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Diese Woche sind wir im Kino von allen guten Geistern verlassen

Die erfolgreiche und über weite Strecken wirklich schauerliche Conjuring"-Reihe über ein Geisterjäger-Paar im Amerika der 1980er-Jahre biegt auf die Zielgerade. Außerdem: Ein Aussteiger-Film über einen Selfmade-Schäfer und ein eindringliches Südtirol-Drama.

Bekommt es diesmal mit einem besonders schauerlichen Dämon zu tun: Geisterjägerin Lorraine Warren (Vera Farmiga) in "Conjuring 4: Das letzte Kapitel"
Bekommt es diesmal mit einem besonders schauerlichen Dämon zu tun: Geisterjägerin Lorraine Warren (Vera Farmiga) in "Conjuring 4: Das letzte Kapitel"Warner Bros.
Christian Klosz
Akt. 04.09.2025 00:05 Uhr

Es gibt Geisterjäger und Geisterjäger. Die einen jagen grüne Schleimmonster in New Yorker Bibliotheken, untote Despoten aus dem alten Europa und glauben eigentlich selbst nicht so recht an das, was sie da so treiben. Aber hey, Hauptsache es bezahlt die Miete.

Die anderen Geisterjäger glauben sehr wohl an das, was sie bekämpfen. Und sie haben es mit ein paar wirklich schauerlichen Kreaturen zu tun. Wie das US-Ehepaar Ed und Lorraine Warren, das sich ab den 1970er-Jahren zu Amerikas bekanntesten Geisterjägern hocharbeitete. Ihre Geschichte wird seit mittlerweile zwölf Jahren in der Horror-Filmreihe "Conjuring" sowie in mehreren Prequels, Sequels und Spin-Offs ausführlich auf der Kinoleinwand ausgebreitet.

Diese Woche startet in den heimischen Kinos "Conjuring 4: Das letzte Kapitel", über einen der hartnäckigsten Dämonen, mit dem es die Warrens je aufgenommen haben – sagten sie zumindest. Was vom Abschluss der mega-erfolgreichen Reihe zu halten ist und warum es nicht die schlechteste Idee ist, die Kino-Warrens in Geisterjäger-Pension zu schicken, lesen Sie gleich hier.

Diese Woche außerdem neu im Kino sind gleich zwei sehenswerte Dramen: "Schäfer" über einen kanadischen Aussteiger in den französischen Alpen. Und "Zweitland", eine Co-Produktion mit österreichischer Beteiligung, über den Südtirol-Konflikt in den 1960er-Jahren. Beides keine Zwischendurch-Filme, aber beide gleichermaßen sehenswert. Eine schöne Kino-Woche und gute Unterhaltung!

"Das Geschirr ist abgewaschen. Was ist hier los?" – Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga) in Teil 4 der "Conjuring"-Reihe
"Das Geschirr ist abgewaschen. Was ist hier los?" – Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga) in Teil 4 der "Conjuring"-Reihe
Warner Bros.

"Conjouring 4: Das letzte Kapitel"

Worum es geht Die Smurl-Familie wird in den 1980er-Jahren in West Pittston, Pennsylvania, von einem Dämon heimgesucht: Als Jack und Janet mit ihren sechs Kindern in ein neues Haus ziehen, häufen sich bald unerklärliche Phänomene, laute Schreie, üble Gerüche. Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga) werden zu Hilfe gerufen, um die dämonische Präsenz zu bekämpfen, immerhin gelten sie inzwischen als Legenden auf dem Gebiet und können genügend Erfahrung vorweisen.

Die Warrens erkennen schnell, dass sie es hier mit einer besonders bösartigen Präsenz zu tun haben, die sie noch dazu von früher kennen. Der Dämon greift nicht nur die Smurls an, sondern zieht auch ihre Tochter Judy und ihren Freund Tony in den Strudel des Grauens hinein. Der Kampf der Warrens gegen den Dämon und für die Rettung der Smurl-Familie wird so auch für sie zur existenziellen Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Vergangenheit.

Lohnt sich das? "Conjuring 4" soll der letzte Teil der Originalfilmreihe sein, die sich inzwischen zu einem ganzen Film-Universum ausgewachsen hat. Am Regiestuhl nimmt erneut Michael Chaves Platz, der bereits den 3. Teil inszeniert hatte, Erfinder James Wan ist als Produzent mit an Bord.

