Ex-Wrestler, Hollywood-Haudegen und Publikumsliebling Dwayne Johnson zeigt sich in "The Smashing Machine" erstmals als wahrer Schauspieler – sehenswert! Außerdem diese Woche neu im Kino: Die Neuverfilmung des Klassikers "Momo" und Horror aus Österreich.
Da könnte mancher Hollywood-Kollege schon neidisch werden. Dwayne Johnson, gerade einmal 53 Jahre alt, startet mit seinem neuen Film "The Smashing Machine" gerade seine dritte Karriere. Zunächst eroberte der Sohn eines Wrestling-Kämpfers die Bretter der US-Proficatcher-Liga WWE als "The Rock" und wurde dort zu einem der beliebtesten und erfolgreichsten Protagonisten aller Zeiten.
Ab den frühen 2000er-Jahren verlegte sich der 1,96-Meter-Hüne mit dem breiten Grinsen zunehmend auf Auftritte in Hochglanz-Kinoproduktionen á la "Fast & Furious" oder Familienkomödien wie "Jumanji" – und wurde auch dort binnen kürzester Zeit zu einem der beliebtesten und bestbezahlten Hollywood-Akteure. Ob Papa, Mama oder die Kids, alle fanden "The Rock" top, obwohl seine Schauspielkünste nur selten über das Niveau seiner Filme reichten. Aber was soll's, der Kerl ist einfach sympathisch UND erfolgreich.
Und nun Karriere Nummer 3: Als Martial Arts-Kämpfer Mark Kerr (denn Herren gibt es wirklich) spielt Johnson in "The Smashing Machine" erstmals einen "echten Menschen" – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Johnson zeigt echte Selbstzweifel und Gefühl, er spielt nicht, er IST dieser Käfigschläger, der zunehmend am Sinn seines bisherigen Lebens zweifelt.
Kein Wunder, dass erste Stimmen bereits das Wort "Oscar" in den Mund nehmen, so eindrucksvoll erscheint ihnen die Performance des Kaliforniers. Diese Woche läuft "The Smashing Machine" in den österreichischen Kinos an – höchste Zeit also, sich selbst ein Bild zu machen von der abermaligen Wandlung des umtriebigen Stars. Wir wünschen Ihnen eine schöne Kino-Woche!
Worum es geht Es sind die späten 1990er-Jahre, Martial Arts-Wettkämpfe beginnen gerade ihren kommerziellen Erfolgslauf, als der frühere Ringer Mark Kerr (Dwayne Johnson) die Käfige, die die Welt bedeuten, betritt: Nach Erfolgen in den japanischen Pride Fighting Championships feiert er 1997 in der UFC seinen Einstand – unter dem von seiner Ringpräsenz abgeleiteten Spitznamen "The Smashing Machine" jubelt ihm das Publikum zu.
Kerr kämpf aber nicht nur gegen seine Gegner, sondern auch (und noch mehr) gegen chronische Schmerzen und eine schwere Opioid- und Steroid-Abhängigkeit, das chaotische Privatleben mit seiner Partnerin Dawn Staples (Emily Blunt) macht die Sache nicht besser.
Als Kerrs Karriere kippt und den Bach runterzugehen droht, beginnt die Fassade des Perfektionisten und Kontrollfreaks zu bröckeln: Er muss sich mit seiner inneren Zerbrechlichkeit auseinandersetzen, um sein Leben auf die Reihe zu kriegen und seine Karriere zu retten.
Lohnt sich das? "The Smashing Machine" von Regisseur Benny Safdie ("Der schwarze Diamant" auf Netflix) sorgte bei der Premiere im Wettbewerb der 82. Internationalen Filmfestspielen von Venedig vor wenigen Wochen für Jubel: Nicht nur durfte Safdie den Silbernen Löwen als Bester Regisseur mitnehmen, auch Hauptdarsteller Dwayne Johnson, der ehemalige WWE-Wrestler, wurde mit Lob für seine Darstellung des Mark Kerr überschüttet. Der Kämpfer selbst war bei der Premiere ebenfalls anwesend und zeigte sich gerührt.
