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Von Künstlern lernen

Todesangst öffentlich Sprechen: Wie Sie Panik überwinden

Aufstehen und vor Menschen reden, das fürchten viele Menschen wie den Tod. Im "Economist" erklären Profis, was bei Glossophobie wirklich hilft. Den Mund weit aufreißen, Fingerlaufen und Pausen machen, statt "äh" zu sagen etwa.

Gern geraten, hilft nicht viel: Stelle dir vor, dein Publikum wäre in Unterwäsche
Gern geraten, hilft nicht viel: Stelle dir vor, dein Publikum wäre in UnterwäscheiStock
The Economist
Akt. 24.05.2025 10:45 Uhr

Menschen, die gerne öffentlich sprechen, sind glücklicher, als ihnen bewusst ist. Eine viel beachtete Umfrage aus den 1970er-Jahren ergab, dass Amerikaner das öffentliche Sprechen mehr fürchteten als den Tod.

Im Jahr 2012 veröffentlichten Karen Dwyer und Marlina Davidson von der University of Nebraska Omaha eine Studie, in der sie versuchten, dieses Ergebnis zu replizieren. Sie stellten fest, dass die Dinge weniger dramatisch waren – aber nicht viel.

Unter den befragten US-Studenten war das Sprechen vor einer Gruppe tatsächlich die häufigste Angst und lag noch vor finanziellen Problemen, Einsamkeit und dem Tod. Als die Befragten gebeten wurden, ihre Phobien in eine Rangfolge zu bringen, lag der Tod knapp vor dem öffentlichen Sprechen auf dem ersten Platz.

Unter US-Studenten war das Sprechen vor einer Gruppe die häufigste Angst
Unter US-Studenten war das Sprechen vor einer Gruppe die häufigste Angst
Getty Images

Dieser Triumph der Relativierung sollte jedoch nicht überbewertet werden. Der Sensenmann erschreckte zwar ein Fünftel der Studenten, aber fast ebenso viele, nämlich 18 Prozent, nannten das Aufstehen und Sprechen in der Öffentlichkeit als ihre größte Angst. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese alltägliche Tätigkeit im Büro bei sehr vielen Menschen tiefe Ängste auslöst.

Es gibt viele hausgemachte Ratschläge für Glossophobe. Sei einfach du selbst (was die Tatsache ignoriert, dass dein "wahres Ich" lieber tot wäre, als eine Präsentation zu halten). Stelle dir vor, dein Publikum wäre in Unterwäsche (aus Gründen, die völlig unklar sind). Sprich über Dinge, die du wirklich verstehst (obwohl man in vielen Berufen genau das Gegenteil braucht, um voranzukommen).

Bessere Ratschläge kommen aus einem Beruf, der sich mit Vortäuschen und Darstellen wirklich auskennt: der Schauspielerei. Schauspielschulen bieten regelmäßig Kommunikationscoaching an. "Don't Say Um", ein kürzlich erschienenes Buch von Michael Chad Hoeppner, bietet Präsentationstipps von einem Schauspieler, der zum Coach wurde.

Die Ratschläge professioneller Darsteller lassen sich in drei Hauptbotschaften zusammenfassen. Erstens ist Präsentieren eine zutiefst körperliche Tätigkeit. Kate Walker Miles, eine der Coaches bei RADA Business, warnt davor, mit gestreckten Beinen zu stehen; eine leichte Beugung der Knie sorgt für mehr Stabilität. Sie betont die Bedeutung der Vokale für die Vermittlung von Emotionen, was bedeutet, dass man den Mund weiter öffnen sollte, als es vielleicht natürlich ist.

Zu ihren Aufwärmübungen gehören eine ziemlich heftige Massage der Kaumuskeln – denken Sie an Edvard Munch, dann haben Sie eine Vorstellung davon – und theatralisches Gähnen. Um eine entspannte Haltung zu erreichen, bittet sie ihre Kunden, sich vorzustellen, sie würden von einem "goldenen Faden" unendlicher Länge gehalten, der aus ihrem Scheitelpunkt emporsteigt.

Zweitens hilft es, das Sprechtempo zu verlangsamen – Pausen einzulegen und nicht zu versuchen, Stille mit "ähm", "hm" und anderen Füllwörtern zu füllen. Hoeppner empfiehlt eine nützliche Technik namens "Fingerlaufen", bei der man während des Sprechens mit dem Zeige- und Mittelfinger über den Tisch läuft und erst dann einen "Schritt" macht, wenn man weiß, was das nächste Wort oder der nächste Punkt sein wird. Schon einmal ist das eine interessante Übung: Indem man sich zwingt, sich Zeit für die Wortwahl zu nehmen, verschwinden diese Füllgeräusche allmählich und die Sprache wird präziser.

Drittens: Konzentrieren Sie sich nicht auf sich selbst (oder, wie Walker Miles es ausdrückt, schalten Sie die "Selfie-Ansicht" aus). Allzu oft konzentrieren sich Redner darauf, wie sie sich machen – wie viele Minuten noch? Bin ich knallrot geworden? – und nicht auf das Erlebnis ihres Publikums.

Um die richtigen Emotionen hervorzurufen, wenden Schauspieler eine Technik namens "Actioning" an, bei der sie ihren Zeilen ein transitives Verb ("beschwichtigen", "ködern", "verführen", "abweisen") zuordnen, um das Ziel einer Figur zu verdeutlichen. Die emotionale Bandbreite eines Quartalsberichts entspricht vielleicht nicht der eines "König Lear", aber Führungskräfte sollten dennoch überlegen, was sie beim Publikum hervorrufen möchten.

Einige dieser Techniken mögen fremdartig wirken. Sich vorzustellen, dass man von einem goldenen Faden gehalten wird, während man die Knie weich werden lässt, den Kiefer streckt und die Worte mit den Fingern nachzeichnet, sollte man auf jeden Fall zuerst zu Hause ausprobieren.

Aber ihr Wert ist auch klar. Ungewöhnliche Berufe haben Managern oft weniger zu lehren, als sie behaupten (was kann man beim Freitauchen über Budgetierung lernen? Antwort: absolut nichts). Schauspielerei kann einem tatsächlich etwas über Kommunikation beibringen.

"© 2025 The Economist Newspaper Limited. All rights reserved."

"From The Economist, translated by www.deepl.com, published under licence. The original article, in English, can be found on www.economist.com"

The Economist
Akt. 24.05.2025 10:45 Uhr