In der Romantik-Komödie "Was ist Liebe wert – Materialists" sucht Dakota Johnson nach dem Richtigen. Bob Odenkirk geht als "Nobody" erneut auf Schlägertournee und in der Comic-Adaption "Afterburn" wurde Europa von der Sonne verbrutzelt. Die Kino-Starts der Woche.
Zugegeben, die Bandbreite an thematischen Variationen ist sehr begrenzt. Im Sub-Genre der Romantischen Komödie, unter Kennern kurz "RomCom" genannt, geht es immer darum, dass die richtigen Partner zueinander finden und glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage leben. Was sich ändert, sind die gesellschaftlichen Umstände und Moden, in denen dieses "Topf sucht Deckel"-Spiel stattfindet.
Insofern ist der kanadisch-südkoreanischen Filmemacherin Celine Song mit ihrem erst zweiten Film "Was ist Liebe wert – Materialists" eine bemerkenswert geglückte Mischung gelungen. Einerseits die sympathisch und einfühlsam in Szene gesetzte Suche der erfolgreichen Partnervermittlerin Lucy (Dakota Johnson) nach ihrem eigenen Glück.
Andererseits die ebenso exakte wie bedrückende Beobachtung, dass sich "Romantik" heute wieder – dank Algorithmen und Apps – in so engen gesellschaftlichen Grenzen abspielt wie zuletzt vor dem Ersten Weltkrieg. Als hätte die "Demokratisierung der Liebe", die Grenzen wie Klassen überspringt und auch für das Kino eine bedeutende Triebfeder für Filme dargestellt hat, nie stattgefunden.
So oder so ist der erst 36-jährigen Celine Song einer der angenehmsten Filme des bisherigen Jahres gelungen. "Was ist Liebe wert – Materialists" ist der Newsflix-Film dieser – bemerkenswert "dünnen" – Kino-Woche. Haben Sie eine gute Zeit!
Worum es geht Lucy (Dakota Johnson) arbeitet in New York als Partnervermittlerin. In ihrem Job versucht sie, Beziehungs-Suchende an den Mann bzw. an die Frau zu bringen, anhand mathematisch exakt berechneter Metriken und "Check-Boxes": Es geht um Einkommen, sozialen Background, Aussehen, Alter - sprich durchwegs oberflächliche Eigenschaften, die darüber entscheiden sollen, wie gut möglicher Partner "matchen". Das endet idealerweise in quasi-arrangierten Ehen, doch Liebe ist selten das Ergebnis.
Als eine Klientin von Lucy von ihrem Date vergewaltigt wird, fängt sie an, ihren Job und die "Werte", die er vermittelt – Menschen sind mehr oder weniger "wertvoll" – zu hinterfragen. Gleichzeitig beginnt sie, den gutaussehenden Millionär Harry (Pedro Pascal) zu daten, der rein oberflächlich ihr perfekter "Match" ist. Die beiden gehen einige Male miteinander aus, kommen sich näher, planen einen gemeinsamen Urlaub. Doch was fehlt, ist Liebe.
Die gab es einmal zwischen Lucy und ihrem Ex John (Chris Evans), einem erfolglosen Schauspieler, der sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt. Weshalb die Beziehung zwischen den beiden endete – Lucy wollte "mehr" und verließ ihn, weil er eben kein Geld hatte. Nun laufen die beiden einander zufällig erneut über den Weg und knüpfen dort an, wo ihre Liebe einst endete …
Lohnt sich das? Der kanadisch-südkoreanischen Autorin-Regisseurin Celine Song gelang mit ihrem Debüt "Past Lives" 2023 fraglos einer der besten Filme des Jahres, der sie als als eine der interessantesten Regisseurinnen der Gegenwart vorstellte. "Was ist Liebe wert – Materialists" setzt dort an und präsentiert erneut Songs Vision von "Liebe in der Postmoderne", die das Thema realistisch, klug, trotzdem zugänglich, nie kitschig, aber doch romantisch reflektiert.
