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Neu im Kino

Diese Woche sehen wir auf der Leinwand Rot

43 Jahre nach dem ersten Film, kommt mit "Tron: Ares" eine Fortsetzung des visionären Science-Fiction-Stoffes ins Kino, bildgewaltig und inhaltlich am Puls der Zeit. Außerdem diese Woche neu: "Amrum", ein einfühlsamer Rückblick auf Deutschland im Jahr 1945.

Jodie Turner-Smith als Athena, Ares' "Stellvertreterin" im neuen Disney-Spektakel "Tron: Ares"
Jodie Turner-Smith als Athena, Ares' "Stellvertreterin" im neuen Disney-Spektakel "Tron: Ares"Leah Gallo
Christian Klosz
Akt. 08.10.2025 22:57 Uhr

Als sich Ende der 1970er-, Anfang der 1980er-Jahre im Sog des Erfolges von "Star Wars" und Ridley Scotts "Alien" auch andere Hollywood-Studios zunehmend an Science-Fiction Stoffen versuchten, ging man bei Disney ein für damalige Verhältnisse gewaltiges Wagnis ein. Der Mäuse-Konzern, der sein Geld mit putzigen Zeichentrickfilmen und zweitklassigen Real-Filmen machte, wollte mit einem Schlag den Sternenkriegern und Weltraummonstern Konkurrenz machen.

Gleich zwei Science-Fiction Stoffe wurden damals aufwändig und um riesige Summen realisiert. Einmal 1979 die er unbeholfene "Star Wars"-Kopie "Das schwarze Loch" mit Maximilian Schell als Bösewicht. Der Film bekam mit 20 Millionen Dollar das doppelte Budget von "Star Wars" spendiert, floppte aber an der Kinokasse grausam und ist heute zurecht vergessen.

Und 1982 der fast schon experimentell anmutende Streifen "Tron" mit dem jungen Jeff Bridges ("The Big Lebowski", "The Old Man") als Computergenie, das sich physisch in ein Computerprogramm begibt, um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Obwohl der Stoff damals nur in Maßen zündete und der Film alles andere als ein Reißer wurde, genießt er bei Science-Fiction-Fans heute Kultstatus.

Denn in "Tron" wurden zum einen erstmals lange Sequenzen per Computer animiert. Und der Film erwies sich zudem mit seiner Sicht auf Computersysteme als geradezu prophetisch. Dass Disney den Stoff danach trotzdem lange liegen ließ, erscheint aus heutiger Sicht unverständlich. Erst 2010 folgte mit "Tron: Legacy" eine Fortsetzung, die es auf mehr als 400 Millionen Dollar Einspielergebnis brachte.

Dennoch ließ man sich für den Nachfolger weitere 15 Jahre Zeit. Diese Woche startet "Tron: Ares" in den heimischen Kinos. Und im Fahrwasser des weltweiten KI-Hypes, scheint das Hauptthema der "Tron"-Serie – die immer dichtere Verknüpfung zwischen realer und kybernetischer Welt – endlich "angekommen" zu sein. Was vom dritten Film aus dem "Tron"-Universum zu halten ist, lesen Sie hier.

Außerdem neu: "Amrum", die einfühlsam verfilmte Lebensgeschichte des Autors und Regisseure Hark Bohm, in Szene gesetzt von Fath Akin ("Gegen die Wand"). Der Film, angesiedelt auf der gleichnamigen Nordseeinsel, führt zurück ins Deutschland des Jahres 1945 und erzählt aus der Sicht eines Kindes von den Veränderungen und Umbrüchen jener Zeit. Großes Kino, das zunächst in CAnnes lief und inzwischen ins Rennen um einen Oscar geschickt wurde. Viel Spaß in der neuen Kino-Woche!

Ares (Jared Leto) sieht aus wie ein Mensch, ist aber eigentlich ein Computerprogramm … oder so. "Tron: Ares" setzt die Tron-Saga fort
Ares (Jared Leto) sieht aus wie ein Mensch, ist aber eigentlich ein Computerprogramm … oder so. "Tron: Ares" setzt die Tron-Saga fort
Leah Gallo

"Tron: Ares"

Worum es geht Ares (Jared Leto) ist ein hochentwickeltes Programm aus der digitalen Welt des "Grids", er sieht aus und verhält sich wie ein Mensch. Seine Vorstellung ist ein bahnbrechendes Ereignis: Denn es ist der erste direkte Kontakt zwischen digitaler und physischer Welt. Dahinter steckt Konzernchef Julian Dillinger (Evan Peters), Enkel von Ed Dillinger, seinerseits einst der größte Rivale des "Grid"-Erfinders Kevin Flynn (Jeff Bridges).

