Der achte und – wahrscheinlich – letzte Teil der "Mission: Impossible"-Reihe ist das Kino-Ereignis der Woche. Dazu starten ein Biopic über Charles Aznavour und eine Live-Action-Verfilmung eines Disney-Klassikers. Und auf DVD kommt einer der besten Thriller des Jahres.
Okay, man sieht ihm inzwischen schon an, dass er keine 40 mehr ist. Dennoch ist nicht nur die optische Erscheinung, sondern vor allem die körperliche Fitness von Superstar Tom Cruise beeindruckend. All das stellt er einmal mehr in die Auslage, und zwar für den achten und – wahrscheinlich – letzten Teil der beeindruckenden "Mission: Impossible"-Reihe. Der Film beeindruckt nicht nur durch großartige Action-Sequenzen und seine Überlänge, sondern – vor allem – durch eine kluge und zeitgemäße Story. Unser Streifen der Woche!
Aber auch sonst wird es nicht langweilig. Das Biopic über Frankreichs Chanson-Legende Charles Aznavour beeindruckt mit Feinfühligkeit und toller Musik, der meditative Arthouse-Film Harvest" entführt uns ins Schottland des 17. Jahrhunderts und Disney bringt mit "Lilo & Stitch" eine weitere Live-Action-Umsetzung eines seiner Animations-Klassiker. Und als Video-on-demand sowie auf Blu-Ray und DVD startet mit "September 5" einer der besten Thriller des Jahres. Gute Unterhaltung in der aktuellen Kino-Woche!
Worum es gehtNachdem eine nur "Entität" genannte, Künstliche Intelligenz die Kontrolle über die digitale Welt und darüber hinaus übernommen hat (wie im Vorgängerfilm zu sehen gewesen ist), versinkt die Erde zunehmend im Chaos. Über Algorithmen hat die machtlüsterne KI willfährige Anhänger rekrutiert, die Menschheit ist gespalten und blickt in den Abgrund einer kollektiven Katastrophe, die das Ende der Zivilisation sein könnte. Seine Finger im Spiel hat dabei auch Gabriel (Esai Morales), der die Kontrolle über die KI übernehmen will, um eigene Vorhaben umzusetzen.
Als die "Entity" auch noch Schritt für Schritt die Kontrolle über die Atomwaffenarsenale der Großmächte übernimmt, wendet sich US-Präsidentin Erica Sloan (Angela Bassett) mit einer verzweifelten Nachricht an Agent Ethan Hunt (Tom Cruise). Gemeinsam mit seinem Team macht der sich daraufhin auf, aus dem gesunkenen russischen U-Boot "Sewastopol" das Kernmodul zu bergen, das den Quellcode der Entität enthält. Anstatt das Teil aber Gabriel zu überlassen, soll es mit einer von Luther Stickell (Ving Rhames) entworfenen Software namens "Giftpille" kombiniert werden, was die KI deaktivieren würde.
Zu diesem Zweck muss sie aber erst in einen nuklearen Bunker in Südafrika gelockt werden, in dem sich das digitale Wesen vor der drohenden Apokalypse verstecken will. Geht auch nur das kleinste Detail am ausgeklügelten Plan Ethan Hunts schief, liegt die Welt in Schutt und Asche. Und wieder einmal liegt es einzig an ihm, nicht nur den Tag, sondern die gesamte Menschheit zu retten.
Weshalb es sich lohntNach dem relativen Misserfolg von "Dead Reckoning Teil 1", der sowohl inhaltlich als auch an den Kinokassen enttäuschte, wurde der an sich als "Teil 2" geplante Film in "The Final Reckoning" umbenannt, um ihn als eigenständiges Werk zu präsentieren. Und weitgehend gelingt das auch. Der 8. Teil der "Mission: Impossible"-Reihe bietet sich zudem als idealer Abschluss des Franchise an, bevor es (oder Tom Cruise) Abnützungserscheinungen zeigt.
"Mission: Impossible – The Final Reckoning" verweist in seiner Handlung nicht nur auf den direkten Vorgänger, sondern immer wieder auch auf andere Teile (wie etwa Teil 1 und Teil 3). Zugleich findet sich die größte Schwäche des Streifens im teils überkomplizierten und nicht immer logischen Drehbuch und einer überbordenden Handlung – ein gewohntes Problem bei Filmen von Drehbuchautor und Regisseur Christopher McQuarrie.
