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Neue Serie "Shardlake" – der Name der Rose lässt grüßen

Ein Mord in einer finsteren Abtei, ein Ermittler-Duo und zahlreiche Verschwörungen: Die neue britische Serie nach den Erfolgsbüchern von C. J. Sansom sorgt für wohlige Schauer. Ab jetzt auf Disney+.

Als Rechtsgelehrter Matthew Shardlake im Auftrag der Krone unterwegs: Der britische Shooting Star Arthur Hughes in der neuen Disney+-Serie "Shardlake"
Als Rechtsgelehrter Matthew Shardlake im Auftrag der Krone unterwegs: Der britische Shooting Star Arthur Hughes in der neuen Disney+-Serie "Shardlake"
Adrienn Szabo
Newsflix Redaktion
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Eine abgelegene Abtei, finstere Zeiten, ein grauenhafter Mord, okkulte Umtriebe, ein unfreiwilliges Ermittler-Duo, ein Umfeld voller politischer Fallstricke – na, klingelt's? Stimmt, das alles klingt frappierend nach der Storyline von "Der Name der Rose", Umberto Ecos Jahrhundert-Roman aus 1980, der sechs Jahre später, nicht minder großartig, mit Sean Connery in der Titelrolle und dem großen Helmut Qualtinger als Austro-Beitrag verfilmt wurde (und 2019 noch ein mal eine – nicht wirklich nötige – Serien-Umsetzung erhielt).

Sean Connery als Franziskanermönch William von Baskerville in der Verfilmung des Weltbestsellers "Der Name der Rose": Die Ausgangssituation der neuen Serie "Shardlake" erinnert stark an jene von Umberto Ecos Jahrhundert-Roman
Sean Connery als Franziskanermönch William von Baskerville in der Verfilmung des Weltbestsellers "Der Name der Rose": Die Ausgangssituation der neuen Serie "Shardlake" erinnert stark an jene von Umberto Ecos Jahrhundert-Roman
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Kein zweites "Der Name der Rose" Doch hier geht es nicht um das italienische Mittelalter, sondern um England zur Zeit der Reformation, also gut 300 Jahre später. Und die neue, vierteilige Serie "Shardlake" teilt sich mit dem "Namen der Rose" zwar die stimmungsvolle Ausgangssituation, biegt dann aber in eine gänzlich andere Richtung ab. Statt einem intellektuellen Herumtänzeln wie bei Eco, bei dem die vordergründige Kriminalgeschichte nur den Antrieb für vielfältige Betrachtungen über Glaube, Kunst und Kultur darstellt, ist "Shardlake" eine handfeste Crime-Story mit allerlei Intrigen, ein bisschen Mystery und einem großartigen Setting, in dem das 16. Jahrhundert eindrucksvoll ausgebreitet wird.

Darum geht's in "Shardlake" England im Jahr 1537. König Heinrich VIII. regiert das Reich zunehmend absolutistisch und liegt im Konflikt mit dem Papst in Rom. Um die Macht der katholischen Kirche in England zu brechen und dem Protestantismus englischer Prägung den Weg zu ebnen, verfügt der König die Auflösung zahlreicher Klöster im Land. Beauftragt damit wird sein oberster Beamter und wichtigster Berater, Thomas Cromwell (Sean Bean). Als in der fiktiven Abteil Scarnsea in Südengland ein Abgesandter Cromwells ermordet wird, schickt dieser den Rechtsgelehrten Matthew Shardlake, der an Skoliose leidet und deshalb einen Buckel hat, nach Scarnsea, um dort – mit seinem undurchsichtigen Begleiter Jack Barak – herauszufinden, weshalb Cromwells Mann getötet worden ist.

Frostiger Empfang Dass die katholischen Mönche mit der Ankunft der Ermittler Cromwells nicht glücklich sind, versteht sich, doch auch der Jurist selbst muss acht geben und umsichtig agieren, denn er ist von mehr Feinden umgeben, als ihm zunächst bewusst ist. Und die impulsive und absolute Art der Machtausübung durch den König sorgt für unzählige politische Sensibilitäten, die es zu berücksichtigen gilt, um nicht selbst vom Ermittler plötzlich zur Zielscheibe zu werden.

    Der oberste Beamte von König Heinrich VIII.,  Thomas Cromwell (Sean Bean), entsendet den Rechtsgelehrten Matthew Shardlake in die (fiktive) Abtei von Scarnsea
    Der oberste Beamte von König Heinrich VIII.,  Thomas Cromwell (Sean Bean), entsendet den Rechtsgelehrten Matthew Shardlake in die (fiktive) Abtei von Scarnsea
    Adrienn Szabo
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    Ein Jurist als Bestseller-Autor Umgesetzt wurde die Historienserie nach einem Buch des erst vor wenigen Tagen im 72. Lebensjahr verstorbenen britischen Rechtsanwalts und Schriftstellers Christopher J. Sansom. Der Jurist, der vor allem Menschen vom Rand der Gesellschaft vertrat, hatte Zeit seines Lebens ein Faible fürs Schreiben, sattelte schließlich Anfang der 2000er-Jahre endgültig auf Schriftsteller um und veröffentlichte seinen ersten historischen Kriminalroman, "Pforte der Verdammnis", auf dem die erste Staffel von "Shardlake" basiert. Das  Buch wurde auf Anhieb für einen "Historical Dagger Award" der britischen "Crime Writers Association" nominiert, der zweite Band, "Feuer der Vergeltung", erhielt ein Jahr später schließlich auch diese Auszeichnung.

    Ein Meister seines Fachs Die Auszeichnung der britischen Krimi-Autoren zeigt bereits, wie viel Talent C. J. Sansom in sich vereinte, ohne jemals eine entsprechende Ausbildung genossen zu haben. Anlässlich des Erscheinens von Teil 2 der Shardlake-Reihe, "Feuer der Vergeltung", urteilte die "Sunday Times": "Historische Krimis sind manchmal kaum mehr als ein modernes Abenteuer in Kostümen. Nicht so die Romane von C. J. Sansom, dessen großartige Bücher in der Regierungszeit Heinrichs VIII. angesiedelt sind." Gelobt wurde vor allem die Fähigkeit des Autors, ein authentisches und mit allen Sinnen nachvollziehbares Bild jener Zeit auferstehen zu lassen.

    Burg Kreuzenstein, nordwestlich von Wien, war einer der Drehorte für die fiktive Abtei von Scarnsea
    Burg Kreuzenstein, nordwestlich von Wien, war einer der Drehorte für die fiktive Abtei von Scarnsea
    Getty Images

    Österreich als Drehort Die vielgelobte Authentizität der Bücher findet sich auch in der Serie wieder. Und erfreulicherweise hat auch Österreich einen Anteil am Look von "Shardlake". Teile der Dreharbeiten fanden nämlich auf der nordwestlich von Wien gelegenen Burg Kreuzenstein statt, deren erstklassig erhaltene Struktur schon für viele historische Filme und Serien die Kulisse abgegeben hat. Nicht nur, aber auch deshalb lohnt es sich sehr, "Shardlake" auf seine Streaming-Liste zu setzen....

    "Shardlake", Großbritannien 2024, 4 Folgen, auf Disney+

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