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neu und gut

Bei den Streaming-Starts dieser Woche haben Sie Schwein

Auf Amazon Prime startet die bereits 4. Staffel der kultigen Erfolgsserie "Clarkson's Farm". Dazu kommen gleich zwei neue Serien, die (auch) in Österreich gedreht worden sind. Und Netfix hat eine (Mini-)Serie im Starbesetzung im Gepäck.

In Staffel 4 der Amazon-Erfolgsserie
In Staffel 4 der Amazon-Erfolgsserie "Clarkson's Farm" sorgt Schweine-Nachwuchs für Freude bei TV-Star Jeremy Clarkson und seiner Lebensgefährtian Lisa HoganEllis O'Brien Prime Video
Martin Kubesch
Akt. 22.05.2025 23:44 Uhr

Österreich-Tage in der internationalen Streaming-Szene. Sowohl der 180-Millionen-Dollar-Streifen "Fountain of Youth", als auch die zweite Staffel der Erfolgsserie "Nine Perfect Strangers" mit Nicole Kidman wurden teilweise in Österreich gedreht. Die beiden Neuerscheinungen sind aber auch sonst ziemlich sehenswert.

Auf "Home Soil", also dem vertrauten Boden der Heimat, bleibt der britische TV-Superstar Jeremy Clarkson auch mit der 4. Staffel seiner Erfolgsserie"Clarkson's Farm". Auch im vierten Jahr ihres Bestehens, nimmt sein Betrieb, die "Diddly Squat"-Farm nur sehr schleppend Fahrt auf. Dass man dabei dennoch gerne zusieht, ohne sich dafür schämen zu müssen, liegt vor allem daran, dass Clarkson in Wahrheit vielfacher Millionär ist und den glücklosen Farm-Tollpatsch vor allem zum Gaudium der Zuseher raushängen lässt.

Außerdem neu im Stream: Eine spooky Miniserie mit Julianne Moore namens "Sirens", also Sirenen. Und eine sehr schrille und laute Comedy-Serie über die erste schwarze Vizegouverneurin des konservativen Bundesstaates Mississippi – viel Vergnügen beim Zappen!

Jagen bei der Suche nach der Quelle der "Fountain of Youth" über den halben Erdball: Esme (Eiza Gonzáles), Luke (John Krasinski) und Charlotte (Natalie Portman, v. l.)
Jagen bei der Suche nach der Quelle der "Fountain of Youth" über den halben Erdball: Esme (Eiza Gonzáles), Luke (John Krasinski) und Charlotte (Natalie Portman, v. l.)
Apple TV+

"Fountain of Youth" / Apple TV+

Worum geht's Luke Purdue (John Krasinski) ist ein Abenteurer und Jäger verlorener Schätze. Gemeinsam mit seiner smarten Schwester Charlotte (Natalie Portman), einer brillanten Historikerin, macht er sich auf, den titelgebenden Jungbrunnen vulgo die "Fountain of Youth" aufzuspüren. Doch wie es die Regeln des Abenteuerfilm-Genres vorschreiben, sind auch jede Menge finsterer Gestalten auf der Suche nach diesem uralten Mythos.

Die Geschwister, unterstützt von der ebenso schönen wie geheimnisvollen Esme (Eiza Gonzáles), jagen bei der Suche nach der Quelle über die Kontinente, von Südostasien nach Ägypten, von England in die Wiener Innenstadt, wo sie in der Nationalbibliothek am Heldenplatz entscheidende Hinweise aufstöbern und beinahe von den Bösewichten um die Ecke gebracht werden. Doch die Purdues lassen sich nicht aufhalten, bis sie den entscheidenden Hinweis auf die Quelle entdecken …

Weshalb es sich lohnt Klassische Abenteuerfilme sind zuletzt wieder etwas aus der Mode gekommen, nachdem die letzten beiden "Indiana Jones"-Streifen Fans wie Kritiker ziemlich enttäuscht haben. Doch der britische Regisseur Guy Ritchie (u.a. "Sherlock Holmes" mit Robert Downey Jr. und "The Gentlemen") bekam von Apple schlappe 180 Millionen Dollar, um dem Genre neues Leben einzuhauchen.

