Alle Neustarts
Bei den Kinofilmen der Woche sollten Sie die Ohren spitzen
Ein Fantasy-Märchen über die Freundschaft zwischen einem Mädchen und einem Fabeltier-Baby entzückt diese Woche große und kleine Kinogeher gleichermaßen. Und: Der Western, bei dessen Dreh eine Kamerafrau starb, startet nun ebenfalls in den heimischen Kinos.

Kennen Sie Ochis? Nie gehört? Kann man auch noch gar nicht kennen. Denn die blaugesichtigen knuddeligen Fabelwesen, die ein wenig so aussehen, als wären sie bei einem Techtelmechtel zwischen einem Monchichi (die Älteren erinnern sich) und dem jungen Yoda aus "Star Wars" entstanden, wurden vom US-Regisseur Isaiah Saxon erfunden.
Rund um die Idee der Ochis hat der Newcomer seinen ersten Kinofilm gestrickt: "Die Legende von Ochi". Und das Epos über die Freundschaft zwischen einem Mädchen und einem Ochi-Baby entzückt die Kinogeher, wo immer der Film gerade startet. Diese Woche ist es in Österreich so weit – und auch für Newsflix ist "Die Legende von Ochi" der Film der Woche: Frisch, phantasievoll, anrührend und emotional, ohne dabei kitschig zu sein. Ein Meisterwerk im noch jungen Kinojahr 2025.
Außerdem läuft die Verfilmung des russischen Bestsellers "Der Meister und Margarita" an. Obwohl eigentlich als Abrechnung mit dem Sowjet-System verfasst, passen Buch wie Film auch in die aktuelle Situation Russlands, als wären sie genau dafür entstanden.
Und dann startet diese Woche noch "Rust – Legende des Westens" in den österreichischen Kinos. Manche werden sich an die tragischen Umstände erinnern, unter denen dieser Neo-Western entstand: Bei den Dreharbeiten feuerte Hauptdarsteller Alec Baldwin auf Halyna Hutchins, die Kamerafrau des Films – und verletzte sie tödlich. Die Waffe war irrtümlich scharf geladen. Alle Informationen über den tragischen Unfall und seine Aufarbeitung lesen Sie in unserer Story (siehe oben).
Wir wünschen Ihnen trotz allem eine interessante Kino-Woche!

Film der Woche: "Die Legende von Ochi"
Worum es geht Yuri (Helena Zengel) wächst auf einer Insel im Schwarzen Meer auf, wo neben Bären und Wölfen auch die mysteriösen Fabelwesen der Ochis leben. Die Ochi sind bläuliche Kreaturen, die wie eine Mischung aus Gremlins und Affen aussehen und die sich über Kreischlaute verständigen. Die Inselbewohner fürchten sie und meiden ihre Gegenwart.
Yuri findet bei einem Ausflug im Wald einen jungen Ochi, der von seiner Familie getrennt wurde. Sie selbst fühlt sich von ihrem Vater (Willem Dafoe) und Bruder (Finn Wolfhard) oft missverstanden und entfremdet und findet in dem kleinen Wesen einen Freund und Gefährten. Sie möchte ihn zu seiner Familie zurückbringen, doch die anderen Inseleinwohner vermuten, dass Yuri von den Ochi entführt wurde und machen sich ihrerseits auf die Suche nach ihr.
Weshalb es sich lohnt Die Legende von Ochi" war beim Sundance Filmfestival Anfang des Jahres ein Publikumshit und erhielt viel Lob. Das Regiedebüt von Isaiah Saxon glänzt durch sein märchenhaftes Setting, die liebevoll gestalteten Animationen und die von Kreativität strotzende Story, die von Saxon selbst entworfen wurde.
Im seiner Gesamtheit wirkt das Endergebnis wie eine Mischung aus "Gremlins", "E.T." und "Herr der Ringe", ist bei allen erkennbaren Bezugspunkten und Vorbildern aber völlig eigenständig. "Die Legende von Ochi" zeigt auch, was mit überschaubaren finanziellen Mitteln möglich ist, wenn Herzblut und Leidenschaft in ein Projekt fließen. Manche Besprechungen betiteln das Werk schon jetzt als künftigen Klassiker, jedenfalls aber ist es eine der positivsten Überraschungen des Filmjahres, die für die ganze Familie geeignet ist.
"Die Legende von Ochi", Fantasy. USA 2025, 96 Minuten, Ab 1. Mai im Kino