Das Drehbuch basiert auch diesmal auf einem realen Fall: Als "Smurl Haunting" machte die Geschichte in den 1970er-  und 80er-Jahren Schlagzeilen, erst recht, als 1986 die "Dämonologen" Ed und Lorraine Warren eingeschaltet wurden. Die bekommen es diesmal mit einem Dämon zu tun, zu dem sie noch dazu eine sehr persönliche Verbindung haben.

Die achtköpfige Familie Smurl wird heimgesucht: Die Geschichte basiert wieder auf einem realen Fall aus den 1980er-Jahren
Die achtköpfige Familie Smurl wird heimgesucht: Die Geschichte basiert wieder auf einem realen Fall aus den 1980er-Jahren
Warner Bros.

"Conjuring 4" bringt das Franchise zu einem soliden Abschluss. Die Geschichte der Warrens ist inzwischen längst auserzählt und auch der 4. Film bietet – wenig überraschend – kaum mehr Neues. Es gibt gruselige Suspense-Sequenzen, schaurige Schock-Momente und übernatürlichen Horror, vom zurückgenommenen Retro-Minimalismus von Teil 1 hat sich das Franchise inzwischen auch weit entfernt. Und Michael Chaves, dessen "Conjuring 3" bereits eher durchschnittliche Massenware war, ist eben auch kein James Wan. Fans der Reihe werden mit diesem "letzten Kapitel" wohl zufrieden sein, aber insgesamt ist es gut, dass das "Conjuring"-Franchise damit endet.

"Conjouring 4: Das letzte Kapitel", Horror. USA 2025, 135 Minuten, ab 5. September im Kino

Der Werbetexter Mathyas (Félix-Antoine Duval) und die Beamte Elise (Solène Rigot) werfen alles hin und entschließen sich zu einem Leben in der Natur: "Schäfer"
Der Werbetexter Mathyas (Félix-Antoine Duval) und die Beamte Elise (Solène Rigot) werfen alles hin und entschließen sich zu einem Leben in der Natur: "Schäfer"
Polyfilm

"Schäfer"

Worum es geht Der kanadische Werbetexter Mathyas (Félix-Antoine Duval) verlässt desillusioniert seinen Job und gleich auch seine Heimat Montreal: In der französischen Provence will er sich zum Schäfer ausbilden lassen, "nahe an der Natur" sein, einer "einfachen Tätigkeit" nachgehen und seine Erfahrungen dabei literarisch festhalten.

Doch aller Anfang ist schwer: Das lokale Arbeitsservice hat keine freien Stellen, außerdem müsste sich Mathyas erst eine Aufenthaltsgenehmigung organisieren, die kann er aber nur von Kanada aus beantragen. Die Beraterin Elise (Solène Rigot) empfiehlt ihm unverhohlen, sich den lokalen Schafzüchtern als Schwarzarbeiter anzubieten, als Dank hinterlässt er ihr seine Nummer.

Die beiden sehen sich wieder, als Mathyas gerade seinen ersten Schäferjob kündigt: Er konnte Erfahrungen sammeln, doch die erratischen Ausbrüche seines Alkoholiker-Chefs gehen ihm dann doch zu weit. In dem Moment taucht Elise auf, die inzwischen ihren Beamten-Job auch gekündigt hat. Gemeinsam finden sie eine Schafzucht, die gezielt nach einem "Schäferpaar" sucht, und entscheiden sich für dieses gemeinsame Abenteuer.

Lohnt sich das? "Schäfer" mag man auf den ersten Blick für eine kitschig-romantische Aussteigergeschichte halten: Gebildeter junger Mann hat genug vom stressigen Großstadtleben, bricht aus, glaubt, dass am Rande Zivilisation, in der Natur, alles anders und besser ist. Doch der Film (und sein Protagonist) ist sich diesen Implikationen und dramaturgischen Gefahren bewusst und umschifft sie geschickt.

