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kinostarts der Woche

Kanu statt Schuh: So lustig geht's zu in Teil 2 von Manitu

24 Jahre nach "Der Schuh des Manitu" will es Deutschlands erfolgreichster Komödiant Michael Bully Herbig wieder wissen. "Das Kanu des Manitu" war vier Mal so teuer wie der Vorgänger. Ob er vier mal so erfolgreich wird, muss sich zeigen. Spaß macht er auf jeden Fall.

Auch in "Das Kanu des Manitu" spielt Autor und Regisseur Michael Bully Herbig nicht nur Apachen-Häuptling Abahachi, sondern auch seinen queeren Bruder Winnetouch
Auch in "Das Kanu des Manitu" spielt Autor und Regisseur Michael Bully Herbig nicht nur Apachen-Häuptling Abahachi, sondern auch seinen queeren Bruder WinnetouchConstantin Film
Christian Klosz
Akt. 14.08.2025 18:04 Uhr

Darf man über einen schwulen, oder besser gesagt einen "als schwul gelesenen" Winnetou-Verschnitt heute noch lachen? Oder überhaupt einen Indianer, besser gesagt einen nordamerikanischen Ureinwohner, darstellen, wenn man selber so bayrisch ist wie der Starnberger See? Und wie war das noch einmal mit der kulturellen Aneignung?

Man merkt schon, es hat sich vieles geändert, seit "Der Schuh des Manitu", eine harmlos-infantile Winnetou-Verblödelung im bayrischen Dialekt, vor 24 Jahren in die Kinos gekommen ist. Und es hat "Manitu"-Mastermind Michael Bully Herbig und seine Kreativ-Kumpane Christian Tramitz und Rick Kavanian offensichtlich viel Hirnschmalz gekostet, mit dem späten Nachfolger "Das Kanu des Manitu" all die Wokeness-Klippen zu umschiffen, die sich in den letzten Jahren aufgetan haben, und dennoch die charmant-sympathische Grundstimmung des 24 Jahren alten Ur-Manitu nicht vollkommen zu versenken.

"Das Kanu des Manitu" verspricht eineinhalb Stunden harmlose Unterhaltung, Blödeln und Slapstick, ohne auf drei Meta-Ebenen gleichzeitig das generelle Elend der Welt "verhandeln zu wollen". Alleine dafür gebührt Bully Herbig Dank. Wer es politisch eher "dirty" mag, ist hier fehl am Platz, aber das war bei Teil 1 auch schon so. Alle Infos über "Das Kanu des Manitu" lesen Sie unten.

Außerdem neu in dieser Kino-Woche: Ein nur teilweise subtiler Horror-Schicker aus Australien ("Bring her back") sowie eine einfühlsame, heiter-besinnliche Tragikkomödie aus Frankreich ("Die Farben der Zeit"). Und eine österreichische Dokumentation über "Die letzte Botschafterin" Afghanistans. Manizha Bakhtari war die afghanische Botschafterin in Wien, als die Taliban wieder die Macht in ihrem Heimatland übernahmen. Seither kämpft sie von Wien aus für die Rechte afghanischer Mädchen und Frauen. Stark!

Alles wie gehabt: Häuptling Abahatchi (Michael Bully Herbig) und sein Freund Ranger (Christian Tramitz) blödeln sich durch den Wilden Westen in "Das Kanu des Manitu"
Alles wie gehabt: Häuptling Abahatchi (Michael Bully Herbig) und sein Freund Ranger (Christian Tramitz) blödeln sich durch den Wilden Westen in "Das Kanu des Manitu"
Constantin Film

"Das Kanu des Manitu"

Worum es geht Apachenhäuptling Abahachi (Bully Herbig) und sein Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz) stolpern in ein neues Abenteuer, als sie nach einem zwielichtigen Kreditdeal für ein Casino die Schatzkarte zum sagenumwobenen "Schatzi" verlieren. Eine skrupellose Wildwest-Bande unter Führung von "Boss" (Jessica Schwarz), die das legendäre "Kanu des Manitu" jagt, lockt die beiden in eine Falle – plötzlich baumeln Abahachi und Ranger am Galgen.

Doch Rettung naht, wenn auch in letzter Sekunde: "Der Grieche" Dimitri (Rick Kavanian) und die resolute Mary (Jasmin Schwiers) greifen in letzter Sekunde ein. Gemeinsam mit Winnetouch (auch Herbig) und weiteren Weggefährten beginnt eine aberwitzige Jagd durch die sonnige Prärie, Saloons und staubige Canyons.

