Alles wird teurer
Zoll-Amoklauf in den USA: Kostet ein iPhone bald 3.500 Dollar?
Die neuen US-Zölle auf Produkte aus Asien werden sich vor allem auf die Preise von Konsumgütern auswirken, befürchten Experten. Zu den größten Leidtragenden wird Apple gehören. Seine Produkte könnten empfindlich teurer werden – auch bei uns.

Donald Trump im Zoll-Amoklauf. Noch sind die neuen, zusätzlichen Zölle, mit denen der US-Präsident die meisten Staaten der Welt bedacht hat, noch gar nicht in Kraft getreten – das soll am Mittwoch, dem 9. April passieren. Da stellt er schon wieder neue, noch höhere Zoll-Schranken in den Raum für jene Staaten, die sich seinen Vorstellungen von fairem Welthandel nicht beugen möchten – allen voran China.
Und während die Börsen weltweit angesichts des immer rasanteren Konfrontationskurses des Weißen Hauses ungebremst nach unten rauschen, wird der Welt langsam bewusst, welche Folgen die Zollerei für das Leben jedes Einzelnen haben wird. Denn bei weitem nicht nur Anleger werden die Auswirkungen der aktuellen US-Wirtschaftspolitik zu spüren bekommen.
Vor allem Konsumgüter werden schon bald massiv teurer werden. Und mit die wohl größten Preissteigerungen wird es bei Produkten von Apple geben – in erster Linie deshalb, weil Apple mehr als jeder andere US-Hightech-Konzern in China produzieren lässt.

US-Tech-Analysten haben jetzt ausgerechnet, das ein iPhone, das derzeit in den USA 1.000 Dollar kostet, schon bald mit bis zu 3.500 Dollar zu Buche schlagen könnte, wenn Donald Trump seinen kompromisslosen Kurs beibehält. Und auch auf Europa – und damit auf Österreich – könnten massive Preissteigerungen zukommen. Weshalb das so ist und was das noch verhindern könnte – der Überblick:
Worum geht es hier?
Es geht um die Preise von Allerwelts-Konsumgütern, die aufgrund der neuen US-Zollpolitik von Donald Trump schon bald massiv teurer werden könnten. Konkret trifft das auf all jene Produkte zu, die in Ländern gefertigt werden, von denen die USA ab Mittwoch, dem 9. April, besonders hohe zusätzliche Zölle einheben möchten. Das sind vor allem die großen Hightech-Produktionsländer in Asien, allen voran China, aber auch Taiwan, Vietnam und einige weitere sogenannte "Tiger-Staaten".
Was hat das mit dem iPhone zu tun?
Das iPhone steht stellvertretend für all jene Hightech-Produkte einer globalisierten Welt, die eigentlich US-amerikanisch sind, aber mit Komponenten aus aller Herren Länder in Asien gefertigt werden. Dadurch treffen Apples iPhone die neuen Zölle mit am härtesten. Und: Es ist das mit Abstand beliebteste und meistverkaufte Produkt der Hightech-Schmiede aus Cupertino in Kalifornien.

Wie wichtig ist das iPhone für Apple?
Es ist die Cash-Cow des Konzerns. Rund die Hälfte des Firmenumsatzes wird durch das iPhone eingespielt. Pro Jahr verkauft Apple etwa 220 Millionen iPhones weltweit. Die größten Märkte dafür sind die USA, China und Europa.
Wie viel Umsatz macht Apple generell?
Im Jahr 2024 waren es 391 Milliarden Dollar, um gut 2 Prozent mehr als im Jahr davor. Dadurch ist Apple derzeit auch das Unternehmen mit dem größten Börsenwert: Anfang Februar 2025 wurde dieser mit mehr als 3,5 Billionen (!) Dollar beziffert. Das war allerdings, bevor Donald Trump damit begonnen hat, die Wirtschaftswelt mit seinen Zöllen über den Haufen zu werfen.
Und wie sieht es derzeit aus?
Seit der Ankündigung Trumps, Produkte aus China mit zusätzlichen Zöllen zu belegen, ging es mit dem Börsenwert von Apple rasant bergab. Zur Orientierung: Im Dezember 2024 lag das Papier bei 260 Dollar. Am Montagabend schloss es bei 181 Dollar, nachdem es zwischendurch bereits auf 159 Dollar abgerutscht war. Der Konzern verlor durch die Trump'sche Politik zuletzt mehr als 300 Milliarden Dollar an Börsenwert – vor allem aufgrund der Tatsache, dass nahezu sämtliche Apple-Produkte in Asien gefertigt werden.

