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11. Oktober 2025

Krise in Frankreich Der alte ist auch der neue Premier

Worum geht es? Zum zweiten Mal innerhalb eines Monats beauftragte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron seinen Vertrauten Sébastien Lecornu mit der Regierungsbildung. Der 39-Jährige war erst vor vier Wochen als Premier angetreten und hatte vergangenen Montag sein Amt wegen regierungsinternen Spannungen zurückgelegt.

Was ist das Problem? Die Frage des Staatshaushaltes. Frankreich ist schwer verschuldet, die deshalb geplanten Maßnahmen – etwa eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters – kommen bei der Bevölkerung gar nicht gut an. Dazu kommt, dass das Parlament seit der letzten Wahl 2024 extrem aufgespalten ist und kaum eine stabile Mehrheit zu finden ist.

Wie viel Zeit hat Lecornu? Im Grunde nur dieses Wochenende. Am Montag muss ein Budgetentwurf ins Parlament eingebracht werden, sonst droht eine weitere Blockade. Dann wären Neuwahlen oder gar ein Rücktritt von Präsident Macron vermutlich nicht zu verhindern.

Was könnte das bringen? Frankreich ist festgefahren und die etablierte Politik weiß nicht, wie sie mit der Drohung einer Regierung durch die rechtsextreme Partei Rassamblement Nationale von Marine LePen umgehen soll. Die Partei holte bei der letzten Wahl im Sommer 2024 die meisten Stimmen, wurde aber durch das Wahlysytem und geschicktes Taktieren aufs Abstellgleis geschoben. Neuwahlen – des Parlaments oder des Präsidenten, könnten vor größere Verschiebungen sorgen und so Türe in die Zukunft öffnen.

Weitere Meldungen

Angst vor Attentat Hollands Rechtsaußen sagt Auftritt ab

Worum geht es? Geert Wilders, Chef der niederländischen Rechts-Partei PVV, sagte am Freitag einen wichtigen Wahlkampfauftritt wegen einer möglichen Gefährdung seiner Person ab. In einem Post auf X verwies Wilders darauf, dass er gemeinsam mit dem belgischen Ministerpräsidenten Bart De Weever Ziel eines islamistisch motivierten Anschlags hätte werde sollen.

Was weiß man über den geplanten Anschlag? Am Donnerstag hatte die belgische Polizei zwei Männer in Antwerpen festgenommen, die geplant haben sollen, nicht näher bezeichnete Politiker mit einer mit Sprengstoff beladenen Drohne anzugreifen. Die Polizei bezeichnete das geplante Attentat als "dschihadistisch motivierten Anschlag".

Wie kommt man jetzt auf Wilders? Bei den beiden festgenommenen Männern soll eine Liste mit "Zielobjekten" sichergestellt worden sein. Auch Wilders habe darauf gestanden, berichtete der belgische Sender VRT.

Was wäre das für ein Auftritt gewesen? Es sollte der Wahlkampf-Auftakt von Wilders' Partei PVV für die Parlamentswahl am 29. Oktober sein. Wilders tut sich seit 20 Jahren als lautstarker Islam-Kritiker hervor und gilt als Favorit auf den Wahlsieg Ende Oktober.

Zum zweiten Mal Medizin-Check für Donald Trump

Worum geht es? Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr wurde US-Präsident am Freitag von Medizinern im Walter Reed Memorial Hospital in Washington DC medizinisch durchgecheckt. Zuletzt war Trump im vergangenen April auf Herz und Nieren untersucht worden, es war sein routinemäßiger jährlicher Check-up.

Weshalb jetzt noch ein Check? Dazu machte das Weiße Haus keine näheren Angaben. In diversen Online-Foren wurde spekuliert, dass die zweite Untersuchung mit der venösen Insuffizienz zu tun haben könnt, unter der Trump seit diesem Sommer leidet.

Was ist das? Eine meist harmlose Erkrankung der Beinvenen, wie sie vor allem bei älteren Personen häufig vorkommt. Im Sommer war aufgefallen, dass Trumps Beine öfters angeschwollen wirken. Auch ein Bluterguss an seinem rechten Handrücken, der auffällig überschminkt worden war, hatte für Spekulationen gesorgt. Tump hatte diesen mit "zu viel Händeschütteln" erklärt.