Lohnt sich das? 2001 avancierte "Der Schuh des Manitu", eine Parodie auf die Winnetou-Filme der Sechzigerjahre, mit fast 14 Millionen Kinobesuchern in Deutschland und Österreich zum erfolgreichsten deutschen Film aller Zeiten. Ein großer Teil des Hypes war dem typischen Bully-Humor mit seinen doppelbödigen Dialoge und dem perfekten Slapstick geschuldet. Dass die Wildwest-Helden bayrisch sprachen, trug natürlich auch seinen Teil dazu bei, dass "Der Schuh des Manitu" zum Kultfilm wurde.

Doch seither sind fast 25 Jahre vergangen, und was damals noch als harmloser Blödel-Klamauk betrachtet wurde, wird in den letzten Jahren im Zuge der Diskussion um eine politisch korrekte Darstellung amerikanischer Ureinwohner und sogenannte "kulturelle Aneignung" kritisch diskutiert. Man erinnere sich: Als vor drei Jahren der Kinderfilm "Der kleine Häuptling Winnetou" in die Kinos kam, musste das begleitende Buch vom Markt genommen werden, da postkolonialistische Aktivisten dagegen Sturm liefen. Das Buch würde "rassistische Stereotype des edlen Wilden" reproduzieren, hieß es damals.

Auch Dimitri, der Grieche, (Rick Kavanian) ist wieder mit von der Blödel-Partie
Auch Dimitri, der Grieche, (Rick Kavanian) ist wieder mit von der Blödel-Partie
Constantin Film

Ähnliches befürchteten die einige Beobachter, als Herbig 2024 sein spätes Sequel "Das Kanu des Manitu" ankündigte. Andere wiederum freuten sich auf "Humor wie damals", während gleichzeitig vor einer "Woke-isierung" des Manitu-versums gewarnt wurde. Falsch lagen damit aber irgendwie alle. Denn Michael Bully Herbig und seinen beiden Co-Autoren Christian Tramitz und Rick Kavanian gelang der Spagat, ihren Anarcho-Blödel-Humor upzudaten, ohne dessen Essenz zu verlieren.

Des Cast ist diesmal diverser, aber ohne aufdringlich zu wirken, die humoristisch genutzten Stereotypen werden selbstironisch gebrochen. Und manche Figuren (Winnetouch) bekommen einen neuen, zeitgemäßeren "Anstrich". Im Zentrum steht aber weiterhin der Humor. Zudem hat "Das Kanu des Manitu" auch optisch einiges zu bieten: Der Film kostete laut Herbig vier Mal so viel wie sein Vorgänger – was man auch sieht, Teile des Films wurden schließlich sogar in den USA produziert.

"Das Kanu des Manitu", Komödie. Deutschland 2025, 88 Minuten, ab 14. August im Kino

Für die Stiefgeschwister Andy (Billy Barrett) und Piper (Sora Wong) kommt es knüppeldick in "Bring her back"
Für die Stiefgeschwister Andy (Billy Barrett) und Piper (Sora Wong) kommt es knüppeldick in "Bring her back"
Sony Pictures

"Bring her back"

Worum es geht Die Stiefgeschwister Andy (Billy Barrett) und Piper (Sora Wong) leben bei ihrem Vater. Sie ist beinahe blind, er steht kurz vor seinem 18. Geburtstag. Eines Abends hört Andy im Badezimmer seltsame Geräusche, doch die Tür ist verschlossen. Er bricht sie auf und muss entsetzt feststellen, dass sein Vater tot ist. Er ist übel zugerichtet, aus seinem Mund quillt eine seltsame Flüssigkeit.

Nachdem die Behörden den Fall übernommen haben, werden die beiden Geschwister der Pflegemutter Laura (Sally Hawkins) zugeteilt. Das Erleben eines Traumas verbindet die drei – Laura hat vor einigen Jahren ihre jugendliche Tochter verloren. Am Anfang wirkt alles wie ein nettes, neues Zuhause, die drei verstehen sich gut. Andy und Piper wollen nur drei Monate bleiben, dann wird Andy volljährig und kann die Vormundschaft für seine einige Jahre jüngere Stiefschwester übernehmen. Zu ihrem "Pflegebruder" Ollie, der auch bei Laura lebt, können sie allerdings keine Verbindung aufbauen, er ist stumm und verhält sich auch sonst sehr seltsam.

