In ihrem neuesten Leinwand-Abenteuer müssen die Schlümpfe Papa Schlumpf und das Universum retten, in China sucht eine Afrikanerin nach ihrer Zukunft und in England wandert ein Paar über tausend Kilometer zu sich selbst: das sind die Kino-Filme der Woche.
Die Karriere der kleinen blauen Gesellinnen und Gesellen ist schon erstaunlich. Erfunden bereits im Jahr 1958 vom belgischen Comic-Zeichner Peyo (der Künstlername von Pierre Culliford (1928-1992) als Nebenfiguren in einer Ritter-Serie, mauserten sich die Schlümpfe über die Jahrzehnte zum wichtigsten – und international erfolgreichsten – Comic-Export des kleinen, aber Comic-verrückten Landes.
Heute sind die Schlümpfe, nach Asterix, der wirtschaftlich wichtigste Beitrag Europas zur internationalen Comic-Welt. Allerdings weniger wegen ihrer gedruckten Abenteuer, sondern vor allem als Protagonisten auf der großen Leinwand. Vier Kinofilme und zwei TV-Serien sind seit den 1970er-Jahren mit den Schlümpfen entstanden. Und dass Schlumpfine und Co. beim Publikum immer noch "ziehen", beweist die Tatsache, dass das Hollywoodstudio Paramount die Recht für gleich mehrere neue Schlumpf-Filme erworben hat.
Der erste davon startet nun in den heimischen Kinos. "Die Schlümpfe – Der große Kinofilm", so der etwas sperrige Titel, präsentiert sich als Animationsstreifen mit Musical-Einlagen und einer starken weiblichen "Hauptdarstellerin", die ihre männlichen Kollegen allesamt in den Schatten stellt. Was vom neuen Schlumpf-Abenteuer zu halten ist, lesen Sie hier.
Außerdem neu in dieser Kino-Woche: Eine berührende afrikanisch-chinesische Lovestory, ein Ehepaar auf der Suche nach sich selbst, ein Horrorfilm-Remake aus den 1990ern und ein melancholisch-witziges Roadmovie aus Bayern. Viel Spaß beim Schauen!
Worum es geht In Schlumpfhausen herrscht helle Aufregung: Das ruhige, geordnete Leben der blauen Männchen (und Weibchen) hat ein Ende, als Papa Schlumpf von einem galaktischen Wirbel im Himmel hinweggefegt wird und verschwindet. Hinter all dem scheint das Geheimnis um ein Zauberbuch zu stecken – und Razamel, der gemeine Bruder von Gargamel.
Zugleich steckt "No-Name-Schlumpf" in einer Identitätskrise: All seine Genossen habe eine unverkennbares Charaktermerkmal, doch er weiß nicht so recht, was er aus sich und seinem Leben machen soll.
Um Papa Schlumpf zu retten, machen sich die Schlümpfe unter der Führung von Schlumpfine (im Original von Rihanna gesprochen) schließlich auf eine gefährliche Reise: Sie landen durch ein Wurmloch in der "echten Welt". Erst stranden sie in Paris, wo sie auf eine Gruppe von "Überwachungsschlümpfen" treffen. Auch Ken, der lange verschollenen Bruder von Papa Schlumpf, schließt sich ihnen an. Mit vereinten Kräften und unter Mithilfe der Fabelwesen "Snooterpoots" gelingt es ihnen schließlich, Papa Schlumpf ausfindig zu machen, dem bösen Razamel gegenüberzutreten und am Ende sogar neben Papa Schlumpf das ganze Universum zu retten.
Lohnt sich das? Hinter "Die Schlümpfe" steckt Regisseur Chris Miller, der mit den "Der gestiefelte Kater"-Filmen bereits einige Animationfilm-Erfahrung vorweisen kann. Und auch sein neuer Film punktet vor allem durch den Humor und die temporeiche Geschichte, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen ansprechen dürfte. Die Gesangseinlagen – immerhin ist "Die Schlümpfe" ein halbes Musical – sind Geschmacksache, nehmen aber auch nicht allzu viel Raum ein.
Besonders witzig sind die Originalstimmen: Neben Rihanna als Schlumpfine, überzeugen John Goodman (Papa Schlumpf), Nick Offerman (Papa Schlumpfs Bruder Ken) und James Corden (No Name). In der deutschen Synchronversion dürfen unter anderem Uwe Ochsenknecht und Rick Kavanian ran.
Die humorvolle Geschichte lässt einen auch über die sehr sichtbaren Schwächen in der Animationstechnik hinwegsehen, die nicht auf dem neuesten Stand ist. Von einem Film dieser Größe ist man eigentlich Besseres gewöhnt. Alles in allem ist "Die Schlümpfe" aber trotzdem ein Familienfilm der besseren Sorte.
