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22. Oktober 2025

Unter Applaus in Haft Nun hofft Sarkozy auf die Fußfessel

Worum geht es? Am Dienstag musste der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy seine Haftstrafe in einem Pariser Gefängnis antreten. Er war im September wegen "krimineller Verschwörung" verurteilt worden.

Warum? Wegen der "Libyen-Affäre". Sarkozy war beschuldigt worden, von 2005 bis 2007 verdeckte Wahlkampffinanzierung aus Libyen erhalten zu haben, insbesondere Gelder des Gaddafi-Regimes, im Austausch für politische Gefälligkeiten.

Wie wurde das bekannt? Ein Zeuge hatte 2016 ausgesagt, er habe Ende 2006 oder Anfang 2007 mehrere in Libyen vorbereitete Koffer mit insgesamt fünf Millionen Euro ins Pariser Innenministerium gebracht, das damals von Sarkozy geführt wurde.

Wie lautete das Urteil? Fünf Jahre Haft, weil er "Teil einer kriminellen Vereinigung" war. In den übrigen Anklagepunkten (Bestechlichkeit, illegale Wahlkampffinanzierung, Veruntreuung öffentlicher Gelder) gab es Freisprüche.

Warum musste er nun in Haft? Sarkozy bestritt jegliches Fehlverhalten, legte Berufung ein. Das Gericht ordnete allerdings eine "vorläufige Vollstreckung" an, das Urteil muss sofort vollzogen werden. Darüber gibt es in Frankreich nun wilde Debatten.

Was passierte am Dienstag? Die Familie organisierte über die sozialen Medien eine Kundgebung für Sarkozy in seinem privaten Wohnviertel. Für den Ex-Präsidenten (2007 bis 2012) gab es Applaus. Mehrere Hundert Menschen kamen, auf T-Shirts stand: "Das Ende der Geschichte ist noch nicht geschrieben".

Wer ist mit Familie gemeint? Seine drei Söhne Pierre, Jean und Louis in Begleitung ihrer Frauen. Seine einzige Tochter Giulia, die gerade ihren 14. Geburtstag gefeiert hatte. Sowie die Brüder des Ex-Präsidenten, Guillaume und François, die im Namen der  "Familienliebe" angereist waren.

Wie lange bleibt er im Gefängnis? Wohl nicht lange. Seine Anwälte stellten schon am Dienstag einen zwölfseitigen Enthaftungsantrag. In ein paar Wochen wird er wohl eine Fußfessel erhalten. Am Dienstag schritt Sarkozy händchenhaltend mit Ehefrau Carla Bruni an den Fans vorbei. Ein Kuss und Ciao!

Weitere Meldungen

Frau als Japans Premier Aber Feministinnen ist nicht zum Jubeln

Worum geht es? Am Dienstag wählte das japanische Unterhaus die 64-jährige Sanae Takaichi mit absoluter Mehrheit (237 von 465 Stimmen) zur neuen Ministerpräsidentin des Landes. Sie steht als erste Frau an der Spitze der Regierung.

Was ist der politische Hintergrund? Die regierende Liberaldemokratische Partei von Takaichi Sanae ging eine Koalition mit der Mitte-Rechts-Partei Japan Innovation Party ein. Der Nikkei 225 erreichte in der Folge ein Allzeit-Hoch, während der Wert des Yen einbrach.

Wer ist Sanae Takaichi? Sie stammt aus einfachen Verhältnissen (Mutter Polizistin, Vater Verkäufer), pendelte täglich sechs Stunden mit Bus und Bahn an die Uni, hat einen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre an der Kobe Universität. Sanae jobbte als Fellow im US-Kongress, ist seit 1993 Abgeordnete. Sie war Innenministerin und Wirtschaftsministerin.

Und privat? Sie spielt Schlagzeug, liebt Hardrock wie von Iron Maiden und Deep Purple. 2004 heiratete sie, adoptierte die drei Kinder ihres Ehemannes, ließ sich 2017 scheiden, um 2021 denselben Mann noch einmal zu heiraten. Er nahm ihren Namen an.

Warum jubeln Feministinnen nicht? Weil Sanae eine knallharte Konservative ist und als Japans Margaret Thatcher bezeichnet wird. Sie ahmt sie sogar optisch nach und trägt gern blaue Anzüge.

Wie konservativ ist sie? Sanae lehnt gleichgeschlechtliche Ehen ab, ist gegen getrennte Nachnamen für Ehepaare, betont "traditionelle japanische Werte" und Rollenbilder, setzt sich kaum für Frauenrechte oder Gender-Gleichstellung ein.

Schrei ist letzter Schrei Neuer Wellness-Trend soll entstressen

Worum geht es? Vor drei Jahren fing es zart an, nun erfasst es immer mehr Länder und Gruppen. Menschen treffen sich im öffentlichen Raum, um laut loszuschreien. Das soll Stress abbauen, Ärger oder Kummer vertreiben.

Wer macht das? Inzwischen viele, vor allem Frauen. Über dem Parliament Hill in London trafen sich am Samstagabend rund 200 Personen, um die Sau rauszulassen. Aber es ist ein weltweites Phänomen, von den USA bis Australien.

