Schluss, aus, vorbei, oder doch nicht? Am Mittwoch schaltete Amazon Prime die letzte Folge von "The Summer I Turned Pretty" frei. Der Kult um die Serie hat einen Romantik-Boom ausgelöst. Was so viele am Liebes-Dreieck fasziniert, wie es nun weitergeht.
Isabel "Belly" Conklin (Lola Tung) steht vor einer wichtigen Entscheidung. Soll sie Jeremiah Fisher (Gavin Casalegno), ihren besten Freund aus Kindertagen, heiraten oder ihn verlassen und sich wieder mit seinem Bruder Conrad (Christopher Briney) zusammentun, mit dem sie als Teenager zusammen war?
Das ist die Handlung der dritten und letzten Staffel von "The Summer I Turned Pretty" („TSITP“), einer erfolgreichen Serie auf Amazon Prime Video. Seit dem 17. September erfahren die Fans, für welchen der Fisher-Brüder sich Belly entscheidet.
Die Prämisse der Serie ist leicht absurd. Aber ihre Popularität ist real. "TSITP" hat unter anderem in den USA, Australien, Großbritannien, Kanada, Frankreich und Deutschland die Amazon-Charts angeführt. Die Serie ist in den sozialen Medien zu einer Sensation geworden, mit einer Vielzahl von Fans, die Memes posten und sich zu #TeamConrad oder #TeamJeremiah bekennen.
Es scheint, dass der ruhige, grüblerische Conrad die Zuneigung der Zuschauer mehr gewonnen hat: Sein Hashtag hat 13,5 Milliarden Aufrufe auf TikTok, während der flirtende, lebenslustige Jeremiah nur 5,3 Milliarden hat.
Die Fans treffen sich auch persönlich zu Themen-Dinners und "Watch-Partys". Amazon hat öffentliche Vorführungen veranstaltet. Das Datenunternehmen Parrot Analytics hat herausgefunden, dass die "Nachfrage" nach der letzten Staffel – gemessen an den Aufrufen der Episoden, Erwähnungen in den sozialen Medien und mehr – 116-mal so hoch war wie bei einer durchschnittlichen Romantikserie.
Liebesdreiecke sorgen seit jeher für spannende Geschichten. Die Literatur ist voll davon: Helena, Menelaos und Paris in der griechischen Mythologie; Catherine, Heathcliff und Edgar in "Wuthering Heights"; Anna, Alexei und Wronski in "Anna Karenina".
Das liegt daran, dass Erzählungen Konflikte erfordern – und dass die Figuren Entscheidungen treffen müssen, die ihr Schicksal in irgendeiner Weise verändern. Ein Protagonist mit geteilter romantischer Loyalität, dessen Entscheidung über sein zukünftiges Glück entscheidet, erfüllt beide Kriterien.
Und das Liebesdreieck ist ein flexibles dramaturgisches Mittel. Liebhaber, die mit dem Verlust ihrer Geliebten konfrontiert sind, können sich seltsam, gewalttätig, edel oder unterhaltsam verhalten. Je nach den Umständen kann die Situation humorvoll ("Bridget Jones’s Diary"), tragisch ("The Great Gatsby") oder ergreifend ("Casablanca") sein.
Drehbuchautoren haben sich wieder in Liebesdreiecke verliebt, denn in letzter Zeit gab es eine Flut solcher Geschichten. In "Materialists", einer romantischen Komödie, findet sich die professionelle Heiratsvermittlerin Lucy (Dakota Johnson) in einem Liebesdreieck mit John (Chris Evans), ihrem mittellosen Ex-Freund, und Harry (Pedro Pascal), einem charmanten Millionär, wieder.
In "Eternity", einem bald erscheinenden Film, muss Joan (Elizabeth Olsen) sich entscheiden, ob sie das Leben nach dem Tod mit ihrem ersten Ehemann (Callum Turner), der im Krieg gefallen ist, oder mit dem Mann verbringen möchte, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbracht hat (Miles Teller).
Andere Serien sind nach dem Vorbild von "TSITP" entstanden, wie beispielsweise "My Life With The Walter Boys" von Netflix, in der es ebenfalls um zwei Brüder geht.
Aber warum hat gerade "TSITP" so viele Zuschauer in seinen Bann gezogen? Zum Teil liegt es an der anzüglichen Handlung und dem luxuriösen Schauplatz der Geschichte. (Der Großteil der Handlung spielt in Cousins Beach, einem fiktiven Küstenort.)
"TSITP" basiert außerdem auf einer beliebten Buchreihe. Die Trilogie von Jenny Han war bei ihrer Veröffentlichung zwischen 2009 und 2011 ein Bestseller; die Verfilmung hat die Verkaufszahlen erneut in die Höhe getrieben. Fans analysieren die Unterschiede zwischen den Büchern und der Serie, diskutieren die Entscheidungen der Figuren oder ergänzen Szenen um Kommentare.
Dadurch ist es der Serie gelungen, die Online-Fankultur zu erschließen, wie es zuvor schon "Twilight" gelungen war. Die "Twihards", wie sich die Fans von Stephenie Meyers Fantasy-Saga selbst nannten, waren entweder begeisterte Anhänger von #TeamJacob oder #TeamEdward.
Die Fans waren der Meinung, dass die Wahl des Teams etwas über die eigene Persönlichkeit aussagte. Das Gleiche gilt für "TSITP". "Wenn du Team Jeremiah bist", schrieb eine junge Frau auf Instagram, "können wir keine Freunde sein."
Interessant ist, dass "TSITP" zwar ein Teenie-Drama ist, aber auch bei Erwachsenen beliebt ist. Die Hauptzielgruppe sind Frauen zwischen 25 und 54 Jahren. Das hat die Fans jedoch nicht davon abgehalten, sich wie Kinder zu benehmen: Amazon hat die Fans von "TSITP" gebeten, sich "online normal zu verhalten" und keine Beleidigungen – oder sogar Morddrohungen – gegen Schauspieler zu richten, die ihnen nicht gefallen.
Die Zuschauer haben ihr Herz an Jeremiah und Conrad verloren. Es scheint, als hätten sie auch ihren Verstand verloren.
Psst! Amazon hat angekündigt, dass das Ende kein Ende ist. Es folgt "The Summer I Turned Pretty: The Movie", der Film zur Serie.
"© 2025 The Economist Newspaper Limited. All rights reserved."
"From The Economist, translated by www.deepl.com, published under licence. The original article, in English, can be found on www.economist.com"