Wenn man darüber aber hinwegsehen kann, ist das Werk ein Blockbuster allererster Güte mit atemberaubenden Action-Sequenzen, die wie üblich weitgehend ohne CGI und von Tom Cruise persönlich umgesetzt wurden. Mindestens so relevant ist die spürbare Düsterkeit, die den Film durchzieht und ihm eine Tonalität gibt, die ihm auch gesellschaftliche und politische Aktualität verleiht.
Die "Entität" steht unverkennbar als Symbol für die Algorithmen-gesteuerte Macht großer Datenkonzerne, die die Gesellschaft vergiften – und für die zerstörerischen Potentiale künstlicher Intelligenzen. Diese Ernsthaftigkeit von "The Final Reckoning" ist unerwartet, hebt ihn aber positiv von den Vorgängern und vor allem vom üblichen, hirnlosen Blockbuster-Einheitsbrei ab. Chapeau!
"Mission: Impossible – The Final Reckoning", Action-Thriller. USA 2025, 170 Minuten, ab 21. Mai im Kino
Worum es gehtDer junge Charles Aznavourian (Tahar Rahim) wächst mit seinen Eltern, armenischen Flüchtlingen, unter ärmlichen Verhältnissen im Paris der Zwischenkriegszeit auf. Vor den Repressalien der deutschen Besatzer flüchtet sich der begabte Sänger in seine Kunstwelt, erste Auftritte mit seinem Partner Pierre Roche (Bastien Bouillon) sind durchaus vielversprechend.
Nach Kriegsende wird Aznavour – so nennt er sich inzwischen – von Chanson-Superstar Edith Piaf (Marie-Julie Paup) entdeckt. Sie verpflichtet das Duo als "Vor-Band" und lädt es auf eine Tourneereise nach New York ein. Während Charles auf der Suche nach dem großen Erfolg immer tiefer in die attraktive Welt der Künstler und Musiker eintaucht, fühlt sich seine Frau von ihm zunehmend allein gelassen. Langsam kommen auch ihm Zweifel, ob es gut ist, Kunst und Erfolg alles unterzuordnen, selbst die eigene Familie.
Weshalb es sich lohnt"Monsieur Aznavour" widmet sich dem wohl berühmtesten französischen Chansonnier aller Zeiten und setzt ihm ein würdiges, filmisches Denkmal. Gerade am Anfang gibt das Biopic auch Einblicke in die schwierigen Verhältnisse, in denen Aznavour aufwuchs, und taucht in den Alltag der armenischen Diaspora ein, eine sonst selten gezeigte Subkultur.
Getragen wird der Film von der Darstellung Rahims, dem es gelingt, den titelgebenden Künstler schauspielerisch detailreich einzufangen. "Monsieur Aznavour" ist eine typisch französische Film-Bio, die stimmungsmäßig zwischen heiter-beschwingten und nachdenklich-tragischen Momenten austariert ist und eine der prägendsten Figuren der französischen Musik einem breiteren Publikum zugänglich macht. Für Rahims Leistung gab es übrigens die Nominierung für einen César (französischer Filmpreis) als Bester Hauptdarsteller.
"Monsieur Aznavour", Biopic, Musik. Frankreich 2024, 133 Minuten, ab 23. Mai im Kino
Worum es geht Eine abgelegende ländliche Gemeinschaft im Schottland des 17. Jahrhunderts: Langsam, aber für alle Bewohner spürbar, verschafft sich die Moderne, die industrielle Revolution Zugang zu den Ritualen, Traditionen und Regeln des Alltags. Unterschiedliche Besucher des Dorfes künden von einer großen Veränderung, deren Ziel und Ausgang ungewiss bleibt: Ein Zeichner (Arinze Kene), der im Auftrag des Gutsherrn Kent (Harry Melling) die Gegend kartografiert, Reisende und Unternehmer. Im Mittelpunkt steht dabei Walt (Caleb Laundry Jones), ein früherer Städter, der sich in dem Dorf angesiedelt, aber zu früh seine Geliebte verloren hat.
