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Neu im Kino

Wieso Jennifer Lawrence jetzt alle Hüllen und Hemmungen fallen lässt

In dem feinen Independent-Drama "Die My Love" geht Oscar-Gewinnerin Jennifer Lawrence an ihre Grenzen, nicht nur emotional. Außerdem diese Woche neu im Kino: Das sehr coole Remake einen Schwarzenegger-Klassikers aus den Achtzigern: "Running Man".

Sexy und selbstzerstörerisch: Jennifer Lawrence in "Die My Love"
Sexy und selbstzerstörerisch: Jennifer Lawrence in "Die My Love"Kimberly French
Christian Klosz
Akt. 13.11.2025 00:39 Uhr

Rasante Action, ein zeitgemäß kritisches Thema und eine tolle Darsteller-Riege: Der Reißer "Running Man", der diese Woche in den heimischen Kinos anläuft, hat alles zu bieten, was ein moderner Blockbuster benötigt.

Kaum zu glauben, dass die Idee dahinter – brutale TV-Show beutet verzweifelte Menschen aus, um Quote zu machen – nicht ganz frisch ist. Bereits 1987 gab Austro-Export Arnold Schwarzenegger den "Running Man" Ben Richards, der auf Basis einer Kurzgeschichte von Stephen King um sein Leben läuft. Und noch ein paar Jahre vorher, 1983, exerzierte bereits der französische Thriller "Kopfjagd – preis der Angst" das Thema durch.

All diese Filme, und auch Kings Buch, beruhen dabei auf einer Story, die der hellsichtige US-Autor Robert Sheckley bereits 1958 (!), also in den Kindertagen des Fernsehens geschrieben hat. Für die damalige Zeit definitiv visionär.

Der aktuelle Film hält sich übrigens wesentlich genauer an Stephen Kings Vorlage als Arnies Achtziger-Kracher. Nicht nur deshalb lohnt sich die Kinokarte für "Running Man".

Ebenfalls neu in den Kinos ist "Die My Love", ein gefühlvolles und dennoch mitreißendes Independent-Beziehungsdrama mit Oscar-Gewinnerin Jennifer Lawrence und Robert Pattinson als ihrem Ehemann. Großes Kino – vor allem, weil Miss Lawrence spielt, als gäbe es kein Morgen. Soviel Selbstaufgabe ist selbst in Hollywood ungewöhnlich. Eine weitere Empfehlung. Schöne Kino-Woche!

Selbstfindung extrem: Hollywoodstar Jennifer Lawrence im Independent-Drama "Die My Love"
Selbstfindung extrem: Hollywoodstar Jennifer Lawrence im Independent-Drama "Die My Love"
Kimberly French

"Die My Love"

Worum es geht Das junge Paar Grace (Jennifer Lawrence) und Jackson (Robert Pattinson) zieht aus New York ins ländliche Montana, nachdem er dort ein kleines Haus geerbt hat, das seinem Onkel gehörte (der sein Leben mit einem Gewehrschuss in den Hintern beendete). Die beiden haben gerade ihr erstes Kind bekommen.

Grace ist Schriftstellerin und will die ländliche Abgeschiedenheit zum Schreiben ihres neuen Romans nutzen. Was Jackson beruflich macht, ist unklar, jedenfalls ist er mehrere Tage die Woche weg. Das, aber auch andere Zeichen (unter anderem der ausbleibende Sex) lässt Grace an seiner Treue zweifeln. Sie selbst beginnt – aus Langeweile – eine kurze Affäre mit einem Fremden.

Grace und Jackson sprechen wenig miteinander, wenn, dann endet das meist im Streit. Sie fühlt sich zunehmend unwohl in ihrer Haut, auch in der ihr übergestülpten Rolle als "brave Frau und Mutter", ihrer "sozialen Haut". Immer weiter entfernt sie sich von Jackson, aber auch von ihrem kleinen Sohn. Ihre Wut und Aggression trägt sie in (selbst-)zerstörerischen Ausbrüchen nach außen: Fachleute würden von postnataler Depression sprechen, doch es ist eine existenzielle Unzufriedenheit mit der Enge eines selbst gewählten Lebens, deren äußere Regeln nicht (mehr) mit der inneren Realität zusammenpassen.

Lohnt sich das? Lynne Ramseys kraftvolles, experimentelles Werk auf die Beschreibung "Drama über postnatale Depression" zu reduzieren wäre unfair: Zweifelsohne spielt das Thema eine große Rolle. "Die My Love" ist aber viel mehr: Eine Ergründung dessen, was es heißt Mutter zu sein, was es heißt Frau zu sein. Eine – auch schwarzhumorige – universelle Reflexion darüber, wie äußere Regeln und Erwartungen das innere Leben und damit die Existenz (zer-)stören können.