Einfach weg: die kanadisch-französische Indie-Filmperle ist Eskapismus der schönsten Art
Einfach weg: die kanadisch-französische Indie-Filmperle ist Eskapismus der schönsten Art
Polyfilm

Ja, "Schäfer" ist eine Geschichte vom Loslassen, Weggehen, Neustarten, der Film romantisiert das "einfache Leben" unter Schafen aber nicht. Alte Probleme werden durch neue ersetzt und Mathyas muss sich in diesem Leben erst zurechtfinden.

Gerade dieser reflektierte Realismus macht dieses kleine, kluge und überzeugend gespielte Drama aber so sehenswert. Es ist zudem aktuell, denn in einer verrückt gewordenen Welt träumt wohl jeder ab und zu vom "Ausbrechen" und Davonlaufen. "Schäfer" greift das auf und ist dadurch äußerst zugänglich, ohne je missionarisch zu wirken. Manchmal braucht man Eskapismus, selbst wenn nur fiktiv, und diese kanadische Indie-Filmperle macht es einem leicht, sich darauf einzulassen.

"Schäfer", Drama. Kanada/Frankreich 2025, 113 Minuten, ab 5. September im Kino

Die Südtiroler Brüder Paul (Thomas Prenn) und Anton (Laurence Rupp, r.) gehen unsicheren Zeiten entgegen: "Zweitland"
Die Südtiroler Brüder Paul (Thomas Prenn) und Anton (Laurence Rupp, r.) gehen unsicheren Zeiten entgegen: "Zweitland"
Starhaus Filmproduktion

"Zweitland"

Worum es geht 1961, Südtirol: Trotz Reformen bleibt die deutschsprachige Bevölkerung in der Gegend benachteiligt, nicht wenige wünschen sich die Unabhängigkeit von Italien oder den "Wiederanschluss" an Österreich.

Die beiden Brüder Paul (Thomas Prenn) und Anton (Laurence Rupp), die einen kleinen Bauernhof von ihren Eltern geerbt haben, gehen unterschiedlich mit der Situation um: Der jüngere, künstlerisch talentierte Paul will nach München gehen und Kunst studieren, der Situation entfliehen. Der ältere Anton hingegen will für die Unabhängigkeit und die Rechte der Südtiroler kämpfen und schließt sich einer gewaltbereiten Separatisengruppe an.

Immer wieder gibt es Anschläge auf italienische Behörden in der Gegend, bei einem davon kommt ein junger Mann zu Tode, Anton war daran beteiligt. Die Polizei sucht nach ihm, in letzter Sekunde setzt er sich zu Fuß nach Nordtirol ab, wo er bei Freunden unterkommt. Paul bleibt indes zurück und kümmert sich mit Antons Frau Anna (Aenne Schwarz) um ihren Sohn und den Hof.

Als die Anschläge mehr werden, greifen die Behörden immer härter durch und schrecken selbst vor Foltermethoden nicht zurück, auch Paul wird vorübergehend festgenommen. Er soll ihnen den Aufenthaltsort seines Bruders verraten. Er ist hin- und hergerissen und muss sich entscheiden, wo er in diesem Konflikt steht.

Lohnt sich das? Das historische Drama von Michael Kofler ist eine stilistisch anspruchsvolle und inhaltlich komplexe Auseinandersetzung mit zeitlosen Fragen: Unabhängigkeit, Freiheit, Gerechtigkeit – und wie weit darf, soll ein Individuum, eine Gemeinschaft gehen, um für ihre Rechte zu kämpfen? Es geht um Moral, darum, das Richtige zu tun, in einer verzwickten Situation, in der es keine einfachen Antworten gibt.

In den 1960er-Jahren stehen die Zeichen südlich des Brenner auf Sturm
In den 1960er-Jahren stehen die Zeichen südlich des Brenner auf Sturm
Starhaus Filmproduktion

Thomas Prenn spielt den in dieser Ausgangslage Gefangenen überzeugend: Er stellt sich an sich gegen Gewalt und will mit den Tiroler Nationalisten, denen sich sein Bruder anschließt, nichts zu tun haben. Zugleich erkennt auch er, dass seine Bevölkerungsgruppe von Repressalien betroffen ist, nicht zuletzt, als er aus nächster Nähe mitbekommt, wie die italienischen Behörden seinen besten Freund foltern und blutig schlagen.