Der Beginn ihres neues Films, die banale Oberflächlichkeit, mit der ihre meist reichen Klientinnen und Klienten auf das Thema Beziehung blicken, ist geradezu abstoßend: Menschen, mögliche Partner und Partnerinnen, werden nicht als Personen betrachtet, sondern als Ware mit bestimmtem Wert. Beim Suchen und Finden geht es um einen Tausch, nicht um emotionale Verbindungen. Die Darstellung ist vielleicht etwas überzeichnet, aber fängt die Realität der postmodernen Dating-Welt mit ihren Apps durchaus treffend-kritisch ein.
Dass die Protagonistin Lucy, die von der ehemaligen, vergewaltigten Klientin als "Pimp (Zuhälter) bezeichnet wird, so ihr Geld verdient, macht sie anfangs nicht sonderlich sympathisch. Doch sie darf wachsen, lernen, sich selbst und ihre Entscheidungen hinterfragen.
Der große Verdienst von Songs Film, der im Original schlicht und passend "Materialists" heißt, ist, dass er die Wandlung Lucys nicht konstruiert wirken lässt – sie ist auch nach dem Wiedertreffen mit ihrem Ex immer noch die selbe. Und doch hat sie den Mut, über ihren Schatten zu springen, sich auf etwas "Echtes" einzulassen, das nicht mathematisch berechnet wurde, sondern einfach passiert.
Das Ende ist dann auch nicht Hollywood-mäßig übertrieben zuckersüß, sondern minimalistisch in seiner Dramaturgie und Inszenierung, und vielleicht gerade deshalb umso besser. Auch wenn "Was ist Liebe wert" nicht ganz an Songs Debüt "Past Lives" herankommt, ist auch ihr Nachfolger ein sehenswerter Film, der das Genre "Rom-Com" auf geschickte Weise einem zeitgemäßen Update unterzieht.
"Was ist Liebe wert - Materialists", Romanze, Drama. USA 2025, 117 Minuten, ab 22. August im Kino
Worum es geht Hutch Mansell (Bob Odenkirk) hat genug von seinem Job als Auftragskiller für einen russischen Drogendealer, von endlosen "Geheimprojekten", die er vor seiner Familie verbergen muss – umso mehr, da die Ehe mit seiner Frau Becca (Connie Nielsen) und die Beziehung zu seinen beiden Kindern zunehmend darunter leiden.
Als Hutch wieder einmal mit Schrammen nach Hause kommt, fasst er einen Entschluss: Zeit für Urlaub, am besten in Plummerville, einem Resort, in dem er die glücklichsten Tage seiner Kindheit verbrachte, weshalb auch Papa David (Christopher Lloyd), mit darf.
Was Hutch nicht wusste: Plummerville liegt direkt auf einer bekannten und beliebten Bootlegging-Route, auf der illegal Alkohol gehandelt wird und wo korrupte Polizisten in schmutzige Geschäfte verwickelt sind, die von der Schmuggel-Baronin Lendina (Sharon Stone) orchestriert werden. Es dauert nicht lange, bis "Nobody" Mansell in eine erste Schlägerei verwickelt wird, schon bald steckt er knöcheltief in einer Art Bandenkrieg und mit dem Urlaubsfrieden ist es gänzlich vorbei.
Lohnt sich das? Mit "Nobody" gelang den Machern von "John Wick" 2021 ein echter Überraschungserfolg, der einen kleinen Hype unter Actionfans auslöste, der auch völlig verdient war: Bob Odenkirk als durchschnittlicher "Nobody", als einfacher Familienmann, der von seiner dunklen Vergangenheit eingeholt wird und eine brutale Seite hat - das funktionierte prächtig, auch wegen den flott inszenierten Kampfszenen, dem ironischen Humor – und weil sich Odenkirk als Idealbesetzung herausstellte.