Doch mit der Zeit häufen sich unerklärliche Vorkommnisse: Andy wacht mit durchnässter Hose auf, Piper plötzlich mit einem blauen Auge. Und die neue Pflegemutter versucht, die beiden Geschwister gegeneinander auszuspielen. Sie verbirgt ein düsteres Geheimnis, das mit dem Tod ihrer Tochter zu tun hat – und die sie nicht loslassen kann.

Lohnt sich das? "Bring her back" ist der neue Film der australischen Youtuber Danny und Michael Philippou, zwei Brüder, die mit "Talk to me" 2022 einen Überraschungserfolg feiern konnten. Auch um ihr neues, nicht allzu hoch budgetiertes Werk entstand bereits ein kleiner Hype, insbesondere unter Horror-Feinschmeckern.

Nichts für schwache Nerven: der stumme "Pflege-Bruder" Oliver
Nichts für schwache Nerven: der stumme "Pflege-Bruder" Oliver
Sony Pictures

Und gerade für die hat der Indie-Horrorfilm auch einiges zu bieten: Zum einen eine dubiose, verwinkelte, rätselhafte Story, die die Spannung clever und Schritt vor Schritt aufbaut, ohne je mehr als wirklich nötig preiszugeben. Zum anderen gibt es auch einige äußerst grausige, waschechte Horror-Elemente, die das Mainstream-Publikum verstören werden. Für das gibt es mit Sally Hawkins einen bekannten Namen in einer für sie gänzlich ungewohnten Rolle – als psychopathische Pflegemama, die man niemandem wünscht.

"Bring her back", Horror. Australien 2025, 99 Minuten, ab 15. August im Kino

Die Krankheit von Mutter Judith (Agnes Jaoui) bestimmt das Leben von ihrem Sohn Pierre (William Lebghil) nahezu völlig: "Das Leben meiner Mutter“
Die Krankheit von Mutter Judith (Agnes Jaoui) bestimmt das Leben von ihrem Sohn Pierre (William Lebghil) nahezu völlig: "Das Leben meiner Mutter“
Panda Film Verleih

"Das Leben meiner Mutter"

Worum es geht Der 33-jährige Pierre (William Lebghil) führt mit seinem Geschäftspartner Ibou ein gut laufendes Blumengeschäft, das Techtelmechtel mit seiner Freundin Lisa scheint sich zu einer Beziehung zu entwickeln. Da taucht nach zwei Jahren seine Mutter Judith (Agnes Jaoui) plötzlich wieder in seinem Leben auf. Seine Freude über das Wiedersehen hält sich in Grenzen: Sie ist bipolar - und offenbar aus der Klinik ausgerissen, in der sie untergebracht war. Zu allem Überdruss hat sie auch noch ihre Medikamente abgesetzt.

Judith befindet sich gerade in einer manischen Phase und ist für rationale Argumente kaum zugänglich. Pierre will sie so schnell wie möglich in die Klinik zurückbringen, da er später am Tag auch noch ein wichtiges Geschäftstreffen mit einem neuen Kunden hat, seine Mutter soll nicht erneut sein Leben durcheinander bringen. Doch die Aufgabe stellt sich als schwierig heraus, da Judith alles will, nur nicht wieder "eingesperrt werden".

Das turbulente Wiedersehen wird zu einem chaotischen, ungewöhnlichen Road-Trip, das die Beziehung zwischen Mutter und Sohn nachhaltig verändert: Während auf der einen Seite alte Konflikte neu hochkochen, kommen sich Pierre und Judith andererseits auch näher und lernen neue Seiten voneinander kennen.

Lohnt sich das? Die französische Tragikomödie erzählt von einer belasteten Mutter-Sohn-Beziehung, in der der Sohn früh die Elternrolle übernehmen musste. Sein Leben war davon geprägt, sich um seine kranke Mutter zu kümmern, nicht umgekehrt. "Das Leben meiner Mutter" schildert diese Situation mit viel Feingefühl und – vor allem – mit Humor. Trotz der schweren Thematik besitzt der Film eine gewisse Leichtigkeit, wie man sie von vielen französischen Komödien kennt.