"Die Schlümpfe – Der große Kinofilm", Animation, Musical. USA 2025, 92 Minuten, ab 17. Juli im Kino
Worum es geht Aya (Nina Melo) soll in ihrer Heimat, der Elfenbeinküste, ihren Verlobten heiraten, eine große Feier ist geplant. Doch der betrügt sie am Vortag der Hochzeit – und sie lässt ihn zum Entsetzen der versammelten Verwandtschaft am Traualtar sitzen. Sie flüchtet in die chinesische Stadt Ghouanghzou, in der es auch eine größere afrikanische Diaspora-Community gibt, und lässt sich dort nieder. Arbeit findet sie in einem exquisiten Teegeschäft, das von Cai (Chang Han) geführt wird.
Zwischen dem etwa 15 Jahre älteren Cai und Aya entspinnt sich eine Romanze. Er führt sie bei ihren regelmäßigen Zusammenkünften während und nach der Arbeit in die Kunst des Teemachens und -trinkens ein, die beiden kommen sich näher und verlieben sich.
Doch Cais familiäre Situation ist kompliziert: Mit seiner Ex-Frau hat er einen inzwischen 20-jährigen Sohn, außerdem hat er eine uneheliche Tochter in Kap Verde, die er vor vielen Jahren dort mit einer Einheimischen gezeugt hat. Und die Eltern seiner Ex, mit denen immer noch eine enge Verbindung besteht, hegen rassistische Vorurteile gegen die in der Stadt wohnenden Afrikaner. Durch ein Bauprojekt soll "Chocolate City", wie die Gegend genannt wird, aufgelöst und die Bewohner vertrieben werden. Die Zukunft für das Liebespaar ist ungewiss.
Lohnt sich das? Regisseur Abderrahmane Sissako gilt als einer der wichtigsten Filmschaffenden Afrikas. In "Black Tea", im Berlinale-Wettbewerb 2024 gelaufen, befasst er sich mit dem Leben in einer globalisierten Welt und dem Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen, nimmt dabei aber die Situation von Einwanderern im Osten – also in Asien – und nicht, wie üblich, im Westen unter die Lupe.
Der Film ist spürbar getragen von Idealismus und Humanismus, der Vorstellung von einer Welt, in der alle Menschen gleich sind. Das schlägt sich teils auch in der Darstellung des Lebens in der chinesischen Kleinstadt nieder, in der Einheimische und afrikanische Einwanderer friedlich und friktionslos zusammenleben und koexistieren. Sissako lässt aber auch die Wirklichkeit des in China weit verbreiteten Rassismus nicht außer Acht, Cais Schwiegereltern repräsentieren ihn auf drastische Weise.
"Black Tea" will aber auch gar keine realitätsnahe Repräsentation gesellschaftlicher Konflikte sein, sondern vielmehr eine traumhafte, filmische Imagination und Reflexion über Liebe, die Kulturen transzendiert und Menschen verbindet. Das schlägt sich auch stilistisch nieder, immer wieder baut der Regisseur Sequenzen ein, die sich wohl nur im Kopf der Protagonisten abspielen.
"Black Tea" ist nicht frei von Schwächen, gerade manche Drehbuchentscheidungen sind nicht zwingend vorteilhaft. Die Darsteller hingegen, allen voran die Französin Nina Melo, aber auch ihr Counterpart Chang Han, überzeugen durch ihr zurückgenommenes Spiel. In seiner Gesamtheit ein absolut interessantes Werk, das durch seine Machart, seiner Darstellung von Kultur und seine originäre Perpektive auf das Leben in einer globalisierten Welt überzeugt.
"Black Tea", Liebesfilm, Drama. Frankreich / Luxemburg / Taiwan / Mauretanien 2024, 110 Minuten, ab 18. Juli im Kino
Worum es geht Moth und Raynor Winn (Jason Isaac, Gillian Anderson) haben alles verloren: Nach einem Rechtsstreit mit einem ehemaligen Freund über ein gescheitertes Business werden ihnen ihre Farm und ihr Vermögen weggenommen, sie sind quasi mittel- und obdachlos. Obendrauf wird bei Moth in der selben Woche auch noch eine seltene Parkinson-Form diagnostiziert, die behandelnde Ärztin lässt ihn wissen, dass sie nichts für ihn tun können, ihn höchstens palliativ begleiten.
Das vom Schicksal gebeutelte Ehepaar wagt einen radikalen Schritt, bricht seine Zelte in Staffordshire ab und baut sie entlang des South West Coast Path wieder auf, einem tausend Kilometer langen Wanderweg entlang der Küste Südenglands.
Unterwegs plagen sie Geldsorgen, sie haben teils nichts zu essen und die Menschen begegnen ihnen mit Ablehnung und Vorurteilen. Doch je länger der Marsch dauert, desto stärker wird ihr Zusammenhalt, sie entdecken ihre Liebe neu und schöpfen neuen Mut.
