mehrheit dafür

Wehrpflicht für Frauen, aber wir machens Dänen nicht nach

Ab 2026 werden in Dänemark jedes Jahr 5.000 Wehrpflichtige einberufen, Männer und ab dann auch Frauen. Der Wehrdienstzeit wird von vier auf elf Monate verlängert. Österreich hat keine solchen Pläne.

Königin Mary Elizabeth von Dänemark 2009 bei einem Truppenbesuch in Afghanistan, noch unter ihrem damaligen Arbeitstitel Prinzessin
Königin Mary Elizabeth von Dänemark 2009 bei einem Truppenbesuch in Afghanistan, noch unter ihrem damaligen Arbeitstitel Prinzessin
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Christian Nusser
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In Dänemark gilt Wehrpflicht, aber irgendwie auch wieder nicht. Offiziell müssen alle fitten Männer über 18 einrücken, außer es finden sich genug Freiwillige, dann muss nicht jeder hin. Das Überraschende an der Regelung: Seit 2010 musste überhaupt niemand zwangsverpflichtet werden. Es fanden sich immer ausreichend viele Freiwillige, die einfach so kamen. Im Notfall hätte man aber einen Ausweg parat gehabt. Wenn nicht, wie im vergangenen Jahr 4.700 Männer aufsalutiert hätten, dann wäre es zu einem Losentscheid gekommen, wer zwangsverpflichtet werden soll. 6 aus 45 mit 18 also.

Gilt ab 2026 In Dänemark können auch Frauen zum Heer, auf freiwilliger Basis bisher und das seit 1998 – wie in Österreich. Das soll sich aber bald ändern, denn die Dänen führen den geschlechtsneutralen Wehrdienst ein. Ab 2026 gilt die Wehrpflicht, die nicht gilt, aber nie offiziell abgeschafft wurde, auch für Frauen. Das kündigte Premierministerin Mette Frederiksen an. "Wir rüsten nicht auf, weil wir Krieg wollen. Wir rüsten auf, weil wir ihn vermeiden wollen", sagte die Sozialdemokratin.

Zwei gute Gründe, um aus dem Haus zu gehen Es ist nicht ganz klar, was das Hauptmotiv für diese Entscheidung war. Kommuniziert wurden der Ukrainekrieg und seine Folgen, aber bei der Bekanntgabe sprach Frederiksen auch von der Herstellung der "vollen Gleichberechtigung der Geschlechter". Es ist freilich nicht belegt, ob beide Geschlechter auf diesem speziellen Schlachtfeld überhaupt ein gleichermaßen starkes Interesse an einer Gleichberechtigung haben.

Die neue Regelung schaut so aus: In zwei Jahren werden 5.000 junge Menschen einberufen, sowohl Männer als auch Frauen. Wenn sich ausreichend viele melden, muss das Los nicht entscheiden. Was mit den Frauen passiert, wenn sich 5.000 Männer melden, muss noch geklärt werden. Etwas Zeit ist ja noch.

Erst Gleichberechtigung überall, dann Frauen zum Heer: Verteidigungsministerin Klaudia Tanner
Erst Gleichberechtigung überall, dann Frauen zum Heer: Verteidigungsministerin Klaudia Tanner
Helmut Graf

Wehrdienst dauert 11 Monate In einem Aufwaschen wird auch die Wehrdienstzeit verlängert, von vier auf elf Monate, auch das natürlich geschlechtsneutral. Die Pläne müssen noch in Gesetzesform gegossen werden. In der kommenden Wochen sollen die Verhandlungen zwischen den Parteien starten. Wesentliche Widerstände sind nicht zu erwarten. Im Juni des Vorjahres stimmte eine breite Mehrheit im Folketinget - dem dänischen Parlament - einer Verteidigungsregelung zu, die eine größere Gleichheit in der Wehrpflicht festlegt. Ohne Losentscheid.

Allein die dänische Militärgewerkschaft CS zeigt sich nicht begeistert. Den Streitkräften würden Ausbildner fehlen, wenn nun plötzlich 5.000 Wehrpflichtige für jeweils elf Monate zu den Waffen stürmen, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Jesper K. Hansen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk DR.

25 Prozent sind Frauen Im Rahmen des neuen elfmonatigen Modells erhalten Wehrpflichtige fünf Monate Grundausbildung, bevor sie sechs Monate im operativen Dienst in der Armee, der Luftwaffe und der Marine weiter trainiert werden. Dänemark ist Mitglied der EU und der Nato, hat 6 Millionen Einwohner, ein Drittel weniger als Österreich. Bisher stellen Frauen gut 25 Prozent der Grundwehrdiener. Die Armee verfügt über 44 Kampfpanzer, 44 Kampfflugzeuge und 3 Kampfschiffe.

Verdopplung des Budgets Aktuell gibt Dänemark rund 1,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung aus, Ziel ist aber die NATO-Flughöhe von zwei Prozent. Deshalb wird das Verteidigungsbudget aufgestockt. 2022 lagen die Ausgaben bei 27 Milliarden Kronen (3,6 Milliarden Euro). 2033 sollen sie 56,4 Milliarden Kronen (7,6 Milliarden Euro) erreichen, meldet der dänische öffentliche Rundfunk. Mehr als eine Verdopplung.

Frauen zum Heer? Tanner winkt ab Österreich wird den dänischen Plänen nicht beitreten. "Seit dem 1. April 2023 haben Frauen die Möglichkeit, den freiwilligen Grundwehrdienst zu absolvieren. Erfreulicherweise konnten wir im Vergleich zum Jahr 2022 13 Prozent mehr Frauen als Soldatinnen gewinnen", sagt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner zu Newsflix. "Eines steht für mich jedenfalls fest: Solange es keine Gleichberechtigung auf allen Ebenen und Bereichen gibt, wird es keinen verpflichtenden Grundwehrdienst für Frauen beim Bundesheer geben. Wir werden aber weiter daran arbeiten, Frauen als Teil des Bundesheeres zu integrieren und besonders den Anteil der Frauen zu erhöhen."

Immerhin: Das Militärbudget Österreichs übersteigt 2024 erstmals die 4-Milliarden-Grenze. Mehr als bei Dänen.

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