Lange ersehnter Serien-Nachschub für "Sex and the City"-Fans, eine erstklassige Fußball-Doku und gleich mehrere Krimi-Gustostückerln – diese Streaming-Woche bietet für alle Geschmäcker erstklassige Ware. Nicht entgehen lassen!
27 Jahre ist es bereits her, dass die vier New Yorkerinnen Carrie, Samantha, Miranda und Charlotte ihr Liebes- und Sexleben offenlegten und mit "Sex and the City" Serien-Geschichte schrieben. Von 1998 bis 2004 lief die Serie in den USA, im deutschsprachigen Raum startete das "SatC"-Fieber 2001. Nach sechs Staffeln und zwei Spielfilmen war vorerst Schluss mit dem sexy Geplauder – doch der Hunger der (meist weiblichen) Seherschaft war noch nicht gestillt.
Seit 2021 läuft die Nachfolge-Serie "And Just Like That", die ihren Titel von einer häufig gebrauchten Redewendung Carries hat (" … und einfach so …") – und liefert "SatC"-Süchtigen den lange entbehrten Serien-Nachschub. Nach einem eher zähen Start, scheint die Serie nun langsam auf Betriebstemperatur zu kommen. Staffel 3, die ab dieser Woche auf Sky X läuft, erinnert in ihren besten Momenten jedenfalls bereits sehr an die guten alten "Sex and the City"-Tage …
Krimi-Wochen im Streaming Wem der Sinn eher nach Grusel- denn nach Liebes-Gänsehaut steht, der hat in dieser Woche die Qual der Wahl: Gleich drei allesamt hervorragende Krimi-Serien sowie ein Film nach wahren Begebenheiten laufen an. Und für Fußballfans gibt es die vierte Staffel der liebenswerten Doku-Serie "Welcome to Wrexham", die schildert, wie Hollywoodstar Ryan Reynolds seit vier Jahren einen walisischen Unterklasse-Verein mit Charme und Beharrlichkeit nach oben bringt. Football's Coming home!
Worum geht's Der Liebesreigen der ganz langsam in die Jahre kommenden New Yorkerinnen Carrie (Sarah Jessica Parker), Charlotte (Kristin Davis) und Miranda (Cynthia Nixon) geht in die nächste Runde. Nach einem Gastspiel in Staffel 2, wird Samantha (Kim Cattrall) in Staffel 3 nicht mehr mit von der Partie sein. Dafür gibt es ein Wiedersehen mit Lisa (Nicole Ari Parker) und Seema (Sarita Choudhury), die wir bereits kennen gelernt haben. Und auch Carries Langzeit-Schwarm Aidan (John Corbett) ist wieder mit von der Partie.
Die 3. Staffel der Nachfolge-Serie zu "Sex and the City" (1998 bis 2004) bringt Carrie einen neuen Verehrer und eine neue Aufgabe, Miranda verschaut sich am Arbeitsplatz in eine Kollegin und Charlotte muss sich um das Seelenheil ihrer Tochter Lily kümmern. Der Ton der insgesamt 10 Episoden ist schwereloser als jener der Staffeln 1 und 2, das sommerliche New York tut das seine dazu, um ein bisschen "Sex and the City"-Feeling aufkommen zu lassen. Und für Fashionistas sind die Outfits der Ladys nach wie vor ein Must-See.
Weshalb es sich lohnt Man bekommt, was man erwarten kann: ein Liebeskarussell nach den gesellschaftlichen Spielregeln von 2025. Vermeintlich "heiße" Themen, wie sie in "Sex and the City" noch für Diskussionen sorgten, locken heute längst niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Dafür bietet die Serie einen schönen Anschauungsunterricht, wie heute (nicht) gedatet wird.
Nach den eher dramatischen Staffeln 1 und 2 eine Rückkehr zur Leichtigkeit früherer Jahre. Die Outfits sind wie immer von ausgesuchter Spezialität, die Lebensumstände der Damen nach wie vor so unrealistisch, dass der Märchen-Charakter erhalten bleibt.
Der eigentliche Star der Staffel ist aber New York selbst. Die Stadt vibriert förmlich vor sommerliche Hitze und Energie, und es ist den Serien-Machern hervorragend gelungen, dieses Feeling einzufangen. Auch wenn einen die Probleme der Ladies (und Gentlemen) nicht so brennend interessieren, ist es schön, sich in die Metropole zu beamen und von der Kraft der Metropole zu zehren. Mehr davon, bitte!
"And Just Like That" Staffel 3, Dramedy. USA 2025, 10 Episoden à ca. 30 Min., Episode 1 online, ab 6. Juni jede Woche eine weitere Episode, Sky X
Worum geht's Mordermittler Carl Morck (Matthew Goode) wird nach einem traumatischen Einsatz in Glasgow von seinen bisherigen Aufgaben entbunden und erhält die Leitung einer neuen Sondereinheit. Das Sonderdezernat Q (im Original Department Q, daher auch der Titel) wird im Keller des Dienstgebäudes eingerichtet und zur Seite gestellt bekommt Morck den Syrer Akram (Alexej Manvelov), der seinerzeit in seinem Heimatland Polizist war und als Flüchtling nach Schottland gekommen ist.