Okay, wie sehen diese Zölle jetzt konkret aus?
Es gibt eine sehr lange Liste aus dem Weißen Haus, auf der sämtliche neuen Zölle verzeichnet sind. Die EU-Staaten werden da etwa generell mit 20 Prozent zusätzlichen Zöllen (zu eventuell bereits bestehenden Zollvereinbarungen) bedacht. China bekam 34 Prozent zu den bereits bestehenden 20 Prozent an Einfuhrzöllen draufgeschlagen. Damit wird jedes Produkt, das ab Mittwoch aus China in die USA exportiert wird, mit 54 Prozent verzollt.
Und was war da mit weiteren 50 Prozent Zoll für China?
Nachdem China angekündigt hat, als Reaktion auf Trump künftig auch auf alle US-Produkte 34 Prozent Zoll zusätzlich einzuheben, hat Trump am Montag auf Truth Social gleich nochmals nachgelegt und weitere 50 Prozent für China in Aussicht gestellt, sollte Peking wirklich neue Zölle einheben. Damit würde jedes chinesische Produkt, das in die USA eingeführt wird, mit 104 Prozent an Zöllen belegt.
Ist das realistisch?
Wer kann das schon sagen? Noch vor 2 Wochen hätte kaum wer gedacht, welchen Sinkflug die gesamte Weltwirtschaft nehmen würde, bis Trump seine "Zölle für alle und jeden"-Rede gehalten hat. Möglich ist derzeit vermutlich so gut wie alles.

Also: Weil Apple alles in China fertigen lässt, werden dadurch jetzt also alle Apple-Produkte teurer?
Ja, im Grunde geht es genau darum. Es wird zwar nicht alles von Apple in China gefertigt, sondern teilweise auch in Vietnam (insgesamt 46 Prozent an Zöllen ab Mittwoch) und Indien (26 Prozent), aber das ändert die Auswirkungen nur marginal.
Um wieviel werden die Produkte teurer?
Das ist noch nicht ausgemacht und wird davon abhängen, ob bzw. wie viel der Preissteigerungen, die sich durch die neuen Zölle ergeben, von Apple an seine Kunden weitergegeben wird. Aber Analysten haben ausgerechnet, dass ein iPhone um bis zu 43 Prozent teurer werden müsste, wenn Apple sämtliche Zusatzkosten weiter reicht, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Was heißt das konkret?
In den USA könnte dann das derzeit billigste iPhone, das Modell 16e, statt bisher 599 künftig 856 Dollar kosten, also um 257 Dollar mehr. Das teuerste iPhone, das 16 Pro Max mit 6,9 Zoll Bildschirm und 1 TB Speicher würde statt bisher 1.599 künftig 2.300 Dollar kosten.
Werden nur die iPhones teurer?
Noch einmal, es ist noch längst nicht fix, ob bzw. um wieviel die Produkte wirklich teurer werden. Aber Tatsache ist, dass die Einfuhrkosten durch die neuen Zölle massiv steigen werden und es muss geklärt werden, wer dafür bezahlen soll. Und nein, es könnten sämtliche Apple-Produkte teurer werden. Reuters geht davon aus, dass die Preissteigerungen auch bei Apple Watch, iPads, Macs etc. um die 40 Prozent ausmachen könnten.
Ist das bei den Amerikanern bereits abgekommen?
Es scheint jedenfalls so. Wie mehrere Medien berichten, gab es am vergangenen Wochenende in zahlreichen Apple-Stores quer durch die USA ein deutlich gesteigertes Interesse an iPhones. Und: Die meisten Kunden würden fragen, ob bzw. wann es denn nun zu Preiserhöhungen kommt. Laut Insidern soll auch der Verkauf der Smartphones bereits deutlich angezogen haben.

