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True Crime im Streaming

700 Kilo Koks für die Côte d'Azur: Was wusste der Präsident?

In der dreiteiligen True Crime-Doku "Der Fall 'Air Cocaine'" wird ein spektakulärer Drogenschmuggel nach Frankreich untersucht, der bis in höchste Kreise Wellen schlug. Vier weitere neue True Crime-Formate beleben das boomende Format.

Die Krankenschwester Beverley Allitt nach ihrer Verhaftung 1991: Sie wurde 1993 wegen vierfachen Mordes und acht Mordversuchen verurteilt
Die Krankenschwester Beverley Allitt nach ihrer Verhaftung 1991: Sie wurde 1993 wegen vierfachen Mordes und acht Mordversuchen verurteiltITN Productions
Christian Klosz
Akt. 20.06.2025 23:12 Uhr

Reale Verbrechen packend nacherzählt: Das Genre True Crime boomt, auch auf den Streaming-Portalen. Nun liefern fünf neue Formate  Nachschub. Es geht um grauenvolle Verbrechen, erschütternde Katastrophen, aber auch um skurrile Geschichten.

Wovon die Serien handeln, was sich wirklich lohnt – der Überblick:

Die Piloten des Drogen-Fluges, Pascal Fauret und Bruno Odos, nach ihrer Festnahme: "Der Fall 'Air Cocaine': Schmuggler in 10.000 Meter Höhe"
Die Piloten des Drogen-Fluges, Pascal Fauret und Bruno Odos, nach ihrer Festnahme: "Der Fall 'Air Cocaine': Schmuggler in 10.000 Meter Höhe"
Courtesy of Netflix

"Der Fall 'Air Cocaine': Schmuggler in 10.000 Meter Höhe"

20. März 2013, Flughafen von Punta Cana in der Dominikanischen Republik. Schwer bewaffnete Polizisten stürmen einen Privatjet, der sich gerade zum Abflug nach Saint Tropez an der Côte d'Azur bereit macht. Im Flieger sind die beiden Piloten, Pascal Fauret und Bruno Odos, sowie zwei Passagiere, Alain Castany und Nicolas Pisapia, allesamt Franzosen. Und 26 Koffer, voll mit insgesamt 700 Kilo Kokain.

Internationale Dimensionen Der Fall machte internationale Schlagzeilen, umso mehr, als die Europäer in ein dominikanisches Gefängnis mit horriblen Bedingungen gesteckt wurden. Kameras begleiteten sie, TV-Sender berichteten, die französische Justiz schaltete sich ein. Klar schien bald: Die Beteuerungen der Männer, nicht zu wissen, wie das Kokain ins Flugzeug gekommen war, konnten nicht stimmen.

Spektakuläre Flucht übers Meer Die dreiteilige Dokumentation mit dem etwas sperrigen Titel "Der Fall 'Air Cocaine': Schmuggler in 10.000 Meter Höhe" erzählt die Geschichte dieses missglückten millionenschweren Drogenschmuggels und dessen juristischer und medialer Nachwirkungen. Mit Archivaufnahmen und Interviews bietet sie Einblicke in die unglaublichen Ereignisse sowie die spektakuläre Flucht, die den beiden Piloten zwei Jahre später mit einem Speed Boat gelang.

26 Reisekoffer mit insgesamt 700 Kilo Kokain sollten von der Dominikanischen Republik nach Frankreich geflogen werden
26 Reisekoffer mit insgesamt 700 Kilo Kokain sollten von der Dominikanischen Republik nach Frankreich geflogen werden
Courtesy of Netflix

Sogar Ex-Präsident Sarkozy kommt zu Wort Zu Wort kommen neben den vier zwielichtigen Protagonisten auch der Inhaber des Schmuggel-Flugzeugs, der exzentrische Optik-Unternehmer Alain Afflelou, eine mit dem Fall betraute französische Ermittlerin, eine Flugbegleiterin, zahlreiche Anwälte – und sogar der französische Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, der fragt: "Sind wir denn alle verrückt?!"

Spannende Story "Der Fall 'Air Cocaine'" versucht sich als Spurensuche, die Puzzlestück für Puzzlestück diesen verwirrenden Falls aufrollt. Die eingesetzten Mittel, um Spannung zu erzeugen, sind nicht gerade subtil – schnelle Schnitte, grelle Musik, übertriebene Cliffhanger – und wären angesichts der Story gar nicht nötig gewesen, da diese für sich schon spannend genug wäre.

Gute Unterhaltung Man könnte auch einwenden, dass die Doku-Serie mit drei je rund 45-minütigen Folgen zu aufgeblasen ist. Manches wiederholt sich, und vermutlich hätten 90 Minuten gereicht, um den Fall darzulegen. Auch das Hin- und Her zwischen den Zeitebenen ist zu viel des Guten. Doch die Story garantiert True Crime-Fans und Freunden unglaublicher Geschichten trotzdem gute Unterhaltung.

