Nach 22 Jahren bekommt die Komödie "Freaky Friday" tatsächlich noch einmal ein Sequel – und gar kein Schlechtes. Der Horrotthriler "Weapons" spielt mit unseren Ängsten. Und den Rest der aktuellen Kino-Woche bestreitet ausnahmslos Frankreich – alors on y va!
Jamie Lee Curtis gehört zu den wandlungsfähigsten Schauspielerinnen Hollywoods – und zu den lustigsten. Die Tochter der Film-Legenden Tony Curtis ("Manche mögens heiß") und Janet Leigh ("Psycho") kann so ziemlich alles spielen, von fies bis gruselig, von gehemmt bis umwerfend komisch. Aber vor allem Letzteres, das spürt man, liegt ihr im Blut.
Das beweist sie einmal mehr in "Freakier Friday", der späten Fortsetzung einer Teenie-Komödie aus dem Jahr 2003. Jamie Lee Curtis und Lindsay Lohan spielen darin Mutter und Tochter, die auf magische Weise in den Körper der jeweils anderen schlüpfen – mit zahlreichen Auswirkungen, die zu Slapstick und Wortwitz geradezu einladen.
Dass das in der Neuauflage, die diese Woche in den heimischen Kinos anläuft, nicht anders ist, versteht sich von selbst. Obwohl – oder vielleicht gerade weil – dieses Mal gleich vier Charaktere in andere Körper schlüpfen …
Ebenfalls diese Woche neu: Der aktuelle Horror-Streifen von Regie-Talent Zach Cregger, "Weapons". Wem sein Horryor-Erstling "Barbarian" gefallen hat, der wird auch mit "Weapons" happy sein. Und dann geht die "Grande Nation" diese Woche gleich mit drei Filmen an den Start. Von heiter bis tiefgründig reicht dabei die Palette der Emotionen. Lassen Sie sich überraschen – viel Spaß dabei!
Worum es geht Die (aus "Freaky Friday" bekannte) mittlerweile erwachsene Anna Coleman (Lindsay Lohan) ist Mutter von Harper (Julia Butters) und bereitet sich auf die Hochzeit mit ihrem Verlobten Eric Davies (Manny Jacinto) vor. Eric hat ebenfalls eine Tochter aus einer anderen Beziehung, Lily (Sophia Hammons). Doch Harper und Lily können sich nicht leiden und kommen sich immer wieder in die Haare.
Nach einem Besuch bei einer Wahrsagerin findet plötzlich ein doppelter Körpertausch statt: Neben Anna und Harper wechseln auch Annas Mutter Tess (Jamie Lee Curtis) und Lily die Körper. Anna und Tess versuchen, ihre Erfahrungen aus dem Körpertausch in "Freaky Friday" zu nutzen, um die Situation zu bewältigen, denn niemand soll merken, dass hier Hülle und Inhalt nicht zusammen passen. Das Auftauchen von Annas ehemaligem Highschool-Schwarm Jake führt schließlich zu weiteren Komplikationen und jeder Menge Chaos.
Lohnt sich das? Der auf dem Roman von Mary Rodgers basierende Film "Freaky Friday" war 2003 ein Erfolg und gilt heute als Kult-Komödie, eine Fortsetzung war dennoch lange nicht in Sicht. Erst 2022 schlug Jamie Lee Curtis der Produktionsfirma Disney eine solche vor, aber die Idee stieß erst auf taube Ohren. Doch sie blieb dran, nachdem sie laut ihren Aussagen von Fans immer wieder darauf angesprochen wurde. Und dem Trend später Sequels folgend, gab Disney 2023 schließlich nach und gab ein Drehbuch in Auftrag.
"Freakier Friday" nimmt die Formel des Originals, verlegt die Handlung in in die Gegenwart und verspricht belanglose, unbeschwerte Unterhaltung für die ganze Familie. Die die "Körpertausch"-Idee auf eine neue Ebene hebt - immerhin gibt es diesmal gleich vier "falsche Identitäten". Im Zentrum steht bei aller Blödelei die durchaus interessante Frage: Wie fühlt es sich an, jemand anderes zu sein?