Der junge Dillinger will die fortgeschrittenen Möglichkeiten der Technologie nutzen, um KI-Wesen als "bessere, unkaputtbare Soldaten" zu verkaufen und damit viel Geld zu machen, Ares ist sein "Testballon". Das Problem: Der Prototyp überlebt seine Ausflüge in die reale Welt jeweils nur für 29 Minuten - dann "zerfällt" er in seine digitalen Einzelteile. Ein spezieller Code ist nötig, um die Verwandlung permanent zu machen, den hat aber Flynn einst im System versteckt.

Elisabeth Dillinger (Gillian Anderson) und ihr Sohn Julian (Evan Peters) wollen mit KI-Kämpfern ein Vermögen machen
Elisabeth Dillinger (Gillian Anderson) und ihr Sohn Julian (Evan Peters) wollen mit KI-Kämpfern ein Vermögen machen
Leah Gallo

Als die Programmiererin Eve Kim (Greta Lee), Flynns Nachfolgerin beim Konzern ENCOM, diesen entdeckt, stattet ihr Ares im Auftrag Dillingers einen Besuch ab – er soll den Code sicherstellen. Womit sein "Meister" aber nicht gerechnet hat: Die KI scheint plötzlich ein eigenes Bewusstsein und einen eigenen Willen zu entwickeln …

Lohn sich das? "Tron: Ares" ist der dritte Spielfilm im "Tron"-Universum und versteht sich als eigenständiger Nachfolger von "Tron: Legacy" aus dem Jahr 2010 (damals übrigens der Debütfilm des späteren "Top Gun: Maverick"-Regisseurs Joseph Kosinski). Der "Tron"-Originalfilm aus dem Jahr 1982 basierte auf einer Idee von Steven Lisberger und wurde ob seiner damals bahnbrechenden Optik – es war der erste Einsatz von CGI (Computer-generierte  Bilder) in einem Mainstream-Film – zum Kult.

Im nun erscheinenden dritten Teil der Reihe, der eher Re-boot als Sequel ist, läuft die Geschichte in die umgekehrte Richtung: Verfrachtete  sich in Teil 1 Jeff Bridges in die digitale Welt, greift nun die KI auf die reale Welt über.

Die Entwicklung von "Tron: Ares" startete bereits 2010, verzögerte sich aber aufgrund von Drehbuchänderungen, Regisseurwechsel und dem Hollywood-Streik. Lange Zeit sah es nicht danach aus, als würde der Film überhaupt noch fertig werden. Schließlich begannen die Dreharbeiten aber aber doch noch Ende 2023 in Vancouver.

Ist auch in Teil 3 mit von der Partie: Jeff Bridges, mittlerweile auch schon 75, als Computergenie Flynn
Ist auch in Teil 3 mit von der Partie: Jeff Bridges, mittlerweile auch schon 75, als Computergenie Flynn
DISNEY

"Tron: Ares" setzt, wie seine Vorgänger, auf Optik und Schauwerte: Visuell ist das Ergebnis durchaus ansprechend, neonrote Visuals, rasante Action-Szenen und der Soundtrack von Nine Inch Nails hinterlassen ihre Wirkung. Trotzdem erhielt der Film gemischte Reaktionen: Kritiker und Zuschauer bemängelten das Drehbuch, aber auch Jared Letos Darstellung der "menschlichen KI".

Die Idee von "Tron: Ares" hätte sich eigentlich als ideale Grundlage für tiefgründige Reflexionen zum aktuellen KI-Hype, seinen Chancen und Risiken angeboten. "Tron: Ares" bleibt aber meist oberflächlich und fokussiert sich zu sehr auf die Actionszenen. Schade.

"Tron: Ares", Science-Fiction. USA 2025, 119 Minuten, ab 9. Oktober im Kino

Die Wochen und Monate vor und nach dem Zusammenruch des Dritten Reichs sind des Thema des sensiblen Dramas "Amrum"
Die Wochen und Monate vor und nach dem Zusammenruch des Dritten Reichs sind des Thema des sensiblen Dramas "Amrum"
Warner Bros.

