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Tradition statt Multikulti: "Da ist für mich Grenze überschritten worden"

Der Soziologe Kenan Güngör im Podcast über eine neue österreichische Leitkultur, seinen Begriff von Heimat und seine kurdische Mutter in ihren ersten Hosen.

Christian Nusser
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Wahlkampf ist und die ÖVP scheint ihr erstes großes Thema gefunden zu haben: Die Suche nach einer österreichischen Leitkultur, die uns abhanden gekommen sein soll. Integrationsministerin Susanne Raab berief einen "Expertenrat für Leitkultur" ein, parallel dazu startete die Volkspartei eine Werbekampagne, die viele vor den Kopf stieß. Auch Kenan Güngör.

Der Soziologe sollte ursprünglich im Expertenrat mitarbeiten, nun sagte er der Ministerin ab. "Ich habe gemerkt, das es unter diesen Bedingungen nicht möglich ist, einen sinnvollen Diskurs und einen sinnvollen Beitrag zu leisten und deshalb habe ich gesagt, dass ich unter diesen Bedingungen nicht bereit bin, daran weiter mitzuwirken", begründet er seine Entscheidung im Newsflix-Podcast.

Und er erzählt eine nette Episode aus der Zeit, als er als Siebenjährige mit der Familie nach Deutschland auswanderte. "Also wenn ich mich erinnere, mein Vater, meine Mutter. Wir sind aus den kurdischen Highlands zugewandert. Es war die Zeit der Hippies und der Miniröcke. Meine Mutter hat sich zwei, drei Tage nicht aus der Wohnung getraut, als sie zum ersten Mal eine Frau mit Minirock gesehen hat, die Fahrrad fährt. Das war für sie sozusagen undenkbar. Als sich meine Mutter eine Hose gekauft hat, war mein Vater so entsetzt, dass er ein paar Tage mit meiner Mutter nicht gesprochen hat. 10 Jahre später haben sie darüber gelacht."

Der Sozialwissenschaftler Kenan Güngör beim Podcast mit Christian Nusser (Newsflix)
Der Sozialwissenschaftler Kenan Güngör beim Podcast mit Christian Nusser (Newsflix)
Privat
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