Graces Ehemann Jackson (Robert Pattinson) ist häufig abwesend, ist einmal da, wirkt er dennoch so …
Graces Ehemann Jackson (Robert Pattinson) ist häufig abwesend, ist einmal da, wirkt er dennoch so …
Kimberly French

Jennifer Lawrence legt eine darstellerische Tour de Force hin, die mit zum Besten gehört, was man von weiblichen Schauspielerinnen dieses Jahr gesehen hat: Sie liefert sich ihrer Figur ganz und gar aus, trägt den Film, schafft es aber trotz deren Wahnsinns, Sympathie für Grace zu evozieren. Ihre Darstellung ist roh, rau, ungefiltert und doch irgendwie sexy. Nicht nur die Figur, sondern auch "Die My Love" selbst ist Darren Aronofskys "Mother!" nicht unähnlich, in dem Lawrence eine vergleichbare Rolle spielte.

Neben Lawrences Parforceritt werden ihre Co-Darsteller zu (hochklassigen) Statisten degradiert, die trotzdem ihren Teil zum Film beitragen, seien es nun Robert Pattinson, Sissy Spacek (als seine Mutter) oder Nick Nolte (als sein Vater). Beachtung verdient auch Lynne Ramseys Regie, deren gezielte Strukturlosigkeit den Charakter des Amour Fou der beiden Protagonisten wiederspiegelt. Ergänzt wird das alles durch eine spannende, grobkörnige Ästhetik, die gekonnt mit Licht, Schatten und Farben spielt.
Ein starker Film, der das Publikum fordert, aber auch belohnt.

"Die My Love", Drama. USA 2025, 118 Minuten, ab 13. November im Kino

Amour Fou: Das junge Paar sucht noch nach seinem Platz im Leben
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Polyfilm
Ben Richards will seine todkranke Tochter retten und trainiert deshalb für die "Brot und Spiele"-Show "Running Man"
Ben Richards will seine todkranke Tochter retten und trainiert deshalb für die "Brot und Spiele"-Show "Running Man"
Constantin

"The Running Man"

Worum es geht In einer dystopischen Zukunft der USA kämpft der Arbeiter Ben Richards (Glen Powell) um das Überleben seiner Familie: Richards wurde auf eine Schwarze Liste gesetzt, nachdem er illegale Praktiken an seinem Arbeitsplatz aufdeckte, was ihm den Zugang zu medizinischer Versorgung für seine kranke Tochter erschwert. In seiner Verzweiflung wendet er sich an die ebenso beliebte wie zynische "Brot und Spiele"-TV-Show "The Running Man", mit der die korrupte Elite die Bevölkerung bei Laune hält.

Die Show wird moderiert vom skrupellosen Produzenten Dan Killian (Josh Brolin) und funktioniert nach brutalen Regeln: Die Teilnehmer müssen 30 Tage lang gegen professionelle Jäger überleben. Die Jagd wird live über Drohnenkameras übertragen, während das Publikum Wetten auf die Teilnehmer abschließt und deren Todeskampf bejubelt. Der Preis für das Überleben beträgt eine Milliarde Dollar.

Dieses Geld will Richards nutzen, um seine Tochter zu retten. Doch er hat nicht nur gegen die Jäger zu kämpfen: Die Verantwortlichen der Show setzen KI-generierte Falschvideos ein, um Richards als Schurken darzustellen und das Publikum gegen ihn aufzubringen …

Lohnt sich das? Diese Neuverfilmung basiert wie das Original aus 1987 (damals mit Arnold Schwarzenegger) auf einem Roman von Stephen King (veröffentlich unter seinem Pseudonym Richard Bachman). Mit Edgar Wright wurde ein geeigneter Regisseur für den Stoff gefunden, immerhin bewies der bereits mit "Baby Driver" und "Last Night in Soho", dass er rasante, stilisierte Action kann.

Präsident Schwarzenegger? Der Darsteller des Ben Richards in der Achtzigerjahre-Verfilmung hat einen "Auftritt" als Geldschein-Kopf
Präsident Schwarzenegger? Der Darsteller des Ben Richards in der Achtzigerjahre-Verfilmung hat einen "Auftritt" als Geldschein-Kopf
Constantin

Regisseur Wright, der auch das Drehbuch verfasste, hält sich in seiner Version viel mehr an die Buchvorlage als der Achtzigerjahre-Film, der eine eher lose Adaption des Materials darstellte, die bedeutende Details veränderte. "The Running Man" nimmt das Sujet der Medienkritik - aus zeitgemäßem Anlass - auch ernster als die Schwarzenegger-Version, die am Ende ein überdrehter, für die Zeit recht typischer Action-Blockbuster war.

Ein neuer Genre-Klassiker wird "The Running Man" wohl nicht werden. Aber durch den veränderten inhaltlichen Fokus, der ihm eher den Charakter einer hochaktuellen Gesellschaftssatire als einer Science Fiction-Dystopie verleiht, sowie dank Edgar Wrights temporeicher Inszenierung erscheint der solide Film als durchaus legitimes Reboot des Stoffes.

