Die Benutzung von Smartphones in Autos ist verboten, Touchscreens aber laden zum Gebrauch ein. Experten kritisieren die Schieflage. Auch weil immer mehr Untersuchungen zeigen, wie stark die Ablenkung durch die Displays in Fahrzeugen wirklich ist.
Es war vielleicht nicht das erste Auto mit Touchscreen, aber das Model S von Tesla setzte den Trend setzte. Der Innenraum war minimalistisch gestaltet, er wirkte wie um ein riesiges Farbdisplay herum gebaut.
Seit Jahren ist fast jedes neu verkaufte Auto mit einem hochtechnologischen, futuristischen Bildschirm ausgestattet. Über den Monitor wird alles gesteuert, von der Klimaanlage über das Navigationssystem bis hin zur Musik. Sogar Sicherheitsfunktionen wie die automatische Spurhaltung werden manchmal über den Bildschirm dirigiert.
Aber sind Touchscreens sicher? Die Argumente der Gegenseite sind eindeutig. Wenn das Herumspielen mit dem Bildschirm eines Smartphones während der Fahrt ablenkend und daher gefährlich ist (und in vielen Ländern mit einer Geldstrafe geahndet wird), dann ist es wahrscheinlich auch riskant, dasselbe mit dem Bildschirm Ihres Autos zu tun.
Fahrer können sich die Position der physischen Bedienelemente einprägen und Tasten drücken oder Regler drehen, ohne den Blick von der Straße abzuwenden (nicht zuletzt, weil sich viele der nützlichsten Bedienelemente oft am Lenkrad befinden). Ein Touchscreen bietet aber kein physisches Feedback, was dies erheblich erschwert.
Und da ein Bildschirm Dutzende von Aufgaben zu erfüllen hat, muss man oft mehrere Untermenüs durchklicken, um eine bestimmte Einstellung zu finden. Das Ergebnis, so Kritiker, ist eine gefährliche Ablenkung, die in das Auto selbst eingebaut ist.
Untersuchungen bestätigen dies. 2022 maß das schwedische Automagazin Vi Bilagare, wie lange Fahrer benötigen, um beispielsweise während der Fahrt mit 110 km/h zu einem anderen Radiosender zu wechseln oder die Temperatur zu ändern.
Dabei wurden 11 Autos mit Touchscreens mit einem früheren Modell mit echten Tasten verglichen. Die Testfahrer hatten vier Aufgaben zu erledigen. Im alten Auto schafften die Fahrer das innerhalb von etwa zehn Sekunden. In dieser Zeit legte der 17 Jahre alte Volvo V70 etwa 300 Meter zurück.
Dann wurde derselbe Test mit modernen Fahrzeugen durchgeführt. Den Lenkern wurde vorab Zeit eingeräumt, sich mit den Autos und ihren Infotainmentsystemen vertraut zu machen. Es zeigten sich trotzdem gravierende Unterschiede.*
Die schlechteste Leistung unter den modernen Fahrzeugen erbrachte der MG Marvel R. Für die Erledigung der vier Aufgaben (also etwa Radiosender wechseln, Klimaanlage einstellen) wurden 44,6 Sekunden benötigt. In dieser Zeit legte das chinesische E-Auto 1,4 Kilometer zurück.
Andere Modelle schlugen sich besser, aber nicht gut. Die Testfahrer im BMW iX und im Seat Leon benötigten für die Aufgaben knapp einen Kilometer. Im Verkehr ist das eine kleine Ewigkeit. Der Dacia Sandero und der Volvo C40 schnitten trotz Touchscreen gut ab. Aber gegen den alten Volvo V70 waren auch sie chancenlos.
Eine weitere Studie wurde 2024 von der norwegischen Auftragsforschungs-Organisation SINTEF durchgeführt. Mithilfe von Blickverfolgungskameras wurde vergleichen, wie lange Fahrer bei der Ausführung verschiedener Aufgaben auf einem Touchscreen abgelenkt waren.
Selbst die schnellste Aufgabe – das Ändern der Temperatur – bedeutete im Durchschnitt dreieinhalb Sekunden, in denen der Fahrer nicht auf die Straße schaute. Das Suchen eines neuen Radiosenders dauerte 11 Sekunden, das Eingeben einer neuen Adresse in das Navigationsgerät 16 Sekunden.
Eine 2020 vom britischen Transport Research Laboratory veröffentlichte Analyse ergab, dass Touchscreens die Reaktionszeit eines Fahrers stärker beeinträchtigen als das Fahren über dem gesetzlichen Alkoholgrenzwert.
Sicherheitsorganisationen beginnen, darauf aufmerksam zu werden. Ab Januar gelten neue Regeln der Euro NCAP, einer Organisation, die Sicherheitsbewertungen für in Europa verkaufte Autos vergibt.
Demnach kann kein Auto mehr die volle Fünf-Sterne-Bewertung erhalten, wenn bestimmte wichtige Funktionen – beispielsweise die Blinker oder die Scheibenwischer – nicht über echte Schalter bedient werden können. Die Sicherheitsrichtlinien der Euro NCAP haben keine Rechtskraft. Aber die Autohersteller nutzen ihre Bewertungen als Verkaufsargument.
Autohersteller, die wieder zu Tasten zurückkehren, können weitere Vorteile nutzen. Viele Fahrer mögen Touchscreens aus anderen Gründen als der Sicherheit nicht, etwa weil sie als umständlich und nervig empfunden werden. Volkswagen, Hyundai und Porsche haben damit begonnen, zumindest in ihren neuen Modellen einige Tasten wieder einzuführen, und begründen dies mit der Abneigung der Fahrer gegen Bildschirme.
Aber die Innovation hört nie auf. Touchscreens verlieren an Beliebtheit, deshalb wenden sich viele Hersteller der Sprachsteuerung zu – aber das ist ein Thema für eine andere Geschichte.
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"From The Economist, translated by www.deepl.com, published under licence. The original article, in English, can be found on www.economist.com"
* Einige Details zum Test wurden angefügt