Anwesen auf seiner eigenen Karibik-Insel Necker Island: Hier fand der fünftägige Workshop statt
Virgin Limited Edition

Worum geht es da konkret?
"Können wir die Weisheit von gereiften Persönlichkeiten für den Frieden nutzen? – das war die ursprüngliche Idee von Richard Branson und dem Musiker Peter Gabriel. Sie haben seinerzeit Nelson Mandela gefragt, ob er nicht der erste Vorsitzende dieses Ältestenrates werden möchte. Sie haben damals auch versucht, den Irakkrieg noch zu verhindern durch einen Besuch von Nelson Mandela, aber der Krieg begann früher als erwartet und damit war die Initiative zu spät. Im Nachgang dieser Geschehnisse hat Mandela dann zugestimmt, den Rat zu gründen. Und diesen Genius vor Ort zu spüren hat mich sehr berührt."

Weil sie ein politischer Mensch sind …?
"Ja. Ich weiß, dass ich mich in den nächsten Jahrzehnten noch stärker in der internationalen Friedensarbeit einbringen werde mit dem, was ich kann und bin. Insofern hat es mich darin bestärkt, diesen Weg zu gehen. Ob das mit Büchern sein wird oder mit den internationalen Netzwerken, die ich in den letzten Jahren geknüpft habe – letztes Jahr etwa war ich zehn Tage im Ghandi-Ashram in Indien – , wird man sehen. Da entstehen viele Freundschaften auf internationaler Ebene. Wir müssen dem täglichen Wahnsinn, der uns aktuell alle beklemmt, Zuversicht entgegenhalten. Und ich merke, ich muss selbst daran arbeiten, zuversichtlich bleiben zu können. Das heißt für mich auch, die eigenen Talente in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen, aber das muss man natürlich kultivieren. Und unter diesem Aspekt habe ich auf Necker Island eine schöne Erfahrung gemacht und wieder einige Mitstreiter gefunden. Was in den nächsten Jahren konkret daraus wird, wird man sehen, aber ich merke, da wächst etwas."

Haben alle Teilnehmer an diesen Treffen dieselben Ziele und Motivationen, oder gibt es da unterschiedliche Ansätze?
"Da gibt es schon unterschiedliche Ziele und Ausrichtungen. Ich denke, der gemeinsame Bezugspunkt ist Richard Branson, seine Energie zu spüren, diesen Menschen näher kennen zu lernen und sich mit ihm auszutauschen."

Der gemeinsame Bezugspunkt ist Branson, seine Energie zu spüren, ihn näher kennen zu lernen und sich mit ihm auszutauschen
Strolz über die Motivation der Workshop-Teilnehmer

Sind das vor allem jüngere Menschen dort, wie sieht der Altersschnitt aus?
"Es waren auch 60- und 65-Jährige dort, aber es stimmt schon, ich war unter den älteren Teilnehmern. Jetzt ist es soweit (lacht). Es waren viele aus Startups dabei, und die sind halt in der Regel eher jünger. Das war für mich auch letztlich der Grund, weshalb ich gesagt habe, ich gehe raus aus der Startup-Szene. Ich bin keine 27 Jahre mehr, ich habe selbst ein politisches Startup geleitet und ich weiß, was das heißt: 24/7, Tag und Nacht, das will ich unternehmerisch nicht mehr. Ich habe immer viel und gerne gearbeitet, aber ich bin nicht mehr im Alter für eine führende Funktion in einem Startup. Das sollen die Jungen machen, die haben den Saft und die überschäumende Energie. Ich brauche heute mehr Zeit für mich, um die Dinge zu verdauen, muss auch immer wieder in den Einklang kommen mit mir selbst, um dann wieder in den Mehrklang treten zu können mit anderen Menschen."

Würden Sie die Teilnahme an einem Branson-Workshop auch anderen Menschen empfehlen?
"Unsere Talente mögen blühen und pralle Früchte tragen. Darum geht es beim Menschsein. Es gibt viele Möglichkeiten des Blühens und Entfaltens. Im Jänner habe ich beispielsweise mit der Dhamma Organisation (dhamma.org) eine zehntägige Vipassana-Meditation gemacht. Die bieten das weltweit an, von Dornbirn bis Vietnam. Es geht um gemeinsames Meditieren in Stille. Ein heftiges, tiefes und schönes Erlebnis. Man kann das weltweit machen, ohne Preiszettel, gegen freiwillige Spenden, und jeder gibt so viel, wie er geben kann oder will. Und es gibt kostenintensivere Varianten, wie diese zuletzt auf der Insel. Das geht sich für mich einmal im Leben aus, für manche vielleicht öfter, für andere gar nicht. Ich denke es ist wichtig, in seine eigene Entwicklung zu investieren. Das ist nicht primär eine Geld-, sondern vor allem eine Haltungsfrage. Die Antworten kann nur jede und jeder individuell geben."

Klassenfoto: Die Teilnehmer des Workshops mit ihrem Gastgeber Richard Branson (weißes Shirt Bildmitte) auf der Terrasse seines Anwesens
Klassenfoto: Die Teilnehmer des Workshops mit ihrem Gastgeber Richard Branson (weißes Shirt Bildmitte) auf der Terrasse seines Anwesens
Matthias Strolz

Welche Ziele verbinden Sie persönlich damit?
"Mir ist es wichtig, in der eigenen Entfaltung zu sein und einen Beitrag zu leisten mit meinen Talenten. Dafür muss man die eigenen Talente auch bewirtschaften, das steht schon in der Bibel. Und auch die Wissenschaft sagt es, beispielsweise C. G. Jung als analytischer Psychologe. 'Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mir selbst treu zu bleiben, statt so zu leben, wie es andere von mir erwarteten' – das ist laut Bronnie Ware das größte Bedauern der Menschen im Angesicht ihres Todes. So beschreibt sie es in "5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen". Wenn wir uns unserer Sterblichkeit bewusst werden, sind wir jeden Tag eingeladen, unser eigenes 'Lied des Lebens' zu singen, zu tanzen, zu zelebrieren. Ungestüm und mit Inbrunst. Jede und jeder von uns hat andere Talente bekommen. Es ist ein Entfalten bis zum letzten Atemzug, das ist das menschliche Abenteuer, davon bin ich überzeugt. Und hier kam für mich eben eine besondere Einladung – diese habe ich genutzt."

Wie würden Sie Richard Branson beschreiben?
"Eine weltweit einzigartige Kombination aus Abenteurer, Unternehmergeist, Weltverbesserer und Arbeitstier. Und gleichzeitig ist er ein Familienmensch, das hat mich sehr fasziniert, dass das geht. Er ist jemand, der nahbar und berührbar geblieben ist und ein großes inneres Kind hat. Er macht alles mit einer gewissen Lust und fast kindlichen Freude. Gleichzeitig hochprofessionell. Es ist faszinierend und sehr inspirierend, das aus nächster Nähe zu sehen. Es hat mich berührt zu erkennen, dass man sich dieses Gestalterische und Schöpferische bis ins hohe Alter bewahren kann. Alleine dafür hat es sich rentiert, das inspiriert mich und das nehme ich mit."

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