"The Running Man", Science-Fiction, Action. USA / Großbritannien 2025, 133 Minuten, ab 13. November im Kino

Keiner spielt fiese Charaktere glaubwürdiger als er: Josh Brolin als Show-Produzent Dan Killian
Keiner spielt fiese Charaktere glaubwürdiger als er: Josh Brolin als Show-Produzent Dan Killian
Constantin

Außerdem neu im Kino:

"Die Unfassbaren 3: Now you see me"
Die "vier Reiter" (Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Dave Franco, Isla Fisher) haben ein neues Ziel: Die Zauberkünstler, die ihre Talente für "das Gute" einsetzen, wollen einer kriminellen Bande einen der größten Diamanten der Welt abluchsen. Als ihnen die Sache über den Kopf zu wachsen scheint, rekrutieren sie Verstärkung (Dominic Sessa, Justice Smith, Ariana Greenblatt). Zu siebt soll das waghalsige Unternehmen gelingen. Mit einigen Jahren Verspätung kommt nun doch noch der dritte Teil des Zauberkünstler-Franchises unter Regie von Ruben Fleischer und ein vierter Teil ist bereits in Planung.

"Die Unfassbaren 3: Now you see me", Heist-Movie, Komödie. USA 2025, 112 Minuten, ab 13. November im Kino

Die "Vier Reiter" sind in Teil 3 der Saga bereits zu siebent: "Die Unfassbaren 3: Now you see me"
Die "Vier Reiter" sind in Teil 3 der Saga bereits zu siebent: "Die Unfassbaren 3: Now you see me"
Constantin

"Das Leben der Wünsche"
Für den Familienvater Felix (Matthias Schweighöfer) läuft es gar nicht gut: Seine Arbeit nervt ihn und dann eröffnet ihm auch noch seine Frau Bianca (Luise Heyer), dass sie die Scheidung will. In der Folge ziehen sich seine Kinder immer mehr von ihm zurück und zum Drüberstreuen gibt es auch noch die Kündigung des Job. Als es nimmer schlimmer werden kann, kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung: Ein geheimnisvoller Fremder bietet Felix die Erfüllung von drei Wünschen an. Der überlegt nicht lange und möchte seinen Job und seine Familie zurück, und dazu noch, dass in Zukunft alle seine Wünsche wahr werden. Komplikationen garantiert. Verfilmung auf Basis der Buchvorlage von Thomas Glavinic.

"Das Leben der Wünsche", Fantasy / Familienfilm. Deutschland 2025, 96 Minuten, ab 13. November im Kino

Wünsch dir was! Drei Wünsche gratis gibt es für Felix in "Das Leben der Wünsche"
Wünsch dir was! Drei Wünsche gratis gibt es für Felix in "Das Leben der Wünsche"
Constantin

"Paw Patrol: Rubbles Weihnachtswunsch"
Neuer Spielfilm aus dem bei Kleinkindern beliebten Paw Patrol-Universum: Rubble freut sich auf Weihnachten und wünscht sich einen Laserbohrer. Als der Weihnachtsmann krank wird, müssen er und seine Hundefreunde aushelfen, die Geschenke auszuliefern. Doch der fiese Bürgermeister Besserwisser verfolgt seinen eigenen Plan: Er will alle Geschenke für sich haben … Zusätzlich zum (sehr kurzen) Hauptfilm gibt es eine neue Bonusfolge der Serie zu sehen.

"Paw Patrol: Rubbles Weihnachtswunsch", Animations- / Kinderfilm. USA / Kanada 2025, 44 Minuten, ab 13. November im Kino

Rubble und seine Freunde müssen dem Weihnachtsmann helfen: "Paw Patrol: Rubbles Weihnachtswunsch"
Rubble und seine Freunde müssen dem Weihnachtsmann helfen: "Paw Patrol: Rubbles Weihnachtswunsch"
Constantin

Heimkino-Tipp:

"Deliver Us"
Als eine Nonne in einem abgelegenen Kloster von einer Schwangerschaft durch eine angeblich unbefleckte Empfängnis berichtet, sendet der Vatikan die zwei Priester Father Saul (Thomas Kretschmann) und Father Fox (Regisseur Lee Roy Kunz), um diese Schwangerschaft auf eine alte Prophezeiung hin zu untersuchen: Ein guter und ein böser Zwilling sollen geboren werden – und das Ende der Welt einläuten. Doch Fox wird sehr schnell viel tiefer in die Sache hineingezogen, als ihm lieb ist …

"Deliver Us" setzt auf bekannte Themen und Motive aus dem Subgenre "Religion Horror" und hat auf dieser Ebene nur bedingt Neues zu bieten. Er ist aber audio-visuell für einen Independent-Film dieser Größe beachtlich gut umgesetzt, überzeugend gespielt und empfiehlt sich so als Geheimtipp für Horror-Fans und ein Publikum, das von der Dualität Gut-Böse fasziniert ist.

"Deliver Us", Horror. USA 2023, 102 Minuten, ab 13. November als DVD / Blu-Ray und Video-on-Demand

Guter Zwilling, böser Zwilling? Fein umgesetzter "Religion Horror" in "Deliver Us", neu auf DVD und als Video-on-Demand
Guter Zwilling, böser Zwilling? Fein umgesetzter "Religion Horror" in "Deliver Us", neu auf DVD und als Video-on-Demand
EuroVideo
Christian Klosz
Akt. 13.11.2025 00:39 Uhr