Ist das neu? Aber woher! Das gab es schon in den siebziger Jahren. Da veröffentlichte der Psychotherapeut Arthur Janov sein erstes Buch "Der Urschrei", Yoko Ono war Patientin. Seine These: unterdrückte Emotionen verursachen psychische Probleme. Also raus damit. Der Beginn der Primärtherapie.

Fand das Anklang? Die Schweden machten sogar eine Tradition daraus. In Flogsta, einem Ortsteil von Uppsala, stoßen Studenten am Abend um 22 Uhr aus den Fenstern einen kollektiven Schrei aus. Auch Stars wie Grimes betreiben Schreitherapie.

Warum ist das jetzt wieder populär? Weil "Scream Clubs" in den USA Videos in den sozialen Medien posteten, vorrangig auf TikTok und Instagram. Zum ersten Schrei-Event in London am 10. Oktober kamen sogar 600 Menschen, um sich 15 Minuten lang anzuschreien.

Pakt um Seltene Erden USA und Australien schließen Abkommen

Worum geht es? US-Präsident Donald Trump und Australiens Premier Anthony Albanese haben am Montag ein Abkommen unterzeichnet, das die Versorgung der beiden Länder mit Seltenen Erden und weiteren kritischen Mineralien steigern soll.

Weshalb ist das notwendig? Weil China, der weltgrößte Produzent (es kontrolliert etwa 70 Prozent des Abbaus) und Verarbeiter (90 Prozent) Seltener Erden, zuletzt angekündigt hatte, die Ausfuhr dieser Produkte stärker als bisher zu beschränken.

Wo sind Seltene Erden wichtig? Es handelt sich um eines der wichtigsten Grundmaterialien der meisten modernen Hightech-Produkte, von Computerchips für die KI-Industrie bis hin zu fortgeschrittener Militärtechnologie.

Was wurde beschlossen? Der Deal mit einem Volumen von etwa 8 Milliarden Euro soll bestehende Projekte in Australien schneller vorantreiben und die Verarbeitungskapazitäten auf dem fünften Kontinent mittelfristig erweitern.

Können die Länder damit China Konkurrenz machen? Nicht so bald jedenfalls. Zwar verfügt Australien über große Abbau-Ressourcen, ist aber bis auf weiteres für deren Verarbeitung auf die Kapazitäten Chinas angewiesen.

Botschafter weg Kolumbien eskaliert Konflikt mit Trump

Worum geht es? Seit Wochen bekämpft das US-Militär angebliche Drogenschmuggler vor Südamerikas Küsten mit Waffengewalt, bislang wurden dabei mindestens 32 Menschen getötet. Zuletzt war dabei auch ein kolumbianischer Fischer ums Leben gekommen. "Mord" nannte Kolumbiens linker Präsident Gustavo Petro das US-Vorgehen – und brachte Präsident Donald Trump damit auf die Palme.

Was tat der US-Präsident? Er nannte Präsident Petro einen "illegalen Drogendealer" und drohte damit, Hilfszahlungen einzustellen, Zölle einzuheben und das US-Militär zu entsenden, sollte Kolumbien nicht effizienter gegen den Koka-Anbau vorgehen. Das Land ist der größte Kokainproduzent der Welt.

Und gab Kolumbien nach? Nein, als Reaktion zog das südamerikanische Land vielmehr am Montag seinen Botschafter aus Washington ab. Innenminister Armando Benedetti erklärte zudem, bei Trumps Äußerungen handle es sich um "eine Androhung einer Invasion".

Weshalb die Eskalation? Kolumbien und die USA sind an sich seit Jahrzehnten Verbündete, das Land gilt als einer der engsten Partner der Vereinigten Staaten in Südamerika. Aber Gustavo Petro ist der erste linke Präsident des Landes und versucht offenbar, sich über eine besonders kritische Haltung gegenüber Trump zu profilieren.

Inwiefern das? In den sozialen Medien schrieb er, Trumps "Krieg gegen die Drogen" sei vielmehr der Versuch der USA, Lateinamerika und seine Bodenschätze zu kontrollieren. Zudem erklärte er, der Kokainkonsum in den USA sei verantwortlich für 300.000 Morde und über eine Million Tote in Lateinamerika.

Für neuen Ballsaal Stück von Weißem Haus wird abgerissen

Worum geht es? In Washington begannen Bautrupps am Montag damit, Teile des Ostflügels des Weißen Hauses einzureißen, berichtet die Washington Post. Damit soll Platz geschaffen werden für einen neuen Ballsaal für bis zu 650 Personen, eines der Lieblingsprojekte von US-Präsident Donald Trump.

Waren die Abrissarbeiten geplant? Sie waren jedenfalls nicht angekündigt. Trump hatte vielmehr immer erklärt, der Anbau des Ballsaals würde die bestehende Struktur des Gebäudes nicht beeinträchtigen. Der Ballsaal werde "in der Nähe sein, aber es nicht berühren" und dem bestehenden Gebäude Respekt zollen, hatte Trump bislang erklärt.

