Nach 30 Jahren Pause zieht Hollywoodstar Adam Sandler wieder Trainingshose und Wanderschuhe an – und geht auf den Golfplatz. Die Fortsetzung der pubertären Brachial-Komödie "Happy Gilmore" locht nach dem selben Erfolgsrezept ein. Ab sofort auf Netflix.
Als Adam Sandler 2019 mit "Der schwarze Diamant" (Regie: Ben & Josh Safdie) einen seiner Ausflüge ins ernste Fach machte, erwartete er nichts weniger als einen Oscar für seine Darstellung. Seine Kritiker ließ er wissen: Wenn es diesmal keinen Oscar gibt, würde er mit einem Film zurückkehren, der mit Absicht schlecht sei, nur um ihnen eins auszuwischen.
Es kam, wie es kommen musste: Der Oscar blieb aus, sein nächster Film war "Hubie Halloween". Die Agenda, mit Absicht miese Filme zu drehen, lässt sich seither trotz Ausnahmen wie "Hustle" (2022) nicht von der Hand weisen, ob nun als Produzent oder Schauspieler.
Mit Absicht schlecht Was Sandlers Projekte, die seit Jahren ausschließlich auf Netflix realisiert werden, von unabsichtlich schlechter Filmkunst, die durch Mangel an Talent hervorgebracht wird, unterscheidet, ist die Tatsache, dass hier mit voller Absicht "Low-Brow"-Humor und schlechter Geschmack zur Maxime erhoben und zelebriert werden.
Pubertärer Humor Sandler ist kein untalentierter Drehbuchautor und auch kein schlechter Schauspieler, wenn er denn will (siehe neben "Der schwarze Diamant" etwa auch "Punch Drunk Love" oder "The Meyerorwitz Stories"). Doch er scheint zu großen Spaß daran zu haben, seinen Kritikern genau das zu geben, was sie erwarten. Und mit seiner Crew, zu der seit Jahren die selben Personen gehören, pubertärer Gags zu frönen.
More of the same Nicht viel anders ist das erwartungsgemäß in "Happy Gilmore 2", in dem Sandler – 30 Jahre nach dem ersten Film – in seine Rolle als tollpatschiger, unkonventioneller, aber erfolgreicher Golfer zurückkehrt. Neben Sandler sind Haley Joel Osment, Christopher McDonald und Benny Safdie in Hauptrollen zu sehen – bei Letzterem revanchiert sich Sandler augenscheinlich für die Hauptrolle im bereits erwähnten Film "Der schwarze Diamant".
"Sandlerversum" Wie üblich dürfen auch alte Bekannte aus dem "Sandlerversum" in "Happy Gilmore 2" auftreten: Ben Stiller, Nick Swardson, Steve Buschemi, Dennis Dugan (der Regisseur des ersten Films) und Rob Schneider bekommen ihre Cameos, während mit Margaret Qualley, Eminem, Travis Kelce, Bad Bunny und John Daly weitere namhafte (Golf-)Stars zu sehen sind. Schließlich dürfen auch Sandlers eigene Töchter Sadie und Sunny sowie seine Frau Jackie nicht fehlen.
Worum geht es? Seit der Handlung von "Happy Gilmore", dem ersten, Film sind drei Jahrzehnte vergangen, und auch Happy Gilmore ist folglich 30 Jahre älter. Nach seinen Erfolgen als Golfer meinte es das Leben zunächst gut mit ihm, er heiratete, bekam vier Söhne und eine Tochter und alles schien perfekt. Doch auf seiner Abschiedstour traf ein von Gilmore geschlagener Golfball seine geliebte Frau Virginia (Julie Bowen), die daraufhin starb. Tragisch. Happy begann zu trinken, verlor sein Anwesen und sein Ansehen. Und hat seither keinen Golfschläger mehr angerührt.
Comeback mit Hindernissen Der megalomanische Financier Frank Manatee (Safdie) bietet Gilmore die Chance auf ein Comeback: Er soll der Star der neu gegründeten "Maxi Golf"-Liga werden, die mit schnellerem Spiel und allerlei Innovationen lockt. Das Geld könnte Happy gut brauchen, da sein Tochter Vienna (Sunny Sandler) als talentierte Tänzerin die Chance auf ein Stipendium in Paris hat, das aber nicht günstig ist. Doch Gilmore hat keine Lust. Und auch sein Talent ist mehr als eingerostet. Die Trinkerei hilft natürlich auch nicht.
Tradition vs. Innovation Schließlich greift Gilmore doch wieder zum Golfracket und lässt sich für ein klassisches PGA-Turnier einschreiben, um das nötige Geld für Viennas Stipendium zu gewinnen. Da fordert Manatee die Old School-Golfer zu einem Duell heraus: Die besten fünf "Traditionalisten" gegen seine fünf Top-Spieler. Durch Zufall rutsch auch Happy Gilmore, der inzwischen sein Talent wiedergefunden hat, in die finale Auswahl. Und muss plötzlich um die Zukunft seines Sports spielen.
Kein guter Film, aber … Soviel vorweg: "Happy Gilmore 2" ist kein guter Film. Seine größte Schwäche ist das Drehbuch, das stellenweise schlicht schlampig geschrieben ist. Das mangelnde Bemühen der Autoren, zu denen auch Sandler selbst zählt, ist an jeder Stelle bemerkbar. Dann sind da aber auch die gewohnten Gags "unter der Gürtellinie", der infantile Slapstick-Humor, der den Film immer wieder vor dem Totalabsturz rettet (vorausgesetzt, man kann damit etwas anfangen). Und produktionstechnisch hat Netflix auch keine Mühen gescheut.
… trotzdem passabel Als Fortsetzung, also weiteres, "spätes Sequel" erfüllt "Happy Gilmore 2" trotzdem die Pflicht, auch wenn er nicht an das Original von Dennis Dugan anschließen kann, das tatsächlich kein übler Film ist. Und auch nicht an andere Mainstream-Komödien von/mit Sandler aus den letzten Jahren, wie etwa "Murder Mystery 2", bei dem man sich wirklich bemüht hat.
"Sandlerismus" für Kenner Für Sandler-Fans und -Kenner gibt es trotzdem genug "Sandlerismus" im neuen Film: Kreative, witzige, schräge, ulkige Einfälle, Gags, Slapstick-Einlagen, für die der Comedian von seinen Anhängern geschätzt wird. Und für alle anderen einen zwar anspruchslosen, aber zeitweise doch unterhaltsamen Film, den man nebenbei streamen kann, wenn man Zerstreuung sucht.
Fazit Adam Sandlers "Mission", mit Anlauf schlechte Filme zu drehen, scheint noch nicht abgeschlossen. Man würde sich trotzdem etwas mehr Ernsthaftigkeit bei der Umsetzung wünschen. "Intentionally bad" ist nicht dasselbe wie "just bad". Und schlechte Filme gibt es ja bereits genug auf der Welt.
"Happy Gilmore 2", Komödie. USA 2025, 117 Minuten, Netflix