"Der Meister und Margarita"
Worum es geht Im kommunistischen Moskau der 1930er-Jahre landet ein Schriftsteller, der sich fortan nur noch "Meister" (Jewgeni Zyganow) nennt, in einem Irrenhaus, nachdem seine Werke von der sowjetischen Zensur verboten werden. Einem Mitgefangenen erzählt er seine Lebensgeschichte, die vom Zusammentreffen mit der verheirateten Margarita (Julija Snigir) geprägt ist, die seine Geliebte und Muse wird und ihn dazu inspiriert, seine Erfahrungen in einem Roman festzuhalten.
Die zentrale Figur dieses Buches ist Woland (August Diehl), eine Personifikation des Teufels, die Rache im Umfeld des Meisters an jenen übt, die seine Karriere behinderten. Immer weiter verschmelzen Fiktion und Realität und das Buch wird zugleich zur Anklage, Abrechnung und zum Vermächtnis des Meisters.
Weshalb es sich lohnt "Der Meister und Margarita" ist der bekannteste Roman des Autor Michail Bulgakow und gilt heute als bedeutendstes russisches Werk des 20. Jahrhunderts. Bulgakow selbst hatte Probleme mit der sowjetischen Zensur und sein Buch erschien erst viele Jahre nach seinem Tod und in gekürzter Form, da es eine satirische Anklage an des Regime darstellte.
Die Parallelen zur russischen Gegenwart sind augenscheinlich und führten beinahe zum gleichen Ergebnis: Regisseur Michael Lockschin, der in den USA lebt, drehte seinen Film bereits 2021. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 wurde die Veröffentlichung verschoben, 2024 kam das Werk dann doch in die russischen Kinos. Und wurde dort einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten, obwohl sich Lockschin klar gegen den Ukraine-Krieg positioniert hatte und sich sein Werk als Regime-Kritik lesen lässt. Wenig verwunderlich, forderten nationalistische Akteure und Putin-Freunde ein Verbot des Films.
Es ist ein Glücksfall, dass der massive Publikumszuspruch ein Verbot von "Der Meister und Margarita", den russische Kritiker als "besten Blockbuster des post-sowjetischen Films" feiern. Das zweieinhalbstündige Epos glänzt durch seine stilistisch hochstehende Umsetzung, die Schauspielleistungen und seine komplexe, vielschichtige wie subversive Geschichte. Wer die Vorlage nicht kennt, wird allerdings mitunter Mühe haben, dem verworrenen Plot mit all seinen Doppelungen und gegenseitigen Bezugspunkten zu folgen.
"Der Meister und Margarita", Literaturverfilmung. Russland 2024, 157 Minuten, ab 1. Mai im Kino

"Volvereis - Ein fast klassischer Liebesfilm"
Worum es geht Regisseurin Ale (Itsaso Arana) und Schauspieler Alex (Vito Sanz), beide Mitte 40, beschließen, sich nach 15 Jahren Beziehung zu trennen. Abends im gemeinsamen Bett kommt Ale die absurde Idee, für sie selbst, ihre Freunde und Familien eine "Trennungsfeier" zu organisieren und das ganze noch dazu auf Kamera festzuhalten.
Was als Scherz gedacht war, wird Realität - doch die Bekannten der beiden sind alles andere als überzeugt von der Idee, galten Ale und Alex doch als "Vorzeigepaar". Die einen lächeln ungläubig über die Einladung zur Trennungsparty, die anderen versuchen die beiden vom Gegenteil zu überzeugen, wieder andere beruhigen sich selbst mit der scheinbaren Gewissheit, dass das Paar ohnehin wieder zueinander finden würde. Ale und Alex jedoch halten an ihrem gemeinsamen Ende fest.
Weshalb es sich lohnt Die Mischung aus Komödie und Ent-Liebesfilm, eine spanisch-französische Co-Produktion unter Regie von Jonás Trueba, lief 2024 in Cannes und stellt das Konzept klassischer Filmromanzen auf den Kopf. "Volvereis" (spanisch für "du wirst zurückkehren") ist durchdrungen von diversen Meta-Ebenen und lässt in seiner Figurenzeichnung und dramaturgischen Konstruktion Parallelen zu Woody Allen-Filmen erkennen, überzeugt aber vor allem als gewitzte Reflexion über Beziehungs- und Trennungsrituale.
"Volvereis - Ein fast klassischer Liebesfilm", Beziehungskomödie. Spanien / Frankreich 2024, 115 Minuten, ab 1. Mai im Kino