Der Cast ist diverser geworden, sonst bleibt vieles beim Alten, mit Nisha Ganatra ("Late Night") wurde eine talentierte Regisseurin verpflichtet, die ihr Können im Komödienfach bereits unter Beweis gestellt hat. Wer "Freaky Friday" mochte, wird wohl auch an "Freakier Friday" seinen Spaß haben. US-Kritiken lobten den Unterhaltungswert und das Zusammenspiel von Lohan und Curtis, bemängelten aber diverse Logik-Löcher. Aber nach solchen sollte man ohnehin nicht suchen, wenn man eine Fantasy-Comedy ansehen möchte.
"Freakier Friday", Komödie. USA 2025, 111 Minuten, ab 7. August im Kino
Worum es geht Der Eisenbahnarbeiter Pierre (Vincent Lindon) hat sein Leben lang gearbeitet, um seinen beiden Söhnen Fus (Benjamin Voisin) und Louis (Stefan Crepon) eine bessere Zukunft zu bieten. Der Lohn sind ein veritables Eigenheim am Pariser Stadtrand und eine solide Existenz. Doch dann schlug das Schicksal zu, Pierre verlor seine Frau, seine Söhne ihre Mutter und er musste sie alleine großziehen. Er arbeitet deshalb in der Nacht, um weiterhin für sie da zu sein.
Beide Söhne sind Anfang 20, sonst aber recht verschieden. Louis ist ein begabter Schüler und möchte studieren, sogar an der Sorbonne in Paris wurde er angenommen. Fus hingegen hat nur eine Lehre als Metallarbeiter abgeschlossen und sieht selbst keine Zukunftperspektive. Er kämpft mit sich und findet in einer Gruppe von Rechtsradikalen und Faschisten Anschluss, die ihm scheinbar Halt geben. Von seiner Familie entfremdet er sich immer mehr.
Vater Pierre ist strikt gegen diese neuen Bekanntschaften und will Fus davon abbringen, doch der versinkt immer weiter in seinem erst stillen, dann zunehmen aggressiven und gewalttätigen Hass gegen die Gesellschaft, das "System" und letztlich auch gegen seinen Vater. Schließlich setzt Fus nicht nur seine eigene Zukunft aufs Spiel, sondern auch die seiner Familie.
Lohnt sich das? Das französische Drama von Delphine und Muriel Coulin feierte seine Premiere 2024 bei den Festspielen von Venedig, wo Hauptdarsteller Vincent Lindon mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet wurde. "Mit dem Feuer spielen" zeichnet sich durch seine triste Stimmung aus, es ist das Gegenteil eines Feelgood-Films und behandelt hochaktuelle, aber schwere Themen.
Im Zentrum steht dabei der von Vincent Lindon großartig gespielte Vater, der mit sich und seinem Sohn hadert und an die Grenzen dessen kommt, was Vaterliebe ausrichten kann. Beeindruckend an dem Film ist vor allem, wie er das sehr reale Phänomen porträtiert, wie junge, orientierungslose Menschen in falsche Kreise kommen, in Verschwörungstheorien und Rassismus versinken und sich rechten Bewegungen anschließen, die Gemeinschaft bieten und eine "Lösung" versprechen. "Mit dem Feuer spielen" bietet hingegen keine Antworten und Lösungen, aber ist eine stille Anklage gegen die, die von diesem rechten Irrsinn profitieren.
"Mit dem Feuer spielen", Drama. Frankreich 2024, 110 Minuten, ab 8. August im Kino
Worum es geht Sandra (Valeria Bruni Tedeschi) ist eine alleinstehende Frau Mitte 50, sie war nie verheiratet und hat keine Kinder und wird deshalb von ihrer Schwester, die fünf Kinder hat, regelmäßig aufgezogen. Ihr ganzer Stolz ist ihre "feministische Buchhandlung", in der sie regelmäßig Lesungen veranstaltet und sich selbst verwirklichen kann.
Als bei ihrer Nachbarin Cecile, die ihr zweites Kind erwartet, die Wehen einsetzen, bittet sie Sandra kurzerhand, auf ihren sechsjährigen Sohn Elliot aufzupassen. Der versteht sich auf Anhieb gut mit Sandra und baut eine Bindung zu ihr auf. Spät am Abend taucht Alex (Pio Marmai) auf, Ceciles Mann, um Elliot (der nicht sein Kind ist) abzuholen. Er ist am Boden zerstört, da Cecile bei der Geburt gestorben ist.