Doch auch wenn die neue Aufgabe vor allem der Versuch der Vorgesetzten ist, den ungeliebten Ermittler Morck abzuschieben, bleibt dieser trotz aller Traumen vor allem eines: ein hervorragender Polizist. Und so stürzen sich er und Akram auf einen Cold Case, der seit Jahren unangetastet im Archiv schlummert: Der Fall einer Staatsanwältin, die von einem auf den anderen Tag verschwunden ist …
Weshalb es sich lohnt Wem die Storyline von "Dept. Q" bekannt vorkommt, der liegt vollkommen richtig. Die Serie ist eine britische Adaption der Bestseller des Dänen Jussi Adler-Olsen rund um den Kopenhagener Mordermittler Carl Morck. Die Story wurde in die schottische Hauptstadt verlegt, sonst haben die Serien-Schöpfer (aus deren Werkstatt auch etwa die Erfolgsserien "The Queen" und "Damengambit" stammen) nahezu alles unverändert gelassen.
Das Ergebnis ist eine schnörkellose, schaurig-schöne klassische Krimiserie, wie man sie sich wünscht. Nach den (ebenfalls ziemlich gelungenen) bislang sechs dänischen Spielfilmen nach Adler-Olsens Buchserie, eine hervorragende Adaption der zehnteiligen Bestseller-Serie des Dänen, die sich bislang mehr als 27 Millionen Mal verkauft haben. Man darf sich vermutlich bald auf Staffel 2 freuen.
"Dept. Q", Krimi, Thriller. Großbritannien 2025, 9 Episoden à ca. 50 Minuten, Netflix
Worum geht's Als Erfolgsfrau Chloe (Jessica Biel) heimkommt, liegt Ehemann Adam tot im Wohnzimmer. Doch was zunächst wie ein Einbruch aussieht, der furchtbar aus dem Ruder gelaufen ist, entpuppt sich bald als etwas ganz anderes. Denn die Einbruchsspuren sind getürkt und schon bald haben die Cops die Ehefrau in Verdacht.
Da Chloe vorläufig am Revier bleiben muss, kontaktiert die Polizei ihre Schwester Nicky (Elizabeth Banks), eine ehemalige Alkoholikerin, die allerdings – Überraschung – der gesetzliche Vormund von Ethan ist, dem Sohn des Toten. Und bald kristallisiert sich heraus, dass nicht Chloe, sondern eigentlich Nicky Ethans Mutter ist. Sie war mit Adam ein Paar, ehe Chloe auf den Plan trat. Zwischen den Schwestern herrscht seither Eiszeit. Doch wenn sie Adams Mörder finden möchten, müssen sie sich wohl oder über zusammenraufen.
Weshalb es sich lohnt Die 8-teilige Verfilmung basiert auf einem Bestseller der US-Autorin Alafair Burke. Die 55-jährige studierte Juristin ist die Tochter von Krimi-Altmeister James Lee Burke (u.a. Autor der Dave Robicheaux-Reihe) und hat in den USA bereits mehr als 20 Bestseller geschrieben. Im deutschsprachigen Raum konnte sich als Autorin bisher noch nicht so richtig durchstarten. Aber gut möglich, dass ihr Stern mit der neue Amazon-Serie aufgeht.
"Die perfekte Schwester" ist ein perfektes Krimi-Verwirrspiel. Zahlreiche Plot-Twists, nichts ist wie es scheint, man kennt das. Das ist am Ende zwar weder tiefgründig noch weltbewegend, aber hervorragend gemachte Unterhaltung. Dass Amazon die Serie in einem Rutsch veröffentlicht und uns nicht wochenlang auf die Folter spannt, macht die Sache noch erfreulicher. Top für Binge-Abende!
"Die perfekte Schwester", Thriller, Drama. USA 2025, 8 Episoden à ca. 60 Minuten, Amazon Prime
Worum geht's Der walisische Fußballclub Wrexham A.F.C. wurde 1864 gegründet und ist damit der drittälteste Fußballklub der Welt. Doch nach einer Hoch-Zeit rund um die Wende zum 20. Jahrhundert, kickte Wrexham in den letzten Jahrzehnten nur noch unterklassig.
Im November 2020 kauften der kanadische Schauspieler Ryan Reynolds (u.a. "Deadpool") und sein US-Kollege Rob McElhenney den zu diesem Zeitpunkt in der fünften Spielklasse herumgurkenden Verein, um ihn zum Aufstieg zu führen. Begleitend dazu wurde auch mit der Arbeit an einer Documentary über den Verein, seine Anhängerschaft und das Engagement der beiden Nordamerikaner begonnen.
Am Ende von Staffel 3 schafften es die beiden Nordamerikaner mit ihrem Engagement und ihrem Geld, Wrexham in die dritte englische Liga, die League One, zu hieven. Staffel 4 befasst sich nun damit, wie es den Walisern in der dritthöchsten Spielklasse ergeht – und wie die Erfolgsgeschichte des Clubs und seiner Eigentümer zu einem weltweiten Media-Hype führte.