Eigentlich sollte sich Pierre mehr um seinen Blumenladen kümmern, wenn da Maman nicht wäre …
Eigentlich sollte sich Pierre mehr um seinen Blumenladen kümmern, wenn da Maman nicht wäre …
Panda Film Verleih

Regisseur und Drehbuchautor Julien Carpentier bringt Empathie für all seine Figuren mit, verurteilt diese nicht, sondern lässt sie, mit all ihren Schwächen, menschlich erscheinen. Das macht sie – wie seinen Film insgesamt – äußerst sympathisch.

"Das Leben meiner Mutter", Tragikkomödie. Frankreich 2024, 105 Minuten, ab 15. August im Kino

Außerdem neu im Kino:

"Die Farben der Zeit"
Im Jahr 2025 erfahren 50 entfernt miteinander verwandte Menschen, dass sie ein seit Jahren leerstehendes Haus in der Normandie erben werden. Vier Cousinen und Cousins werden beauftragt, das Haus zu inspizieren. Sie stoßen auf die Spuren der geheimnisvollen Adèle. Durch gemeinsame Recherchen erfahren sie mehr über ihre Vorfahrin, die mit 20 Jahren ihre Heimat verließ, um in Paris nach ihrer Mutter zu suchen. 1895 in der Hauptstadt angekommen, erlebt Adèle den Fin de Siècle inmitten einer industriellen und kulturellen Revolution. Durch ihre Reise in ihrer eigenen Genealogie lernen die vier Nachfahren mehr über ihre eigene Herkunft.

"Die Farben der Zeit", Komödie, Drama. Frankreich 2024, 124 Minuten, ab 14. August im Kino

Das gemeinsame Erbe führt die vier in die Vergangenheit ihrer Vorfahrin: "Die Farben der Zeit"
Das gemeinsame Erbe führt die vier in die Vergangenheit ihrer Vorfahrin: "Die Farben der Zeit"
Constantin Film

"My partners"
Drei Paare aus Estland und Deutschland tauchen in die Welt der Polyamorie ein: Eva Kübars Dokumentarfilm begleitet unter anderem Riita und Taavi, die nach zehn Jahren neue sexuelle Wege erkunden, sowie Marianne und Sven, die ihre bröckelnde Ehe für ihre Kinder retten wollen. Ein Camp mit Mentoren und Schamanen fordert sie heraus, ihre gewohnten Konventionen zu hinterfragen und zu brechen.

"My partners", Dokumentarfilm. Estland 2025, 100 Minuten, ab 15. August im Kino

Auch so kann's gehen: "My Partners" führt in die Welt der Polyamorie
Auch so kann's gehen: "My Partners" führt in die Welt der Polyamorie
Monnwalkerfilm

"Die letzte Botschafterin"
Manizha Bakhtari ist Afghanistans letzte Diplomatin in Europa nach der Taliban-Machtübernahme 2021. Der Film begleitet die Exilantin, wie sie unermüdlich für die Rechte afghanischer Frauen und Mädchen kämpft. Zwischen politischen Verhandlungen und persönlichen Opfern zeichnet er ein intimes Porträt einer Frau, die trotz ständiger Bedrohungen für ihre Ideale einsteht.

"Die letzte Botschafterin", Dokumentarfilm. Österreich 2025, 77 Minuten, ab 15. August im Kino

Porträt einer starken Frau: "Die letzte Botschafterin”
Porträt einer starken Frau: "Die letzte Botschafterin”
Golden Girls Film

"Sirât"
In Óliver Laxes' Cannes-Wettbewerbsbeitrag aus 2025 suchen Luis (Sergi López) und sein Sohn Esteban (Bruno Núñez) in der marokkanischen Wüste nach ihrer verschwundenen Tochter bzw. Schwester Marina. Als das Militär eingreift, flüchten sie mit einer Raver-Gruppe durch das Atlasgebirge und ein ungewöhnlicher Roadtrip beginnt. Mit 16mm-Bildern und Kangding Rays dröhnendem Soundtrack schuf Laxe ein intensives, surreales Film-Erlebnis, das in Cannes die Kritiker spaltete, aber trotzdem mit dem Preis der Jury ausgezeichnet wurde.

"Sirât", Drama, Roadmovie. Frankreich / Spanien 2025, 115 Minuten, ab 14. August im Kino

Luis (Sergi López) und sein Sohn Esteban (Bruno Núñez) sind in der marokkanischen Wüste gestrandet: "Sirât"
Luis (Sergi López) und sein Sohn Esteban (Bruno Núñez) sind in der marokkanischen Wüste gestrandet: "Sirât"
Polyfilm
Christian Klosz
Akt. 14.08.2025 18:04 Uhr