Alex versucht sein Bestes, sich zusammenzureißen, um sich um seine neue Tochter und seinen Stiefsohn Elliot zu kümmern, doch er verzweifelt zunehmend an der Situation. Sandra unterstützt ihn in dieser schwierigen Zeit, wird für Elliot die wichtigste weibliche Bezugsperson und entdeckt so auch neue Seiten an sich selbst.
Lohnt sich das? Bei "Was uns verbindet" handelt es sich um ein französisches Drama, das letztes Jahr bei mehreren Festivals, darunter auch in Venedig, lief. Der Film beginnt traurig und niederschmetternd, wandelt sich mit der Zeit aber zu einem durchaus interessanten, optimistischen Porträt des Lebens mit all seinen Auf und Abs, unerwarteten Schicksalsschlägen und zwischenmenschlichen Verbindungen, die das Leben lebenswert machen.
Etwas problematisch ist die Konstruktion des Drehbuchs, weil sich der Film über weite Strecken nicht wirklich entscheiden kann. Zuerst steht Sandra im Mittelpunkt, im Mittelteil schwenkt der Fokus zu Alex, zu seinem Kampf, mit dem Tod seiner Frau klarzukommen, seiner Annäherung an Sandra und das Kennenlernen einer neuen Partnerin. Und am Ende steht dann doch wieder Sandra mehr im Fokus.
"Was uns verbindet" hätte sich vielleicht besser entscheiden sollen, wer nun der Haupt-Protagonist sein soll. Andererseits heißt der Film im französischen Original "L'attachement", also etwa "Bindung" oder "Verbundenheit". Man könnte ihn auch so verstehen, dass er einfach menschliche (Ver)Bindungen unterschiedlichster Art darzustellen und zu ergründen versucht.
Am Ende ist die Aussage des Films, dass das Leben lebenswert ist und dass menschliche Verbindungen, wie auch immer sie aussehen, ob sie klassisch-traditionellen Rollenbildern folgen oder sich außerhalb irgendwelcher Konventionen gestalten, das Leben erst ausmachen. Notiz am Rande: Wie bereits die ersten beiden vorgestellten Titel, wurde auch "Was uns verbindet" mit Carine Tarideu von einer weiblichen Regisseurin realisiert.
"Was uns verbindet", Drama. Frankreich 2024, 106 Minuten, ab 7. August im Kino
"Weapons – Die Stunde des Verschwindens"
In einer Nacht ändert sich für die Menschen in der US-Kleinstadt Maybrook alles: Um 2.17 Uhr verschwinden 17 Schüler spurlos. Der Grundschullehrerin Justine Gandy (Julia Garner) fällt nichts Besseres ein, als zu behaupten, dass sie von den Geistern der Vermissten heimgesucht wird, und so wird sie zur Verdächtigen, von der die Eltern und auch die Behörden Antworten wollen. Nur ein Vater, Archer Graff (Josh Brolin), glaubt ihr und ermittelt auf eigene Faust.
Autor-Regisseur Zach Cregger gelang 2022 mit "Barbarian" ein echter Horror-Geheimtipp, diesmal durfte er mit größerem Budget und namhaften Stars arbeiten. Die Testvorführungen in den USA waren so positiv, dass "Weapons" einen größeren Kinostart im Sommer bekam. Horrorfans dürfen sich jedenfalls auf einiges gefasst machen.
"Weapons", Horror-Thriller. USA 2025, 128 Minuten, ab 8. August im Kino
"Marcello Mio"
Chiara ist Schauspielerin und die Tochter von Marcello Mastroianni und Catherine Deneuve. In einem Sommer gerät ihr eigenes Leben aus den Fugen – und sie stellt sich vor, ihr Leben als Marcello weiterzuführen. Sie kleidet sich wie er, spricht wie er – mit einer solchen Überzeugung, dass die Menschen um sie herum schließlich damit beginnen, sie wirklich "Marcello" zu nennen.
"Marcello Mio", Komödie. Frankreich 2024, 120 Minuten, ab 8. August im Kino