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"Es gibt fixfertige Spitäler zum Kaufen oder Mieten"

Heinz Brenner, Unfallchirurg am Wiener Lorenz Böhler Krankenhaus, über die geplante Spitalsschließung, seine bisher über 10.000 Operationen, lästige Patienten. Und Wiener Schnitzel.

Dr. Heinz Brenner, Unfallchirurg am Lorenz Böhler Krankenhaus, im Podcast mit Christian Nusser
Dr. Heinz Brenner, Unfallchirurg am Lorenz Böhler Krankenhaus, im Podcast mit Christian Nusser
Newsflix
Christian Nusser
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Seit 32 Jahren ist Heinz Brenner Unfallchirurg am Wiener Lorenz Böhler Krankenhaus, eigentlich AUVA-Traumazentrum Wien-Brigittenau. Er sitzt dort auch im Betriebsrat und ist gleichzeitig Fachgruppenobmann der Unfallchirurgen in der Wiener Ärztekammer. Die geplante Sperre des Spitals hat ihn aus heiterem Himmel getroffen. Die wichtigsten Passagen aus seinem Podcast mit Christian Nusser. Brenner über:

Wie viele Operationen er schon durchgeführt hat
"Ich habe neulich versucht, einmal nachzurechnen. Die Zahl liegt sicher im fünfstelligen Bereich.

Was er hauptsächlich operiert
Also ich bin gelernter Unfallchirurg, das heißt gebrochene Knochen, gerissene Bänder, zerquetschte Muskeln. Aber natürlich gibt es  Spezialisierungen. Erstens alles rund ums Knie. Und das Zweite, was mir quasi in die Wiege gelegt wurde, ist die Neurotraumatologie. Mein Vater war Neurochirurg.

Wann es die meisten Patientinnen und Patienten gibt
Ich habe zwei Jahreszeiten, die Fußball - und die Skisaison. Wir lieben aber auch die Eröffnung des Eistraums, wie sich die Anzahl der  Handgelenksbrüche da vervielfacht, unglaublich.

Ob sich das Verhalten von Patienten geändert hat
Gravierend. Die Begehrlichkeiten, das Auftreten, das Verhalten. Es gibt kaum mehr ein Spital, wo keine Security steht. Die Ungeduld. Die,  die sich beschweren, haben die geringsten Verletzungen.

Warum er Böhler-Betriebsrat wurde
Voraussetzung für mich war: Der Betriebsrat ist politisch, aber nicht parteipolitisch. Das ist im Lorenz Böhler Gott sei Dank überhaupt  kein Thema. Da gibt es das Farbenspiel, Schwarz, Rot, Blau, Grün, Lila, Violett, irgendwas nicht. Ich sage immer, wir haben eine Partei,  das sind unsere Patienten.

Die persönliche Belastung durch die Schließungspläne
Früher kam ich auf eine Stunde Handy am Tag, jetzt sind es fünf, sechs Stunden. Ich werde wahnsinnig.

Wer anruft
Auch viele Patienten, die etwa vor einer Operation stehen und wissen wollen, was jetzt passiert. Ich kann ihnen keine Antwort geben.

Wie er die Verkündigung der Spitalssperre empfunden hat
Als Nackenschlag.

Ob die Räumung in der kurzen Zeit funktionieren kann
Nein, wenn man das seriös angeht, muss man das über Monate planen. Da gibt es Haftungsfragen, personalpolitische Fragen. Ich kann nicht ins AKH gehen und sagen: ä2Grüß Gott, liebe Freunde, ich bin jetzt da und fange an zu operieren."

Protestaktion von Mensch und Tier gegen die Schließung des Wiener Lorenz Böhler Krankenhauses am 6. März 2024
Protestaktion von Mensch und Tier gegen die Schließung des Wiener Lorenz Böhler Krankenhauses am 6. März 2024
Sabine Hertel

Was die Sperre fürs Wiener Spitalssystem bedeutet
Gehen Sie einmal in die Amulanzen der anderen Unfallabteilungen, wie es dort zugeht und dann rechnen Sie noch einmal 25  Prozent  dazu. Viel Vergnügen!

Wie das Böhler gerettet werden könnte
Es gibt fixfertige Spitäler zum Kaufen, zum Mieten. Wir haben das Angebot einer High-Tech-Firma, die uns garantiert, dass sie uns in zwölf Wochen, von der ersten Planung bis zum ersten Patienten, ein  Spital  hinstellt, mit genauso vielen Betten wie jetzt, OPs, Intensivstation, Aufwachraum. Ein Containerspital.

Ob er beim privaten Restaurantbesuch das Wiener Schnitzel verarzten will
Also der Witz, wo der Mann mit dem halben Hendl vom "Wienerwald" zum Tierarzt geht und sagt, kann man da was machen? Also so schlimm ist es nicht. Nein, aber ich gebe schon zu, dass dann dieses Augenverdrehen kommt. Wir sitzen in einer großen Runde, das Telefon läutet: "Hast du nicht gesagt, du hast heute Zeit?" "Ja, ich muss nur schnell irgendwas  machen..."

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