Erfährt die Öffentlichkeit, wie es um Trumps Gesundheit wirklich steht? Das ist nicht zu erwarten. Auch wenn die Gesundheit des Präsidenten ein Fetisch der US-Medien ist, werden nur selten uneingeschränkt alle Fakten veröffentlicht. Der frühere Präsident Joe Biden kandidierte 2024 ein zweites Mal für die Präsidentschaft, obwohl sein gesamtes Umfeld längst wusste, dass sein Gesundheitszustand angeschlagen war. Biden zog seine Kandidatur letztlich zurück. Aber erst ein Aufdecker-Buch machte später das ganze Ausmaß seines körperlichen Verfalls bekannt.

Sprengstoff-Drohne Islamisten wollten Belgien-Premier töten

Worum geht es? Nach Erkenntnissen der belgischen Polizei, wollten drei junge Männer (24, 23 und 18 Jahre alt) in Antwerpen mit einer Sprengstoff-Drohne ein Attentat auf Politiker verüben. Die Männer wurden festgenommen, einer ist mittlerweile wieder auf freiem Fuß.

Wer war das Ziel des Anschlags? Dazu machten die Behörden keine Angaben. Laut der Zeitung "De Standaard" soll Premierminister Bart De Wever im Fokus der Gruppe gestanden haben. Sein Stellvertreter Maxime Prévot bestätigte dies gegenüber der Zeitung.

Gibt es ein Motiv? Es gebe Hinweise darauf, dass die Männer einen "von Dschihadisten inspirierten Terroranschlag auf Politiker" planten, heißt es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft.

Weshalb der Premierminister? Bart De Wever ist in Belgien nicht unumstritten. Der "konservative Nationalist" (Eigenbezeichnung), der zuvor zwölf Jahre lang Bürgermeister von Antwerpen war, tritt für die Unabhängigkeit des flämischen Teils von Belgien ein und fährt einen rigorosen Anti-Ausländer-Kurs.

Wie wollten die Männer vorgehen? Bei einem Verdächtigen wurde ein "improvisierter Sprengsatz" gefunden, der jedoch noch nicht einsatzbereit gewesen sein soll. Zudem fand man einen Beutel mit Stahlkugeln und einen 3D-Drucker. Laut Staatsanwalt geht man davon aus, dass die Verdächtigen eine Drohne bauen wollten, auf der sie den Sprengsatz montieren wollten.

Neue Web-Serie Bahn macht sich über sich selbst lustig

Worum geht es? Die Deutsche Bahn, seit vielen Jahren wegen Verspätungen, veralteter Infrastruktur und schlechtem Service in der Kritik, macht sich nun auf YouTube mit einer Web-Comedyserie über sich selbst und ihren schlechten Ruf lustig.

Wie heißt die Serie und wo sieht man sie? Die Serie heißt "Boah, Bahn!" und die ersten sechs Episoden (je 2-3 Minuten lang) sowie zwei Mini-Clips sind auf dem YouTube-Kanal der Deutschen Bahn (@deutschebahn) zu sehen.

Wer spielt mit? Hauptdarstellerin ist Comedy-Größe Anke Engelke als "Zugchefin Tina", die mit ihrer etwas verpeilten Crew in einem ICE quer durch Deutschland unterwegs ist und dabei so ziemlich jede Panne durchlebt, die das Bahn-Leben zu bieten hat.

Sollte man sich das anschauen? Ja, es lohnt sich! Die Clips, die unter der Regie von Arne Feldhusen (u.a. "Stromberg", "Mord mit Aussicht", "Der Tatortreiniger" oder "How to sell drugs online (fast)" entstanden, sind kurzweilig, witzig und sehr sympathisch.

Wäre es nicht besser, das Geld in Sanierungsmaßnahmen zu stecken? Das passiert ohnedies. Aktuell wird gerade die Strecke Hamburg-Berlin generalsaniert. Insgesamt sollen in den nächsten zehn Jahren sagenhafte 290 Milliarden Euro (!) in die Modernisierung des maroden Dienstleisters investiert werden.

Nach Gaza-Deal Trumps Nobelpreis-Chance steigt

Worum geht es? Dass US-Präsident Donald Trump schon länger der Meinung ist, dass er den Friedensnobelpreis verdienen würde, ist kein Geheimnis. Nach der Annahme seines Friedensplans für Gaza durch Israel und die Hamas sind jetzt jedenfalls die Wetten auf ihn stark gestiegen.