"Amrum"

Worum es geht Es ist Frühling 1945, die letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs sind angebrochen: Auf der nordfriesischen Insel Amrum lebt der zwölfjährige Nanning Bohm (Jasper Billerbeck) gemeinsam mit seiner schwangeren Mutter Hille (Laura Tonke), einer glühenden Nationalsozialistin, seiner Tante und seinen beiden Geschwistern. Gemeinsam mussten sie aus dem zerbombten Hamburg gen Norden fliehen, der Vater sitzt als hoher NS-Funktionär inzwischen weit weg von ihnen bereits in Kriegsgefangenschaft.

Als Hitler stirbt, der Krieg und das Dritte Reich enden, bringt die Mutter ihr viertes Kind auf die Welt – und versinkt in tiefer Depression. Sie isst nichts mehr, wird lethargisch, kommt kaum noch auf. Nanning, der liebende Sohn, versucht sein Bestes, sich um sie zu kümmern: Sie wünscht sich nichts mehr als ein Stück Weißbrot mit Butter und Honig, doch Lebensmittel sind rar in der kriegsgebeutelten Gegend.

Onkel Theo (Matthias Schweighöfer) wird zu einer prägenden Gestalt für den jungen Nanning (Jasper Billerbeck)
Onkel Theo (Matthias Schweighöfer) wird zu einer prägenden Gestalt für den jungen Nanning (Jasper Billerbeck)
Warner Bros.

Das Honigbrot für die geliebte Mutter wird fortan zu Nannings Mission: Er tauscht Fisch, Feldfrüchte oder selbst gesammelte Kostbarkeiten gegen die Nahrungsmittel ein. Dabei schließt er auch Freundschaft mit dem Robben-Fischer Sam Gangsters, der ihn mit den besonderen geografischen Gegebenheiten Nordfrieslands und dem eigenwilligen Charakter seiner Bewohner vertraut macht.

Lohnt sich das? Regisseur Fatih Akin ("Gegen die Wand", "Der goldene Handschuh") setzt seinen Hürdenlauf durch die Filmgenres fort und liefert diesmal eine Mischung aus (Nach-)Kriegsdrama und sensibler Coming-of-Age-Story, die in Cannes 2025 Premiere feierte. Das Drehbuch für "Amrum" schrieb Akin gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Hark Bohm. Der Autor und Regisseur verarbeitet darin seine eigenen Erfahrungen als Kind und Jugendlicher in der Nachkriegszeit in Norddeutschland.

Das zentrale Thema des Films ist der Verlust der Unschuld – Akin ließ sich laut eigenen Aussagen auch von Rob Reiners "Stand by me" inspirieren – und die Auseinandersetzung mit der Frage, wie die Nachfahren von NS-Tätern und -Anhängern mit ihrem dunklen Erbe umgehen (sollen). Im Fokus steht dabei der junge Nanning, der Zeuge wird, aber nur im Ansatz verstehen kann, was um ihn geschieht.

"Amrum" kreist dabei um den Leitsatz "Du bist nicht schuld, aber du hast dennoch damit zu tun": Obwohl der Junge aufgrund seines Alters keine Schuld und Verantwortung an der nationalsozialistischen Vergangenheit seiner Eltern trägt, kann er sich deren Erbe und den damit verbundenen Fragen nicht entziehen.

Die kalte, karge Landschaft Nordfrieslands fungiert als Kontrapunkt zur emotional diffizilen Erzählung von "Amrum"
Die kalte, karge Landschaft Nordfrieslands fungiert als Kontrapunkt zur emotional diffizilen Erzählung von "Amrum"
Warner Bros.

Nanning muss in den Trümmern der Gegenwart, die nur langsam zur Vergangenheit wird, seinen eigenen moralischen Kompass finden. Als Kontrapunkt zu der emotional sensibel und diffizil gestalteten Erzählung, fungiert die kalte, karge Landschaft Nordfrieslands. Auch wenn es im Wettbewerb von Cannes keine Preise für "Amrum" gab, zeigte sich die Kritik begeistert. Mittlerweile ist der Film auch Deutschlands Kandidat für den Auslands-Oscar bei der Preisverleihung 2026.

"Amrum", Drama. Deutschland 2025, 100 Minuten, ab 10. Oktober im Kino

Außerdem neu im Kino:

"Blum – Masters of Their Own Destiny"
Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete der bosnisch-jüdische Unternehmer Emerik Blum im ländlichen Bosnien und Herzegowina das Unternehmen Energoinvest: Er nutze die geografische und politische Lage zwischen Ost und West, zwischen Sozialismus und Kapitalismus, um ein weltweit einzigartiges Geschäftsmodell zu kreieren, das auf der Mitbestimmung der Arbeiter in der Unternehmensführung, Selbstverwaltung und Gewinnverteilung basierte. Der Film porträtiert das Projekt und seinen Erfinder über Interviews und Archivaufnahmen.