"Der Fall 'Air Cocaine': Schmuggler in 10.000 Meter Höhe", Mini-Serie, Frankreich 2025, 3 Folgen à ca. 45 Minuten, Netflix

"Trainwreck: Tragödie beim Astroworld-Festival"

Unter dem Sammeltitel "Trainwreck" beleuchtet Netflix in diesem Sommer Katastrophen unterschiedlichster Natur. Den Anfang macht eine Aufarbeitung der Massenpanik am 5. November 2021 auf dem Astroworld-Festival in Houston, Texas, die zehn Todesopfer und fast 5.000 Verletzte forderte. Das Format führt dazu Interviews mit Überlebenden, Sanitätern und Festival-Mitarbeitern, um die Ereignisse zu rekonstruieren, die zu der tragischen Katastrophe führten.

Der Star wusste angeblich von nichts Thematisiert werden auch mangelnde Sicherheitsvorkehrungen auf dem Festivalgelände sowie  die Rolle des Rappers Travis Scott, der bei seinem Auftritt nichts bemerkt haben will. Er wurde, so wie der Veranstalter, 2023 verklagt.

"Trainwreck: Tragödie beim Astroworld-Festival", USA 2025, Dokumentation, 80 Minuten, Netflix

"Titan: Die OceanGate-Katastrophe"

Die 111-minütige Doku beleuchtet die tragische Implosion des Titan-Tauchboots am 18. Juni 2023 während eines Tiefseetauchgangs zum Titanic-Wrack: Trotz Sicherheitswarnungen trieb der von Hybris und Arroganz geleitete OceanGate-CEO Stockton Rush die riskante Expedition voran – mit fatalem Ausgang für alle Beteiligten: Rush, ein Mitarbeiter sowie drei zahlende Passagiere kamen ums Leben.

"Titan: Die OceanGate-Katastrophe" interviewt ehemaligen Mitarbeiter Stocktons und präsentiert exklusive Aufnahmen von dem Tauchboot. Alles in allem eine eindringliche Warnung, wozu unendliche Profitgier und Selbstüberschätzung führen können.

"Titan: Die OceanGate-Katastrophe", USA 2025, 111 Minuten, Netflix

"The Killer Nurse: Der Todesengel von Grantham"

Der Zweiteiler behandelt den Fall der britischen Krankenschwester Beverley Allitt, die von Februar bis April 1991 auf der Kinderstation des Grantham and Kesteven Hospital in Lincolnshire vier Kinder ermordete, mehrere weitere Mordversuche unternahm und zahlreichen Kindern schwere Schäden zufügte. Sie setzte u.a. Insulin oder Kaliumchlorid ein, um bei den Babys Herzstillstände oder Atemprobleme auszulösen. Die Ärzte vor Ort hielten die insgesamt 13 Fälle zunächst für reine Zufälle, bis die Polizei Allitt auf die Spur kam.

"The Killer Nurse: Der Todesengel von Grantham", Mini-Serie, Großbritannien 2023, 2 Episoden à ca. 45 Minuten, Sky X

Kinderkrankenschwester Beverley Allitt auf dem Weg zu ihrer Gerichtsverhandlung
Kinderkrankenschwester Beverley Allitt auf dem Weg zu ihrer Gerichtsverhandlung
ITN Productions

"Trainwreck: Chaos-Bürgermeister"

Die Dokumentation befasst sich mit der tragischen Geschichte von Rob Ford und seiner turbulenten Amtszeit als Bürgermeister von Toronto. Der "Underdog" errang 2010 einen überraschenden Wahlsieg, machte danach aber vor allem durch Drogen-Abstürze und zahllose Skandale von sich Reden. 2013 tauchte ein Video auf, das ihn beim Crack-Konsum zeigte, was er später auch zugab.

Weitere Vorwürfe wie exzessiver Alkoholmissbrauch oder seine Verbindungen zu kriminellen Zirkeln sorgten für einen weltweiten Medienrummel. Nach einer Krebsdiagnose trat Ford 2014 nicht mehr zur Wahl an – und starb 2016 mit nur 46 Jahren.

"Trainwreck: Chaos-Bürgermeister", USA 2025, 49 Minuten, Netflix

Skandal-Bürgermeister Rob Ford (oben rechts) mit Mitgliedern seiner Familie: "Trainwreck: Chaos-Bürgermeister"
Skandal-Bürgermeister Rob Ford (oben rechts) mit Mitgliedern seiner Familie: "Trainwreck: Chaos-Bürgermeister"
Courtesy of Netflix
Christian Klosz
Akt. 20.06.2025 23:12 Uhr