"Rust – Legende des Westens"
Worum es geht Kansas in den 1880er-Jahren: Harland Rust (Alec Baldwin), ein alternder Outlaw, erfährt, dass sein 13-jähriger Enkel Lucas (Patrick Scott McDermott) wegen eines vermeintlichen Mordes zum Tode verurteilt wurde. Entschlossen, den Jungen vor dem Galgen zu bewahren, macht sich Rust auf den Weg. Auf der gemeinsamen Flucht vor Kopfgeldjägern und dem Gesetz erteilt Rust seinem Enkel Lektionen über das Leben und das Über-leben im Wilden Westen.
Weshalb es sich lohnt Die Aufmerksamkeit, die "Rust – Legende des Westens" zuteil wird, speist sich aus seiner tragischen Produktionsgeschichte: Im Oktober 2021 feuerte Hauptdarsteller und Produzent Alec Baldwin während einer Probe eine Requisitenwaffe ab, die irrtümlicherweise scharfe Munition enthielt. Er traf dabei die Kamerafrau Halyna Hutchins tödlich, der Dreh wurde gestoppt, es kam zum Prozess. Inzwischen ist bekannt, dass mangelhafte Sicherheitsprotokolle zur Tragödie führten, die verantwortliche Waffenmeisterin wurde zu einer Haftstrafe verurteilt.
2023 entschloss man sich, den Film fertig zu drehen und als Andenken an Hutchins zu veröffentlichen. Das Ergebnis ist ein grundsolider Western, der Themen wie Schuld, Familie und den Umgang mit dem Gesetz behandelt und sich von vielen B-Movies mit alternden Stars positiv abhebt. Die Tragödie bleibt "Rust" trotzdem ins Gesicht geschrieben, im Fall von Alec Baldwin sogar wortwörtlich.
"Rust – Legende des Westens", Western. USA 2024, 139 Minuten, ab 1. Mai im Kino

"Thunderbolts*"
Worum es geht Eine Gruppe von Außenseitern und Antihelden wird von CIA-Direktorin Valentina Allegra de Fontaine (Julia Louis-Dreyfus) für eine gefährliche Mission zwangsrekrutiert. Unter ihnen sind bekannte Namen aus dem Marvel-Universum wie Yelena Belova (Florence Pugh), Bucky Barnes (Sebastian Stan) und Red Guardian (David Harbour). Sie werden in einen Hinterhalt gelockt und müssen aus ihren sehr unterschiedlichen und nicht immer "einfachen" Persönlichkeiten ein Team bilden, um sich der Herausforderung zu stellen.
Weshalb es sich lohnt "Thunderbolts*" ist der 36. Film aus dem Marvel Cinematic Universe (MCU), das zuletzt nicht gerade durch neue Meisterwerke auffiel: Am Reißbrett entworfene Stories, kreative Einfallslosigkeit und immer öfter "more of the same" verschreckten sogar Hardcore-Fans. Der letzte Film "Captain America: Brave New World" floppte an den Kinokassen. Die Erwartungshaltung ist nun dementsprechend gedämpft, zumal "Thunderbolts*" inhaltlich sehr stark nach den "Suicide Squad"-Filmen klingt.
Erste Kritiken attestieren Marvel aber, die Kurve gekriegt zu haben und durch eine überraschend tiefgründige und emotionale Story zu punkten. Im Zentrum stehen Themen wie Einsamkeit, Verlust und Depression und die Verarbeitung vergangener Traumata, die die Protagonisten plagen. Besonderes Lob erhielt Florence Pugh für ihre Darstellung der Black Widow. Als Garnitur gibt es gewohnte Action und ein bisschen sarkastischen Humor zur Auflockerung.
"Thunderbolts"*, Superhelden-Action. USA 2025, 127 Minuten, ab 1. Mai im Kino
Außerdem neu im Kino:
"Wenn das Licht zerbricht" Elegisches Drama über die Trauer einer jungen Frau auf Island. ab 2. Mai
"Bambi: Eine Lebensgeschichte aus dem Walde" Französische Adaption des Buch-Klassikers, mit echten Tieren verfilmt und Senta Berger als Erzählerin. ab 1. Mai

Heimkino-Tipp: "The Retirement Plan"
Worum es geht Als ein Raubüberfall missglückt, müssen sich Ashley (Ashley Greene) und ihre Tochter Sarah (Thalia Campbell) auf die Flucht begeben. Die beiden kommen bei Ashleys Vater Matt (Nicolas Cage) unter, der als Rentner auf den Cayman Islands lebt. In Ashleys Gepäck befindet sich eine Festplatte mit brisanten Informationen, die Kriminelle nun mit aller Gewalt zurückholen wollen. Zum Glück ist Ashleys Vater ein CIA-Killer im Ruhestand …
Weshalb es sich lohnt "The Retirement Plan" ist eine kurzweilige Action-Comedy, die neben Nicholas Cage auch noch andere Stars wie Ernie Hudson und Ron Perlman aufbieten kann. Für den Film sprechen neben seiner Besetzung sein Humor, das wendungsreiche Drehbuch - und natürlich Nicolas Cage als heruntergekommener "Beach Bum" mit dubioser Vergangenheit, von der nicht einmal seine Tochter etwas weiß. Definitiv ein Geheimtipp für einen kurzweiligen Heimkino-Abend.
"The Retirement Plan", Actionkomödie. USA 2023, 103 Minuten, ab 2. Mai als Video-on-Demand und auf DVD/Blu-ray