Regisseur Safdie bleibt auch hier seinem originären Stil treu: Er vermeidet die Fallgruben des Genres Biopic und verzichtet auf klischeehafte Figurenzeichnung. "The Smashing Machine" ist so ein düsteres Porträt mit Ecken und Kanten geworden, nicht zwingend Mainstream-tauglich, aber daher umso interessanter.
Die wahre Entdeckung des Films ist aber Dwayne Johnson, der seine von miserablem WWE-Overacting gekennzeichneten "The Rock"-Tage endgültig hinter sich lässt: Facettenreich, verletzlich und mit unglaublicher Präsenz zeigt er, dass er auch Drama kann und spielt einen Antihelden, der an seinem rauschhaften Leben zwischen sportlichen Höhenflügen, Erfolgsdruck und dem Kampf gegen die eigenen Dämonen fast zerbricht. Manche rufen bereits jetzt: Oscar-Kandidat.
"The Smashing Machine", Biopic, Drama. US 2025, 123 Minuten, ab 2. Oktober im Kino
Worum es geht In einer verlassenen Ruine eines antiken römischen Amphitheaters lebt das kleine Waisenmädchen Momo (Alexa Goodall). Sie ist zwar arm, doch ihre Gabe, vorurteilsfrei und aufmerksam zuzuhören, macht sie zur beliebten Gesprächspartnerin und Seelsorgerin für ihre Mitmenschen, die in ihrer Gegenwart ihre Zunge lockern und dabei zu allerlei Erkenntnissen gelangen.
Als ein Konzern und seine "grauen Herren" auftauchen und die Zeit der Bewohner stehlen, hat plötzlich niemand mehr Zeit für Momo. Mit Unterstützung ihrer Freunde wie dem Straßenkehrer Beppo und der Schildkröte Kassiopeia, macht sie sich auf den Weg zum dubiosen Meister Hora (Martin Freeman), dem Hüter der Zeit, um es mit den Zeitdieben aufzunehmen und die gestohlene Zeit zurückzuholen.
Lohnt sich das? "Momo" ist die Neuverfilmung von Michael Endes Kinderbuch-Klassiker. Bereits 1986 gab es eine erfolgreiche Filmadaption des Stoffes, die Gerüchten zufolge vom Autor, der 1995 verstarb, mit großem Wohlwollen aufgenommen worden war.
Ob das heute, wäre er noch am Leben, auch so wäre, muss man bezweifeln, wenn man die ersten Reaktionen auf den neuen Film liest: Gelobt wird zwar die Tatsache, dass Regisseur Christian Ditter die Handlung in die Gegenwart verlegt und aktuelle Themen wie Social Media und Smartphones einwebt (sie sind für ihn die neuen "Zeitfresser").
Der neuen Verfilmung wird aber angekreidet, seltsam kalt und distanziert zu sein. Dem Film fehle der Charme der Buchvorlage und der Umsetzung aus den 80er-Jahren. Zudem lasse er auch das kritische Potenzial vermissen, so der bisherige Kritiker-Tenor. Daran können auch die hochwertigen Bilder und der namhafte Cast wenig ändern.
"Momo", Fantasy-Abenteuer. Deutschland 2025, 91 Minuten, ab 2. Oktober im Kino
"A Big Bold Beautiful Journey"
Der alleinstehende David (Colin Farrell) träumt von einer Familie, während Sarah (Margot Robbie) Beziehungen meidet. Bei einer Hochzeit begegnen sich die beiden, nachdem David vom GPS seines Mietautos mysteriöserweise dorthin geleitet wurde. Auch Sarahs Auto scheint mit dem selben System ausgestattet zu sein, das GPS führt die beiden auf eine Reise durch Stationen ihres Lebens, auf der sie sich näher kommen. Fantastische Romantikkomödie mit Starbesetzung.