Und der Brite tat das, was er am besten kann: Tolle Action und eine witzig-lässige Story mit sympathischen Schauspielern und messerscharfen Dialogen zusammen zu mixen und so einen typischen "Guy Ritchie Film" zu schaffen. Da genügend Geld vorhanden war, hetzen seine Helden diesmal nicht von einer Londoner Vorstadt in die andere, sondern quer über die Kontinente. Aber letztlich könnten sie sich auch in einem Warenhaus von Etage zu Etage prügeln, es wäre dennoch immer ein Guy Ritchie-Film.

Auch dunkle, verfallene Tempel gehören zum "Fountain of Youth"-Setting
Auch dunkle, verfallene Tempel gehören zum "Fountain of Youth"-Setting
Apple TV Plus                                                              

Was "Fountain of Youth" sehenswert macht ist die Nonchalance, mit der der Regisseur die hanebüchene Story umsetzt, diese typisch englische Scheißmichnix-Attitüde. Hauptdarsteller John Krasinski, der bereits als Jack Ryan vier Staffeln lang eine hervorragende Figur gemacht hat, ist auch als schlitzohriger Abenteurer glaubwürdig, Natalie Portman sieht man sowieso immer gerne bei der Arbeit zu. Alles in allem 2 Stunden leichte Unterhaltung, viel Kaugummi für die Augen und wer der Handlung nicht immer genau folgen kann, etwa weil er sich rasch einen Gin Tonic mixt, versäumt absolut nichts Entscheidendes.

"Fountain of Youth", Abenteuer. USA 2025, 125 Min., Apple TV+

Und wozu sind wir jetzt genau hier? Molly de Leon, King Princess und Annie Murphy (v.l.) in Staffel 2 von "Nine Perfect Strangers"
Und wozu sind wir jetzt genau hier? Molly de Leon, King Princess und Annie Murphy (v.l.) in Staffel 2 von "Nine Perfect Strangers"
Disney

"Nine Perfect Strangers" Staffel 2/ Amazon Prime

Worum geht's Wer Staffel 1 gesehen hat, kennt das Grundprinzip bereits: Neun Menschen, die sich nicht kennen und alle aus dem einen oder anderen Grund nach einem Neuanfang suchen, kommen in einem abgelegenen Retreat zusammen, um sich von der mysteriösen Russin Masha (Nicole Kidman) seelisch durchkneten zu lassen – und das keineswegs nur mit harmlosen und erlaubten Mitteln.

Anders als in Staffel 1, die in Südkalifornien angesiedelt war, befinden wir uns jetzt allerdings in den Salzburger Alpen, und das mitten im Winter. Kälte, Schnee und die unwirtliche, "entrische" Atmosphäre entwickeln einen ganz besonderen Reiz und verschärfen die Seelenpein, unter der die neun Gäste leiden, noch einmal. Und dann ist da natürlich noch Masha, die sich ebenfalls weiterentwickelt hat.

Weshalb es sich lohnt Staffel 1 beruhte auf einem Roman von Liane Moriarty, das Drehbuch für Staffel 2 wurde nach ihrem Muster selbst gestrickt. Als Produzent fungierte wieder Mastermind David E. Kelley (Ehemann von Michelle Pfeiffer und verantwortlich für Serien-Highlights wie "Ally McBeal", "Boston Legal", "Big Little Lies", "The Lincoln Lawyer" oder "aus Mangel an Beweisen").

Die zweite Staffel ist wesentlich düsterer, und das liegt nicht nur an den nebeligen, verschneiten Alpen, sondern auch an der generellen Atomsphäre. Die neun Fremden haben wieder allerhand Psycho-Kisten im Gepäck und Nicole Kidman als geheimnisvolle Russin ist ohnedies eine Klasse für sich. Ein feiner Aufguss, der gerade genug anders macht als in Staffel 1, um interessant zu bleiben.