Wie groß soll der neue Ballsaal werden? Geplant ist eine Fläche von 8.400 Quadratmetern. Damit würde sich die Grundfläche des Gebäudes mit einem Schlag beinahe verdoppeln. Trump hatte den Bau des Ballsaals per Executive Order im Juli beauftragt.

Wozu wird der neue Ballsaal benötigt? Weil nach Ansicht des Präsidenten die Kapazitäten des East Room, in dem bislang alle größeren Feierlichkeiten stattgefunden haben, zu gering für das Weiße Haus seien. Der Ballsaal wird mehr als dreimal so viele Menschen aufnehmen können.

Was kostet das Projekt? Geplant waren 200 Millionen Dollar, mittlerweile sind die Baukosten auf 250 Millionen gestiegen. Laut Trump werde alles von Spendern bezahlt – Unternehmen wie Apple, Amazon, Lockheed Martin oder Coinbase würden jeweils bis zu 25 Millionen Dollar für das Projekt locker machen.

Amazon-Cloud vernebelt Tausende Webseiten und Apps down

Worum geht es? Ab Montag um 8 Uhr MESZ begannen sich die Berichte zu häufen, eine Stunde später war klar: Amazons Cloud-Computing-Dienst (AWS) hat ein gröberes Problem. Und damit viele Websites und Apps weltweit.

Warum war das so? Weil fast ein Drittel des Internets auf Amazon Web Services angewiesen ist. Das Geschäft wird weltweit von drei Anbietern dominiert: Amazon hat einen Marktanteil von etwa 30 %, Microsoft Azure 20 % und Google Cloud 13 %. Ein kleiner Fehler hat also dramatische Auswirkungen.

Wie dramatisch? Der Ausfallmonitor Downdetector gibt an, weltweit mehr als 6,5 Millionen Berichte erhalten zu haben, die über 1.000 Unternehmen betrafen. Am ärgsten betroffen waren die USA, etwa Snapchat und Reddit, Banken wie Lloyds und Halifax sowie Gaming-Seiten wie Roblox und Fortnite.

Was passierte zum Beispiel? Laut Downdetector meldeten mehr als 1.800 Personen Probleme mit der mobilen App von Starbucks. Das Unternehmen ermöglicht es Benutzern, über seine App Getränke zu bestellen oder Prämienpunkte zu sammeln.

Gab es auch bei uns Probleme? Ja, einzelne Apps funktionierten auch in Österreich schlecht, etwa Signal.

Was war schuld? Ein häufiger Ausfall, der als Domain Name System (DNS)-Fehler bekannt ist. Wenn jemand auf eine App tippt oder auf einen Link klickt, sendet sein Gerät im Wesentlichen eine Anfrage, um mit diesem Dienst verbunden zu werden. Am Montag konnte AWS diese Anfrage nicht auflösen.

Wie lange dauerte das Problem? Um 13 Uhr MESZ verschickte Amazon ein Update, das die zugrunde liegenden Probleme beseitigen sollte. Im Anschluss begannen sich die Probleme langsam zu legen.

Hochzeitskleid zu sexy Iranischer Top-Berater im Kreuzfeuer

Worum geht es? In den sozialen Medien tauchte ein Video auf, es zeigt die Hochzeit der Tochter von Ali Shamkhani. Er ist einer der Top-Berater des iranischen Obersten Führers Ali Khamenei. Das Problem: das Hochzeitskleid von Braut Fatemeh.

Was ist an dem Kleid "falsch"? Es ist trägerlos, hat einen tiefen Ausschnitt, die Schultern sind frei. Auch die Mutter der Braut hat für islamische Verhältnisse ein sehr offenherziges Kleid an. Während des Einzugs ist Musik zu hören.

Wer ist Ali Shamkhani? Er gilt als Hardliner, von 2013 bis 2023 war er Sekretär des Obersten Nationalen Sicherheitsrats (SNSC), dem für die nationale Sicherheit des Regimes zuständigen Gremium.

Wo wurde das Video aufgenommen? Im luxuriösen Espinas Palace Hotel in Teheran. Es stammt offenbar aus dem April 2024.

Warum löst das im Iran Wut aus? Weil es im Land eine Hijab-Pflicht und Sittsamkeitsgesetze gibt, die Frauen in ihrer Bekleidung stark einschränken. Erst jüngst wurde bekannt, dass 80.000 neue Sittenpolizisten in Teheran eingesetzt werden sollen, um die Einhaltung der islamischen Kleiderordnung durch Frauen durchzusetzen.

Warum wird der Fall zum Politikum? Weil der Iran nun Israel beschuldigt, hinter der Veröffentlichung des Videos zu stehen. Das Eindringen in die Privatsphäre von Menschen sei "Israels neue Mordmethode", schreibt Iran International.

Wie verteidigt der Iran die Bilder? Der Vater der Braut habe seinen Kopf gesenkt gehalten, als er seine Tochter während der "nur für Frauen" stattfindenden Zeremonie zum Bräutigam führte. "Einige Frauen waren verschleiert und der Rest waren Mahram (nahe Verwandte)".