Zu viele Raucher

Warum ein Packerl Zigaretten 25 Euro kosten soll

Fast nirgends in der EU muss man für Tschick so viel wie in Frankreich bezahlen, trotzdem raucht immer noch ein Viertel. Das soll sich nun radikal ändern. Vielleicht.

Rauchen soll in Europa für 700.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich sein
Rauchen soll in Europa für 700.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich sein
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Newsflix Redaktion
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Wenn Sie Raucher sind und in den nächsten Jahren nach Frankreich reisen, ein Tipp: Nehmen Sie die Glimmstängel von daheim mit. Oder besser noch: Hören Sie mit dem Rauchen auf! Denn in Frankreich steigen die Preise für Zigaretten in einem atemberaubenden Tempo und das soll nun noch verschärft werden. Aktuell ist es so: In Österreich kostet ein Packerl Marlboro 6,50 Euro, in Frankreich 10,50 Euro und das ist erst der Anfang.

Preis verdoppeln Der französische Senat, die kleinere Parlamentskammer, forderte in der vergangenen Woche in einem Bericht, die Preise für Tabakwaren deutlicher anzuheben. berichtet die "Neue Zürcher Zeitung". Deutlich heißt deutlich. 2040 soll das Packerl das Doppelte von jetzt kosten.

In Europa liegt Frankreich mit seinen Zigarettenpreise auf Platz 5 Am teuersten ist Irland, hier kostete eine Schachtel Marlboro 2023 satte 15 Euro. Beim Nachbarn Großbritannien ist das Packerl auch nur 50 Cent billiger. In Norwegen will man für die Schachtel 12,80 Euro, in Island 11 Euro, dann folgt schon Frankreich, das in der EU damit den zweiten Platz nach Irland einnimmt.

Am billigsten ist der Tabakkonsum in Bulgarien, da kostet ein Packerl Marlboro nur 3,10 Euro, in Polen 4,20 Euro, in Portugal 5,10 Euro.

Der frühere französische Gesundheitsminister Aurelien Rousseau leitete die Preiserhöhung ein
Der frühere französische Gesundheitsminister Aurelien Rousseau leitete die Preiserhöhung ein
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Erster Schritt 13 Euro Der französische Senat schlägt nun vor, die Preise jedes Jahr um mindestens fünf Prozent anzuheben, dann erreiche man das Ziel 25 Euro inklusive Inflation bis 2040. Das zusätzlich eingenommene Geld soll in die Prävention gesteckt werden. Als Vorbild für die Preispolitik werden Australien und Neuseeland genannt, wo die Schachtel Zigaretten jetzt schon über 20 Euro kosten. Fixiert wurde in Frankreich bereits, dass der Preis für die Schachtel 2025 auf 12 Euro und 2026 auf 13 Euro erhöht wird. Das hatte der frühere französische Gesundheitsminister Aurelien Rousseau eingefädelt.

In Frankreich rauchen derzeit 24,5 Prozent, in Österreich geben 21 Prozent an, täglich zu tschicken. Laut OECD zählen wir 24,3 Prozent Raucher, bei den Frauen (22,1 Prozent) sind wir sogar Europameister.

Jugend rauchfrei? In Frankreich hat sich bei den 15-Jährigen der Anteil der Raucher seit 2003 mehr als halbiert (von 30 Prozent 2003 auf 12 Prozent 2019). Österreichs Jugendliche liegen mit 14,5 Prozent (14 Prozent weiblich, 15 Prozent männlich) weit über dem OECD-Durchschnitt (11,7 Prozent). Das massiv angestiegene Angebot an Alternativen muss hier noch mitbedacht werden.

Im nächsten Jahr steigt der Packerlpreis für Zigaretten auf 12 Euro, 2026 dann auf 13 Euro.
Im nächsten Jahr steigt der Packerlpreis für Zigaretten auf 12 Euro, 2026 dann auf 13 Euro.
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Ähnlich wie der britische (Noch-)Premierminister Rishi Sunak, will Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bis 2032 eine "rauchfreie Generation" erreichen. Ein ehrgeiziges Ziel. Bei den Briten ging der Tabakkonsum in den vergangenen 20 Jahren um 53 Prozent zurück, bei den Franzosen waren es nur 16 Prozent.

Und die Europäische Union? In der französischen Zeitung "Le Monde" beklagten sich Anfang dieser Woche die "Allianz gegen Tabak" und 50 europäische Verbände gegen das Rauchen über die laxe Haltung der EU. Tabakkonsum sei in Europa für 700.000 Tote pro Jahr verantwortlich, heißt es in dem offenen Brief, 27 Prozent der Krebserkrankungen ließen sich darauf zurückführen. Rauchen stelle das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko dar. Die Regelungen in der EU seien aber hoffnungslos veraltet, neue Nikotinprodukte wie E-Zigaretten oder Nikotinbeutel würden überhaupt nicht abgebildet.

Ach ja: Gesundheitsminister Aurelien Rousseau, der die Preisrallye mit den Zigaretten begonnen hatte, ist nicht mehr im Amt. Er trat nach der Verabschiedung des umstrittenen Immigrationsgesetzes im Parlament im Dezember zurück – nach nur sechs Monaten im Amt. Ihm folgte für 21 Tage Agnès Firmin-Le Bodo, dann nahm sich Arbeitsministerin Catherine Vautrin das Ressort dazu. Seit Februar ist der ehemalige Journalist Frédéric Valletoux für Gesundheit zuständig. Bleibt abzuwarten, ob er die Rauchpläne in Rauch aufgehen lässt. Und längerfristiger bleibt.

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