Das gilt für die USA. Aber wie ist das bei uns? Steigen auch bei uns die Zölle?
Nein, denn die EU erhöht ja nicht die Einfuhrzölle für Produkte aus China, Vietnam oder Indien. Von da her gäbe es bei uns keine Preissteigerungen. Aber es ist davon auszugehen, dass Apple weltweit die Preise erhöhen wird, um die Kostensteigerung in den USA abzufedern. Daher ist zu erwarten, dass Apple-Produkte auch bei und in absehbarer Zeit im Preis deutlich steigen werden.
Was kostet ein iPhone derzeit bei uns?
Das billigste Modell, das iPhone 16e, kommt auf einen Listenpreis von 709 Euro, das Top-Modell des 16 Pro Max auf 1.952,50 Euro.
Warum macht Trump das alles eigentlich?
Weil er amerikanische Hersteller stärken und gleichzeitig ausländische Anbieter schwächen möchte. Dafür sind Zölle ein durchaus probates, allerdings auch ein sehr archaisches Mittel.
Aber er schwächt mit Apple ja ein US-Unternehmen?
Ja, aber eines, das seiner Meinung nach "unamerikanisch" agiert, indem es in Asien statt in den USA produzieren lässt. Das langfristige Ziel der US-Regierung ist in jedem Fall, US-Unternehmen wie Apple dazu zu bewegen, künftig ihrer Produkte wieder in den USA produzieren zu lassen.

Und ist es realistisch, dass das passieren wird?
US-Analysten sind da sehr skeptisch. Der Wallstreet-Tech-Analyst Dan Ives hat bei Yahoo vorgerechnet, dass es Jahrzehnte dauern könnte, um eine entsprechende Produzenten-Infrastruktur in den USA aufzubauen. Denn man darf nicht vergessen, dass jedes iPhone aus hunderten Einzelteilen zusammengesetzt wird, die aus allen Teilen der Welt kommen. Und selbst, wenn das in absehbarer Zeit gelingen würde, könnte so ein iPhone "Made in USA" bis zu 3.500 statt bisher 1.000 Dollar kosten, um die Anlaufkosten zu kompensieren.
Das heißt, die Analysten sind keine Fans von Trumps Strategie?
Das kann man so sagen. Dan Ives meint, dass das aktuelle Experiment die US-Tech-Branche um 1 Jahrzehnt zurückwerfen könnte. "Das könnte ein wirtschaftliches Armageddon auslösen", so der Analyst.
Und wer profitiert von der aktuellen Situation?
Am Mobiltelefon-Markt wird Samsung am stärksten profitieren, da die anderen namhaften Hersteller allesamt aus China stammen und auch für ihre eigenen Produkte natürlich die hohen Einfuhrzölle zahlen müssen. Der südkoreanische Hersteller Samsung hingegen hat "relativ moderate" 25 Prozent an Zöllen zu stemmen, was die Produkte im Vergleich sehr günstig machen wird.
Was wird Apple jetzt also tun?
Schwierig zu sagen. Wie der Economist berichtet, gibt es bislang kein Statement seitens des Konzerns, wie man aus dieser verzwickten Lage kommen möchte. Es wird wohl kaum ohne Preissteigerungen für die Konsumenten gehen. Es wird aber erwartet, dass Apple die Mehrkosten auf allen Ebenen einspielen möchte. Also bei seinen Zulieferern, in seinen Produktionsbetrieben, bei seinen Kunden und wohl auch bei sich selbst. Aber ab wann – und in welchem Ausmaß – ist derzeit noch vollkommen unklar.

Und ab wann könnten die Produkte konkret teurer werden?
Brancheninsider gehen davon aus, dass Apple damit auf jeden Fall noch bis Herbst warten möchte, wenn das neue iPhone 17 auf den Markt kommt. Dann ließe sich eine Preiserhöhung am einfachsten kommunizieren.
Und dass Donald Trump doch noch in letzter Sekunde zurückzieht und die neuen Zölle absagt?
Davon ist wohl nicht auszugehen, obwohl manche Polit-Experten diese Idee nicht vollkommen ausschließen möchten. Aber angesichts des Furors, mit dem der US-Präsident derzeit agiert, ist die Chance darauf wohl verschwindend gering.
Aktualisiert am 8. April um 13:50 Uhr