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Wo "Nespresso" jetzt seinen ersten Coffeeshop eröffnete

Die Briten trinken neuerdings lieber Kaffee als Tee. Vor allem to-go gehört der Latte inzwischen zum Standard-Accessoire. Seit kurzem wird auch "über die Gasse" gekapselt.

Tasse leer: In London wird George Clooney seinen Nespresso künftig aus einem To-go-Becher trinken.
Tasse leer: In London wird George Clooney seinen Nespresso künftig aus einem To-go-Becher trinken.
Nespresso
Newsflix Redaktion
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"Fancy a cuppa?" – "Lust auf ein Tasse?" Die Briten sind im Koffein-Rausch. Tee war gestern, die Bewohner der britischen Inseln fahren derzeit komplett auf Kaffee ab, bevorzugt to go. Vor allem in London ist der Koffein-Kampf voll entbrannt. Und zu den bekannten Platzhirschen am Coffeeshop-Markt stößt jetzt ein weiterer Player dazu, der jedoch ein alter Bekannter ist: "Nespresso", Erfinder des Kapsel-Kaffees und Marktführer im gehobenen Kaffee-Segment, bietet in der Metropole erstmals auch seine Kaffees zum Mitnehmen an.

"Nespresso" to go Es mag eingeschworenen "Nespresso"-Fans wie ein Sakrileg vorkommen: Ausgerechnet jenes Unternehmen, das bisher Unsummen dafür ausgegeben hat, seine Kaffees als Highend-Produkte und Slowfood-Standard im Markt zu positionieren, mit eigens entworfenen Riedel-Kaffeegläsern, immer neuen Sondereditionen und stylishen Geschäften, die als Boutiquen bezeichnet werden, setzt auf einmal auf Milchkaffee im Pappbecher. Doch für Anna Lundstrom, Geschäftsführerin von "Nespresso UK", ist es der richtige Schritt zur richtigen Zeit: "Coffee to go ist in der britischen Kultur sehr wichtig", erzählte sie der Londoner "Times". "Es ist ein echtes kulturelles Phänomen und wir wollen daran teilhaben."

Ein Land auf Koffein Hintergrund der Koffein-Euphorie ist der aktuelle Kaffee-Boom auf den britischen Inseln. Pro Tag werden inzwischen 100 Millionen Tassen Kaffee getrunken (bei ca. 67 Millionen Einwohnern). Ein großer Teil davon wird unterwegs konsumiert – der Umsatz der Coffeeshops stieg zuletzt um 9,2 Prozent auf 62 Milliarden Euro (was auch auf Preiserhöhungen zurückzuführen ist). Neben Einzelkämpfern sind es vor allem dir großen Ketten, die den Markt beherrschen: "Costa", "Starbucks", "Pret-a-Manger", "McDonalds" und der zweite große Fastfoodanbieter "Gregg's". Und nun will auch "Nespresso" allen einschenken.

"Fancy a cuppa?" Die Briten fahren derzeit total auf Kaffee ab, David Beckham soll ihnen neuerdings den von "Nespresso" schmackhaft machen.
"Fancy a cuppa?" Die Briten fahren derzeit total auf Kaffee ab, David Beckham soll ihnen neuerdings den von "Nespresso" schmackhaft machen.
Alex Antitch / AP / picturedesk.com

Nur wenige Sitzplätze Die neue "Nespresso Bar" liegt verkehrsgünstig am Bahnhof Liverpool Street im Nordosten der Metropole. Seit die Station auch von der ebenfalls neuen Elizabeth Line angefahren wird, einer modernen Nahverkehrsverbindung im Norden Londons, ist Liverpool Street der verkehrsreichste Bahnhof im ganzen Königreich mit mehr als 80 Millionen Passagieren pro Jahr. Hier hat keiner viel Zeit, deshalb bietet die Bar auch nur wenige Sitzplätze an, es soll möglichst viel "über die Gasse" verkauft werden. Preislich liegt man im Durchschnitt: Ein Caffé Latte wird 4,90 Euro kosten, so viel wie "Starbucks", unerheblich mehr als bei "Pret-a-Manger" und günstiger als bei "Costa" (5,20 Euro).

Alle schauen nach London "Die Bar ist die erste in ganz Europa und ein Test", so UK-Chefin Anna Lundstrom zur "Times". "Letztlich würden wir das Konzept gerne in der ganzen Stadt und im ganzen Land umsetzen." Und wohl auch darüber hinaus, denn dass der Durst auf Coffee to go eine rein britische Angelegenheit wäre, kann man nicht behaupten. Doch dafür muss sich das Konzept erst bewähren.

Denn was man nicht vergessen darf: Anders als in allen anderen Coffeeshops, wird der Kaffee in der "Nespresso Bar" nicht mit Siebträgermaschinen zubereitet, sondern "the Nespresso way", also mit Kaffee-Tabs, wie sie bereits für Büros und Gastronomie angeboten werden. Die dafür verwendeten Maschinen sollen etwa 400 Kaffees pro Stunde produzieren können, es werden fünf Sorten aus dem "Nespresso"-Sortiment angeboten. Wie gut das funktioniert, im Vergleich zu den anderen Anbietern, muss sich erst zeigen. 

"Nespresso Bar" für Österreich? Hierzulande ist vorläufig jedenfalls nicht daran gedacht, das Konzept umzusetzen. Möglicherweise, weil man sich noch an den (letztlich beendeten) Versuch mit dem "Nespresso Café" erinnert. 2016 wurde auf der Mariahilfer Straße vis-a-vis vom Museumsquartier ein Kaffeehaus eröffnet, dem bald darauf zwei Filialen in London folgten. 2019 war es mit dem "Nes-Café" auch schon wieder vorbei – möglicherweise war die Konkurrenz in der "Kaffeehaus-Stadt Wien" doch zu groß. Jetzt bereits zu prognostizieren, der "Nespresso" Coffeeshop-Idee sei eine längere Lebensdauer beschieden, wäre aber Kaffeesudleserei.

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