kate-gate

"Kill Request": Mit diesem Befehl wurde das Kate-Foto gelöscht

Prinzessin Catherine, Ehefrau des künftigen britischen Königs, veröffentlichte ein verfälschtes Foto. Was dann passierte.

Dieses Bild, das Kate mit ihren Kindern zeigt, wurde wegen Manipulationsverdachts gelöscht
Dieses Bild, das Kate mit ihren Kindern zeigt, wurde wegen Manipulationsverdachts gelöscht
Kensington Palace
Christian Nusser
Akt. Uhr
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Am Anfang sagten viele: "Wie süß!" Am Ende: "Wie kann sie nur?"

Vor zwei Monaten war Prinzessin Catherine im Bauchraum operiert worden und verschwand aus der Öffentlichkeit. Details zum Eingriff wurden nicht bekanntgegeben, selbst der britischen Presse, sonst weniger durch Zurückhaltung geprägt, gelang kein tieferer Einblick.

Prinz William als Fotograf Sonntagabend allerdings tauchten dann Fotos von Kate auf, auf einer Veranda sitzend, inmitten ihrer Kinderschar – Prinz George (10), Prinzessin Charlotte (8) und Prinz Louis (5). Alle lachen wie Hutschpferde, das wirkte wie eine Inszenierung auf hohem Niveau. Eine große Familie im großen Glück. Der Papa, dereinst wohl einmal König von England, fotografierte. Angeblich. Aber es tauchten schnell Zweifel auf. Scheiterte Kate an ihrem eigenen Perfektionsdruck?

Was am Foto alles manipuliert aussieht

  • Die Finger, vor allem bei Prinz Louis, sind unnatürlich positioniert
  • Der Hintergrund ist ungleichmäßig
  • Der Rock von Prinzessin Charlotte fällt nicht richtig
  • Kates Hand ist verschwommen, aber nicht der Rest des Bildes
  • Der Ärmel der linken Hand von Prinzessin Charlotte ist falsch ausgerichtet 
  • Die Linie ihrer Strumpfhose verwischt sich plötzlich
  • Die Stufe hinter dem rechten Bein von Louis und das Mauerwerk sind verzerrt
  • Das Muster am Strickpulli von Louis ist falsch ausgerichtet
  • Der Reißverschluss des Oberteils von Kate ist erst scharf zu sehen, wird dann plötzlich unscharf
  • Ihr Haar fällt seltsam
  • Der Ehering ist weg
Die britische Königin Camilla mit "Hobbyfotograf" Prinz William am 11. März 2024 am Commonwealth Day in der Westminster Abbey in London
Die britische Königin Camilla mit "Hobbyfotograf" Prinz William am 11. März 2024 am Commonwealth Day in der Westminster Abbey in London
Picturedesk

Photoshop, KI, oder beides Fotoexperten begannen sich weltweit mit dem Bild auseinanderzusetzen. Und stellten flugs fest: Hier wurde manipuliert. Möglicherweise mit Photoshop und nicht mit KI, aktuelle Photoshop-Versionen haben allerdings eine KI integriert.

Nach und nach begannen alle Agenturen, das Foto zurückzurufen. Es entspreche nicht "unseren  Fotostandards", schrieb etwa die AP. Der Kensington Palast schwieg zunächst.

Kate sagt "sorry" Am Montag gestand Kate schließlich auf X, ehemals Twitter, ein: "Wie viele Amateurfotografen experimentiere ich gelegentlich mit der Bearbeitung. Ich wollte mich für die Verwirrung entschuldigen, die das Familienfoto, das wir gestern geteilt haben, verursacht hat. Ich hoffe, dass alle, die feiern, einen sehr glücklichen Muttertag hatten." Gezeichnet war die Stellungnahme mit einem "C", der Tweet war also angeblich selbstgeschrieben. In Großbritannien war am Sonntag Muttertag.