"Nine Perfect Strangers", Staffel 2, Mystery, Drama. USA 2025, 8 Episoden à ca. 45 Minuten, Episode 1+2 online, ab 29. Mai jede Woche eine weitere Episode, Amazon Prime

Macht sich als Pup-Wirt ebenso "gut" wie als Farmer: Jeremy Clarkson in Staffel 4 von "Clarkson's Farm" auf Amazon Prime
Macht sich als Pup-Wirt ebenso "gut" wie als Farmer: Jeremy Clarkson in Staffel 4 von "Clarkson's Farm" auf Amazon Prime
Ellis O'Brien Prime Video

"Clarkson's Farm" Staffel 4 / Amazon Prime

Worum geht's Ein weiteres abwechslungsreiches Jahr auf der "Diddly Squat"-Farm von Großbritanniens TV-Liebling Jeremy Clarkson. Sein Vorarbeiter Kaleb ist anderweitig beschäftigt, also holt sich Jeremy die junge Harriet als ebenso fachkundige wie tatkräftige Unterstützung. Auch seine Lebensgefährtin Lisa engagiert sich zunehmend im Betrieb, der aber nach wie vor zu wenig Geld abwirft.

Um hier Abhilfe zu schaffen, kauft Clarkson kurzerhand einen Pub – was sich als abenteuerliche Investition entpuppt. Doch mit vereinten Kräften gelingt es, das Lokal wieder herzurichten und zum Treffpunkt für Fans und Nachbarn zu machen. Und am Ende schaut sogar Prinz William in der Show vorbei, nachdem er eine landwirtschaftliche Veranstaltung in Cornwall besuchte …

Weshalb es sich lohnt Auch Staffel 4 des Publikumshits betrachtet wieder 8 Episoden lang am lebenden Objekt, weshalb es eine schlechte Idee ist, mit zu großem Ego und zu wenig Fachverstand einen Bauernhof zu übernehmen. Doch langsam aber sicher schleift das Landleben das übergroße Ich des TV-Stars ("Grand Tour", "Top Gear") zurecht und Clarkson lernt, dass es Dinge gibt, die ihm einfach über sind. Die Natur und ihre Regeln etwa.

Wie bereits in den Vorgänger-Staffeln, besticht die Reality-TV-Serie vor allem durch die sehr unterschiedlichen und immer sympathischen und authentischen Charaktere im Umfeld von Jeremy Clarkson. Jeder hier ist auf seine Art liebenswert und sehr schrullig. Und auch wenn "Clarkson's Farm" nicht wirklich viel mit dem echten Bauern-Dasein zu tun hat, gelingt es der Serie dennoch, eine Verbindung zwischen Großstadtmenschen und Landbewohnern herzustellen, bei der jeder den anderen am Ende ein bisschen besser versteht. Sympathisch und streckenweise wirklich lustig.

"Clarkson's Farm", Reality-TV. GB 2025, 8 Episoden à ca. 50 Minuten, Episoden 1-4 online, Episoden 5+6 ab 30. Mai, Episoden 7+8 ab 6. Juni, Amazon Prime

Antoinette Dunkerson (Terri J. Vaughn) ist die neue Vizegouverneurin von Mississippi – und die erste Schwarze in diesem Amt. Für Gouverneur Irwin Harper (Robert Craighead) ein gefundenes Fressen – denkt er
Antoinette Dunkerson (Terri J. Vaughn) ist die neue Vizegouverneurin von Mississippi – und die erste Schwarze in diesem Amt. Für Gouverneur Irwin Harper (Robert Craighead) ein gefundenes Fressen – denkt er
Charles “Chip” Bergmann/Netflix

"Tyler Perrys She the People" / Netflix

Worum geht's Nachwuchs-Politikerin Antoinette Dunkerson (Terri J. Vaughn) wird zur ersten schwarzen Vizegouverneurin des erzkonservativen Bundesstaates Mississippi gewählt. Ein gefundenes Fressen für den langjährigen Gouverneur, den schmierigen Irwin Harper (Robert Craighead) – denkt dieser jedenfalls. Doch Antoinette nimmt ihre neue Aufgabe ernst – und hat überhaupt nicht vor, sich von Harper über den Tisch ziehen zu lassen. Zum Glück hat sie ihre sehr extravagante Großfamilie an ihrer Seite, die mit ihr in die offizielle Dienstvilla des Vizegouverneurs zieht und ihrerseits versucht, das beste aus der neuen Rolle von Antoinette zu machen.