"Nobody 2" versucht nun einzig, die Formel zu wiederholen. Dementsprechend unkreativ fällt das Drehbuch aus, das einzig den Zweck erfüllt, die en masse vorhandenen Actionszenen zu umrahmen. Leider leidet darunter auch der mit nicht einmal 90 Minuten seltsam kurze Streifen als Ganzes, der nie über den Status einer mittelmäßigen Kopie hinauskommt. Das Gimmick "gewalttätiger Familienvater" funktionierte einmal, beim zweiten Mal hätte man sich doch etwas mehr einfallen lassen müssen.
Auch Bob Odenkirk wirkt den ganzen Film hindurch eher gelangweilt (und ziemlich fertig), außerdem ist der Auftritt von Sharon Stone als Kartellchefin ein ziemlicher Reinfall. Interessant wäre die Figur von Hutchs Vater David und den großartigen Christopher Lloyd, selbst ein ehemaliger FBI-Agent. Aber dessen Präsenz beschränkt sich auf wenige Minuten und ein paar One-Liner.
So verschenkt "Nobody 2" sein zweifelsohne vorhandenes Potenzial weitgehend. Der Film wirkt über weite Strecken wie eine faule Pflichtübung, die man halt drehte, weil das Ganze einmal geklappt hat. Für Fans von Teil 1, die sich mit ein paar Gewaltorgien zufrieden geben, kann das durchaus passen. Doch selbst die Action war in "Nobody" um Längen besser gemacht als in Teil 2.
"Nobody 2", Action-Komödie. USA 2025, 89 Minuten, ab 21. August im Kino
Worum es geht Eine verheerende Sonneneruption hat die Erde weitgehend zerstört. Besonders Europa traf es hart, wo zahlreiche wertvolle Artefakte verschollen bleiben. Im Auftrag des mächtigen King August (Samuel L. Jackson) sucht der wortkarge Ex-Soldat Jake (Dave Bautista) nach verschollenen Schätzen und "künstlerischen Meisterleistungen", die einen "Neuanfang" ermöglichen sollen.
Für seinen neuesten Auftrag tut er sich mit der Freiheitskämpferin Drea (Olga Kurylenko) zusammen – die beiden wollen die Mona Lisa ausfindig machen. Diese soll sich in einem geheimen Tresor irgendwo in Frankreich befinden, in dem post-apokalyptische Kriegszustände herrschen und das von einem brutalen Warlord (Kristofer Hivju) kontrolliert wird. Doch Drea und Jake sind nicht die einzigen, die auf der Suche nach dem berühmten Gemälde sind …
Lohnt sich das? Seit 2008 wird an der Film-Adaption des gleichnamigen Comics gearbeitet, für die damals Tobey Maguire die Filmreche erworben hatte. Seither wurden Antoine Fuqua und Tommy Wirkola mit dem Projekt in Verbindung gebracht, als Darsteller war erst Gerald Butler eingeplant, bis 2024 bestätigt wurde, dass Ex-Wrestler Dave Bautista die Hauptrolle übernehmen würde.
Von "Afterburn" sollte man sich nicht zu viel erwarten. Der Trailer, erste Bilder und Kritiken aus den USA versprechen ein Action-lastiges B-Movie ohne inhaltliche Tiefe, das für Freunde solcher Filme vielleicht seinen Reiz haben könnte, insgesamt aber wenig zu bieten hat. Es wird vermutlich schon einen Grund haben, warum das Werk 17 Jahre in der "Produktionshölle" feststeckte.
"Afterburn", Science-Fiction, Action. USA 2025, 100 Minuten, ab 21. August im Kino
"Lilly und die Kängurus"
Chris Masterman (Ryan Corr), ein TV-Wettermoderator, der seine besten Tage schon hinter sich hat, wird für einen Bericht in den australischen Outback geschickt, wo er aus Versehen ein Känguru-Junges anfährt. Auf der Suche nach Hilfe trifft er auf die elfjährige Lilly (Lily Whitely), die sich sofort um das verwaiste Tier kümmert. Die beiden entwickeln eine Freundschaft und machen sich auf, um weitere Kängurus zu retten.
"Lilly und die Kängurus", Kinder- und Familienfilm. Australien 2025, 95 Minuten, ab 21. August im Kino