"A Big Bold Beautiful Journey", Fantasy-Romanze. USA 2025, 111 Minuten, ab 3. Oktober im Kino
"Welcome Home Baby"
Judith (Julia Franz Richter) hat ein Haus geerbt, von dem sie noch nie gehört hat, von einer Familie, von der sie nichts wusste, die sie nie wollte und die Judith als Kind weggegeben hat. Sie fährt nach Österreich, um das Anwesen zu verkaufen. Vor Ort trifft sie auf ihre undurchsichtige Tante Paula (Maria Hofstätter), die versucht, sie im Dorf zu halten. Je länger Judith in ihrer früheren Heimat bleibt, desto stärker dringen Bilder und Gefühle aus ihrem Unterbewusstsein in ihren Alltag. Auf der Suche nach der Wahrheit entfesselt sie unbekannte Kräfte und landet in einem psychischen Alptraum. Horror-Thriller von Andreas Prochaska ("In 3 Tagen bist du tot").
"Welcome Home Baby", Horror-Thriller. Österreich / Deutschland 2025, 110 Minuten, ab 3. Oktober im Kino
"Un gran Casino"
Daniel Hoesls Film-Essay befasst sich in Schwarz-Weiß-Bildern mit den Absurditäten des Kapitalismus. Im Zentrum steht dabei der Bau, der anschließende Verfall die Insolvenz 2018 und die Wiedereröffnung 2022 des Casinò di Campione in der italienischen Enklave Campione d'Italia in der Schweiz, bis heute Europas größtes Casino.
"Un gran Casino", Dokumentarfilm. Österreich 2025, 77 Minuten, ab 3. Oktober im Kino
"Nur für einen Tag"
Spielfilmdebüt der französischen Regisseurin Amélie Bonnin und Eröffnungsfilm von Cannes 2025: Cécile (Juliette Armanet), Gewinnerin von "Top Chef", plant die Eröffnung ihres Gourmet-Restaurants in Paris. Da wird sie schwanger und plant panisch eine Abtreibung – ein Kind kann sie auf ihrem Weg in die Koch-Elite wirklich nicht brauchen. Gleichzeitig erleidet ihr Vater Gérard, Betreiber einer schäbigen Autobahnraststätte in der Provinz, einen Herzinfarkt. Cécile reist widerwillig dorthin zurück, von wo sie vor 20 Jahren geflohen war. Alte Konflikte brechen auf. Ihre Rückkehr zwingt sie aber auch, ihre Ambitionen zu hinterfragen: Ist Erfolg wirklich wahres Glück?
"Nur für einen Tag", Tragikomödie. Frankreich 2025, 98 Minuten, ab 3. Oktober im Kino
"Wie das Leben manchmal spielt"
Filmische Kollission zweier (sozialer) Welten a la "Ziemlich beste Freunde": Marie-Line (Louane Emera), eine 25-jährige Kellnerin aus Le Havre, gerät mit dem griesgrämige Richter Gilles Alexandre (Michel Blanc) aneinander: Nach einem Streit verliert sie ihren Job und wird zu einer Strafe verurteilt – ausgerechnet durch Richter Gilles. Um ihre Schulden zu tilgen, engagiert er sie als Chauffeurin. Durch tägliche Fahrten und Gespräche lernen sie einander kennen und langsam schätzen, trotz ihrer unterschiedlichen sozialen Backgrounds.
"Wie das Leben manchmal spielt", Tragikomödie. Frankreich 2023, 105 Minuten, ab 2. Oktober im Kino
"Sieben Tage"
Der inhaftierten iranischen Menschenrechtsaktivistin Maryam (Vishka Asayesh) wird ein siebentägiger, medizinisch bedingter Hafturlaub gewährt, während dem sie ihre Mutter und ihren Bruder sehen darf. Die haben zuvor mit Maryams in Deutschland lebendem Ehemann ihre Flucht über das türkisch-iranische Grenzgebirge organisiert: Maryam steht vor einer schwierigen Entscheidung - Freiheit oder Rückkehr ins Gefängnis und Kampf für ihre Ideale und die Zukunft ihrer Heimat?
"Sieben Tage", Drama. Deutschland 2025, 110 Minuten, ab 3. Oktober im Kino