Weshalb es sich lohnt Über weite Strecken ziemlich laute, schrille und stark überzeichnete Polit-Comedy, die humormäßig lieber die Axt wählt als die feine Klinge. Aber die durch und durch sympathische Terri J. Vaughn als Vizegouverneurin ist ein wichtiges und schlagkräftiges Asset der Serie, die vom schwarzen Produzenten-Guru Tyler Perry im Zuge eine mehrjährigen Deals mit Netflix erdacht worden ist. Und die Serie öffnet dem ahnungslosen europäischen Zuseher schonungslos die Augen darüber, wie das US-Polit-System funktioniert. Und wie es auf so ziemlich allen Ebenen der Legislative gespielt wird.

Die nun veröffentlichten 8 Episoden sind nur der erste Teil der Premierenstaffel von "She the People", noch einmal weitere 8 Episoden werden am 14. August veröffentlicht. Dann werden wir sehen, wie sich Antoinettes Polit-Karriere entwickelt.

"Tyler Perrys She the People", Komödie. USA 2025, 8 Episoden à ca. 40 Minuten, Netflix

Simone (Milly Alcock, l.) gerät immer mehr unter den Einfluss ihrer Chefin Michaela alias Kiki (Julianne Moore) in der fünfteiligen Netflix-Miniserie "Sirens"
Simone (Milly Alcock, l.) gerät immer mehr unter den Einfluss ihrer Chefin Michaela alias Kiki (Julianne Moore) in der fünfteiligen Netflix-Miniserie "Sirens"
COURTESY OF NETFLIX

"Sirens" / Netflix

Worum geht's Simone (Milly Alcock) hat einen Job als Assistentin der schrägen Millionärs-Gattin Michaela (Julianne Moore), die von allen nur Kiki genannt wird, ergattert. In einem herrschaftlichen Anwesen an der US-Ostküste "darf" Simone sämtliche Anweisungen von Kiki umsetzen. Und auch wenn Kiki dabei immer fordernder und besitzergreifender wird, sieht Simone nur ihren wachsenden Einfluss auf den Rest des Personals und die beruflichen Möglichkeiten, die sie sich von dieser Chance verspricht.

Als ausgerechnet am Labour-Weekend Simones toughe Schwester Devon (Meghann Fahy) auftaucht, stehen die Zeichen bald auf Sturm. Denn Devon will Simone aus der Umarmung der Millionärin lösen – und kommt dadurch selbst immer stärker unter Kikis Druck …

Weshalb es sich lohnt Der Titel der fünfteiligen Miniserie ist nicht zufällig gewählt, Julianne Moore als Millionärin Michaela entwickelt eine Sirenen-gleiche Anziehungskraft auf Simone, der sich diese kaum entziehen kann. Neuankömmling Devon wird da rasch zur Außenseiterin, umso mehr, als Michaele alles daran setzt, Simone nach ihren Vorstellungen zu formen und zu vereinnahmen.

Die Atmosphäre von "Sirens" fängt die anfangs nur sehr hintergründig spürbare Paranoia von Michaela und ihrem Umfeld beeindruckend intensiv ein. Und man fragt sich als Zuschauer öfter, ob dieses schlechte Gefühl, das einen langsam erfasst, eher von den eigenen Ressentiments ausgelöst wird, oder ob man seinen Gefühlen doch vertrauen kann und hier etwas gehört schief läuft …

"Sirens", Comedy, Drama. USA 2025, 5 Episoden à ca. 60 Minuten, Netflix

Martin Kubesch
Akt. 22.05.2025 23:44 Uhr