MoNika Rosen

Besser wird’s nimmer? Wieso bei Banken das Geschäft brummt

Beispiel Deutsche Bank: Im ersten Quartal explodierte der Reingewinn um 39 Prozent. Warum Trump daran schuld ist, wieso Jubel zumindest verfrüht erscheint und Europas Banken sich für härtere Zeiten rüsten. Geld-Expertin Monika Rosen analysiert.

börsenexpertin monika rosen bei einem fototermin in den räumlichkeiten der tageszeitung heute, heute premium, 20231214 foto: helmut graf/tageszeitung heute
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Helmut Graf
Monika Rosen
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Es gibt einen Sektor, der die Zollpolitik von US-Präsident Trump mit einem weinenden und einem lachenden Auge sieht, und das sind die europäischen Banken.

Sand im internationalen Handelsgefüge bedeutet letztlich nichts Gutes für die Unternehmen und damit auch für die Banken, die ihnen Geld leihen. Hingegen wird in "wilden Börsen-Zeiten" im Wertpapierhandel meist gut verdient, das ist auch diesmal nicht anders.

Bleibt also die Frage, wie sehr und vor allem wie lang ein gutes Handelsergebnis die Banken noch vor den Auswirkungen einer wirtschaftlichen Abkühlung abschirmen kann. Geld-Profi Monika Rosen analysiert.

Wie haben die europäischen Bankaktien die Turbulenzen der Aktienmärkte im April überstanden?
Vergleichsweise glimpflich. Trotz eines heftigen Tauchers im April ist der Index der europäischen Banken seit Jahresbeginn immer noch rund 20 Prozent im Plus. Der breite Stoxx 600 Index, in dem 600 europäische Aktien abgebildet sind, kann nur auf einen eher bescheidenen Anstieg von rund 4 Prozent verweisen. Banken haben sich also deutlich besser geschlagen als andere Branchen.

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Was sind die Gründe?
Die Zahlen, die viele Institute für das 1. Quartal 2025 vorgelegt haben, waren mehr als überzeugend. Die Deutsche Bank zum Beispiel verbuchte einen Anstieg im Reingewinn von 39 Prozent und übertraf damit die Erwartungen der Analysten deutlich. Gleichzeitig handelt es sich um das beste Quartalsergebnis für die Deutsche Bank seit 14 Jahren.

Wo genau kam die Dynamik her?
Angetrieben wurde das tolle Ergebnis vor allem vom Investment Banking, also vom Geschäft mit Kapitalmarkttransaktionen (dazu gehört unter anderem der Aktien- und Anleihenhandel). Das ist gut und schlecht …

Was ist problematisch daran?
Das Handelsergebnis einer Bank ist immer starken Schwankungen ausgesetzt. Einmal läuft es super (so wie jetzt), dann wieder nicht.

Warum brummt das Geschäft im Handel derzeit so stark?
Wenn es an den Märkten zu großen Schwankungen kommt, spricht man von einer steigenden Volatilität. Das ist für die Nerven der Anleger zwar eine Belastung, für den Wertpapierhandel aber von Vorteil. Es kommt zu mehr Transaktionen, dadurch wird im Handel mehr verdient.

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Gilt der Umkehrschluss auch?
Ja, durchaus. Wenn an der Börse quasi "nix los" ist, entspricht das zwar dem idealen Szenario für das Vermögensmanagement. Der Anleger will ja schließlich keinen Actionfilm, sondern ein Portfolio, das einen stetigen Wertzuwachs verzeichnet. Im Handel hat man in solchen Phasen aber weniger zu lachen, denn dann geht die Anzahl der Transaktionen zurück, und damit leiden auch die Erträge.

Zurück zur aktuellen Situation der Banken: wie sieht es mit dem Ausblick auf den weiteren Jahresverlauf aus?
Viele Banken haben den Jahresausblick zwar bestätigt, gleichzeitig aber die Rückstellungen für Kreditausfälle angehoben. No na, könnte man sagen.

Warum "no na"?
Angesichts der Zolldrohungen, die aus den USA kommen, äußern sich immer mehr Unternehmen vorsichtig zu den Aussichten für den weiteren Jahresverlauf. Wenn die Unternehmen im internationalen Geschäft zu kämpfen haben, steigt die Gefahr, dass sie ihre Kredite nicht wie geplant bedienen können. Dafür müssen die Banken vorsorgen.

Drohende Kreditausfälle gehören zum Bild einer Rezession …
Absolut. Auch wenn es nicht gleich zu einer Pleite kommt, so werden die Unternehmen in Zeiten wirtschaftlicher Abkühlung zumindest weniger investieren. Die Nachfrage nach Krediten geht zurück. Diesen Effekt kann man in den USA bereits jetzt beobachten.

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Ok, aber in Europa droht doch keine Rezession, oder?
Wenn man sarkastisch ist, könnte man sagen, in Europa nicht, aber leider in Österreich … Nach den Schätzungen der EZB sollte die Eurozone heuer ein Wachstum von 0,9 Prozent schaffen, angetrieben nicht zuletzt durch die steigenden Infrastruktur- und Militärausgaben in Deutschland.

Die Zahlen für das 1. Quartal sind ja schon da …
Ja, in den ersten drei Monaten erreichte die Eurozone ein Wachstum von 0,4 Prozent, das war doppelt so viel wie erwartet.

Was heißt das jetzt für die europäischen Banken?
Dass das Umfeld zwar derzeit gar nicht so schlecht ist, dass sie aber trotzdem die potenziellen Belastungen sehr genau im Auge behalten müssen. Die Banken haben das natürlich verstanden, das zeigen ja auch die steigenden Rückstellungen für Kreditausfälle. Noch läuft es sehr gut, aber man wappnet sich für härtere Zeiten.

Und der Ausblick für die Bankaktien?
Die meisten Analysten stellen die Frage, ob das beste Quartal des heurigen Jahres für die europäischen Banken schon hinter uns liegt. Angesichts der Tatsache, dass die Banken im 1. Quartal der beste Sektor im breiten Stoxx Index waren, zeigt man sich für den weiteren Jahresverlauf zwar nicht pessimistisch, aber ein bisschen vorsichtig.

Monika Rosen war mehr als 20 Jahre bei einer heimischen Großbank tätig, ist Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft und gefragte Spezialistin rund um alle Geldthemen

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