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Terror am Bondi Beach

Die Opfer: Ein 10-jähriges Kind und ein 87-jähriger Holocaust-Überlebender

Mindestens 16 Todesopfer, ein Vater (50) und sein Sohn (24) als mutmaßliche Schützen: Das antisemitische Massaker an Australiens berühmtesten Strand schockiert die Welt und wirft Fragen auf. Etwa: Wohin führt der Judenhass, der sich über die Welt ausbreitet?

Eine Mahnwache mit Kerzen, wenige Stunden nachdem zwei bewaffnete Männer Menschen erschossen hatten
Eine Mahnwache mit Kerzen, wenige Stunden nachdem zwei bewaffnete Männer Menschen erschossen hattenAPA-Images / AFP / JOHN WESSELS
The Economist
Akt. 15.12.2025 00:41 Uhr

Mehr als tausend Menschen versammelten sich am 14. Dezember, dem ersten Abend von Chanukka, am Bondi Beach in Sydney, um das Anzünden der Menora zu beobachten. Kinder mit bemalten Gesichtern drängten sich in einem Streichelzoo. Familien hielten Luftballons und Seifenblasenstäbe in den Händen.

Doch als die Sonne unterging, schossen zwei schwarz gekleidete Männer mit langläufigen Schusswaffen aus Positionen direkt außerhalb des Strandparks, in dem die Veranstaltung stattfand, in die Menge.

Die beiden töteten mindestens 16 Menschen und verletzten 40 weitere, darunter zwei Polizisten. Unter den Opfern sind ein zehnjähriges Kind und ein 87 Jahre alter russischer Holocaust-Überlebender, bestätigte die Polizei. Er soll sich schützend vor seine Frau gestellt haben, die beiden waren 57 Jahre verheiratet.*

Auch Eli Schlanger starb, ein prominenter lokaler Rabbiner und Organisator der Veranstaltung.

Anthony Albanese, Australiens Premierminister, bestätigte, dass es sich bei dem Massaker um einen „gezielten Angriff auf jüdische Australier” handelte. Er bezeichnete den Angriff als „terroristischen Vorfall”; diese Einstufung gibt den Behörden zusätzliche Befugnisse, Verdächtige zu befragen und festzunehmen.

Der Angriff ist einer der schlimmsten Amokläufe in der modernen Geschichte Australiens, auch wenn die endgültige Zahl der Opfer erst in einigen Tagen feststehen wird. Und ohne den immensen Mut der Umstehenden hätte er noch tödlicher ausgehen können.

Ein Video zeigt einen Mann in einem weißen T-Shirt, der sich hinter einem Auto an einen der Schützen heranschleicht und ihm dann das Gewehr entreißt. "Dieser Mann ist ein echter Held", sagte Chris Minns, der Premierminister von New South Wales. "Ich habe keinen Zweifel daran, dass viele, viele Menschen heute Abend dank seiner Tapferkeit noch am Leben sind."

Der Held des Tages ist inzwischen identifiziert. Er ist Gemüsehändler, Vater von zwei Kindern und liegt verletzt im Krankenhaus, wo er wegen Schussverletzungen an Arm und Hand operiert wurde. Der zweite Täter hatte ihn angeschossen.

Der Angriff endete, als die Polizei einen der mutmaßlichen Schützen tötete und einen zweiten mutmaßlichen Angreifer, der schwer verletzt sein soll, festnahm.

In einer Pressekonferenz am Montagmorgen (Ortszeit) bestätigte Mal Lanyon, Polizeichef von New South Wales, dass es sich bei den Tatverdächtigen um Vater und Sohn handelt, 50 und 24 Jahre alt. Der Ältere wurde von der Polizei getötet.

Die Polizei bestätigte später, dass bei der Durchsuchung eines Rucksacks mehrere improvisierte Sprengsätze gefunden wurden. Sie  befanden sich in einem in der Gegend zurückgelassenen Fahrzeugs, das mit den Angreifern in Verbindung steht. Die Absicht war also eindeutig, noch größere Zerstörungen anzurichten, als bereits geschehen.

Australiens Premierminister Anthony Albanese sprach von einem „gezielten Angriff auf jüdische Australier”
Australiens Premierminister Anthony Albanese sprach von einem „gezielten Angriff auf jüdische Australier”
Reuters

Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen im Oktober 2023 gab es in Australien eine Reihe antisemitischer Vorfälle, darunter Brandanschläge auf Synagogen.

Im August wies Australien den iranischen Botschafter aus, nachdem glaubwürdige Geheimdienstinformationen darauf hindeuteten, dass der Iran mindestens zwei Brandanschläge auf australischem Boden (auf ein jüdisches Geschäft und eine Synagoge) finanziert und angeordnet hatte. Es war die erste Ausweisung dieser Art seit dem Zweiten Weltkrieg.

Im Februar erklärte Mike Burgess, der Chef des australischen Inlandsgeheimdienstes, dass die Bekämpfung des Antisemitismus aufgrund der "Lebensgefahr, die wir in diesem Land erleben", zur obersten Priorität seiner Behörde geworden sei.

Am 14. Dezember teilte er Reportern mit, dass einer der mutmaßlichen Angreifer in Bondi dem Geheimdienst bekannt sei. Er fügte hinzu: „Natürlich müssen wir untersuchen, was passiert ist.”

Muslimische Gruppen verurteilten den Terroranschlag. „Diese Gewalttaten und Verbrechen haben in unserer Gesellschaft keinen Platz”, erklärte der Australian National Imams Council in einer Stellungnahme. „Die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden und mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden.”

Tatort-Forensiker am Bondi Beach in Sydney, einem der berühmtesten Strände der Welt
Tatort-Forensiker am Bondi Beach in Sydney, einem der berühmtesten Strände der Welt
Reuters

In den kommenden Tagen wird es zweifellos auch zu einer erneuten Debatte über Schusswaffen kommen. Massenmorde sind in Australien sehr selten; ein Grund dafür sind die strengen Waffengesetze des Landes (die international allgemein gelobt werden).

Automatische und halbautomatische Waffen wurden 1996 weitgehend verboten, nachdem ein Amokläufer bei einem Anschlag in der tasmanischen Stadt Port Arthur 35 Menschen getötet hatte. Damals kaufte die Regierung Hunderttausende von Schusswaffen von der australischen Bevölkerung zurück.

Laut einem im Januar veröffentlichten Bericht des Thinktanks Australia Institute sind in Australien seit fünf Jahren aber insgesamt mehr Waffen registriert als vor dem Massaker von Port Arthur. Es ist zu erwarten, dass dieses Thema noch viel diskutiert werden wird.

* Aktualisiert

"© 2025 The Economist Newspaper Limited. All rights reserved."

"From The Economist, translated by www.deepl.com, published under licence. The original article, in English, can be found on www.economist.com"

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