Rohbericht
Böhler-Krise: Rechnungshof prüft AUVA-Zentrale
Mit Trillerpfeifen protestierte die Belegschaft am Mittwoch gegen die Sperre des Krankenhauses und drohte mit Streik. Hinter den Kulissen ziehen neue dunkle Wolken gegen die AUVA auf.
Es sollte eine klare Botschaft vermittelt werden. Mittwoch, um 8.00 Uhr versammelten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lorenz Böhler Krankenhauses auf der Straße vor dem Traumazentrum Wien-Brigittenau (500 Mitarbeiter, 65.000 ambulante Patienten pro Jahr, 5.000 Operationen), um deutlich gegen ihre Absiedelung zu protestieren. Die Veranstaltung war lautstark. Neben Transparenten und Flyern kamen auch Trillerpfeifen zum Einsatz. "Um Leben zu retten, brauchen wir Betten!", stand auf einem der Transparente.
Streik in einer Woche? Auch Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart war da. An den Spitalserhalter wurde ein Forderungspaket mit drei Fragen adressiert. "Wenn die nicht binnen einer Woche beantwortet werden, gehen wir in den Streik," wurde verkündet.
Wirklich "alternativlos"? Am Dienstag war der Spitalserhalter, die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA), in die Gegenoffensive gegangen und und hatte die Absiedelung als alternativlos dargestellt. Der fehlende Brandschutz lasse keine weitere Nutzung zu, von den Behörden sei lediglich eine Schonfrist von einem Monat eingeräumt worden, um eine ordnungsgemäße Räumung zu ermöglichen. Im "Ö1-Morgenjournal" trat der Gerichtssachverständige Erich Kern auf, er hatte für die AUVA das Gutachten erarbeitet, das nun zur Räumung führt. Auch er ist der Auffassung, dass eine Sanierung bei laufendem Betrieb nicht zu bewerkstelligen sei.
Containerspital könnte in zwölf Wochen stehen Heinz Brenner, Unfallchirurg am "Böhler" und Mitglied des Betriebsrates, bringt im Podcast von Newsflix eine Alternative ins Spiel. Es gebe "fixfertige Spitäler zum Kaufen, zum Mieten. Wir haben das Angebot einer High-Tech-Firma, die uns garantiert, dass sie uns in zwölf Wochen, von der ersten Planung bis zum ersten Patienten, ein Spital hinstellt, mit genauso vielen Betten wie jetzt, OPs, Intensivstation, Aufwachraum". Das Containerspital benötige lediglich ein Grundstück, das die Stadt zur Verfügung stellen müsste. Und: Die Belegschaft will die Garantie, nach der Sanierung wieder ins "Böhler" zurückkehren zu können.
Warum passierte ein halbes Jahr lang nichts? Der Sachverständige der AUVA, Erich Kern, bestätigt den Newsflix-Bericht, dass die Brandschutz-Probleme bereits im Sommer 2023 erkannt worden wären. Es sei festgestellt worden, dass der bestehende Feuerwiderstand der Stahlkonstruktion 30 Minuten betrage. Feuerwehr und Behörden halten aber einen Feuerwiderstand von 90 Minuten für notwendig. Erstaunlich: Er habe dann im Dezember/Anfang Jänner den Auftrag zur Prüfung erhalten. Ein halbes Jahr ließ der Brandschutz den Spitalserhalter also offenbar kalt, plötzlich wurde das Thema brandheiß und alles musste Hals über Kopf gehen.
Elf Millionen für Sanierung Der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt steht bald neues Ungemach ins Haus. Der Rechnungshof hat schon vor längerer Zeit damit begonnen, sich mit der AUVA-Zentrale in der Adalbert-Stifter-Straße 65-67 zu beschäftigen, am Rande auch mit dem Reha-Zentrum Weißer Hof in Klosterneuburg. Die Zentrale steht seit 2023 leer, 2020 war der Beschluss der Absiedelung auf den Wienerberg gefallen, die Durchführung dauerte drei Jahre.
Rechnungshof-Rohbericht fast fertig Grund des Auszugs: Fehlender Brandschutz. Die Sanierungskosten hätten über elf Millionen Euro betragen. Das Gebäude ist immer noch im Besitz der AUVA, steht aber leer und muss im Winter zur "Frostfreihaltung" beheizt werden. Der Rechnungshof schreibt nun bereits an dem Rohbericht, er soll im zweiten Quartal 2024 fertig sein. Die Prüfer wurden von sich aus tätig, auch in ihren Recherchen spielt der Brandschutz eine bedeutsame Rolle. Für das Lorenz Böhler kommen die Erkenntnisse mutmaßlich zu spät.