"Blum – Masters of Their Own Destiny", Dokumentation. Belgien 2024, 75 Minuten, ab 10. Oktober im Kino

Emerik Blum (r.) mit dem starken Mann Jugoslawiens, Marschall Tito (Mitte): "Blum – Masters of Their Own Destiny"
Emerik Blum (r.) mit dem starken Mann Jugoslawiens, Marschall Tito (Mitte): "Blum – Masters of Their Own Destiny"
Filmdelights

"Loveable"
Die 40-jährige Maria (Helga Guren) jongliert erfolgreich ihr Leben mit vier Kindern, einer fordernden Karriere und einem ständig abwesenden Ehemann. Als der plötzlich die Scheidung verlangt, bricht ihre Welt zusammen: Sie fragt sich, ob sie denn je "liebenswürdig" gewesen sei. Maria muss sich mit ihrer Vergangenheit und destruktiven psychischen Mustern konfrontieren, um die Trennung verarbeiten zu können – und sich selbst (neu) zu finden. Vielfach ausgezeichnetes Regie-Debüt aus Norwegen von Lilja Ingolfsdottir.

"Lovable", Drama. Norwegen 2024, 1012 Minuten, ab 10. Oktober im Kino

Muss sich neu erfinden: Maria (Helga Guren) in "Loveable"
Muss sich neu erfinden: Maria (Helga Guren) in "Loveable"
Polyfilm

"Girls & Gods"
Die ukrainische ehemalige FEMEN-Aktivistin Inna Shevchenko will ergründen, ob monotheistische Religion und weibliche Emanzipation vereinbar sind. Auf ihrer Reise trifft sie Priesterinnen, Imaminnen, Rabbinerinnen, Theologinnen und andere Aktivistinnen zu offenen Gesprächen und Diskussionen. Gemeinsam setzen sie sich mit der Kluft zwischen Frauenrechten und religiösen Traditionen auseinander und gehen der Frage nach, ob Feminismus den Glauben revolutionieren kann, statt ihn abzulehnen. Von Arash T. Riahi und Verena Soltiz.

"Girls & Gods", Dokumentation. Österreich 2025, 103 Minuten, ab 10. Oktober im Kino

Passen Emanzipation und Religion zusammen? Das ist das Thema in "Girls & Gods"
Passen Emanzipation und Religion zusammen? Das ist das Thema in "Girls & Gods"
Golden Girls Film

"Gabby's Dollhouse: Der Film"
Gabby und ihre liebenswerten Katzenfreunde Pandy Paws und Co. brechen mit Oma Gigi zu einem aufregenden Roadtrip nach Cat Francisco auf, doch der Spaß nimmt eine unerwartete Wendung, als ihr geliebtes Puppenhaus in die Hände einer exzentrischen Katzenliebhaberin gerät. Gemeinsam müssen sie es retten und meistern dabei eine Welt voller Magie und unerwarteter Abenteuer.

"Gabby's Dollhouse: Der Film", Animationsabenteuer. USA 2025, 98 Minuten, ab 9. Oktober im Kino

Auf nach Cat Francisco! "Gabby’s Dollhouse: Der FIlm" von Dreamworks Animation
Auf nach Cat Francisco! "Gabby’s Dollhouse: Der FIlm" von Dreamworks Animation
DreamWorks Animation

"Zweigstelle"
Die junge Resi und ihre drei Freunde kommen auf dem Weg in die Alpen bei einen Autounfall ums Leben. Danach finden sie sich in einer bürokratischen "Zweigstelle" im tiefsten Bayern wieder, die über ihren Verbleib im Jenseits – also in Himmel oder Hölle – entscheiden soll. Absurde After-Life-Farce mit bayrischem Charme.

"Zweigstelle", Schwarze Komödie. Deutschland 2025, 98 Minuten, ab 10. Oktober im Kino

Blöd gelaufen: "Zweigstelle" gefällt mit bayrischem Charme
Blöd gelaufen: "Zweigstelle" gefällt mit bayrischem Charme
Panda Film Verleih
Christian Klosz
Akt. 08.10.2025 22:57 Uhr