Börsen-Expertin Monika Rosen

Bis plus 58 Prozent: Trumps Twitter nimmt Wall Street im Sturm

Twitter-Klon "Truth Social" legt einen fulminanten Börsenstart hin. Ob er nachhaltig ist? Expertin Monika Rosen analysiert.

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175 Millionen Dollar (statt wie ursprünglich 454 Millionen) Kaution muss Ex-US-Präsident Donald Trump in einem Betrugsverfahren in New York nach Ostern hinterlegen. Eine Summe, die er laut seinen Anwälten nicht flüssig hat. Dafür wollte er jetzt sein soziales Netzwerk "Truth Social" zu Geld machen – und zwar über die Börse. Denn Börsengänge feiern derzeit eine Art Comeback, große Unternehmen wie die US-Onlineplattform Reddit und in Europa das Drogerie-Urgestein Douglas haben zuletzt den Schritt aufs Parkett gewagt.

Für Newsflix analysiert Börsen-Expertin Monika Rosen die Chancen und Risiken der neuen Aktien – und wie Trump an der Wall Street loslegte.

Monika Rosen war über 20 Jahre lang Chefanalystin im Private Banking einer österreichischen Großbank. Sie ist auch Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft
Monika Rosen war über 20 Jahre lang Chefanalystin im Private Banking einer österreichischen Großbank. Sie ist auch Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft
Helmut Graf

Wieso Börsengänge wieder funktionieren

Die Meinungen dazu sind geteilt. Reddit hat am ersten Handelstag großartig abgeschnitten. Douglas nicht – die Aktie ist gleich unter den Ausgabepreis gerutscht. Aber insgesamt ist es positiv zu sehen, dass sich dieses Fenster jetzt wieder öffnet. Die letzten zwei Jahre waren vor allem in Europa sehr enttäuschend, was Börsengänge betrifft. Und dass jetzt einige "große Namen" den Schritt gemacht haben, deutet darauf hin, dass das Stimmungsbarometer hinauf geht.

Wie Trump jetzt lossprintete

Trump hatte sich vergangene Woche börsenfit gemacht. Er verschmolz seine Trump Media & Technology Group (TMTG) mit einem bereits an der Wall Street notierten Unternehmen (Digital World). Kernstück von TMTG ist der Kanal "Truth Social", ein Twitter-Klon. An Bord von Digital World notierte die TMTG am Dienstag erstmals an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq, unter dem Kürzel DJT, Trumps Initialen.

Und das gemeinsame Unternehmen legte einen Raketenstart hin. Das Papier legte um bis zu 58 Prozent zu, kletterte von 49,95 US-Dollar auf bis zu 79,38 US-Dollar pro Aktie, der Handel musste zeitweise ausgesetzt werden. Nach Gewinnmitnahmen blieb am Ende ein Plus von rund 16 Prozent bei 57,99 US-Dollar übrig. Wie nachhaltig das ist, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen, vor allem, ob allein Fans von Trump den Boom auslösten.

Wie reich Trump tatsächlich ist

Auf den ersten Blick sieht der geplante Börsengang wie eine riesige Goldgrube für Trump aus. Da dem Ex-US-Präsidenten rund 60 Prozent von "Truth Social" gehören, spült der Börsengang Milliarden auf sein Konto. Das US-Magazin "Forbes" schätzte das Vermögen des 77-Jährigen zuletzt auf 2,6 Milliarden Dollar. Das Geld hat er aber nicht flüssig, sondern großteils in Immobilien investiert – weshalb es für ihn zum Problem wird, ein paar hundert Millionen Dollar aufzubringen.

TMTG hat mittlerweile eine Marktbewertung von fast zwölf Milliarden US-Dollar. Und das, obwohl das Unternehmen noch nie einen Gewinn erwirtschaftet hat. Es verlor in den ersten neun Monaten des Jahres 49 Millionen US-Dollar und erzielte einen bescheidenen Umsatz von 3,4 Millionen US-Dollar.

    Der frühere US-Präsident Donald Trump bei einem Town Hall-Meeting des TV-Senders Fox News Channel
    Der frühere US-Präsident Donald Trump bei einem Town Hall-Meeting des TV-Senders Fox News Channel
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    Wieso Trump das viele Geld nicht hilft

    Der Geldregen aus dem Börsengang hilft Trump nicht viel, jedenfalls dürfte es sich trotzdem nicht ausgehen, daraus die vom Gericht geforderten Beträge fristgerecht zu begleichen. Denn laut CNN darf er die Aktien sechs Monate nach dem Börsengang nicht verkaufen oder als Sicherheit für Kredite verwenden.

    Warum das Börsenklima besser wird

    Das hat stark mit der Zinssituation zu tun. So ziemlich alle Experten sind sich einig, dass die Notenbanken die Zinsen in nächster Zeit zumindest nicht mehr anheben werden, weder in den USA noch in Europa. Die Zeichen stehen vielmehr auf Zinssenkungen. Aber allein, dass die Zinsen nicht mehr steigen, ist gut für Aktien und Börsengänge. Denn wenn es mit hohen Zinsen nicht mehr so viel zu verdienen gibt, werden Aktien wieder attraktiver für Anleger.

    Wer noch Richtung Börse unterwegs ist

    Ein Kandidat ist das deutsche Unternehmen Flix – dazu gehören unter anderem die grünen Busse, die wir ja auch in Österreich kennen und die als günstige Reise-Alternative immer beliebter werden. Das Unternehmen fährt auf der Überholspur, hat die Zahl der Fahrgäste im Vorjahr um 34 Prozent auf 81 Millionen gesteigert. Flix ist in 43 Ländern aktiv und steuert 5.600 Ziele an. Bei einem Börsengang könnte Flix mit dreieinhalb bis vier Milliarden Euro bewertet werden.

    Warum China-Mode Probleme macht

    An die Börse strebt auch das chinesische Modeunternehmen Shein. Die sind einer der ganz großen Player, was die sogenannte Fast Fashion betrifft – also ökologisch und moralisch verwerflich produzierte Mode zu Billigpreisen. Shein will in den USA an die Börse, muss sich vorher aber noch einigen aufwendigen Prüfungen, etwa zur Cybersicherheit unterziehen.

    Monika Rosen war mehr als 20 Jahre bei einer heimischen Großbank tätig, ist Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft und gefragte Spezialistin rund um alle Geldthemen.

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