So werden Fotos importiert Auch die Austria Presse Agentur (APA) hatte das Kate-Foto am Sonntag im Programm. Es trudelte – "Handout" markiert – über den AFP-Bilderdienst ein. Die APA ist "Schleuser" für eine ganze Reihe internationaler Agenturen, AFP, AP, PA oder Reuters. Das heißt, sie stellt die Bilder nicht selbst her, sondern bietet sie ihren Kunden an. Diese haben meist Kombi-Verträge, suchen sich also wie im Supermarkt aus dem Angebot jene Agenturen aus, die sie haben wollen. Diese werden ihnen dann auf der APA-Webseite "Picturedesk" angezeigt. Und nur die.

Das ist der "Kill Request" Über diesen Weg gelangen so etwa 15.000 Bilder pro Tag nach Österreich, rund 100 produzieren die APA-Fotografen selbst. Passt bei den internationalen Agenturen etwas nicht, also die Herkunft der Bilder ist dubios, die Rechte sind ungeklärt oder die Fotos wurden grob manipuliert, dann langt bei der APA von der internationalen Vertreiber-Agentur ein so genannter "Kill Request" ein, der Auftrag zum Löschen also. Dann wird das Foto aus dem Verkehr gezogen. Im konkreten Fall kam der  "Kill Request" am Sonntagabend, wurde aus dem "APA Online Manager" getilgt, Montag in der Früh flog es komplett raus.

Dieses Bild, das Kate mit ihren Kindern zeigt, wurde wegen Manipulationsverdachts gelöscht
Dieses Bild, das Kate mit ihren Kindern zeigt, wurde wegen Manipulationsverdachts gelöscht
Kensington Palace

Auslöser CNN-Report Das Foto von Kate war international im Vorfeld als mittlere Sensation eingestuft worden, es kam ursprünglich von der britische Nachrichtenagentur PA und wurde dann über weitere Agenturen gestreut. Die APA bezog es über AFP und es wurde nicht einfach so publiziert, sondern es langte am Sonntag zuerst ein Aviso ein, in dem die Veröffentlichung angekündigt wurde. Als dann in der Nacht auf Montag Zweifel an der Echtheit der Bilder auftraten, CNN am Montag einen eigenen Report verfasste und die betreffenden, bearbeiteten Stellen markierte, was klar: Die mittlere Sensation muss weg.

Was aber ist ein manipuliertes Foto? Wie wird erkannt, ob da die KI dran war oder nicht? Dafür gibt es Checks, allerdings schreitet die Entwicklung so rasant voran, dass Expertinnen und Experten eingestehen: In vielen Fällen ist eine Bearbeitung selbst für uns nicht mehr erkennbar. Bei der APA findet ein automatische Überprüfung der "Metadaten" statt, also von allen Infos, die mit dem Bild mitgeschickt werden, ein "Pixel-Check" aber ist allein aus Gründen der Menge kaum möglich. Sich also anzuschauen, ob die KI eine Hand, die Haare, einen Pulli manipuliert hat, ist flächendeckend nicht schaffbar. Sehr wohl aber gibt es einen "Foto-Desk", der Bilder in Augenschein nimmt. Besteht der Verdacht einer groben Bearbeitung, wird das Foto speziellen "Faktencheckern" übergeben.

Wo aber beginnt die Manipulation? Bilder, die in Medien verwendet werden, erscheinen selten im Originalzustand. Sie werden für den Druck aufbereitet, farblich optimiert, aufgehellt oder abgedunkelt, der Ausschnitt verändert. Das ist keine Erfindung der Neuzeit, das gab es immer schon. Früher halt im Fotolabor, nun am Computer. Die Grenze wird dort überschritten, wo der Inhalt des Gezeigten verändert wird. Für eine KI ist das ein gefundenes Fressen. Ihr Appetit wird immer größer.

Alle, die in diesem Bereich arbeiten, wissen, dass sie erst am Beginn einer Reise stehen. Bei der APA gibt es deshalb eine "KI-Taskforce", die versucht, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Es ist ein bisschen wie beim Wettrennen Hase gegen Igel.

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