Nach der gefeierten Mini-Serie "Mare of Easttown" stellt auch das neue Thriller-Drama "Task" von Schöpfer Brad Ingelsby ganz normale Amerikaner vom Rande der Gesellschaft in den Mittelpunkt. Das beginnt zwar beschaulich, geht aber dennoch unter die Haut. Auf Sky X.
"Task" bedeutet so viel wie "Aufgabe" oder "Auftrag", aber auch "Prüfung". Und Prüfungen hat einer der Protagonisten der gleichnamigen neuen HBO-Serie, die bei uns auf Sky X zu sehen ist, gleich mehrere zu schultern. Tom Brandis, gespielt von Mark Ruffalo, ist FBI-Agent, nimmt sich aufgrund einer Familientragödie aber eine Auszeit als "Field Agent" und verteilt stattdessen Flyer auf Berufsmessen. Früher hatte er Philosophie studiert und war als Priester tätig, ein eher ungewöhnlicher Werdegang für einen FBI-Ermittler.
Der Alltag als Prüfung Die Dramen im Leben von Brandis lassen sich an seinem zerknautschten Auftreten ablesen. Er schlurft durch die Gegend, trinkt zu viel, seine Hauptaufgabe im Alltag: Nicht die Kontrolle zu verlieren. Welche Tragödien genau dahinter liegen, wird zumindest am Beginn der Serie nur angedeutet. Was wir wissen: Brandis' Sohn ist im Gefängnis. Und seine Frau ist tot.
Beruflicher Auftrag Just zu dieser Un-Zeit, in der Brandis eigentlich nur in Ruhe gelassen werden will, beauftragt ihn seine Vorgesetzte, eine FBI-Taskforce zusammenzustellen, um eine Reihe ungeklärter Raubüberfälle in den Vororten Philadelphias zu untersuchen. Die drei ihm zur Seite gestellten Agenten sind jung, unerfahren, mitunter unmotiviert – also nicht gerade die Créme de la Créme. Die Aufgabe, diesen beruflichen "Task" erfolgreich zu meistern, wird dadurch nicht leichter.
Missglückter Überfall Parallel erfahren die Zuschauer von Beginn an, wer hinter den Überfällen steckt: Der Müllmann Robbie (Tom Pelphrey), der mit seiner Nichte und seinen Kindern das Haus seines verstorbenen Bruders bewohnt. Gemeinsam mit seinen Kumpels zieht er nächtens durch die Straßen und erleichtert Drogendealer um deren Einnahmen, die Gesichter werden dabei stets hinter Horror-Masken versteckt. Als ein Überfall in einem Blutbad endet, einer von Robbies Freunden getötet wird und ein Zeuge all das sieht, beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel mit Brandis' FBI-Taskforce.
"Ganz normale Menschen" Hinter "Task" steht als Serienschöpfer und Hauptautor Brad Ingelsby, der zuvor die gefeierte Serie "Mare of Easttown" mit Kate Winslet kreiert hatte. Und auch in seiner neuen Mini-Serie geht es um "ganz normale Menschen", beheimatet in US-Vororten. Ihr Alltag ist trist und hoffnungslos (in "Task" noch viel mehr als im Vorgänger), was auch in der schlammfarbenen Bildgebung zum Ausdruck kommt bzw. dadurch verstärkt wird.
Jedermänner und Nobodys Man könnte die Gegend, in der die Serie spielt, als "Trump-Land" bezeichnen. Robbie, von Tom Pelphrey, seit Jahren ein unterschätztes Schauspieltalent, überzeugend verkörpert, und seine Crew als potenzielle Trump-Wähler: Abgehängt, an den Rand gedrängt, perspektivenlos, wütend auf ein System, das sie vergessen hat.
Kein "Weißer Abfall" Man könnte seinen Sozialstatus als "White Trash" bezeichnen, Ingelsby tut das aber nicht. "Task" ist zwar gesellschaftskritisch, aber nicht per se politisch. Der Serien-Schöpfer interessiert sich für die amerikanischen "Jedermänner", die sich selbst als "Nobodys" empfinden, zeichnet sie aber nicht klischeehaft, sondern als komplexe Persönlichkeiten, die Produkte ihrer Umgebung und ihrer Lebensgeschichten sind.
Zwischen Gut und Böse "Task" stellt auch weniger die Unterschiede zwischen seinen Protagonisten heraus, sondern die Gemeinsamkeiten: Tom wie Robbie sind alleinerziehende Väter. Beide haben familiäre Tragödien durchlebt. Beide befinden sich in persönlichen Krisen. Die Leben beider sind nicht so gelaufen, wie sie sich das vorgestellt hatten, vom "American Dream" keine Spur.
Und: Weder Tom, noch Robbie sind moralisch klar umrissene Charaktere, die simplen Labels "gut" und "böse" passen nicht auf sie. Im Grunde ist auch Robbie kein schlechter Kerl, der aber durch falsche Entscheidungen vom rechten Weg abgekommen ist.
US-Peripherie im Zentrum Das Prinzip ist natürlich nicht neu, sich gegenüberstehende Antihelden auf beiden Seiten des Gesetzes sind seit Jahrzehnten ein beliebtes filmisches Motiv. Nicht zuletzt Regisseur Michael Mann brachte das in seinem Film-Klassiker "Heat" zum Höhepunkt. In "Task" wird die Idee, dass wir uns doch alle mehr ähneln, als wir manchmal gerne hätten, in einem gegenwärtigen Setting exploriert, das durch seine Verortung in der US-amerikanischen Peripherie – eben besagtem "Trump-Land" – auch hochaktuell ist.
"Task" braucht Zeit und Raum Wenn man "Task" etwas vorwerfen möchte – und davon gibt es nicht vieles –, ist es bestenfalls das langsame Erzähl-Tempo zu Beginn der sieben Episoden umfassenden Mini-Serie. Einige TikTok-verseuchte Zuschauer könnte das davon abhalten, länger dran zu bleiben, weil "zu wenig passiert". Charakterstudien brauchen aber nun mal Zeit, sich entfalten zu können.
Fazit "Task" baut seine Dramaturgie zwar auf der Grundlage bekannter, vielfach erprobter dramaturgischer Konzepte, reichert seine moralische Kriminalgeschichte aber mit aktuellen Themen an. Wer etwas Geduld mitbringt, wird belohnt – und gegen Ende der sieben Folgen soll sich der Spannungsaufbau in einem atemberaubenden Klimax entladen. Mehr wird aber noch nicht verraten.
"Task", Krimi, Thriller, Drama. USA 2025, 7 Episoden à ca. 60 Minuten, Episoden 1+2 online, ab 22. September jede Woche eine weitere Episode, Sky X