Lohnt sich das? Regisseurin Marianne Elliot bringt die Verfilmung des autobiografischen Buchs von Raynor Winn auf die Leinwand, in Großbritannien startete "Der Salzpfad" bereits Ende Mai – und wird seither von heftigen Kontroversen begleitet.
Der Observer deckte auf, dass zentrale Teile der Buchvorlage erfunden sein sollen. Offenbar war kein gescheitertes Geschäft oder ein Rechtsstreit der Grund für die Situation des Ehepaares. Vielmehr soll Raynor Winn Geld von ihrem Arbeitgeber gestohlen haben. Auch die Erkrankung ihres Mannes wurde angezweifelt. Als Konsequenz wurde die Veröffentlichung ihres neuen Buches abgeblasen. Unbestritten ist allerdings, dass die Wanderung der Autorin mit ihrem Ehemann tatsächlich stattgefunden hat.
Wer diese Nebengeräusche ausblenden und sich auf das existentialistische Drama im Kern der Geschichte einlassen kann, wird Freude an "Der Salzpfad" haben, auch wenn der Film starken Tobak präsentiert. Mit Gillian Anderson und Jason Isaac wurde ein talentiertes Darsteller-Duo gefunden, das die Geschichte auf seinen Schultern trägt. Auch die Naturaufnahmen sind schön anzusehen. Zugleich gibt es natürlich genug andere Selbstfindungs-Filme, die um die Prämisse "der Weg ist das Ziel" gebaut sind. Und viel Neues hat "Der Salzpfad" diesem Genre auch nicht hinzuzufügen.
"Der Salzpfad", Drama. Großbritannien 2024, 115 Minuten, ab 17. Juli im Kino
"Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast"
Als fünf Freunde versehentlich einen tödlichen Autounfall verursachen, vertuschen sie ihre Beteiligung und schließen einen Pakt, den Vorfall geheim zu halten. Doch ein Jahr später werden sie von ihrer Vergangenheit eingeholt … Es ist der selbe Plot des gleichnamigen Films aus 1997, der im Fahrwasser von "Scream" Erfolg hatte. Und der sich schon damals eher aus dem Teenie-Slasher-Hype speiste denn aus filmischer Qualität. Nun dürfen zwei Darsteller von damals, Freddie Prinze Jr. und Jennifer Love Hewitt, mithelfen, das sich wiederholende Grauen mit einer neuen Teenie-Gruppe abzuwenden. Test-Screenings in den USA verheißen leider nichts Gutes …
"Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast", Horror, Thriller. USA 2025, 111 Minuten, ab 18. Juli im Kino
"Karli & Marie"
Ein "Roadmovies auf Bayrisch" mit Sigi Zimmerschied und Luise Kinseher: Er ist ein grummeliger Bundeswehr-Veteran (sagt er, eigentlich ist er Automatenknacker), sie eine ehemalige Schönheitskönigin, die nach einem Scheidungskrieg ihren Platz in der Welt sucht. Das zufällige Aufeinandertreffen der beiden bei einem Autounfall ist der Beginn eines gemeinsamen Abenteuers, das sie nach Tirol und durch allerlei Abenteuer und Schwierigkeiten führt. Mit der Zeit stellen sie fest, dass sie mehr gemeinsam haben, als es auf den ersten Blick scheint. Für Fans von Boulevard-Komödien mit Regionalkolorit.
"Karli & Marie", Komödie, Roadmovie. Deutschland / Österreich 2025, 90 Minuten, ab 17. Juli im Kino
"Wilder Diamant"
Die 19-jährige Liane (Malou Khebizi) will um jeden Preis berühmt werden und träumt von einer großen Influencer-Karriere, Aussehen ist für sie alles. Als Sprungbrett will sie ein trashiges Reality-TV-Format nutzen, für das sie sich bewirbt. Doch der Weg zum Superstar ist steiniger als gedacht … Der Debütfilm der Französin Agathe Riedinger feierte seine Premiere 2024 im Wettbewerb von Cannes und ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem oberflächlichen Beauty-Hype unserer Gegenwart.
"Wilder Diamant", Drama. Frankreich 2024, 103 Minuten, ab 18. Juli im Kino
"Leonora im Morgenlicht"
In den 1930er-Jahren tritt die Britin Leonora Carrington (Olivia Vinall) der surrealistischen Bewegung bei, in Paris trifft sie auf Künstlergrößen wie Salvador Dalí und André Breton und beginnt eine stürmische Liebesaffäre mit Max Ernst. Im Zweiten Weltkrieg flieht sie nach Mexiko. Dort gilt Carrington bis heute als eine der populärsten Malerinnen überhaupt, in ihrer Heimat blieb ihre Kunst lange unbeachtet. Typisches Künstler-Biopic, von denen es zuletzt so einige gab.
"Leonora im Morgenlicht", Drama, Biopic. Deutschland / Großbritannien / Mexiko / Rumänien 2025, 90 Minuten, ab 17. Juli im Kino