Als "Stimme der Vernunft" überzeugt Aenne Schwarz als Anna: Sie träumt von friedlicher Ko-Existenz italienischsprachiger und deutschsprachiger Südtiroler, konsequent bleibt sie bei ihren Idealen, selbst wenn das heißt, ihren Mann zurückzulassen. "Zweitland" verzichtet auf Schwarz-Weiß-Malerei und bringt Empathie für all seine Figuren mit. Ein gelungenes Regiedebüt.

"Zweitland", Drama. Deutschland / Italien 7 Österreich 2025, 112 Minuten, ab 4. September im Kino

Stimme der Vernunft: Aenne Schwarz als Bauersfrau Anna
Stimme der Vernunft: Aenne Schwarz als Bauersfrau Anna
Starhaus Filmproduktion

Außerdem neu im Kino:

"22 Bahnen"
Die deutsche Literaturverfilmung auf Grundlage des Debütromans von Caroline Wahl erzählt die Geschichte der jungen Tilda (Luna Wedler), die ein streng strukturiertes Leben führt: Sie studiert Mathematik, arbeitet an der Supermarktkasse, kümmert sich um ihre kleine Schwester Ida, da ihre Mutter alkoholkrank ist. In ihrer Freizeit schwimmt sie stets 22 Bahnen im Schwimmbad, sonst bleibt für ihr eigenes Leben nicht viel Zeit. Eines Tages scheinen sich die Dinge zum Besseren zu wenden: Tilda bekommt eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt. Und Viktor (Jannis Niewöhner) taucht auf, der – genau wie sie – immer 22 Bahnen schwimmt.

"22 Bahnen", Drama. Deutschland 2025, 100 Minuten, ab 4. September im Kino

Kein leichtes Leben: Tilda (Luna Wedler) muss sich um ihre kleine Schwester Ida kümmern, ihr selbst bleibt nur das Schwimmen: "22 Bahnen"
Kein leichtes Leben: Tilda (Luna Wedler) muss sich um ihre kleine Schwester Ida kümmern, ihr selbst bleibt nur das Schwimmen: "22 Bahnen"
Constantin Film

"Tafiti - Ab durch die Wüste"
In der Savanne Afrikas lebt Tafiti, ein aufgewecktes Erdmännchen, mit seinem Großvater. Der warnt ihn immer wieder: Die Welt da draußen ist voller Gefahren – und Erdmännchen sollten besser unter sich bleiben. Doch der eigenwillige Tafiti hat seinen eigenen Kopf und im tollpatschigen Pinselohrschwein Pinsel findet er einen Gefährten. Als sein Opa von einer Giftschlange gebissen wird, beginnt für Tafiti das größte Abenteuer seines Lebens: Gemeinsam mit Pinsel macht er sich auf die Suche nach einer seltenen blauen Blume, die hinter der Wüste wächst, das einzige Heilmittel, das seinen Opa retten kann.

"Tafiti - Ab durch die Wüste", Animation, Kinderfilm. Deutschland 2025, 70 Minuten, ab 4. September im Kino

Auf der Suche nach einem Heilmittel für Opa: Tafiti und Pinsel in "Tafiti – Ab durch die Wüste"
Auf der Suche nach einem Heilmittel für Opa: Tafiti und Pinsel in "Tafiti – Ab durch die Wüste"
Trade Wind Pictures

"Narben eines Putsches"
Der Militärputsch vom 12. September 1980 beendete abrupt den Traum von Demokratie in der Türkei. Abidin, der Ehemann von Regisseurin Nathalie Borgers, war in den 1970er-Jahren ein türkischer Revolutionär und flüchtete damals nach Wien. Die Filmemacherin begibt sich auf eine persönliche Suche, um herauszufinden, was sich hinter den Narben auf dem Körper ihres Mannes verbirgt und wie dieses Ereignis die türkische Gesellschaft veränderte.

"Narben eines Putsches", Dokumentarfilm. Österreich / Belgien 2025, 102 Minuten, ab 5. September im Kino

"Narben eines Putsches" über den Staatsstreich des Militärs im September 1980 in der Türkei
"Narben eines Putsches" über den Staatsstreich des Militärs im September 1980 in der Türkei
Filmdelights
Christian Klosz
Akt. 04.09.2025 00:05 Uhr