Tierische Erkenntnisse

Wieso Katzen nur für uns Menschen miauen

Ein Evolutionsbiologe erklärt, dass die Stubentiger nur für uns "sprechen", sich kaum von ihren wilden Verwandten unterscheiden und uns auch dann nicht töten würden, wenn sie es könnten.

Macht er nur für uns! Untereinander miauen Katzen nicht, das tun sie nur für Menschen.
Macht er nur für uns! Untereinander miauen Katzen nicht, das tun sie nur für Menschen.
Vladimir Godnik / Westend61 / picturedesk.com
Newsflix Redaktion
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Zwischen eineinhalb und zwei Millionen Katzen verteilen sich in Österreich auf etwas mehr als 600.000 Haushalte, genauer können es die Statistiker nicht sagen. Was wohl vor allem im Wesen der Tiere begründet ist: Denn Katzen sind unendlich individuelle Lebewesen. Zwischen der Hauskatze, die nur in einer Wohnung lebt und niemals raus darf und jener, die nur dann zu "ihren" Menschen kommt, wann und wie es ihr passt, liegt ein weites Feld unterschiedlichster Formen des Zusammenlebens.

Und: Anders als Hunde, die sich im Normalfall immer eng an "ihre" Menschen binden, gibt es bei Katzen diesbezüglich sehr differenzierte Verhaltensmuster, von engster Bindung und heftiger Eifersucht, bis zu freundlich-distanziertem Miteinander.

Der Katzenflüsterer Einer, der sich auf das Verstehen von Katzen und ihrem Verhalten versteht, ist der amerikanische Evolutionsbiologe Jonathan B. Losos. Der Professor an der Washington University in St. Louis, Missouri, ist selbst begeisterter Katzenbesitzer und erläutert in seinem aktuellen Buch "Von der Savanne aufs Sofa – Eine Evolutionsgeschichte der Katze" (Hanser Verlag) kurzweilig und umfassend den aktuellen Wissensstand zu Entwicklung und Verhalten unserer liebsten Haustiere.

    Die größten Raubkatzen unterscheiden sich …
    Die größten Raubkatzen unterscheiden sich …
    DR P. MARAZZI / Science Photo Library / picturedesk.com
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    Katzen wollen uns NICHT töten Mit einem Irrgauben räumt Jonathan Losos gleich zu Beginn auf: Katzen würden ihre Besitzer NICHT töten, wenn sie körperlich dazu in der Lage wären, auch wenn das gerne behauptet wird. Eine Forschungsarbeit aus dem Jahr 2014, die Katzenarten von der Hauskatze bis zum Löwen miteinander verglich, hatte ergeben, dass es punkto Persönlichkeit der Tiere kaum Unterschiede gab, ganz gleich, wie groß und stark diese waren. Alles andere waren Schlussfolgerungen von Journalisten und Bloggern, so Biologe Losos, die zugunsten der Schlagzeile auf allzu übertriebene Korrektheit verzichteten.

    Alle Katzen sind wild Wirklich überraschend hingegen eine weitere Erkenntnis: Unsere Hauskatzen sind so gut wie nicht domestiziert, die Abgrenzung zu Wildkatzen sei eher theoretisch. "Anders als Hunde, aber etwa auch Schweine und Rinder, unterscheiden sich Hauskatzen genetisch nicht von ihren wilden Verwandten", sagt Jonathan Losos. "Sie waren keinen genetischen Modifikationen unterworfen, um sich in Verhalten, Physiologie oder Anatomie von ihren Vorfahren zu unterscheiden."

    Der größte Unterschied sei, dass Hauskatzen in ihrem Verhalten gegenüber dem Menschen duldsamer seien als ihre wilden Artgenossen, aber das war's auch schon. Losos: "Der Umstand, wie leicht ausgesetzte Katzen verwildern und wieder in ihre tief verwurzelten, ursprünglichen Verhaltensweisen verfallen, zeigt, dass es mit der Evolution der Hauskatze nicht so weit her ist."

    Katzenflüsterer: Der Biologe Jonathan Losos von der Washington University in St. Louis, Missouri
    Katzenflüsterer: Der Biologe Jonathan Losos von der Washington University in St. Louis, Missouri
    Hanser Verlag

    Katzen miauen nur für uns In einem Interview mit der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" hat Jonathan Losos auch erklärt, dass Katzen untereinander überhaupt nicht miauen würden, und das nur für uns täten: "Wildkatzen miauen seit Jahrtausenden, aber nicht untereinander. Weshalb sie das tun, wissen wir bis jetzt nicht. Den Menschen miauen sie an, um ihn in ihren sozialen Kreis aufzunehmen." Und: "Eine einheitliche Miau-Sprache gibt es nicht, jede Katze miaut anders." Außerdem sprach der Evolutionsbiologe im "Zeit"-Interview über:

    Qualzucht bei Katzen

    Das Ausmaß ist manchmal gesundheitsgefährdend. Perserkatzen können häufig nur schwer atmen, weil ihre Nasen quasi weggezüchtet wurden. Es sind in den vergangenen Jahren auch Exemplare entstanden, die sehr ungewöhnlich aussehen, etwa die Munchkin-Katze, die mit ihren kurzen Beinen eher einer laufenden Wurst ähnelt.

    Ob Freigänger-Katzen das Ökosystem zerstören

    Das kommt auf die Region und auf die Katze an. Wenn sie rausgehen, töten sie viele Tiere, aber Mäuse und Spatzen sind dadurch in Mitteleuropa nicht vom Aussterben bedroht. Anders ist die Situation auf Inseln, wo Katzen keine natürlichen Feinde haben.

    Vegane Ernährung für Katzen

    Katzen werden oft Hyper-Fleischfresser genannt. Sie können auch mal was Vegetarisches verzehren, aber eine vollständig vegane Ernährung wäre Tierquälerei.

    Ob Katzenhalter:innen ihre Katzen wirklich besser verstehen können als andere Menschen

    Absolut. Das liegt daran, dass es keine universelle Katzensprache gibt. mit der Zeit lernen Halter:innen die Sprache ihrer Katze.

    "Von der Savanne aufs Sofa – Eine Evolutionsgeschichte der Katze" von Jonathan B. Losos, Hanser Verlag 2023, € 26,80

    Neu: "Von der Savanne aufs Sofa" von Jonathan Losos, Hanser Verlag, € 26,80
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    #Menschenwelt
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