Weshalb es sich lohnt Das Team und die Fans dabei zu begleiten, wie sie um den Aufstieg in die zweite englische Liga kämpfen, ist ebenso mitreißend wie amüsant. Reynolds und McElhenny agieren sympathisch und authentisch und drängen sich nicht in den Vordergrund, sondern lassen der Fankultur in der Arbeiterstadt Wrexham viel Raum. Macht Spaß und bietet viele Innenansichten.
Achtung, Spoiler: Am 26. April dieses Jahres sicherte sich Wrexham den zweiten Tabellenplatz in der League One und damit den Aufstieg in die Championship, die zweithöchste englische Liga. Es ist das erste Mal überhaupt in der Geschichte des englischen Fußballs, dass einem Verein der nahtlose Durchmarsch von der fünften (National League) in die zweite Liga gelingt. Alleine das macht die Geschichte des A.F.C., wie sie in "Welcome to Wrexham" erzählt wird, zu einem außergewöhnlichen Beispiel britischer Fußball-Begeisterung.
"Welcome to Wrexham" Staffel 4, Dokumentary. USA 2025, 6 Episoden à ca. 40 Minuten, Episoden 1+2 online, ab 5. Juni jede Woche eine weitere Episode, Disney+
Worum geht's Gangsterboss Conrad Harrigan (Pierce Brosnan, mittlerweile 72, der aber vermutlich auch mit 100 noch top aussehen wird) hatte schon leichtere Tage. Mit der rivalisierende Stevenson-Gang herrscht zwar ein wackeliger Friede, doch Stevenson-Spross Tommy kommt nach einer langen, verkoksten Partynacht nicht mehr heim – und sein Vater macht Conrads Enkel Eddie dafür verantwortlich, denn der war am letzten Abend mit Tommy unterwegs.
Auch Conrads Sohn und Tommys Vater Kevin (Paddy Considine) hat Stress, den seine Frau legt sich mit ihrem Vater an, einem zwilichtigen Politiker Und Conrads Frau Maeve (Hellen Mirren) würde es gar nicht stören, wenn der Friede zwischen den Harrigans und den Stevensons zu einem Bandenkrieg würde.
Für alle die Kohlen aus dem Feuer holen soll Harry (Tom Hardy), der zwar kein leiblicher Sohn Conrads ist, von diesem aber seit Jahrzehnten so behandelt wird. Er ist der Aufräumer der Familie, der "Fixer". Gelingt es ihm nicht, den verschollenen Eddie rasch zu finden, droht ein Blutbad auf den Straßen und beide Familien werden am Ende als Verlierer dastehen.
Weshalb es sich lohnt Würde William Shakespeare heute leben, stünden die Chancen gut, dass er Drehbücher schreiben würde – und sie sähen vermutlich so ähnlich aus wie jenes von "MobLand". Episch, wuchtig, archaisch – und dabei bei aller Brutalität immer mit jener britischen Distinguiertheit, die wir auf dem Kontinent einfach nicht so gut hinbekommen.
Neben der famosen Story beeindruckt die zehnteilige Serie auch mit ihrer grandiosen Besetzung: Pierce Brosnan, Hellen Mirren, Tom Hardy, Paddy Considine – die Creme der britischen Schauspielkunst. Ein absoluten Serien-Highlight für diesen Sommer.
"MobLand", Krimi, Drama. Großbritannien 2025, 10 Episoden à ca. 55 Minuten, Episoden 1-3 online, ab 6. Juni jede Woche eine weitere Episode, Paramount+
Worum geht's Valencia, 2017: In einer Tiefgarage wird ein Mann tot aufgefunden – sieben Messerstiche zählt der Gerichtsmediziner. Zunächst geht die Polizei von einem Verbrechen aus Leidenschaft aus. Doch als die Mordkommission unter der Leitung der erfahrenen Ermittlerin Eva (Carmen Machi) übernimmt, nimmt der Fall eine überraschende Wendung. Im Zentrum der Ermittlungen steht plötzlich Maje (Ivana Baquero), die junge Witwe des Opfers Sie war erst seit einem Jahr mit dem Mordopfer verheiratet, hatte aber einen Liebhaber, den sympathischen Salva (Tristán Ulloa). Haben die beiden wirklich Majes Mann getötet, um frei zu sein?
Weshalb es sich lohnt Der zweistündige Film basiert auf einem wahren Verbrechen, das in Spanien für enorme Schlagzeilen gesorgt hat. Das der Tat verdächtige Pärchen wirkt anfangs freundlich und sympathisch, schwer vorstellbar, dass die beiden wirklich einen Mord begangen haben könnten. Doch die erfahrenen Ermittler schälen eine Schicht nach der anderen ab und legen schließlich einen wahren Morast an Betrug, Misstrauen und sexueller Hörigkeit frei. Und am Ende gibt es nur Verlierer.
Sauber und spannend umgesetzt, aber in seiner emotionalen Konsequenz am Ende auch deprimierend. Dennoch wirklich sehenswert.
"Die schwarze Witwe", Krimi, Thriller. Spanien 2025, 122 Minuten, Netflix