Weshalb es sich lohnt Wenn der neue "Mission: Impossible"-Film ein Beispiel für atemlose und rasante Action ist, ist "Harvest", 2024 in Venedig vorgestellt, das genaue Gegenteil. Der Film der Griechin Athina Rachel Tsangari, nach literarischer Vorlage von Jim Groce, ist eine entschleunigte, impressionistische Parabel auf die Industrialisierung und gesellschaftliche Veränderung im Allgemeinen, die vor allem durch wunderschöne, analog aufgenommene und grobkörnige Bilder zu überzeugen vermag. Das Resultat kann man je nach Gusto meditativ nennen, oder einschläfernd. Für Arthouse-Aficionados jedenfalls ein Geheimtipp.
"Harvest", Drama, Arthouse. GB / Deutschland / Griechenland / Frankreich / USA 2024, 131 Minuten, ab 23. Mai im Kino
"Lilo & Stitch"
Neue Live Action-Verfilmung aus dem Hause Disney, nach dem gleichnamigen Animationsfilm aus dem Jahr 2002 mit Film-Debütantin Maia Kealoha als hawaiianisches Mädchen Lilo und Chris Sanders als niedlicher Alien Stitch. In Nebenrollen sind Zach Galifianakis, Hannah Waddingham und 90s-Ikone Tia Carrére zu sehen. Sollte ursprünglich nur im Stream laufen, nun startet er doch im Kino.
"Lilo & Stitch", Live Action-Verfilmung. USA 2025, 108 Minuten, ab 22. Mai im Kino
"Austroschwarz"
Mischung aus Essay- und Dokumentarfilm, der sich mit den Themen "Heimat, Identität und Repräsentation" schwarzer Österreicher befasst. Im Zentrum steht der Künstler Mwita Mataro, der als Sohn tansanischer Einwanderer in Salzburg geboren wurde.
"Austroschwarz, Doku. Österreich 2025, 98 Minuten, ab 23. Mai im Kino
"Oslo Stories: Sehnsucht"
Dritter Teil der Film-Trilogie von Dag Johan Haugerud, die anderen beiden Teile waren in den letzten Wochen im Kino gestartet. Er handelt von zwei männlichen, heterosexuellen und verheirateten Schornsteinfegern, die durch unterschiedliche Erlebnisse anfangen, ihre Vorstellungen von Sexualität und Geschlechterrollen in Frage zu stellen.
"Oslo Stories: Sehnsucht, Drama. Norwegen 2024, 125 Minuten, Ab 22. Mai im Kino
Worum es geht Sommer 1972: In München finden die Olympischen Sommerspiele statt, die deutsche Metropole hat die Welt zu Gast und will beweisen, dass man die dunkle NS-Vergangenheit hinter sich gelassen hat. Eindrückliche TV-Bilder sollen dabei helfen, die Message zu vermitteln. Auch der US-amerikanische Sender ABC ist anwesend, um Aufnahmen von den Wettkämpfen in die Wohnzimmer in der Heimat zu liefern.
Doch was eine friedliche Feier der Völkerverbindung durch Sport werden sollte, endet in einer Tragödie: Die palästinensische Terrororganisation Schwarzer September dringt in die Unterkunft des israelischen Ringerteams ein und nimmt Geiseln, darunter auch bekannte Sportler. Die ABC-Crew ist live vor Ort und entscheidet sich dazu, die Vorgänge aus nächster Nähe auf Kamera festzuhalten, was die Geschichte des Fernsehens für immer verändern sollte.
Weshalb es sich lohnt Dass Tim Fehlbaums minimalistischer Thriller, der die realen Vorkommnisse bei den Sommerspielen von München minutiös rekonstruiert, bei uns erst jetzt erscheint, ist eigentlich ein Skandal: "September 5", der auch für einen Drehbuch-Oscar nominiert war, ist einer der besten Filme des Jahres bisher, glänzt durch seine großartig inszenierte Spannung, die Atmosphäre, die die frühen 70er-Jahre detailreich wieder aufleben lässt, und die Leistungen seines Casts rund um John Magaro und Peter Sarsgaard. Eine hochklassig umgesetzte Lektion in Zeitgeschichte, die man nicht verpassen sollte.
"September 5", Thriller. Deutschland 2024, 91 Minuten, als Vieo-on-demand verfügbar, ab 28. Mai auf Blu-Ray und DVD