In welcher Form? Bei zahlreichen Wettanbietern gehört Trump seit Bekanntgabe des Friedensabkommens zu den Mit-Favoriten auf den Preis. Laut der Plattform oddschecker.com, die die Quoten zahlreicher Wettanbieter vergleicht, ist er derzeit der Favorit auf den Preis, vor der Hilfsorganisation Sudans Emergency Response Rooms und Yulia Nawalnaya, der Witwe des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny.

Wie hoch sind seine Sieg-Chancen? Aktuell werden sie von den Buchmachern mit 10-15 Prozent angegeben. Aus den Daten geht auch hervor, dass seit Donnerstag offenbar beträchtliche Summen auf einen Sieg Trumps gewettet worden sind.

Wann ist die Preisverleihung? Die Bekanntgabe des Preisträgers bzw. der Preisträger findet heute, Freitag, 10. Oktober, um 11 Uhr in Oslo statt.

Steht denn der Sieger nicht längst fest? Theoretisch ja. Aber laut Nina Græger vom Peace Research Institute in Oslo wäre es grundsätzlich möglich, dass sich das Vergabe-Komitee noch in letzter Sekunde umentscheidet, wie sie im Spiegel erklärt.

Autor lebt in Wien Nobelpreis für Literatur an Ungarn

Worum geht es? Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr an den 71-jährigen Laszlo Krasznahorkai. Der Ungar, der 2021 auch mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur geehrt wurde, lebt die meiste Zeit des Jahres in Wien.

Wofür bekam er die Auszeichnung? Für sein "überwältigendes und visionäres Werk, das inmitten eines apokalyptischen Terrors die Macht der Kunst bekräftigt", so die Schwedische Akademie. Krasznahorkai sei ein Schriftsteller, der "in der mitteleuropäischen Tradition" stehe, die sich von Franz Kafka bis Thomas Bernhard erstrecke und "durch das Absurde und groteske Übertreibungen gekennzeichnet sei".

Wer sind seine Vorbilder? Krasznahorkai  nennt Einflüsse österreichischer Literatur, neben Robert Musil und Franz Kafka vor allem Thomas Bernhard, Ingeborg Bachmann und Heimito von Doderer. Seine Nähe zu Österreich und seiner Literaturszene wird auch daraus ersichtlich, dass der 71-Jährige seinen Vorlass bereits 2024 an die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) übergab.

Ist Krasznahorkai der erste ungarische Literaturnobelpreisträger? Nein, bereits 2002 bekam Imre Kertész den Preis verliehen.

Wann ist die Vergabe? Am 10. Dezember, dem Todestag des Preis-Stifters Alfred Nobel.

Und wie hoch ist das Preisgeld? Der Preis ist mit 11 Millionen schwedischen Kronen, umgerechnet etwa eine Million Euro, dotiert.

Absturz mit 38 Toten Raketen aus Russland verantwortlich

Worum geht es? Russlands Präsident Wladimir Putin räumte am Donnerstag gegenüber seinem Amtskollegen Ilham Alijew aus Aserbaidschan ein, dass russische Raketen für den Absturz eines Linienfluges der Azerbaijan Airlines Ende vergangenen Dezember verantwortlich gewesen seien.

Wie konnte das passieren? Laut Putin sei die russische Luftabwehr wegen eines Drohnenangriffs der Ukraine aktiviert worden. Zwei Raketen seien dabei in der Nähe des Passagierflugzeugs explodiert, wobei der Jet, der auf dem Weg von Baku nach Grosny in Tschetschenien war, so schwer beschädigt worden sei, dass er kurz darauf abstürzte.

Wieviele Menschen kamen ums Leben? Bei dem Absturz, der geschah, als der Pilot das beschädigte Flugzug notlanden wollte, starben 38 Menschen an Bord, weitere 29 überlebten.

Wird sich Russland für den Absturz verantworten müssen? Putin sicherte seinem Amtskollegen jedenfalls eine Entschädigung zu – und räumte damit indirekt die Verantwortung für den Absturz ein. "Selbstverständlich wird Russland in solchen Fällen, in solchen tragischen Fällen, alles Notwendige in Bezug auf Entschädigungen tun, und es wird eine rechtliche Bewertung der Handlungen aller Verantwortlichen vorgenommen werden", sagte Putin gegenüber Alijew bei einem Treffen in Tadschikistans Hauptstadt Duschanbe.