Geboren in Uganda, 33, Muslim: Bei den Vorwahlen der Demokraten für die Bürgermeister-Wahl in New York City setzte sich überraschend Zohran Mamdani durch. Er fordert Reichensteuer, Mietstopp, engagiert sich für Palästinenser. Wer ist der neue Mann?
Etwas geschockt räumte Andrew Cuomo seine Niederlage gegen Zohran Mamdani ein. Am 24. Juni hatte der ehemalige Gouverneur von New York die Vorwahlen der Demokraten für das Amt des Bürgermeisters von New York City verloren.
Bis vor kurzem hätten selbst die enthusiastischsten Anhänger Mamdanis sich nicht vorstellen können, dass der Sozialdemokrat einen der größten Namen der New Yorker Politik stürzen würde. Bis vor wenigen Monaten war der 33-jährige außerhalb seines Wahlbezirks in Queens, den er als Abgeordneter in Albany vertritt, kaum bekannt.
Die Bestätigung des Ergebnisses erfolgt, sobald alle Stimmen der Ranglistenwahl ausgezählt sind, was bis Mitte Juli dauern wird. Die Debatte darüber, was dieses Ergebnis für die Stadt und die Demokratische Partei bedeutet, wird nicht lange auf sich warten lassen.
Eine Möglichkeit, dieses Ergebnis zu interpretieren: es handelt sich um einen Kampf zwischen der Linken und der Mitte, in dem die Mitte unterlegen ist. Cuomo ist ein wirtschaftsfreundlicher Zentrist. Die Menschen und das Geld, die hinter ihm stehen, spiegeln dies wider.
Er wurde von alternden demokratischen Schwergewichten wie dem Kongressabgeordneten Jim Clyburn und Bill Clinton unterstützt. Zu seinen Spendern gehörten Bill Ackman, ein Hedgefonds-Manager, der auch Donald Trump unterstützt hat, und Mike Bloomberg, ein ehemaliger Bürgermeister (der 8,3 Millionen Dollar an Cuomos Super PAC gespendet hat).
Auf der anderen Seite steht Mamdani, ein Fan von "Solidarität" und kostenlosen Bussen. Er möchte in Stadtteilen, in denen es noch keine gibt, städtische Supermärkte einrichten. Er will die Reichen besteuern.
Er ist ein lautstarker Kritiker des Krieges Israels im Gazastreifen, was ihn bei einigen New Yorkern beliebt macht, andere jedoch abschreckt, aber wenig über seine Fähigkeit aussagt, die 10.000 Müllmänner, 36.000 Polizisten der Stadt zu beaufsichtigen oder den Kampf gegen die unzähligen Ratten zu führen.
Er hat sich ambivalent darüber geäußert, ob die Intifada globalisiert werden sollte. Die Unterstützung durch die Working Families Party, eine kleine progressive Partei, war ebenfalls nützlich.
Eine zweite Interpretation des Ergebnisses hat weniger mit Ideologie als mit Wahlkampf zu tun. Mamdani ist darin gut, sowohl online als auch offline. Cuomo wirkte wie jemand, der 1982 zum ersten Mal Wahlkampf gemacht hat – was er tatsächlich auch getan hat.
Tage vor der Wahl durchquerte Mamdani Manhattan zu Fuß: 21 Kilometer, von Inwood bis nach Washington Heights, einem überwiegend von dominikanischen Einwanderern bewohnten Viertel, durch die Upper West Side mit ihren pflichtbewussten progressiven Wählern, über den Times Square und schließlich zum Battery Park, wo er sich unterwegs ein Stück Pizza kaufte. Mamdani sagte, er habe 46.000 Freiwillige gehabt, die die Stadt flächendeckend abgedeckt hätten.
Cuomo trat selten außerhalb von inszenierten Kundgebungen in Gewerkschaftshallen oder schwarzen Kirchen auf. Er profitierte von seinem Bekanntheitsgrad (die Kampagne von 1982 war für die Gouverneurswahl seines Vaters).
Dies könnte möglicherweise eine gewisse Selbstzufriedenheit widerspiegeln. Er führte bereits vor seinem Eintritt in den Wahlkampf in den Umfragen, obwohl er wegen Vorwürfen sexueller Belästigung (die er bestreitet) und der zu niedrigen Angabe der Zahl älterer New Yorker, die während der Covid-19-Pandemie in Pflegeheimen gestorben waren, als Gouverneur zurückgetreten war.
Vielleicht ging es bei diesem Wahlkampf aber gar nicht um Wahlkampf oder Ideologie. Clinton und Clyburn wurden beide in den 1940er-Jahren geboren. Cuomo ist doppelt so alt wie sein Gegner, aber nach den Maßstäben vieler gemäßigter Demokraten ist er mit 67 Jahren noch rüstig.
Die Wähler der demokratischen Vorwahlen stehen links von der Gesamtwählerschaft, selbst in New York. Aber sie haben auch genug von einer Generation von Politikern, die zweimal gegen Donald Trump verloren hat und dennoch an der Macht festhält. Auch darum ging es bei dieser Wahl. Die Ergebnisse auf Bezirksebene zeigen, dass Mamdani in Gebieten mit dem höchsten Anteil an Millennials am besten abgeschnitten hat.
Der Wahlkampf ist noch nicht vorbei. Nachdem sie sich für Mamdani entschieden hat, könnte die Demokratische Partei feststellen, dass ihr der Sieg in Amerikas größter Stadt doch noch aus den Händen gleitet. Bei den Wahlen im November könnte er auf Cuomo, der als Unabhängiger antritt, und den amtierenden Bürgermeister Eric Adams treffen, der als Demokrat gewann, aber keiner mehr ist.
Mamdani würde mit einem Vorteil in den Wahlkampf starten. Aber der Rest von New York City ist möglicherweise nicht der Meinung der demokratischen Vorwahlwähler, dass es klug ist, jemandem, der sich gut auf TikTok präsentiert, ein Jahresbudget von 116 Milliarden Dollar zu übergeben.
Zumindest ein prominenter New Yorker Republikaner wird sich darüber freuen. "Präsident Donald Trump dürfte nichts dagegen haben, wenn ein 33-jähriger Radikaler, der die Intifada unterstützt und Sozialist ist, in den nächsten drei Jahren als sein Gegenpol New York City regiert", sagt Jesse Arm vom Manhattan Institute, einem Thinktank.
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